Auszug - Bericht aus der Bundesagentur für Arbeit, Berlin-Mitte BE: Direktorin Frau Dr. Schröder (ab ca. 18:40 Uhr)
Frau Dr. Schröder möchte den Ausschuss darüber informieren,
was sich derzeit in der Agentur Arbeit bewegt und wie die Arbeitsmarktsituation
im Agenturbezirk aussieht. Neben dem Bereich des SGB III werden auch die vier JobCenter
betreut. Die Agentur hat die Verantwortung für den Bereich der Grundsicherung
und der Vermittlung. Sie arbeitet über die Trägervertretungen gemeinsam mit den
jeweiligen Bezirksämtern zusammen. Frau Dr. Schröder führt weiterhin aus, dass die Zahl (4 %)
der arbeitslosen älteren Menschen (ab 50 Jahre) rückläufig ist. Derzeit wird
eine Stellenbörse für hochqualifizierte Ingenieure vorbereitet. Weiter führt
sie aus, dass in den kommenden Jahren in der demografischen Entwicklung
Veränderungen auftreten werden. Hier gibt es im Segment der Älteren und auch
bei den Jüngeren Bewegung. Inzwischen haben die Unternehmen Überlegungen
angestellt, Realschulabgänger auszubilden, weil es nicht mehr so viele Abiturienten/innen
geben wird. Ab 2007 wird man in einen massiven demografischen Rückgang hinein
kommen. Die Schulabgängerzahlen werden sich nach untern bewegen und
dementsprechend wird der Nachwuchs für Ausbildung nicht mehr zur Verfügung
stehen. Frau Schröder führt eine weitere erfreuliche Entwicklung an, dass
Berlin insgesamt im Vergleich zum Jahr 2006, ein Anstieg der
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen hat (30 Tsd.). Dies wird als
Hoffnungsschimmer bewertet. Es gibt aber immer noch Probleme im Bereich der
Langzeitarbeitslosen und im Bereich der arbeitslosen Jugendlichen. In den Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte besteht
die Herausforderung, jungen Schulabgängern und Jugendlichen mit
Migrationshintergrund eine Zukunft zu bieten. In den Bezirken
Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg besteht die Herausforderung, einen Einstieg
in eine Ausbildung oder in einen Beruf zu gewährleisten. Frau Dr. Schröder
betont, dass es wichtig ist, an die Unternehmen zu appellieren,
Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. An diesen beiden Bereichen,
Jugendliche und Langzeitarbeitslose, muss weiterhin intensiv gearbeitet werden. Im Bereich der Arbeitgeberbetreuung und der
Ausbildungsstellenvermittlung wurden zwei organisatorische Veränderungen zum
01.06.07 umgesetzt. In allen 4 Bezirken befindet sich ein gemeinsamer
Arbeitgeberservice. Der Personalbereich im Arbeitgeberservice konnte aus dem
SGB III-Bereich heraus auf 30% der Vermittlerkapazitäten aufgestockt werden.
Von diesen 30% gibt es einen 20%igen-Anteil, den die JobCenter mit einbringen,
so dass eine gemeinsame Betreuung möglich ist. Die Agentur hat versucht, zusammen mit dem JobCenter,
Senatsverwaltung, Bezirksämtern und Agenturen dafür zu ringen, eine
pragmatische Lösung zu finden, die wie folgt aussehen soll: Die Agentur
plädiert nach wie vor als Bundesagentur für Arbeit, dass die Jugendlichen nur
an einer Stelle von A bis Z betreut werden, aber der Gesetzgeber ermöglicht
dies im Moment noch nicht. Für den Schulentlassungsjahrgang 2007 wird die
Ausbildungsstellenvermittlung durchgehend bis zum Abschluss der
Nachvermittlungsaktion erfolgen. Die Agentur macht gemeinsam mit der IHK und HWK eine
Nachvermittlungsaktion nach dem 30.09. für alle Schüler/innen, die noch keinen
Ausbildungsplatz gefunden haben. Frau Dr. Schröder betont, dass leider immer noch nicht
verhindert werden konnte, das wenn Jugendliche, die keine Ausbildung erhalten
haben, in SGB II oder SGB III fallen. Der Vorsitzende, Herr Allendorf, bittet um Auskunft über die
Situation im JobCenter Mitte. Frau Dr. Schröder teilt mit: Im JobCenter Mitte werden derzeit
40 Tsd. Bedarfsgemeinschaften betreut In diesen 40 Tsd. Bedarfsgemeinschaften
befinden sich ca. 57 Tsd. erwerbsfähige Hilfebedürftige. Beide Zahlen sind im
Vergleich zum Vorjahr relativ stabil, es ist kein eklatanter Rückgang zu
verzeichnen. Frau Dr. Schröder erläutert die Zahlen der Bedarfsgemeinschaften
(Mitte: 40 Tsd., Friedrichshain-Kreuzberg: 35 Tsd., Lichtenberg: 24.600,
Marzahn-Hellersdorf: 27 Tsd.). In allen 4 JobCentern ist die Zahl der
Bedarfsgemeinschaften, im Vergleich zum Vorjahr, stabil geblieben. Anschließend teilt Frau Dr. Schröder die Zahlen der
erwerbsfähigen Hilfebedürftigen (Mitte: 57 Tsd., Friedrichshain-Kreuzberg: 47
Tsd., Lichtenberg: 33.500, Marzahn-Hellersdorf: 39 Tsd.) mit. Auch hier gab es,
im Vergleich zum Vorjahr, kaum eine Entwicklung nach unten. Die Ursachen dafür
sind der steigende Anteil der erwerbsfähigen Hilfebedürftigen, die beschäftigt
sind, aber dessen Einkommen so gering ist, dass sie auf Antrag ergänzende
Leistungen beziehen. Ein weiterer Grund ist die hohe Anzahl an Selbstständigen,
die ebenfalls ergänzende Hilfeleistungen nutzen. Außerdem hat man festgestellt,
dass es aufgrund des sinkenden Lohnniveaus mehr Empfänger des
Arbeitslosengeldes I gibt. Diese beantragen zusätzlich aufstockende Leistungen.
