Auszug - Aktivitäten der bezirklichen Schulen gegen Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und gegen jede Form von Gewalt und Diskriminierung: Situation und Möglichkeiten der Unterstützung Gäste: Frau Saraya Gomis, Antidiskriminierungsbeauftragte der SenBJF Herr Jan Krebs, Leitung des Lernortes 7xjung von Gesicht Zeigen!   

 
 
24. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Schule
TOP: Ö 4.1
Gremium: Schule Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 17.01.2019 Status: öffentlich
Zeit: 17:35 - 20:02 Anlass: ordentlichen Sitzung
Raum: BVV-Saal
Ort: Karl-Marx-Allee 31, 10178 Berlin
 
Wortprotokoll

Einleitend vermittelt Frau BzStR´in Reiser, dass sich die Aktivitäten der Schulen gegen Rassismus innere Schulaktivitäten seien und in der Zuständigkeit der Bezirke liege. Das bedeute aber nicht, dass dieses Thema unwichtig sei. Sie, als Jugendstadträtin weist darauf hin, dass es viele Aktivitäten gebe, wie Bundesprogramm Demokratie in Mitte. Dort werden Ziele vereinbart und es werden viele Veranstaltungen gegen Rassismus, zur Sensibilisierung gegen Rassismus fördern. Sie weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass in diesem Jahr die internationalen Wochen gegen Rassismus im März 2019 stattfinden. Sie freut sich, dass das Thema heute auf der Tagesordnung stehe.

 

Frau Gomes dankt für die Einladung. Sie sei seit 2 Jahren Antidiskriminierungsbeauftragte bei der Senatsverwaltung. Ihre Aufgabenbereiche teilen sich in 3 Säulen:

-          Erst- und Verweisberatung

-          Netzwerkarbeit (Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Trägern, Beratungsstellen)

-          Anschieben von bestimmten Veränderungen im Haus- Sensibilisierung Qualifizierungsmaßnahme für Leitungs- und Führungskräfte, die über 4 ½ Jahre gehe.

Nach einem Jahr fertige sie einen Bericht mit Handlungsempfehlungen und einer Evaluation an. Der Bericht für das Schuljahr 2017/2018 sei gerade in Arbeit und werde voraussichtlich März/April fertig sein. Vom Bericht 2016. Die Fraktion Bü90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus habe eine Anfrage zur Diskriminierung gestellt. Der Bereich Diskriminierung sei breit gefächert. Es gehe nicht nur um die Diskriminierung von Schülern*innen durch Lehrer*innen oder anderes pädagogisches Personal, sondern auch Lehrer*innen untereinander von Schüler*innen gegen Lehrer*innen usw. also alle in Schule beschäftigtennnen von Diskriminierung betroffen sein. Das spiegle sich auch in den Meldungen bzw. in den Beschwerden wieder. Man habe mit Beschwerdehemmnissen zu tun, welche in allen Bezirken auftreten. Lehrer*innen haben Angst vor Maßregelungen oder Eltern haben Angst, dass die Noten ihrer Kinder darunter leiden.

Es gebe Studien in Deutschland, die den Verdacht erhärten, dass bei den Meldungen und Beschwerden nur ein Bruchteil von Diskriminierung angezeigt werde. Schule stelle eine besondere Situation dar. Man komme nicht nur einmal in Konfrontation mit der Person durch die Diskriminierung stattgefunden habe, sondern 5 Tage die Woche. Das mache das System Schule noch mal besonders erschwert.

Das Thema Diskriminierung werde sehr oft als Intentional behandelt und in einem Kontext „Ein guter Mensch diskriminiert nicht“. Man weiß allerdings, dass das aber völlig unabhängig sei.

