Auszug - Vogelschutz in Mitte  

 
 
14. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin
TOP: Ö 7.1
Gremium: BVV Mitte von Berlin Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 18.01.2018 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 22:10 Anlass: ordentlichen Sitzung
Raum: BVV-Saal
Ort: Karl-Marx-Allee 31, 10178 Berlin
0982/V Vogelschutz in Mitte
   
 
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion Bündnis 90/Die GrünenFraktion Bündnis 90/Die Grünen
Verfasser:Neugebauer, Gosch und die anderen Mitglieder der Fraktion 
Drucksache-Art:Mündliche AnfrageMündliche Anfrage
 
Wortprotokoll

  1. Welche Maßnahmen ergreift das Bezirksamt bei der Pflege von Grünanlagen, bzw. Flächen im öffentlichen Raum, damit Nist- und Ruhebereiche von Vögeln geschützt werden?

 

Frau BzStRätin Weißler antwortet: „Grundsätzlich ist es so, dass bei allen Pflegemaßnahmen und Maßnahmen, die dem Erhalt oder der Wiederherstellung der Verkehrssicherheit in öffentlichen Grünanalgen und dem Grün am Straßenrand und den Straßenbäumen dienen, werden vom Grünflächenamt die einschlägigen gesetzlichen Vorgaben, dazu gehören auch die Vorgaben zum besonderen Artenschutz, eingehalten. Diese sind unter anderem im Bundesnaturschutzgesetz geregelt, gem. § 44 Abs. 1 Bundesnaturschutzgesetz [Zitat: „Es ist verboten, Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören. (Zugriffsverbot).“] Das bedeutet für die Praxis: Pflegemaßnahmen sind immer Eingriffe in die Prozesse gleichteiliger Ökosysteme. Die Maßnahmen werden technisch und zeitlich an die Forderungen der biologischen Vielfalt angepasst. Um es an einem Beispiel zu zeigen, es gibt die Mahdtermine (an denen die Gräser gemäht werden), die an den Zustand der Reifung der Samen dieser Gräser oder Kräuter sowie an die Entwicklungszyklen angepasst werden, aber auch an die Entwicklungszyklen der Insekten. Unsere Vögel benötigen keine Brötchenreste von McDonald`s, sondern eben jene Gräser, Samen oder Insekten. Dazu man hin und wieder Gräser und Insekten dulden. Vor jeder Maßnahme rprüfen die Gärtnerinnen und Gärtner, ob sich dort Nester oder Brutstätten befinden, schätzen die Schlüpfzeitpunkte ein, die berücksichtigt werden. Die Pflegemaßnahmen werden entsprechend angepasst. Bei den Straßenbäumen wird in der Aufzuchtzeit zwischen dem 01. März und dem 30. Dezember kein Baum gefällt, obwohl schonende Formen und Pflegeschritte zur Beseitigung des Zuwachses oder zur Gesundheiterhaltung der Bäume zulässig und nötig sind. Da kann man sich streiten, was ein schonender Eingriff im Einzelfall ist. Es erfreut mich und es dient auch den Schutz unserer Vögel, wenn das Umweltamt und das Grünflächenamt hier manchmal einen durchaus kämpferischen fachlichen Austausch pflegen. Und glücklicherweise auch eine enge Zusammenarbeit. Deshalb wird das Umweltamt dem SGA in Kürze eine Handreichung übergeben, um hier eine einheitliche Verfahrensweise zu sichern und auch die Standpunkte gegenseitig abzuklären. Schonen heißt aber auf jeden Fall, dass Strauchbestände niemals im Ganzen zurückgeschnitten werden, sondern immer Sträucher stehen gelassen bleiben, sowohl immergrüne als auch laubabwerfende, sodass die Vögel ihre angestammten Bereiche nicht verlassen müssen. In Zusammenarbeit mit Naturschutzorganisationen, z.B. Nabo, werden dann auch Nisthilfen geschaffen, bzw. bestehende unterhalten. In einigen Grünanlagen, z.B. im Großen Tiergarten, hat Nabo die Reinigung und Kontrolle der Nistkästen übernommen. Sie bedürfen einer regelmäßigen Pflege. Das ist meist das größere Problem, []. In öffentlichen Grün- und Erholungsanlagen, sowie im Straßenbegleitgrün, werden Pflanzungen, die [] neu geschaffen, wenn es notwendig ist.

