Auszug - Entwicklung des Hotel- und Gaststättengewerbes in Berlin insbesondere im Bezirk Mitte Referent: Thomas Lengfelder Hauptgeschäftsführer DEHOGA Berlin, Herr Kieker / Herr Dr. Buri Berlin Partner - angefragt Frau Heimeier IHK Branchenkoordinatorin Tourismus und Gastgewerbe - angefragt Herr Buchholz Medienbeauftragter Berlin Tourismus Marketing GmbH - angefragt  

 
 
23. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit
TOP: Ö 1.1
Gremium: Wirtschaft und Arbeit Beschlussart: erledigt
Datum: Mo, 23.02.2009 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 19:35 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll
Beschluss

Herr Lengfelder (DEHOGA Berlin) verteilt vorab eine Infobroschüre an die Ausschussmitglieder, welche u

Herr Lengfelder (DEHOGA Berlin) verteilt vorab eine Infobroschüre an die Ausschussmitglieder, welche u.a. die Belegung der Hotels (Zeitraum 2007-2008) darstellt. Er teilt dazu mit, dass man mit der Belegung für 2008 sehr zufrieden sein kann, es besteht ein Belegungszuwachs von knapp 3%.

Zum Jahr 2009 führt Herr Lengfelder aus, dass die Stadt im Januar und Anfang Februar sehr gut belegt war, besonders in den 2-4 Sterne-Hotels, welche im touristischen Bereich agieren. Anders ist es in den Häusern, welche sich auf Tagungen, Kongresse, Seminare usw. spezialisiert haben, dort ist ein Rücklauf zu verzeichnen, viele Kongresse, Seminare und Schulungen finden mit weniger Personen, für einen kürzeren Zeitraum oder gar nicht statt. Ferner wird diesbezüglich zu kurzfristig gebucht. Dies stellt ein Problem dar, da gerade die Tagungshotels darauf angewiesen sind, frühzeitig planen zu können.

Man hofft, durch die zur Zeit bestehende Krise keine Verluste zu erleiden, da Berlin im Jahr 2009 einige Attraktionen zu bieten hat (z.B. 20 Jahre Mauerfall, Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2009 usw.).

Herr Kieker (BTM) führt ergänzend aus, dass die Zimmerzahl vom Februar bis Dezember 2008 auf knapp 100.000 gestiegen ist. Dieser Zuwachs charakterisiert zum einen die Zugkraft Berlins, zum anderen birgt dies aber auch Gefahren, da niemand im Moment voraussagen kann, wie sich die Wirtschaft weiter entwickeln wird.

 

Herr Gothe erläutert neue Hotelprojekte in Mitte anhand einer Karte.

 

Frau Matischok-Yesilcimen fragt dazu nach, ob bei der Bauantragsstellung Angaben zu künftigen Arbeits- bzw. Ausbildungsplätzen gemacht werden.

Herr Gothe antwortet, dass diese Angaben nicht Bestandteil eines Bauantrags sind. Man kann aber bei jedem Projekt nachfragen.

 

Herr Kieker ist der Ansicht, dass ein Stillstand des Marktes, auch vor dem Hintergrund der sich anbahnenden Krise, sinnvoll wäre. Er legt dar, dass für die nächsten drei bis vier Jahre 7.130 Betten fest geplant sind. Bisher sprach es für die Attraktivität Berlins, dass trotz des rasanten Wachstums die Auslastungszahl ungefähr gehalten werden konnte. Herr Kieker spricht jedoch seine Bedenken aus und teilt mit, dass es für die Nachhaltigkeit des Hotels- und Gastronomiewesens sinnvoll wäre, die Preise zu halten, bzw. nach der Krise etwas anzuheben.

 

Herr Zeller führt aus, dass durch das ansteigende Hotel-, Tourismus-, Gaststätten- und Dienstleistungsgewerbe viele Arbeitsplätze geschaffen wurden, welche der Stadt insgesamt zugute kamen. Er ist aber der Auffassung, dass bereits eine Übersättigung besteht, da die Übersteigerungsraten nicht weiter entwickelt werden können.