Frau Gomes vermittelt weiter, dass im Bericht bisher beschlossen wurde, dass nicht die einzelnen Bezirke aufgezählt werden, weil das Sprechen über Diskriminierung sehr schwierig sei. Im 2. Bericht werde man das Meldeverfahren zu Gewaltmeldungen umstrukturieren. Auch werde der Aspekt Diskriminierung in Bezug auf Antisemitismus aufgegriffen und sei in Arbeit. Da man viele Überlegungen anstellen müsse, könne Frau Gomes nicht mitteilen, wann der Bericht fertig sei.

 

Herr Krebs dankt für die Einladung und teilt ergänzend mit, dass er bei Gesicht zeigt für ein weltoffenes Deutschland arbeite. Vor 9 Jahren wurde der Lernort 7 x jung eröffnet. Anhand einer Powerpoint-Präsentation zeigt er Bildungsangebote auf. Nachzulesen in verteilter Broschüre.

 

Frau BV Linnemann (SPD) dankt für den Vortrag und fragt nach, ob die Schüler*innen auch ohne Lehrkräfte teilnehmennnen, damit sie sich mit Rassismus, Altersrassismus auseinander setzen können und sensibilisiert werden können?

 

Herr BV Gün (SPD) möchte wissen, ob Kontakt zu den Jugendlichen im Erwachsenenalter bestehe? An Frau Gomes gerichtet fragt er nach, ob Eltern und Kinder motiviert werden, wenn sie ungerecht behandelt werden?

 

Frau Gomes teilt mit, dass 2016/2017 von 183 Meldungen in 10 Monaten 147 Beschwerdemerkmale gab. In Studien könne man sehen, wie viel Diskriminierung auf dem Schulhof geschehe und wie werde Diskriminierung verhandelt innerhalb einer Schule. Es sei wichtig, dass es Orte des außerschulischen Lernens gebe. Man könne die präventive Arbeit an Schulen bringen und sie einladen, damit kritisch zu arbeiten. Schulen haben in einem weiteren Jahr von sich aus gemerkt, dass es sich um ein gesellschaftliches Thema handele. Das die Schulen nicht ausgebildet sein, möchten sie das jetzt aufholen. Frau Gomes werde in Zusammenarbeit mit anderen Trägern nach bestimmten Qualitätsstandards begleiten, denn interkulturelle Arbeit habe vieles in der Gesellschaft geleistet. Man müsse weiter gehen, weil interkulturelle Arbeit sei oft in dem „wir“ und „ihr“ stehen bleibe. Man müsse andere Wege gehen. In Deutschland gebe es zum ersten Mal ein Grundlagenwerk (Praxisbuch diskriminierungskritische Schule-). Es müsse klar sein, welche Standards man benötige, um das Sprechen über Diskriminierung zu ermöglichen. Dafür benötige man eine spezifische Ausbildung. Man arbeite mit Fragebögen in Schulen. In den meisten Fällen werde ein Nein angekreuzt. Stelle man weitere Fragen, was passiere in Schulen, wie gehe man miteinander um, werden massive Diskriminierungserfahrungen von Lehrern*innen, von Eltern, von Schülern*innen berichtet. Man versuche, in der Prozessbegleitung in die Organisationsentwicklung in eine Professionalisierung zu gehen, damit man immer mehr dem Ziel einer inklusiven Schule in den unterschiedlichsten Aspekten der Diskriminierung angehe. Das versuche Frau Gomes zu begleiten in enger Zusammenarbeit und mit dem Ziel, dass man immer mehr dahin bekomme, wenige Träger langfristig an Schulen arbeiten und nicht im Workshopcharakter, der häufig vorhanden sei. Man benötige lange gemeinsame Arbeitsprozesse im Bezirk, dass Schulen wissen, wer ihre Partner*innen seien. Ziel haben über 90% in den Schulen, dass die Schwierigkeiten gelöst werden, vielleicht eine Entschuldigung und dass man sich im besten Fall wieder verstehe und dass man gut lernen könne. Man habe kein Interesse an Schmerzensgeld, sondern es gehe um ganz andere Dinge.

