Auszug - Angebote für Legasthenikerkinder im Bezirk Mitte BE: Herr Tietz  

 
 
30. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Schule
TOP: Ö 5.2
Gremium: Schule Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 13.05.2004 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 20:00 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll

Herr Sorg teilte einleitend mit, dass der Begriff Legasthenie in der Fachliteratur aus fragmatischen Gründen nicht mehr verwen

Herr Sorg teilte einleitend mit, dass der Begriff Legasthenie in der Fachliteratur aus fragmatischen Gründen nicht mehr verwendet wird. Der Personenkreis, der unter dem Signum Legasthenie gefasst ist,  einfach zu eng gefasst ist. Der Begriff ist an ein bestimmtes Störungsbild gebunden, das so nicht zu rechtfertigen ist. Es ist wissenschaftlich nicht belegt. Entscheidend ist die Frage, ob jemand Rechtschreibung beherrscht oder nicht, ob er lesen kann oder nicht kann. Dabei gibt es zwar grundsätzlich bestimmte Fehlerhäufigkeiten, aber nicht spezifische Fehlerarten. In der Literatur gibt es auch kaum wirklich klare Hinweise die sagen, , wie Lese-Rechtschreib-Schwäche zustande kommt. Die Frage ist, wie geht die Schule mit dieser Problematik um. Grundsätzlich kann jeder auch Kinder mit schwerwiegender Lese-Rechtschreibstörung Schriftsprache erlernen. Der Weg ist hierbei sehr viel schwerer, ist grundsätzlich möglich. Herr Sorg möchte aber nicht, dass die Schwere dieser Problematik heruntergespielt wird, der an den Begriff Legasthenie gekoppelt ist im Sinne einer Krankheit, die sogenannte umschriebene schwere Lese-Rechtschreib-Schwäche oder Störung. Diese ist im Katalog der psychischen Störung der Weltgesundheitsorganisation ausdrücklich enthalten. In diesem Katalog sind die schulischen Entwicklungsstörungen umschrieben (u. a. die Lesestörungen, Lese-Rechtschreibstörung, Rechenstörung).
Da es sich um eine Störung handelt, kommt der § 35 a KJHG in Betracht, d. h., es handelt sich hier möglicherweise um eine Behinderung.
Deshalb Voraussetzung für die Zuordnung zu dem Paragraph 35 a:

Schwere seelische Störung

Dauerhaftigkeit über mindestens 6 Monate als Kriterium für die Behinderung muss gegeben sein.
Es gibt verschiedene Einrichtungen, die Lerntherapien anbieten, z. B. Legastheniezentrum Nord in der Barfußstraße und PAETEC in der Nähe der Torstraße. In Reinickendorf, in Pankow und Charlottenburg werden Einrichtungen in anderen Bezirken wahrgenommen. Sie werden durch das jeweilige Bezirksamt finanziert. In der Regel werden die Therapien mit ein bis zwei Stunden pro Woche von Lerntherapeuten durchgeführt. Voraussetzung dafür ist eine Erklärung der Schulaufsicht, dass alle schulischen Möglichkeiten, die nach der Lese-Rechtschreib-Schwäche erforderlich sind, ausgeschöpft wurden und ein entsprechendes Gutachten des schulpsychologischen Dienstes. Insgesamt waren im Jahre 2002 im Bezirk Mitte etwa 60 Lerntherapien installiert. Die Zahl für das Jahr 2003 liegt noch nicht vor.

Die Berliner Schule hat im Rahmen der Ausführungsvorschriften zur Förderung bei besonderen Lese-Rechtschreibschwierigkeiten vom 14. Sept. 2001 erstmalig in Berlin ein relativ beschlossenes Konzept für die Förderung dieser Schüler/innen entwickelt. Zunächst werden die Schüler/innen in der 1. und 2. Klasse wird eine Förderung im Rahmen des Regelunterrichts stattfindet. Die Kinder erhalten eine Förderung durch zusätzliche Stunden bzw. durch besonderes Eingehen auf die Problematik im Rahmen des normalen Unterrichts. Wenn diese Förderung nach Beendigung der 2. Klasse nicht gegriffen hat, besteht die Möglichkeit, dass die Schule Förderkurse einrichtet, die klassenübergreifend sein können (können bis zu 8 Schüler/innen enthalten, können parallel zum Unterricht oder zusätzlich zum Unterricht stattfinden). Ab Klassenstufe 3 gibt es die Kleinklassen für lese-rechtschreibschwache Schüler/innen. Alternativ dazu gibt es die temporer Lerngruppen. Diese wurden in den Bezirken Neukölln und Reinickendorf ausprobiert. Die Kleinklassen wird es lt. neuem Schulgesetz nicht mehr geben. Sie werden deshalb durch die temporer Lerngruppen ersetzt. Sie sollen über 8 Wochen eine intensive Förderung.

Die Vorsitzende, Frau Hartmann, dankte für den ausführlichen Bericht.

 
 

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