Frau BV Dr. Reuter (Die Linke) fragt, ob die 557
Mitarbeiter/innen im JobCenter in Vollzeitbeschäftigung stehen und einen
unbefristeten Arbeitsvertrag haben. Weiterhin fragt sie, ob es gleiche
Voraussetzungen und Bedingungen für die Mitarbeiter gibt, die aus der Agentur
oder Bezirksamt kommen. Frau Dr. Schröder antwortet folgendes:
Die Mitarbeiter/innen aus dem Bezirksamt haben sicherlich
ihre Stärken, die sie im Bereich der Leistungsgewährung einbringen. Die
Mitarbeiter/innen der Agentur haben ihre Stärken im Bereich der Vermittlung und
aller Förderleistungen. Die große Herausforderung für den Geschäftsführer ist
es, diese beiden Bereiche zusammen zu führen und von einander profitieren zu
lassen. Die andere Herausforderung, die der Geschäftsführer verantwortet, sind
die neu eingestellten Mitarbeiter/innen auf das Niveau zu bringen, wo sie
letztendlich eine gewisse Leistungsfähigkeit haben. Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) meint zur Betreuungsdichte
der unter 25-Jährigen im JobCenter Mitte, dass diese bei 1:193 liegt. Sie
meint, dass dies eine sehr hohe Zahl sei. Nach Auskunft des JobCenters sind
Arbeitsplätze gesperrt, weil Räume durch Kontaminierung nicht genutzt werden
können. Frau Dr. Schröder teilt mit, dass der Betreuungsschlüssel im JobCenter
Berlin-Mitte U25 bei 1:142 liegt. Der Betreuungsschlüssel wurde durch den
damaligen Minister Clement ins Leben gerufen. Je geringer der
Betreuungsschlüssel ist, um so günstiger ist er auch. Die andere Seite ist
natürlich die Realität, welche finanziellen Mittel stehen zur Verfügung, um
einen solchen Betreuungsschlüssel zu realisieren. Frau Dr. Schröder meint, dass
nur die Planstellen aus den Bezirksämtern und aus der Agentur zur Verfügung
stehen. Diese sind seinerzeit am 31.12.2004 zum 1.1.2005 in die JobCenter
gegangen. Jeder andere Personalaufbau ist Zusatzpersonal. Augenblicklich stehen
alle Beteiligten vor der Fragestellung: wie genau wird es mit dem SGB II weitergehen.
Hier muss der Gesetzgeber sehr deutlich machen, was will er langfristig
realisieren. Augenblicklich steht definitiv fest, dass mit dem derzeitig zur
Verfügung stehenden Verwaltungsbudget nur das derzeitige Personal finanzierbar
ist. Der Geschäftsführer könnte überlegen, bestimmte Schwerpunkte zu setzen. Er
hat die Möglichkeit zu sagen, ich will meine Prioritäten im Bereich U25 setzen.
Er könnte also Vermittlungspersonal vom Bereich ab 25 in den U25-Bereich legen.
Solche flexiblen Möglichkeiten gibt es. Frau Dr. Schröder meint und bezieht
sich auf ihre praktischen Erfahrungen, dass ein Betreuungsschlüssel von 1:142
ein Betreuungsschlüssel ist, den man immer besser halten kann, man kann mit
diesem Betreuungsschlüssel auch eine Menge bewegen. Zu den Räumlichkeiten teilt Frau Dr. Schröder mit und meint,
dass es nicht so sei, dass keine Räumlichkeiten zur Verfügung stehen. Es gibt
einen ganz klaren Schlüssel, der besagt: 12 qm pro Mitarbeiter/in. Sie meint,
dass dort jede/r Mitarbeiter/in in der Sickingenstraße untergebracht werden
kann. Herr BV Löhr (SPD) bezieht sich auf die Aussage von Frau Dr.
