Drucksache - 0686/6  

Wir fragen das Bezirksamt:

1. Welche Angebote gibt es im Bezirk für obdachlose Frauen bei den Unterkünften und Notunterkünften?

2. Wurden die besonderen Bedürfnisse von obdachlosen Frauen auch bei den zusätzlichen Plätzen der Kältehilfe berücksichtigt?

3. Wie bewertet das Bezirksamt die Angebote und wo sieht es besonderen Handlungsbedarf?

Die oben genannte Große Anfrage beantworte ich für das Bezirksamt wie folgt:

1. Welche Angebote gibt es im Bezirk für obdachlose Frauen bei den Unterkünften und Notunterkünften?

Zunächst wird darauf hingewiesen, dass die Unterbringung von Wohnungslosen sowie die Angebote der Kältehilfe berlinweit gestreut und nicht auf einen Bezirk reduziert sind. Dadurch wird ein sehr breit gefächertes Angebot möglich, das auch spezifische Bedarfe decken kann. Gleichwohl sind wir bestrebt, bedarfsdeckende Angebote an Unterkunftsplätzen im Bezirk zu schaffen, um gewachsene Strukturen, Schul- und Kitaplätze und Netzwerke weiterhin zu nutzen.

In Charlottenburg-Wilmersdorf stehen insgesamt 60 Einrichtungen (Heime, Hotel, Hostels) zur Unterbringung von Wohnungslosen zur Verfügung.

Zusätzlich werden während der Kälteperiode von Oktober bis Ende April zwei Nachtcafés (eine Übernachtung pro Woche für insgesamt 90 Plätze) sowie eine Notübernachtung (täglich) mit 149 Plätzen angeboten. Darüber hinaus ist die ganzjährige Notübernachtung Franklinstraße im Bezirk angesiedelt.

Von den 60 ganzjährigen Einrichtungen sind zwei lediglich nur für Männer zugänglich. Alle anderen sind auch für Frauen offen.

Im Bezirk stehen zwei bezirkliche Einrichtungen nur für Frauen zur Verfügung. Ein Haus wird ausschließlich für Frauen ohne / mit minderjährigen Kindern angeboten. In der zweiten Einrichtung stehen in einem der beiden Gebäude ausschließlich Plätze für Familien und Frauen zur Verfügung.

Darüber hinaus bietet im Bezirk noch eine weitere Einrichtung nur Plätze für Frauen und Frauen mit minderjährigen Kindern an. In einer anderen Einrichtung (ASB Schweinfurthstr.) gibt es Einzelapartments in einer Frauenetage, darüber hinaus sind weitere Frauenplätze in anderen geschlechtsgemischten Etagen vorhanden. Hier werden auch barrierefreie Plätze für rollstuhlfahrende Frauen und Pflegebedürftige bis Pflegegrad 2 zur Verfügung gestellt.

Vor der Vermittlung in eine Einrichtung wird der individuelle Bedarf der Klientinnen in einer sozialpädagogischen Beratung ermittelt. Es sind vielfältige Kategorien vorhanden, wie z. B. Mehrbettzimmer, Doppelzimmer, Einzelzimmer, Apartments mit und ohne eigene Küche und Bäder. Zusätzlich bestehen Angebote mit sozialpädagogischer Beratung innerhalb der Einrichtung.

Der Sozialdienst der Fachstelle Soziale Wohnhilfe ist für die Vermittlung von Wohnheimplätzen die jeweils dem individuellen Bedarf der Klientinnen entsprechen verantwortlich und beauftragt die Vermittlung bedarfsgerechte Plätze zu buchen. Sollte eine bedarfsgerechte Unterbringung nicht unmittelbar möglich sein, werden Zwischenlösungen gefunden.

Sowohl die beiden Nachcafés, als auch die beiden Notunterbringungen stellen Plätze für Frauen in separaten Räumlichkeiten zur Verfügung. Alle Angebote sind barrierearm die meisten Plätze sogar barrierefrei.

2. Wurden die besonderen Bedürfnisse von obdachlosen Frauen auch bei den zusätzlichen Plätzen der Kältehilfe berücksichtigt?

In allen Einrichtungen der Kältehilfe werden die besonderen Bedürfnisse von obdachlosen Frauen berücksichtigt. Die Plätze für Frauen sind separiert und von Männerplätzen getrennt.

3. Wie bewertet das Bezirksamt die Angebote und wo sieht es besonderen Handlungsbedarf?

Der Bezirk verfügt im Regelangebot über ca. 300 Wohnheimplätze, die nur Frauen zur Verfügung stehen mit ihren Kindern bis maximal 12 Jahren und die auch nicht anderweitig belegt werden können. Diese Angebote bieten den Frauen einen Schutzraum für sich und ihre Kinder.

Damit steht Charlottenburg-Wilmersdorf im berlinweiten Bezirksvergleich sehr gut da. Dieses Angebot ist in der Regel auskömmlich bei der Unterbringung. In diesen Einrichtungen gibt es auch flächendeckend sozialpädagogische Unterstützung und eine gute Vernetzung mit den aufsuchenden Angeboten der frühen Hilfen, des Kinder- und Jugendgesundheits-dienstes, des Jugendamtes, des Zentrums für sexuelle Gesundheit und des sozialpsychiatrischen Dienstes, sowie Beratungsangeboten für Migrantinnen. Insbesondere bei Frauen mit minderjährigen Kindern wird eine Unterbringung immer angestrebt und bei vorübergehend fehlenden Kapazitäten ein Rückumzug in den Bezirk schnellstmöglich vorgenommen.

Problematischer wird die Unterbringung und bedarfsgerechte Versorgung bei der Gruppe der multimorbiden, chronifiziert psychisch kranken Frauen mit stoffgebundener Suchterkrankung gesehen. Für sie stehen die Angebote für Frauen mit minderjährigen Kindern aus Gründen der Kindeswohlgefährdung in der Regel nicht zur Verfügung. Hier sind sehr engmaschige Betreuungsformen erforderlich, die jedoch ein Maß an Krankheitseinsicht beinhalten, die nicht immer gegeben ist.

Für Transfrauen sind die Unterbringungen im Bezirk auch nur sehr vereinzelt und mit individuellen Lösungen möglich, da eine Unterbringung im Doppelzimmer mit einer binärgeschlechtlichen Frau häufig von beiden Bewohnerinnen nicht akzeptiert wird. Hier gibt es in der Einrichtung Queer-Home berlinweit die besten Angebote.

Mit freundlichen Grüßen

Arne Herz