 

Herr Krebs meint zur Frage von Herrn Gün, dass er zu Jugendlichen im Erwachsenenalter keinen Kontakt mehr habe. Man arbeite aber längerfristig mit Jugendlichen zusammen. Junge Menschen machen ein soziales Jahr im Lernort. Sie kommen inzwischen aus unterschiedlichen Milieus.

Der eine oder andere sei zurückgekommen, weil sie eine gute Erfahrung genossen haben. Es gebe ein Projekt aus der Bundesförderung, welches schon 4 Jahre laufe. Hier arbeite man in Kooperation mit einigen Schulen in der Umgebung; diese Schulen seien zum Teil auch im Ganztag angesiedelt. Man arbeite mit Mädchen Islamismusprävention betreffe aber alle Lebensbereiche. Kinder und Jugendliche öffnen sich hier ganz anders. Diskriminierung an der Schule sei ein Thema, aber Alltagserfahrungen jenseits von Schule seien auch ein großes Thema. Das sei ein Ansatzpunkt in der kurzfristigen Workshoparbeit. Man ringe mit der Frage von nachhaltiger Wirksamkeit und deshalb möchte man enger mit Schulen zusammen arbeiten. Man möchte mehr in Netzwerken sein.

 

Die Vorsitzende, Frau Schrader, fragt nach, wie setze sich der Lernort zusammen? Wie arbeite man an einem Tag zusammen? Des Weiteren fragt sie nach, ob es Schule am anderen Ort sei und habe gebe es einen präventiven Ansatz? Wie stehe man dazu, dass man mit dem Angebot früher als mit der Klassenstufe 5 beginnen sollte? Auf der Webseite der Senatsverwaltung gebe es eine Beschwerdestelle. Des Weiteren fragt sie nach, ob es die Möglichkeit gebe, sich anonym Rat zu holen? Wie werde damit verfahren.

 

Herr BV Lemke (CDU) fragt nach den Notfallplänen und mit wem abgestimmt werde? Wo gebe es mögliche Probleme, wo müsse man nachjustieren? Des Weiteren fragt er nach, welche Informationen werden statistisch erfasst?

 

Herr BV Bayat (SPD) meint, dass Diskriminierung viele Fassetten habe, fragt er nach, inwieweit die Art und Weise der Diskriminierung mit aufgenommen werde? Wenn es in Schulen Diskriminierung gebe und die gemeldet werde, was werde dann getan? Nur Meldung sei das eine, aber was passiert danach? Was werde den Schulen in die Hand gegeben, wenn Diskriminierungserfahrungen gemacht werden, diese dann damit klar kommen?

 

Herr Krebs teilt mit, dass es ein Team von 15 freiberuflichen Personen, als Honorarkräfte gebe, die eine pädagogische Arbeit leisten. Die Personen haben unterschiedliche pädagogische Schwerpunkte

Es gebe ganz unterschiedliche berufliche Hintergründe und ganz unterschiedliche Beziehungen zu diesem Land. Dieses Team sei vielfältig. Von der Ausbildung her, hätte er viel mehr Lehrer*innen dabei, leider sei kein/e Lehrer/-in dabei. Die Einarbeitungszeit sei sehr lange und eine regelmäßige gegenseitige externe und Fort- und Weiterbildung. Es werden regelmäßig Austauschforen, Beratungen durchgeführt. Es werden Experten*innen eingeladen. Derzeit stehe man vor der Herausforderung, das Team zu vergrößern. Eine enge Zusammenarbeit und ein Austausch, gerade aufgrund der unterschiedlichen Dinge, die die Menschen mitbringen, sei sehr wichtig.

