Auszug - Digitalisierung in Bildungs- und Kultureinrichtungen  

 
 
28. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin (mit LIVE-STREAM und Verleihung der Bezirksverdienstmedaille)
TOP: Ö 8.2
Gremium: BVV Mitte von Berlin Beschlussart: beantwortet
Datum: Do, 20.06.2019 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 22:50 Anlass: ordentlichen Sitzung
Raum: BVV-Saal
Ort: Karl-Marx-Allee 31, 10178 Berlin
1964/V Digitalisierung in Bildungs- und Kultureinrichtungen
   
 
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion der CDUFraktion der CDU
Verfasser:Lemke 
Drucksache-Art:Mündliche AnfrageMündliche Anfrage
 
Wortprotokoll

  1. Wie bewertet das Bezirksamt den Zustand der digitalen Infrastruktur und Ausstattung der Bibliotheken, des Heimatmuseums, Galerien, der Volkshochschulen, der Musikschule und weiterer kultureller Einrichtungen Mittes (Bitte mit Begründung)?

BzStaRin Frau Weißler antwortet: Sehr geehrter Herr Vorsteher, sehr geehrter Herr Lemke. Die Digitalausstattung der Volkshochschulen ist durchaus auf einem guten Weg. Das Strategiepapier, das uns dabei sehr geholfen hat, erweiterte Lernwelten der Berliner Volkshochschulen von 2018, beinhaltet eine umfassende Ist-Stand Analyse und danach bedarf es einer leistungsfähigen IT-Infrastruktur und Personalausstattung kompetenter Lehrender und einer digital erweiterten Kursgestaltung sowie zielführender digitaler Lehr- und Lernarrangements. Das heißt, es genügt nicht, irgendwelche Verbindungen herzustellen, WLAN Netze zu spannen und Whiteboards aufzuhängen, sondern die Lehrkräfte müssen auch in der Lage sein, das zu bedienen und ihren Unterricht zu gestalten, so dass hier eine Vermittlung über Technik stattfindet und nicht nur eine Vermittlung darüber, dass Technik kompliziert ist und zu chaotischen Stunden führt. Wir haben die Volkshochschule in Berlin hier bei uns in Mitte, man hat nicht nur an der Ausarbeitung der Digitalstrategie der Berliner Volkshochschulen mitgewirkt, weil wir ziemlich gut dran sind und ziemlich weit vorne, sondern sich bereits im Jahr 2016 eine eigene Strategie zur digitalen Entwicklung gegeben, die sich eben an den vier Zieldimensionen Infrastruktur, Personalausstattung, Fortbildung und Lehrarrangements ausrichtet. Bei der Infrastruktur war das Ziel, dass jeder Unterrichtsraum bis Ende 2020 mit einer interaktiven Tafel ausgestattet werden soll, alle Lehrkräfte geschult sind und der technische Support gesichert ist. Es handelt sich insgesamt um eine Zahl von 48 Räumen an allen VHS Standorten, also Linien-, Anton- und Turmstraße konnten wir bereits in 2019 22 Räume so ausstatten. Wir haben also noch ein Jahr Zeit für den Rest. Da müssen wir uns sputen. In keinem der drei Standorte steht den Teilnehmer*innen leider immer noch kein frei zugängliches WLAN im Wartebereich zur Verfügung. Das erwartet man eigentlich, wenn man in eine Volkshochschule geht. Es ist eigentlich nur in einzelnen Unterrichtsräumen ein WLAN verfügbar und LAN Verbindungen sind natürlich überall da. Wir hoffen nun, dass das Bezirksamt über den Doppelhaushalt 2020/2021 der Volkshochschule auch die personelle Ausstattung zur Verfügung stellt, wie sie im Strategiepapier, erweiterte Lernwelten der Berliner Volkshochschulen, gefordert wurden. Das sind drei zusätzliche Personalstellen.

Ich komme jetzt zu den Musikschulen. Die Musikschule Fanny Hensel gibt es in den Zweigstellen und in der Geschäftsstelle für alle in der Verwaltung tätigen Mitarbeiter*innen einen Computerarbeitsplatz. Im Jahr 2018 wurde in der Zweigstelle Mitte auch WLAN installiert. An anderen Unterrichtsorten, das sind Tiergarten, Ausweichquartier der Zweigstelle Wedding in der Swinender Straße und diverser Außenstellen, ist kein WLAN vorhanden.r die zurzeit in Sanierung und Neubau befindliche Zweigstelle in der Ruheplatzstraße in Wedding ist natürlich WLAN geplant. Die Ausstattung vieler Unterrichtsräume mit Soundboxen, die über Bluetooth und oder WLAN mit Handys, Tablets oder Laptops verbunden werden, befindet sich 2019 in der Umsetzung. Für die Modernisierung der Aufnahmemöglichkeiten im Tonstudio in der Turmstraße 75 und damit verbundener aktueller Unterrichtsangebote, ist es dringend erforderlich, einen mobilen WLAN Zugang zu schaffen. Dieses Projekt ist zurzeit in Bearbeitung und wir hoffen, dass es auch erfolgreich abgeschlossen wird.

