Stolpersteine Sächsische Str. 63 a

Stolpersteine für Dr. Elfriede Paul, Walter und Rainer Küchenmeister

Stolpersteine für Dr. Elfriede Paul, Walter und Rainer Küchenmeister

Die Stolpersteine vor dem „Sächsischen Palais“ wurden am 13.10.2010 von Schülern der Robert-Jungk-Oberschule verlegt.

Stolperstein für Walter Küchenmeister

Stolperstein für Walter Küchenmeister

HIER WOHNTE
WALTER
KÜCHENMEISTER
JG. 1897
IM WIDERSTAND 16.9.1942
HINGERICHTET 13.5.1943
GEFÄNGNIS PLÖTZENSEE

Stolperstein für Rainer Küchenmeister

Stolperstein für Rainer Küchenmeister

HIER WOHNTE
RAINER
KÜCHENMEISTER
JG. 1926
IM WIDERSTAND
VERHAFTET 16.9.1942
POLIZEIGEFÄNGNIS BERLIN
KZ MORINGEN
1945 STRAFKOMPANIE
ÜBERLEBT

Stolperstein für Dr. Elfriede Paul

Stolperstein für Dr. Elfriede Paul

HIER WOHNTE
DR. ELFRIEDE PAUL
JG. 1900
IM WIDERSTAND
VERHAFTET 16.9.1942
FRAUENGEFÄNGIS LEIPZIG
BEFREIT 19.4.1945

Walter Küchenmeister , geboren am 9. Januar 1897 in Waldheim (Schlesien), war schon während seiner Ausbildung als Eisendreher in der Gewerkschaftsjugend aktiv. Ab 1917 war er bei der Kaiserlichen Marine und am Kieler Matrosenaufstand beteiligt. 1918 trat er zunächst in die SPD ein, 1921 in die KPD über. Er lebte in Ahlen (Westfalen) und arbeitete von 1921 an als Redakteur für die KPD-Zeitungen „Westfälische Arbeiterzeitung“ und „Ruhr-Echo“. Nach seinem Ausschluss aus der KPD 1926 – er wurde als Polizeispitzel verdächtigt – war er als freier Autor tätig.
1926 heiratete er Anna Auguste Lasnowski, 1928 zogen sie mit ihrem Sohn Rainer nach Berlin, wo kurz danach dessen Bruder Claus geboren wurde. 1933/34 war Walter Küchenmeister zeitweise inhaftiert. Aber er ließ sich nicht einschüchtern und wurde 1935 Mitarbeiter der Widerstandszeitung „Wille zum Reich“. Im selben Jahr lernte er Harro Schulze-Boysen kennen und schloss sich dessen Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“ an, stellte Flugblätter her und organsierte die politische Schulung von Studenten. Wegen einer Tuberkuloseerkrankung musste er 1939/40 in ein Sanatorium in die Schweiz.
Nach seiner Rückkehr nach Berlin war er erneut im Widerstand aktiv. Doch die gesamte Widerstandsgruppe flog auf. Am 16. September 1942 wurde er mit seiner Lebensgefährtin Elfriede Paul und seinem Sohn Rainer in der Wohnung in der Sächsischen Straße 63a verhaftet. Am 6.2.1943 wurde er wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tod verurteilt und am 13. Mai 1943 in Plötzensee enthauptet.

Rainer Küchenmeister , geboren am 14. Oktober 1926 in Ahlen (Westfalen), war als Dekorationsmaler ausgebildet und im späteren Leben Künstler. Im Alter von knapp 16 Jahren wurde er am 16. September 1942 in der Sächsischen Straße 63a verhaftet. Nach der Haft im Polizeipräsidium am Alexanderplatz wurde er im Jugendkonzentrationslager Moringen (Niedersachsen) eingesperrt. Noch im März 1945 wurde er in ein Strafbataillon gesteckt, hat aber das Ende des Zweiten Weltkriegs überlebt. 2009 ist Rainer Küchenmeister in Frankreich gestorben.

Dr.med. Elfriede Paul , geboren am 14. Januar 1900 in Köln, war Lehrerin in einem Kinderheim und Ärztin. Sie gehörte wie Walter Küchenmeister, mit dem sie zusammenlebte, zum Freundes- und Widerstandskreis „Rote Kapelle“ um Harro Schulze-Boysen. Ihre Arztpraxis war ein Treffpunkt der Gruppe. Sie reiste ins Ausland, um Fluchtwege zu erkunden und Adressen für Verfolgte zu beschaffen. Auch sie wurde am 16.9.1942 in der Wohnung verhaftet. Nach der Untersuchungshaft im Polizeipräsidium am Alexanderplatz wurde sie am 6.2.1943 vom Reichskriegsgericht „wegen Vorbereitung zum Hochverrat“ zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Sie war inhaftiert im Frauengefängnis Charlottenburg , im Frauenzuchthaus Cottbus und im Frauengefängnis Leipzig-Kleinmeusdorf. Hier wurde sie am 19. April 1945 von der US-Armee befreit und am 10. Mai 1945 von der Militärbehörde entlassen. Ihre Lebenserinnerungen erschienen 1981 unter dem Titel »Ein Sprechzimmer der Roten Kapelle«. Elfriede Paul starb am 30. August 1981 in Ahrenshoop.
Das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf hat 2012 eine Ausstellung „Die Träume einzig blieben mir in meiner kahlen Zelle“ über Frauen im Charlottenburger Gerichtsgefängnis an der Kantstraße 79 gezeigt. Paul Dürr hat zur Ausstellung eine Broschüre „Frauen des Widerstands“ verfasst.

Text: Helmut Lölhöffel