Auszug - Betreuung psychisch kranker Migranten/innen BE: Herr Kolodziejczak, BA  

 
 
14. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gesundheit
TOP: Ö 1.2
Gremium: Gesundheit Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 27.03.2008 Status: öffentlich
Zeit: 17:35 - 19:00 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll
Beschluss

Die Vorsitzende, Frau Stein, erinnert, dass dieses Thema im vergangenen Jahr thematisiert wurde

Die Vorsitzende, Frau Stein, erinnert, dass dieses Thema im vergangenen Jahr thematisiert wurde.
Herr Kolodziejczak berichtet: 1975 hatte der Deutsche Bundestag die Gleichstellung von psychisch kranken und somatisch erkrankten Menschen gefordert. Mit der Charité und dem Vivantesklinikum wurde eine Fortbildungsreihe für Schulen und für die Jugendhilfe gegründet, um jungen Menschen zu ersparen, dass sie jahrelang zwischen Fehleinschätzungen falsch oder schlecht behandelt werden. Die Mitarbeiter/innen sollen schneller erkennen, dass hier eine behandelbare Erkrankung zu Grunde liegt. Es dauert 5 bis 8 Jahre, bis diese Menschen eine Behandlung bekommen.

Das Psychiatrieentwicklungsprogramm ist in der Parochialstraße entstanden, weil damals hier die Senatsverwaltung ihren Sitz hatte. Damalige Idee war es, Menschen aus den Kliniken heraus zu holen, wo viele nicht sein mussten. Idee war, dass das ambulant voll stationär auch in diesem Bereich möglich sein muss. Man wusste aber nicht genau, was die Menschen wirklich brauchen, es gab nicht genug Erfahrungen, deshalb hat man erst einmal sehr vorsichtig einen Teil des Systems aufgebaut. Die Bezirke haben die ihnen zur Verfügung gestellten Ressourcen unterschiedlich ausgebaut. Das Versorgungssystem gliedert sich in zwei Finanzierungsschienen: Zuwendungsfinanziert (Kontakt- und Beratungsstellen). Hier gibt es eine politische Diskussion. 90% der Zuwendung wird sozial gewichtet. Hier gab es einen erheblichen Sturmlauf der Bezirke mit einer besseren sozialen Struktur. Es ist gelungen, ein kennzahlgestütztes Planmengenverfahren aufzustellen. Das Geld soll nicht nach der sozialen Struktur verteilt werden, sondern nach sehr komplizierten Schlüsseln. Gelder sollen nicht jedes Jahr von Bezirk zu Bezirk hin und her gereicht werden, sondern es soll ein gewisses Maß an Kontinuität stattfinden. Die Träger sind auch verpflichtet, zu zählen (KLR soll Anwendung finden), aber das ist abgefedert. 2010 soll die soziale Gewichtung nicht mehr wie bisher 90%, sondern 50 % lauten.

Zum entgeldfinanzierten Bereich teilt Herr Kolodziejczak folgendes mit: Hier stehen ähnliche Entwicklung an. Entgeldfinanziert heißt, dass sind Plätze, wo Menschen sagen müssen, wie sie heißen, zum Amtsarzt gehen müssen, um sich psychiatrisch begutachten zu lassen und auch ihr Einkommen darlegen müssen (z. B. Wohngemeinschaften oder Tagesstätten). Als vor einigen Jahren das Projekt vorgestellt wurde, hatte Herr Kolodziejczak dem Ausschuss das Beispiel genannt, dass der Zeitraum früher mit 50 Plätzen ausgestattet war und davon mit dem Butget dieser Platze 80 Menschen betreuen musste. Das ist jetzt nicht mehr aktuell. Jetzt sind das 90. In diesem Bereich herrscht eine sehr hohe Flexibilität. Die Träger können zwischen ihren Einrichtungen die Budgets verschieben, teilweise auch über 3 Jahre hinweg. Das ist eine große Erleichterung, aber die Basis der Bezirke ist ganz unterschiedlich.