 

  1. Welche Maßnahmen wurden am Gendarmenmarkt getroffen, um die dort angesiedelten Vögel (Spatzen) zu schützen?

 

Frau BzStRätin Weißler antwortet: Die Flächen am Gendarmenmarkt sind sogenanntes Straßenbegleitgrün, also keine Grünanlage. Der Gendarmenmarkt wurde entsprechend der eben vorgetragenen Grundsätze gepflegt. Bei einem Teil der Sträucher wurde ein Verjüngungsschnitt durchgeführt. Wir brauchen auch vitale Sträucher, wenn wir sie verwildern lassen, nutzt es den Vögeln auch nichts. Wir haben die Blüte der kommenden Vegetationsperiode gesichert und die sogenannte Vergreisung verhindert. Das bedeutet, die Büsche setzen nur wenige Blüten an und bestehen nur aus einem Gestrüpp aus blatlosen Zweigen, sodass man glaubt, sie sind grün, dabei ist im Inneren kein Grün mehr. Die günstige Phase für den Beschnitt ist die Kältephase um den Jahreswechsel, in der Regel die zweite Janaurhälfte. Die so gepflegten Blütensträucher teilen dann relativ schnell nach und schon in der kommenden Vegetationsperiode kann man damit rechnen, dass der Rückschnitt durch neue Triebe, nicht vollständig, aber teilweise kompensiert wird. Der Rückschnitt von schnell wachsenden Sträuchern ist in alternierenden Abständen aus gärtnerischer Sicht erforderlich, damit sie nicht vor ihrer Zeit kaputt gehen.

Der Sperling, die Amsel und andere Vogelarten benötigen diese Sträucher für den Unterschlupf und als Nist- und []. Diese gesund zu erhalten ist somit auch eine Form des Artenschutzes. Die Vögel brauchen auch gesunde Sträucher. Die Schnittmaßnahmen werden natürlich vor der Brutzeit durchgeführt. Um den Vögeln ausreichend Schutzmöglichkeiten zu erhalten, finden die Arbeiten nur auf einem Teil der Grünfläche statt, so auch beim Gendarmenmarkt. Auf dem Gendarmenmarkt wurden nur bestimmmte Büsche zurückgeschnitten, die Vögel konnten sich wieder sofort in die im unmittelbaren Nahbereich befindlichen Bäume und Efeu geflüchtet oder umgesiedelt haben. Das wurde kontrolliert.

 

Herr BV Dr. Hanke von der Fraktion der SPD erfragt die Daten über die Entwicklung der Vogelpopulationen und der Diversität in den letzten Jahrzehnten, und ob es möglich sei, dass die Anstrengungen des Bezirksamts nicht ausreichen, um die Diversität der Vögel im Bezirk Mitte zu sichern.

Frau BzStRätin Weißler berichtet, dass es eine den Erwartungen entsprechende große Habichtdichte gebe, die auch im Zusammenhang mit den Tauben stehe, deren Population dadruch kleiner würde. Eine Stistik zu den verschiedenen Vogelarten sste nachgeliefert werden.

Die Überfütterung der Spatzen mit Nahrung, die die Brut nicht verträgt, ist ein Problem im Bezirk.

 

Herr BV Wehlus von der Fraktion der AfD erkundigt sich bei Frau BzStRätin Weißler, ob diese wisse, wie Spatzen ihre Jungen aufziehen.

 
 

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