Drucksache - 1031/3
Kampagne zur Impfung von
Mädchen gegen HPV Die
BVV hat in ihrer Sitzung am 20.11.2008 Folgendes beschlossen: Das
Bezirksamt wird aufgefordert, entsprechend der Empfehlung der ständigen
Impfkommission des Robert-Koch-Institutes (RKI)
über die "Kampagne zur Impfung von Mädchen zwischen dem 12. und 17.
Lebensjahr gegen humanpathogene Papillomaviren (HPV)" auf bezirklicher
Ebene aufzuklären und auf die Wirkung und Chancen der Impfung hinzuweisen. Ende
September 2006 ist in Europa ein Impfstoff gegen 4 humane Papillomaviren (HPV)
zugelassen worden. Die Impfung basiert auf der Erkenntnis, dass eine Infektion
mit HPV der Hauptrisikofaktor zur Entstehung von Gebärmutterhalskrebs ist.
HP-Viren werden durch direkten Haut- oder Schleimhautkontakt, meistens beim
Geschlechtsverkehr, übertragen. Von den über 100 HPV-Typen befallen ca. 40 den
Genitalbereich. 13 dieser HPV-Typen werden als potenziell krebserregend bezogen
auf Gebärmutterhalskrebs eingestuft. Die beiden in Europa zugelassenen
Impfstoffe bekämpfen 2 dieser HPV-Typen, Typ 16/18, diese Typen sind bei etwa
70 % der Gebärmutterhalskrebserkrankungen nachweisbar. Zusätzlich schützt ein
Impfstoff noch gegen 2 HPV-Typen, 6/11, welche Feigwarzen verursachen können. HP-Virusinfektionen
sind weit verbreitet. Mit Beginn der sexuellen Aktivität werden die meisten
Mädchen (50-70%) mit HPV infiziert. Die Infektion läuft in der Regel symptomlos
und heilt zu 80-90 % nach 1 – 2 Jahren folgenlos aus. Bei ca. 10 % der
betroffenen Mädchen und Frauen bleibt eine HPV-Infektion bestehen, welche zu
Genitalwarzen oder Zellveränderungen am Gebärmutterhals führen kann. Pro Jahr
gibt es in Deutschland ca. 6.100 Neuerkrankungen an Gebärmutterhalskrebs und
2.000 Todesfälle, das bedeutet, dass jede 100. Frau an Gebärmutterhalskrebs
erkrankt und jede 300. Frau daran verstirbt. Deutschland
gehört zu den Ländern in Europa mit den höchsten Raten an Neuerkrankungen an
Gebärmutterhalskrebs, gleichzeitig mit den geringsten Inanspruchnahme der
Früherkennungsuntersuchungen (besonders durch Frauen mit niedrigerem
Sozialstatus). Es nehmen bei uns nur 46,8 % der Frauen teil. Die
Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt seit März 07
eine generelle Impfung für alle Mädchen im Alter von 12 – 17 Jahren, mit
dem Ziel, die Erkrankungsrate am Gebärmutterhalskrebs zu senken. Die Impfung
mit 3 Dosen sollte vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen sein. Bei
einer bereits bestehenden Infektion mit HPV 16/18 ist eine Impfung wirkungslos.
Die
gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten (ca. 450 €) der Impfung
für Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren. Das
Robert Koch-Institut ist die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem
Gebiet der Krankheitsüberwachung und Prävention. Die STIKO erarbeitet
Empfehlungen zur Durchführung von Schutzimpfungen für Deutschland. Die
aktuellen Empfehlungen der STIKO sind
medizinischer Standard und stellen für Ärzte die fachlichen Grundlagen medizinischen
Handelns dar. Seit
Einführung der Impfung gegen HPV wird in der wissenschaftlichen Fachwelt
intensiv über offene Fragen bzgl. dieser Impfung diskutiert Als
kritisch zu sehende Punkte sind anzumerken: Es
liegen noch keine Langzeiterfahrungen mit der Impfung vor, deshalb ist noch
nicht klar: 1. Ob es durch die Impfung gelingt, dem
Gebärmutterhalskrebs langfristig vorzubeugen 2. Ob andere potenziell krebserregende HPV-Typen an die
Stelle der Typen 16 und 18 treten können und sich dadurch dann insgesamt an der
Häufigkeit des Gebärmutterhalskrebses nichts ändert 3. Wie lange der Impfschutz anhält und wann eine
Auffrischimpfung notwendig ist Im
Gesundheitsamt wird über Vor- und Nachteile bzw. Kritikpunkte informiert. Während
nach Einführung der Impfung zunächst daran gedacht wurde, dass diese Impfung in
das Aufgabengebiet von Frauenärzten und Frauenärztinnen gehört, ist inzwischen
völlig klar, dass die HPV-Impfung mehr in die Domäne der Kinder- und
Jugendärzte/innen fällt, da 12 – 17 jährige Mädchen eher den Kinder- und
Jugendarzt oder –ärztin aufsuchen als eine Frauenarztsprechstunde. In den
Sprechstunden im Zentrum für sexuelle Gesundheit und Familienplanung ist die
Aufklärung zu speziellen fachbezogenen Impfungen (z. B. Hepatitis B) integraler
Bestandteil. Im
Rahmen des Frauen- und Mädchenfrühlings wurde eine Informationsveranstaltung zu
der HPV-Impfung im März 2008 im Zentrum
für Sexuelle Gesundheit und Familienplanung angeboten. Im
Kinder- und Jugendgesundheitsdienst werden die Schülerinnen im Rahmen der
Untersuchung nach dem Jugendarbeitsschutzgesetz auf die HPV-Impfung
angesprochen und über die Impfung informiert. Derzeit
gibt es eine intensive Diskussion unter Wissenschaftlern über Vor- und
Nachteile, bzw. Kritikpunkte an der Impfung. Diese Diskussion wird von uns
intensiv verfolgt, um die Mädchen und ihre Eltern nach dem aktuellen Stand der
Wissenschaft beraten zu können. Aufgrund des dargestellten Sachstandes bittet das Bezirksamt, den Beschluss als erledigt zu betrachten. Monika
Thiemen Reinhard Naumann Bezirksbürgermeisterin
Bezirksstadtrat 2.
Übertrag in ALLRIS 3.
Original und 9 Kopien sowie V an BzBmin-Büro für BA-Sitzung am 13.01.09 4.
Original nach Unterschriften ab an BVV-Büro 5.
Kopie ab an Ges AL 6.
Listen not. 7.
SozSekr Ablage EU BzBm´in EU Jug Abtl
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