Anschließend verteilt Herr Kolodziejczak einige Zahlen der Senatsverwaltung. Hier ist zu erkennen, dass die Ausstattung der Bezirke ganz unterschiedlich ist.
Die Senatsverwaltung hat Fragen verschickt, die in den nächsten Monaten beantwortet werden müssen. Im Psychiatriebeirat und in einigen bezirklichen Fachgremien wird der Vorgang behandelt werden.

 

Frau BV Schauer-Oldenburg bezieht sich auf die 50 %. Sie fragt, ob Herr Kolodziejczak dazu näheres sagen könnte. Herr Kolodziejczak meint, dass man sich in diesem Jahr damit beschäftigt. Die kommunale Suchtberatungsstelle wurde aufgelöst und ein geringer Teil der Summe wurde an Freie Träger weiter gegeben, um eine Suchtberatung in freier Trägerschaft zu initiieren. Das befindet sich im Aufbau und es ist ungünstig, wenn man etwas neu aufbaut, dann schon die Perspektive hat, dass in dieser Höhe bestenfalls nur ein Jahr lang aufrecht erhalten kann und die Perspektive 2010 niedriger wäre. Aus jetziger Sicht ist es erst mal positiv, dass in diesem Bereich etwas ambulant aufgebaut wird. Aber die Perspektive ist natürlich, dass dann in diesen Bereichen etwas wegfallen würde von dem, was jetzt dazu kommt.
Zu den Leistungen im Bezirk Mitte teilt Herr Kolodziejczak mit, dass es nicht mehr nach Plätzen geht, sondern nach Hilfebedarfsgruppen. Das ist ein differenziertes System. Mitte ist mit Tempelhof-Schöneberg der Bezirk, der die meisten Menschen hat, die die Hilfsbedarfsgruppe 12, 11 und 10 haben. Mitte hat enthospitalisiert und auch sehr schwer erkrankte Menschen wurden untergebracht. Diese Menschen werden in Mitte versorgt.

 

Die Vorsitzende, Frau Stein, meint, dass die Lebensbedingungen für diese Menschen in Mitte nicht gerade sehr gut seien. Die psychiatrischen Erkrankungen auch schon bei Kindern zunehmen. Sie fragt Herrn Kolodziejczak, ob das zutrifft.

Herr Kolodziejczak teilt mit, dass im Bereich der Jugendhilfe manchmal Abweisungen des Jugendamtes gibt. Im Bezirksvergleich läuft es relativ gut. Die Jugendhilfe kann bis zum 27. Lebensjahr die Hilfen gewähren. Dass das wie früher nicht mehr so weiter läuft, ist eine Tendenz, die schon steigt. Vor einigen Wochen wurde ein Flyer herausgegeben für Kinder von psychisch kranken Eltern. Hier wird in der Sprache der Kinder versucht klar zu machen, wenn sie das Gefühl haben, hier stimmt etwas nicht, kann dies eine Erkrankung sein.
Er fährt weiter fort, dass der Konsum von Drogen zunimmt. In einer Steuerungsrunde wird in Gesprächen geklärt, welche Hilfen die Menschen erhalten.

 

Frau BV Schauer-Oldendenburg fragt, ob es eine Zunahme von Drogenkonsumierungen bei ausländischen jungen Menschen gibt. Herr Kolodziejczak meint aus seiner langjährigen Erfahrung, dass man das nicht so sehen kann. Problem stellen aber junge Menschen dar. Ob Migranten/innen mehr oder weniger als bei Deutschen sind, möchte er bezweifeln.

 

Frau BV Fried (SPD) fragt, ob Zahlen genannt werden können, wie viele niedergelassene Neurologen und Psychologen es im Bezirk Mitte gibt.

Herr Kolodziejczak antwortet, dass zu Psychotherapeuten, Psychiater, Neurologen der Gesundheitsberichterstatter, Herr Butler, berichteten könnte. Er regt an, Herrn Butler diesbezüglich in den Ausschuss einzuladen.

 

Die Vorsitzende, Frau Stein, bedankt sich für die Informationen von Herrn Kolodziejczak und für die Beantwortung der gestellten Fragen.

 


 

 
 

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