Die Bibliotheken haben, wie so oft im Hinblick auf Innovation, die Nase vorn. In den Bibliotheken des Bezirksamtes wurde in den letzten Jahren viel für die Verbesserung und Aktualisierung der digitalen Infrastruktur getan. es gibt an jedem Standort freies WLAN, RFID Selbstverbuchungsautomaten und Bezahlung per E-Cash. An vier Standorten gibt es 24 Stunden Außenrückgabeanlagen. Die Zahl der Computerarbeitsplätze für Bibliotheksnutzer*innen hat sich von 67 im Jahr 2013 auf 82 im Jahr 2018 erhöht. Diese Erhöhung ist nicht gerade explosionsartig. Das geht zu langsam, denn Bibliotheken werden heutzutage mehr und mehr als Arbeitsplätze genutzt und brauchen auch die entsprechende, digitale Infrastruktur. Wir haben das aus diversen Fördertöpfen bezahlt und aus diversen Fördertöpfen, die ich jetzt lieber gar nicht aufzählen will, konnten für die Bibliotheken Smartboards, iPads, E-Circle Geräte zur Recherche in den Onlineangeboten sowie E-Reader beschafft werden. Die werden übrigens ausleihbar. Insbesondere die Ausleihe von diesen E-Readern wird gern und häufig in Anspruch genommen. Das ist für viele ganz wichtig erst einmal herauszufinden, wie sie diese Geräte benutzen und wie sie sie in den Alltag miteinbringen können. Problematisch für die Bibliotheken ist die mangelnde Bandbreite der Netzwerkanbindung im Netz von Berlin. Dieses Problem kennen wir alle. Elektronische Quellen und Inhalte sind heute weitestgehend multimedial und die auszutauschenden Daten zwischen Host and Client sind in der Regel mehrere Megabyte bis zu Gigabyte groß. Zu dem nimmt die Anzahl elektronischer Dokumente ständig zu und wird durch die Digitalisierung weiter zunehmen.

Im Fachbereich Kunst und Kultur ist die digitale Infrastruktur bestenfalls zufriedenstellend. Zum Beispiel sind nicht alle Kultur- und Bildungseinrichtungen, wie das Mitte Museum und der Kulturstandort in der Auguststraße 21, am Intranet des Bezirksamtes angeschlossen, noch nicht einmal das. Das ist wirklich schwierig, denn Serviceleistungen und Betreuung der Computerarbeitsplätze durch die IT-Stelle des Bezirksamts sind dadurch ausgeschlossen und es ist eine mühsame Kommunikation mit diesen Außenstellen, die wir haben. Also Intranet für alle Mitarbeitenden wäre schon toll. Die Umstellung auf das Betriebssystem Windows 10, insbesondere an den Stand-Alone-Standorten, ist sehr schwierig. Wir haben auch in dem Fachbereich keinen eigenen IT-Administrator. Die Kommunikation zwischen den Dienstkräften ist durch das fehlende Intranet sehr eingeschränkt. Zum Teil greifen wir auf die Fachpost zurück, das klappt in der Regel gut, kann aber auch 14 Tage dauern. Die Initiative Free WLAN ist in den Kultureinrichtungen des Bezirksamtes noch nicht umgesetzt worden. Der Zugang zum WLAN ist entweder mangelhaft oder gar nicht vorhanden. Da in den Ausstellungen und Kursprogrammen sowie in der Ausbildung von wissenschaftlichen Volontären ein Zugang ins Internet dringend erforderlich ist, wird ein Zugang in der öffentlichen Kultureinrichtung für Besucher*innen angestrebt, um Kursteilnehmer*innen und Kulturschaffenden eine Grundlage für Medienkompetenz vor Ort in ihrer Volontär Ausbildung zu geben.r die Digitalisierung der Bibliotheken und der Sammlungsbestände des Regionalmuseums Mitte, ist die Grundlage eine museumsspezifische Inventarisierungssoftware, die heißt First Roomers. Es liegen Nutzungslizenzenr fünf Arbeitsplätze vor. Aufgrund von fehlendem fachlich geschulten Personal, das müssen wir nachholen, wurde von der Sammlung und von der Bibliothek bisher erst weniger als zehn Prozent digitalisiert.      