Schröder, dass alle zur Verfügung stehenden Mittel genutzt werden müssen, um
kundennah arbeiten zu können. Herr Löhr schließt daraus, dass es Defizite gibt
und dass nicht alle zur Verfügung stehenden Mittel ausgenutzt werden. Er fragt,
welche Mittel das seien. Woran scheitert es bisher, dass sie nicht genutzt
werden. Er kann sich nur den einen Schließtag vorstellen, kann sich aber auch
eine Abschaffung des Schließtages vorstellen. Weiterhin möchte Herr Löhr
wissen, ob die Geruchsbelästigungen etc. behoben wurden, und ob die
Mitarbeiter/innen ihre Arbeit wieder aufnehmen können. Auf eine weitere Frage zum Standort Sickingenstraße
antwortet Frau Dr. Schröder, dass ein technischer Beratungsdienst eingeschaltet
wurde. Alle Gutachten besagen, dass die dort empfundenen Belästigungen keine
gesundheitlichen Auswirkungen haben. Frau Dr. Schröder beantwortet anschließend Fragen von
Herrn BD Lötzer (Die Linke): Die Verantwortung für die Aufgabenerledigung SGB
II haben die Geschäftsführer. In aller erster Linie haben die Geschäftsführer
dafür Sorge zu Tragen, die Geschäfte erfolgreich zu führen. Frau Dr. Schröder
erwartet von den Geschäftsführern aller 4 JobCenter, dass sie ihr darlegen, wie
sie in Zukunft erfolgreich agieren wollen. Das JobCenter Mitte hat mit Abstand
im gesamten Agenturbezirk den höchsten Personalanteil. Sie möchte, dass jetzt
endlich Ergebnisse erzielt werden. Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) bezieht sich noch einmal auf das Schadstoffgutachten, welches der Ausschuss von der Gesellschaft für ökologische Bautechnik erhielt. Sie meint, dass aufgrund des Zeitablaufes Versäumnisse aufgetaucht sind. Frau Schauer-Oldenburg fragt nach und bezieht sich auf einen einstimmigen Beschluss der BVV aus der II. Wahlperiode, dass im JobCenter eine Be- und Entlüftungsanlage eingerichtet wird. Weiterhin fragt sie, ob dieser Antrag inzwischen umgesetzt wurde. Frau Dr. Schröder meint, dass die Agentur nicht dafür verantwortlich sei, die Anträge der BVV umzusetzen. Sie schlägt vor, den aktuellen Stand bezüglich Be- und Entlüftung dem Ausschuss demnächst mitzuteilen. Herr BV Rauskolb (CDU) fragt, ob es eine sogenannte
Erfolgskontrolle gibt, die Zahl der Arbeitslosen zu senken und ob die Agentur
das mit den Maßnahmen erreicht. Frau Dr. Schröder antwortet: Im vergangenen
Jahr wurde für das JobCenter Mitte exemplarisch auf der Grundlage von 1 Tsd.
Bewerberdatensätzen eine Stichprobe gezogen und eine Erfolgskontrolle gemacht.
Man ist zu interessanten Ergebnissen gekommen. Es wurde nach FBW, nach
Entgeldvarianten, nach ABM und nach Trainingsmaßnahmen geschaut, wie hier die
Erfolgsquote sei und es wurde eine Berechnung aufgestellt. Ergebnis: 1. Die
deutlich erfolgreichsten Maßnahmen sind Trainingsmaßnahmen. Der 2. Bereich sind
FBW oder Weiterbildungsmaßnahmen. Mit großem Abstand folgen ABM oder Entgeldvariante.
Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) bezieht sich auf die befristet eingestellten Arbeitnehmer/innen und fragt, ob diese auf ausgeschriebenen Planstellen sitzen. Sie findet die Verfahrensweise arbeitsmarktpolitisch nicht sehr schön, wenn sich diese 200 befristet angestellten Personen eingearbeitet haben, dann entlassen werden und die nächsten kommen. Frau Dr. Schröder teilt mit, dass die befristet angestellten Arbeitnehmer/innen auf keine Planstellen sitzen, weil die nicht vorhanden sind. Der Vorsitzende, Herr Allendorf, fragt, wann enden die befristeten Arbeitsverträge, was hat die Ausbildung gekostet und wie lange dauert diese Ausbildung. Frau Dr. Schröder teilt mit: Die Befristungen können sehr unterschiedlicher Art sein, in der Regel 2 Jahre. Kosten der Ausbildung konnte noch nicht errechnet werden, denn die Ausbildung erfolgt durch und über das JobCenter. In den JobCentern wird noch nicht nach KLR berechnet. Der Vorsitzende, Herr Allendorf, dankt Frau Dr. Schröder für ihre Ausführungen und für die Beantwortung der Fragen. |
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