Drucksache - 0108/4  

 
 
Betreff: Krankheitsstand im Bezirksamt
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:CDU-Fraktion 
Verfasser:Klose/Halten-Bartels 
Drucksache-Art:Große AnfrageGroße Anfrage
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Beratung
16.02.2012 
5. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin schriftlich beantwortet   

Sachverhalt
Anlage/n
Anlagen:
Große Anfrage
Beantwortung

Wir fragen das Bezirksamt:

Wir fragen das Bezirksamt:

 

1.        Wie erklärt sich das Bezirksamt die hohe Krankheitsrate seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Verhältnis zu den Verwaltungen anderer Bezirke?

2.        Welche Maßnahmen wird das Bezirksamt ergreifen, um diesen besorgniserregenden Zustand zu beseitigen oder wenigsten zu mindern?

3.        Wird das Bezirksamt weiterhin die nach SGB IX gegebene Möglichkeit nutzen, Präventionsangebote zu machen – zum Beispiel Gesundheitsmanagement -, und wir ist die Planung für das laufende Jahr?

4.        Gibt es ressortübergreifende Abstimmungen, wie der in Frage eins erwähnten Problematik zu begegnen ist?

5.        Welche Auswirkungen hat der Krankenstand auf die Kostenleistungsrechnung?

             

 

Sehr geehrte Frau Vorsteherin,

das Bezirksamt beantwortet die Große Anfrage wie folgt:

 

Zu 1.:

 

Nach den hier verfügbaren Zahlen der Jahre 2007 bis 2010 ergaben sich folgende Gesundheitsquoten (vergleichende Dar­stellung jeweils für das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf und für den Durchschnitt der zwölf Berliner Bezirke mit Ausnahme von 2011; für die Gesamtheit aller Bezirke hat die Senatsverwaltung für Inneres und Sport den Wert für 2011 bisher nicht veröffentlicht; die Angabe für den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf ist der hier intern errechnete Wert):

 

 

 

Gesundheitsquote in %

Jahr                                                        im Bezirk CW                            im Ø aller 12 Bezirke

 

2007                                                        91,7%                                                        91,8%

2008                                                        91,1%                                                        91,6%

2009                                                        91,3%                                                        91,2%

2010                                                        90,3%                                                        90,7%

2011                                                        90,5%                                                        ---

 

Aus dieser Übersicht ergibt sich, dass die Gesundheitsquote des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf nicht signifikant vom Durchschnitt der Berliner Bezirke abweicht, dass sich aber die Gesundheitsquote über die letzten Jahre betrachtet verringert hat.

 

Zu 2.:

Das Bezirksamt bietet den Mitarbeiter/innen seit 2003 alle zwei Jahre – zuletzt in 2011 – Gesundheitstage an. Die Beteiligung an diesen, in den bei­den zentralen Standorten Rathaus Wilmersdorf und Rathaus Charlottenburg, jeweils für ei­nen Tag in Kooperation mit Krankenkassen und dem arbeitsmedizinischen Dienst (früher TÜV, aktuell Charité) angebotenen Ausstellungen, Schulungs- und Untersuchungsangeboten ist sehr hoch; zuletzt waren auch die Beschäftigten des Rechnungshofes mit einbezogen.

Darüber hinaus werden seit 2004 jährlich ca. 40 Präventionsmaßnahmen im hausinternen Fortbildungsprogramm angeboten, an denen in 2010 in 136 Veranstaltungen insgesamt 1.448 Mitarbeiter/innen und in 2011 in 98 Veranstaltungen insgesamt 977 Mitarbeiter/innen teilgenommen haben. Das in 2011 gegenüber 2010 reduzierte Angebot be­ruht auf einer längeren Phase haus­haltswirtschaftlicher Beschränkungen.

Seit 2009 werden vermehrt Burnout-Präventionskurse nachgefragt; zehnwöchige Kurse zu diesem Thema wurden sowohl in 2010 als auch in 2011 durchgeführt.

Besonders hervorzuheben sind auch Angebote in geringerem zeitlichen Umfang an die Führungskräfte „Depressionen – rechtzeitig erkennen“ und an die Mitarbeiter/innen „Wenn die Psyche Alarm schlägt – Depressionen“. 

Bereits in 2008 gab es eine Benchmarkbefragung zur Diagnose betrieblicher Gesundheit in den Bürgerämtern, an der 56 % der Beschäftigten teilnahmen. In 2010 wurde eine Mitarbeiter/innenbefragung speziell in der (damaligen) Abt. Wirtschaft – Bereich Ordnungsamt / Innen- und Außendienst – erfolgreich durchgeführt, an der sich 65 % der dort Beschäftigten beteiligt haben.

Seit 2004 findet im Rahmen des Gesundheitsmanagements eine nebenamtliche Mobbingberatung durch Mediatoren bzw. Mobbingbeauftragte für alle Bereiche des Bezirksamts statt.

 

Zu 3.:

Für 2012 ist geplant, eine Gesundheitsbefragung aller Mitarbeiter/innen des Bezirksamtes durchzuführen. Die Befragung beinhaltet Aspekte

·         des Arbeitsplatzes

·     des Wohlbefindens und der Gesundheit

·     des Gesundheitszustands

·   der Gesundheitsangebote am Arbeitsplatz

und Angaben zur Person. Das Bezirksamt erhofft sich von der Auswertung der Befragung Erkenntnisse, um präventiv und noch gezielter Maßnahmen ergreifen zu können, um die Gesundheitsquote zukünftig steigern zu können.