  1. Wie hoch ist der Bedarf an Investitionen im Bereich der digitalen Infrastruktur in den u.a. in 1. genannten kulturellen Institutionen Mittes (Bitte tabellarisch aufgeschlüsselt nach Institutionen, Investitionsbedarf und projektierten Maßnahmen)?

BzStaRin Frau Weißler antwortet: Das ist eine große Anfrage und eine tabellarische Aufschlüsselung ist dann etwas unsinnlich. Ich versuche es trotzdem, um Ihnen ein wenig ein Gefühl für die Volumina zu vermitteln. Die Volkshochschule hat einen Bedarf an interaktiven Tafeln für die Lehrräume, also technische Grundausstattung von rund 185.000 Euro, WLAN r die Standorte Linienstraße, Antonstraße und Turmstraße 150.000 Euro, Ausbau der Verkabelung für die IT-Räume 50.000 Euro, alles nicht umsonst zu haben, aber Sie haben gefragt. Die Ausstattung der Häuser in der Linienstraße sowie in der Antonstraße mit jeweils einem Lerncafé a zehn Computer kostet rund 25.000 Euro. Für die Musikschule haben wir keine Zahlen erhoben, da wird auch vieles passieren, wenn wir zum Beispiel die Ruhrplatzstraße neu beziehen. Die Bibliotheken haben Mittel aus dem Landeshaushalt bekommen. Die Bibliotheken sind anders strukturiert und organisiert über den Verbund öffentlicher Bibliotheken. Da wird dann häufig auch über die Zusammenarbeit mit der ZLB direkt auf die Landesebene Bezug genommen und finanziert. Das ist ein großer Vorteil. Deswegen können wir auch besser Handlungsnotwendigkeiten formulieren und in den Prozess einbringen. Außerdem entwickeln wir gerade ein Bibliotheksentwicklungsbandr das Land Berlin, wo das auch alles drin sein wird. Die Datenstränge und die Programme werden immer dicker. Deswegen brauchen wir auch eine andere Kapazität in den Bibliotheken. Wir brauchen aber auch eine zentrale Administration der OPAC Plätze, das sind diese Computer, wenn Sie in die Bibliothek hereingehen und anfangen zu recherchieren, diese Arbeitsplätze werden gerade überarbeitet. Das sind alles Sachen, die in den neuen Strukturen des Bibliotheksentwicklungsplanes nochmals aufgegliedert. Da gehört ganz viel in die digitale Umgebung. Zur Realisierung dieser Programme stellt der Senat zentral Mittel aus dem SIWANA Programm in Höhe von 6,5 Millionen Euro für ganz Berlin zur Verfügung. Wir brauchen auch nochmal einen Schub für die Einführung der Open Library Technik, ich weiß gar nicht, ob wir heute noch dazu kommen. Wir hatten das Thema der besseren Nutzung von öffentlichen Räumen. Die Open Library Technik bedeutet, dass Sie sozusagen 24 Stunden in die Bibliothek gehen können, wirklich in den Raum. Das gibt es in Dänemark. Wir versuchen gerade ein Pilotprojekt in Kladow. Dort ist nicht die Technik das Problem, sondern der Personalrat. Wir hoffen, dass wir 2021 damit anfangen können. Das wird dann nochmal ein ganz anderer Schritt. Wir haben das Thema der Bibliotheken als dritten Ort, aber das erzähle ich ein anderes Mal. Die Ausstattung im Bereich Kunst und Kultur ist, wie bereits dargestellt, eher grenzwertig und deswegen haben wir für den Haushalt 2020 200.000 Euro für die Ausstattung der kulturellen Bildungseinrichtungen für Lehr- und Lerntechnik, unter anderem auch für den mobilen Unterrichtseinsatz und die Ausstattung der Computerwerkstatt insbesondere in der Jugendkunstschule und im Museum, vorgesehen. Eine Planung des Arbeitskreises der Berliner Regionalmuseen sieht eine einheitliche Form dieser Sammlungsdigitalisierung vor, was sinnvoll ist, denn es ist egal, wo Sie ein Dokument suchen, wichtig ist, dass Sie es finden. Deswegen ist die Vereinheitlichung sinnvoll, aber auch das kostet wieder Geld. Wir haben hier ein Gesamtvolumen, um es in allen Bezirken einzuführen und alle Regionalmuseen anzuschließen, von über einer Million Euro. Ich glaube also nicht, dass wir das morgen umsetzen.