 

Herr Lehmann weist auf eine künftige Qualitätssteigerung der Hotels hin und fragt diesbezüglich nach einer Zusammenarbeit mit Brandenburg (beispielsweise durch Angebote von Ausflügen etc.).

Herr Kieker antwortet, dass die zukünftigen Touristen in erster Linie aus Deutschland und dem naheliegenden Ausland kommen werden. Tendenziell wird ein Sommerurlaub angestrebt. Da Berlin nicht gerade ein günstiges Reiseziel für den Sommerurlaub darstellt, ist man versucht, eine nähere Zusammenarbeit mit Brandenburg anzustreben.

 

Auf eine Nachfrage von Herrn Gothe legt Herr Kieker dar, dass ein enger Zusammenhang zwischen den Billigflugangeboten und dem Anstieg des Hotelgewerbes besteht. Er teilt mit, dass Berlin eine gut erreichbare Stadt ist. Diesbezüglich sollte darauf geachtet werden, dass dieses wichtige Geschäftssegment mit Hilfe des bbi (Airport Berlin Brandenburg International) nicht verloren geht.

 

Herr Buchholz teilt mit, dass es sehr wichtig ist, gute Veranstaltungen nach Berlin zu holen. Er appelliert an den Ausschuss, dies in den Verwaltungsstrukturen im Auge zu behalten und zu versuchen, die Stadt attraktiver zu gestalten, damit Berlin weiterhin gut frequentiert wird.

 

Herr Koch bezieht sich auf das Thema Ferienwohnungen und legt dar, dass diese aus bezirklicher Sicht Wohnnutzungen verdrängen.

Herr Lengfelder legt dazu dar, dass viele freistehende Wohnungen als Ferienwohnungen vermietet werden. Es gibt mittlerweile Eigentümer, welche über 200 Wohnungen besitzen und diese über das Internet professionell als Ferienwohnungen vermarkten. Die Bezirke haben versucht dagegen zu klagen, da dadurch viele Missstände (z.B. Hygiene- und Sicherheitsstandards) entstehen. Diese Klagen waren leider erfolglos.

Herr Pawlowski führt dazu aus, dass durch dieses Problem nicht nur Gefahren entstehen, sondern auch die gesamte soziale Struktur gesprengt wird. Auch ein Großteil von Wohnungen in Hochhäusern im Hansaviertel werden als Ferienwohnungen genutzt, das schreckt viele Eigentümer und Anwohner ab.

Herr Zeller teilt mit, dass es sich dabei um ein Massenphänomen handelt, welches ganze Wohnquartiere gefährdet. Es gibt bislang, nach dem Wegfall der Zweckentfremdungsverbotsverordnung, rechtlich dagegen keine Handhabe. Herr Zeller plädiert an Herrn Lengfelder, das Bezirksamt als Verband zu unterstützen und darauf hinzuweisen, dass einer Branche Schaden zugefügt wird.

 

Herr Lengfelder führt aus, dass die Berliner Verordnungen (z.B. Heizpilzverbot, Rauchverbot usw.) einheitlich durchgeführt werden sollten.

 

Herr Pawlowski bittet um Informationen zur Entwicklung im gastronomischen Bereich. Er fragt nach, ob im Bezirk Mitte ein Verdrängungsprozess im Bereich Gastronomie durch Modegeschäfte besteht.

Herr Zeller legt dar, dass besonders die Spandauer Vorstadt/Hackescher Markt von dieser Problematik betroffen ist. Die Mietverträge, welche Mitte der 90er Jahre für die Gastronomen begründet wurden, laufen nun aus. In der Regel bekommen diejenigen, die dort die Gastronomie betreiben, keine Verlängerung. Die Vermieter lassen lieber ein Ladenlokal leer stehen, als das sie auf ihre Mietforderungen, welche sich durch die bezahlten „Flag Stores“ begründen, verzichten. Dies kann dazu führen, dass die Spandauer Vorstadt ihre Attraktivität verliert.


 

 
 

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