Darüber hinaus werden in der 14. Auflage des hausinternen Fortbildungsprogramms 2012 wieder ca. 40 Präventionsmaßnahmen im Gesundheitsmanagement angeboten. Auf spezielle Kurswünsche der Mitarbeiter/innen wird durch die für das Gesundheits­management verantwortlichen Mitarbeiter/innen des Bezirksamts im Rahmen des wirtschaftlich Ver­tretbaren sowie organisatorisch Machbaren wie bisher sensibel eingegangen.

Um dem sich weiter entwickelnden hohen Altersdurchschnitt der Beschäftigten - aktuell 50,09 Jahre (!) bezogen auf alle planmäßig Beschäftigten… - und dem fortschreitenden Demographie-Prozess gerecht zu werden, werden Fortbildungsmaßnahmen weiter dezentral vor Ort sowohl im Rathaus Charlottenburg wie auch im Rathaus Wilmersdorf angeboten; damit entfallen die teilweise beträchtlichen Fahrzeiten zur Verwaltungsakademie.

In 2012 ist der Aufbau einer dezentralen Konfliktberatung beabsichtigt; auch das Angebot einer Sozialberatung durch eine externe Berater/in ist im engeren Planungsprozess.

Ab März 2012 werden regelmäßige Führungskräftezirkel zu Themen des Gesundheitsmanagements bzw. den Führungskräften zum permanenten Austausch und zum Einholen von Informationen Vortragsveranstaltungen angeboten. 

Etabliert hat sich das Angebot eines betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM) nach SGB IX. Ein BEM-Verfahren ist vom Arbeitgeber bzw. Dienstherrn anzubieten, wenn die/der Beschäftigte innerhalb eines Jahres länger als 42 Kalendertage ununterbrochen oder wie­derholt arbeitsunfähig erkrankt ist. Die Annahme des Angebots ist freiwillig. Das BEM umfasst alle Aktivitäten, Maßnahmen und Leis­tungen, die im Einzelfall zur Wiedereingliederung nach längerer Arbeitsunfähigkeit erforderlich sind. Es dient der Überwindung bzw. Vorbeugung von Arbeitsunfähigkeit und soll den Arbeitsplatz sichern helfen. Im Laufe des Jahres 2011 haben mehr als 500 Beschäftigte die Voraussetzungen für ein BEM-Verfah­ren erfüllt; ca. 15% haben dieses Angebot angenommen.

 

Zu 4.:

Soweit es sich um ressortübergreifende Abstimmungen innerhalb des Bezirksamts handelt, so sind diese durch Etablierung einer zentralen Gesundheitskoordination als Teil der Dienststelle - angesiedelt in der SE Personal - ge­währleistet. Seitens des Gesundheitsmanagements findet eine permanente Begleitung, Beratung und potenzielle Motivation zu allen Themen der Gesundheitsangebote auch abteilungsübergreifend statt. Hier laufen alle Planungsprozesse für gesundheitliche Maßnah­men zusammen, soweit die Fachabteilungen diese Unterstützung auch in Anspruch nehmen. Solche Maßnahmen lassen sich auch gezielt in allen Abteilungen durchführen.

Ressortübergreifende Abstimmungen für die gesamte Berliner Verwaltung verantwortet die Senatsverwaltung für Inneres und Sport. Sie stellt dafür vergleichende Daten zusammen. Ein weiteres Instrument hierfür sind insbesondere die jährlichen Gesundheitsberichte aller Dienststellen, die in einem Gesamtbericht für die Berliner Verwaltung zusammengefasst werden.

 

Zu 5.:

Nach dem Prinzip der Vollständigkeit der Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) sind im Rahmen der Personalkostenerfassung die tariflich Beschäftigten im Krankheitsfall für die Dauer der Entgeltfortzahlung in der Zeitstatistik fortzuführen. Personalkosten der Beamt/innen  werden dagegen durchgängig erfasst, da ihre Dienstbezüge auch im Krankheitsfall weiter gezahlt werden.

Kosten krankheitsbedingter Abwesenheitszeiten sollen nur die Produktpalette belasten, an der die Dienstkraft mitwirkt. Daher werden Krankheitszeiten produktbezogen gebucht. Hierdurch wird ein Höchstmaß an Transparenz gewährleistet, da sich überdurchschnittlich hohe Krankenstände direkt in den Produktkosten niederschlagen. Von abwesenden Beschäftigten werden keine Leistungen und damit auch keine Produktmengen erbracht; also steigen die Produktstückkosten entsprechend an. Dies gilt nicht für Produkte, deren Mengen mit sog. Statistischen Bezugsgrößen ermittelt werden, z.B. Anzahl der Einwohner/innen oder der Beschäftigten.

Die Kosten krankheitsbedingter Abwesenheitszeiten können aus der KLR nicht ermittelt werden.

 

 

Abschließend stellt das Bezirksamt mit Nachdruck fest, dass es in allen Bezirken dringend erforderlich ist, insbesondere

 

·         schrittweise den Altersdurchschnitt durch unbefristete Übernahme aller Auszubildenden, die ihre Prüfung erfolgreich bestanden haben, wieder zu senken und

·         parallel zum Prozess des Erreichens der Personalzielkennzahlen in dieser Wahlperiode so schnell wie möglich wieder zu Neueinstellungen zu kommen,

 

damit die Gesundheitsquote sich wieder erhöht bzw. der Krankenstand sinkt.

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

 

Naumann

 

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