  1. Findet ein regelmäßiges Monitoring im Bereich der digitalen Infrastruktur und Ausstattung der kulturellen Institutionen Mittes statt? Wenn nein, sind Maßnahmen in dieser Richtung geplant (Bitte mit Begründung)?

 

BzStaRin Frau Weißler antwortet: Das ist unterschiedlich. Wie Sie jetzt schon ahnen, ist es so, dass das bei den Volkshochschulen stattfindet. Dies geschieht regelmäßig, sowohl durch Befragung von Teilnehmer*innen, die die Zufriedenheit feststellen und durch Befragung der Dozenten über den Einsatz von digitalen Medien im Unterricht und über die Einschätzung der Bedarfe. Außerdem wird der Stand der Fortbildung der Dozenten und Dozentinnen im Einsatz der interaktiven Tafel regelmäßig betrachtet und es finden regelmäßig Unterrichts- und Werkstattveranstaltungen sowie Konferenzen zum Einsatz der unterschiedlichen digitalen Tools statt. Die Sachgebietsleiterin r digitales Lernenhrt in Kooperation mit den Hausleitungen einmal jährlich eine Inventur von technischer Ausstattung der Infrastruktur in den VHS Unterrichtsräumen durch. Die muss also dafür sorgen, dass das klappt. Die Inventur wird auch im internen Buchungssystem IM sowie in der internen Modellplattform Infodienst der VHS festgehalten und ist somit allen VHS Mitarbeiter*innen und Kursleiter*innen zugänglich. Die IT-Mängelanmeldungen werden in ein Ticketsystem auf der Onlineplattform VHS Cloud eingegeben und werden chentlich von einer externen IT-Supportleisterin bearbeitet. Die Volkshochschulen sind technologisch also sehr gut organisiert. In den Musikschulen findet bisher kein Monitoring statt. Bei den Bibliotheken ist es so, dass die zum einen diese Monitoring haben, wenn sie diese Geräte anschaffen und die Geräte dann sozusagen verfolgen. Sie müssen natürlich auch klären, was sie eigentlich brauchen und dann gehen sie damit, wenn es verfahrensunabhängige Sachen sind, zur IT-Staatssekretärin und versuchen da das Geld zu bekommen. Im Fachbereich Kunst und Kultur und Geschichte findet bisher kein Monitoring statt, weil, wie ich Ihnen bereits geschildert habe, die Ausstattung eher rudimentär ist. Die Datenanbindung, WLAN, Hardware- und Softwareausstattung befindet sich nicht auf der Höhe der Zeit, das muss man einfach sagen und erschwert den Zugang in eine Zukunft der digitalen Kultur, was gerade in dem Bereich sehr ärgerlich. Hier muss im Land Berlin zunächst einmal das Bewusstsein dafür geschaffen werden und die notwendige Personal- und Ressourcenausstattung, so dass diese schon langelligen Maßnahmen umgesetzt werden können. Vielen Dank für die Anfrage, ich hoffe ich habe Sie nicht gelangweilt. Danke.

 

Herr Konrad (Piraten): Ich habe aufmerksam verfolgt, was man alles für Hardware beschafft. Eine Hardware lebt nicht ohne entsprechende Bandbreite, das wurde auch angedeutet. Was tut denn das Bezirksamt, damit die Bandbreite in Zukunft besser wird? Da hätte ich erwartet, dass das irgendwann kommt. Wenn man Dinge downloaded braucht man ein dickes Kabel, wo viele Bits durchflitzen können. Wenn man ein zu dünnes Kabel hat, dann ist das schlecht.

 

BzStaRin Frau Weißler: Durch die vielen Informationen ist das sicher untergegangen. Wir wissen das natürlich auch und kämpfen auch dafür, vor allem im Bereich der Bibliotheken, wo wir große Programmangebote für digitales Lernen haben. Wenn wir zum Bespiel drei Sprachkurse gleichzeitig machen und das Netz zusammenbricht, dann ist das natürlich nicht richtig. Natürlich kämpfen wir darum, aber wie gesagt, das ist ein Kampf mit dem ITDZ. Diesen Kampf führen wir alle in verschiedenen Ecken und Enden und werden wir auch weiter führen. Deswegen empfinde ich solche Anfragen immer als eine Unterstützung.

 
 

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