Anlässe, die angemeldet werden, seien unterschiedlich, von: Da ist unser Wandertag, da möchte man etwas machen. Es gebe aber auch Kollegen*innen, die systematisch dies als präventives Tun nutzen, um beispielsweise regelmäßig mit den 7. Klassen zu kommen. Es gebe Kollegen*innen, die in Geschichte in den unterschiedlichen Altersstufen unterrichten. Schwierige Gruppenkonstellationen könne man nicht in 4 Stunden heilen.
Man erfahre, dass unterschiedliche Jugendliche häufig eine wichtige Impulserfahrung beschreiben. Die Jugendlichen nnen sich in gestalteten Räumen immer wieder frei unbeaufsichtigt bewegen. Man arbeite mit 50% Jugendlichen, die langläufig als schwierig bezeichnet werden. Bei den inzwischen über 22.000 Jugendlichen konnte nur eine Beschmutzung auf der Toilette festgestellt werden. Es musste keine einzige Wand nachgestrichen werden.

In jede Bildungseinrichtung gehöre ein respektvoller Umgang. Man habe sich aus pragmatischen Gründen und weil sie einen Geschichtsbezug haben, r die Fünfkssler entschieden.

 

Frau Gomes teilt ergänzend mit, dass im Bereich frühkindliche Bildung und frühes Grundschulalter eine große Lücke an Angeboten entstanden sei. Hier schließen sich viele Träger an, dass Ressourcen benötigt werden, um die pädagogischen Konzepte an zu passen. Das gelte nicht nur für den Bezirk Mitte, sondern grundsätzlich. Es gebe inzwischen einige Handreichungen auch für den frühkindlichen Bereich, um Lehrer*innen und Erzieher*innen in verschiedenen Diskriminierung in Schule zu arbeiten. zu unterstützen.

Zur Frage, wie man mit anonymen Beschwerden umgehe, teilt sie mit, dass es stark diskutiert wurde. Inzwischen sei es so, dass anonymisierte Beschwerden akzeptiert seien. Man müsse damit arbeiten. Man versuche, in den Schulen eine Offenheit zu kreieren. Auch gebe es anonymisierte Briefe. Namen sollen nicht genannt werden, auch soll niemand angesprochen werden. Auch soll sich die Beschwerde nicht so anhören, dass man den Namen entschlüsseln könnte. Hier werde versucht, über die Grundsätzlichkeit der Diskriminierungsform und der Diskriminierung in Schule an die Schulen heran zu treten. Im letzten Jahr habe sich das deutlich verändert. Schulen öffnen sich immer mehr. Aber es gebe auch Schulen, die sich absperren. Man könne hier nur versuchen, über Schulaufsicht usw. heran zu kommen oder wieder über Fortbildung u. ä. Kontakte und eine Aufmerksamkeit zu kreieren.

Das Jahr 2019 sei das Jahr der Erarbeitung der Antidiskriminierungsstrategie. Der Staatssekretär und die Senatorin haben das öffentlich angekündigt. In der Senatsverwaltung r Bildung werde eine grundsätzliche Antidiskriminierungsstrategie auch in den Querschnittsthemen zu Gewaltprävention usw. erarbeitet. Dazu gebe es mehrere Fachrunden. Frau Gomes hoffe, nach den Sommerferien mehr berichten zu können, wie man grundsätzlich mit diesem Thema umgehe.

Abschließend vermittelt Frau Gomes, dass es in 2017 12 Fälle von Antisemitismus gab. Davon waren 4 Fälle in der alleinigen Diskriminierungsdimension Antisemitismus, Verbale und körperliche Gewalt, 8 Fälle in der mehrfachen Diskriminierungsdimension, 2 mal verbale und körperliche Gewalt, 6 mal verbale Gewalt bzw. Antisemitismus, der angezeigt wurde über Unterrichtsmaterialien.

Die betroffenen Ratsuchenden waren in 5 Fällen jüdisch positioniert, auch muslimische Schüler*innen vermitteln, dass sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen oder Menschen, die als jüdisch markiert seien, aber gar nicht jüdisch waren.

 

Die Vorsitzende, Frau Schrader, dankt Frau Gomes und Herr Krebs für die Vorstellung und für die Beantwortung der gestellten Fragen.

 
 

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