Drucksache - 0288/3
Wir fragen
das Bezirksamt: 1. Welche Aktivitäten hat das
Bezirksamt gemeinsam mit dem Rat der Bürgermeister unternommen, um eine Lösung
für die betroffenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Job Centern
herbeizuführen (siehe hierzu auch BVV-Beschluss DS.Nr. 0069/3)? 2. Welche Notfallpläne wird das
Bezirksamt zusammen mit der Trägervertretung und den Vertretern der
Arbeitsagenturen erstellen, um einem eventuell anstehenden Personalkollaps
entgegen zu wirken? 3. Wie schätzt das Bezirksamt die
Möglichkeit ein, das aus dem Bundesministerium für Arbeit eine kurzfristige
Entscheidung zur Entfristung der Zeitverträge und deren Weiterfinanzierung
erfolgt? 4. Nutzt das Bezirksamt kontinuierlich
seine Möglichkeiten darauf hinzuweisen, dass die Mitarbeiterzahlen in den Job
Centern nach wie vor nicht ausreichen um eine qualifizierte Beratung
durchführen zu können? Die Große Anfrage beantworte ich für das Bezirksamt
schriftlich wie folgt: Zu 1.: Welche Aktivitäten hat das Bezirksamt gemeinsam mit dem Rat
der Bürgermeister unternommen, um eine Lösung für die betroffenen Mitarbeiter
und Mitarbeiterinnen in den JobCentern herbeizuführen (siehe hierzu auch
BVV-Beschluss Ds. Nr. 0069/3)? Zunächst möchte ich die momentane Situation im JobCenter
Charlottenburg-Wilmersdorf darstellen, bevor ich die Beantwortung der Fragen
vornehme, um Ihnen ein Bild der Ausgangslage zu vermitteln. Zentrales Problem für das JobCenter ist das Auslaufen von
192 Arbeitsverträgen für Mitarbeiter der Arbeitsagentur Berlin Nord zum
31.12.2007. Es kann davon ausgegangen werden, dass Verträge, die nach dem
Teilzeitbefristungsgesetz noch nicht über volle zwei Jahre abgeschlossen
wurden, entsprechend verlängert werden. Dies sind die Mitarbeiter, die deutlich
nach Errichtung des JobCenters, etwa durch die Zusatzanmietung ab Sommer 2006 eingestellt
wurden. Besonders problematisch ist aber das Auslaufen der 105 Arbeitsverträge
für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die seit Errichtung des JobCenters hier
beschäftigt sind. Sie sind an vielen Stellen unverzichtbare Wissens- und
Erfahrungsträger. Ein Ausscheiden würde die Qualität der Arbeit im JobCenter
grundsätzlich in Frage stellen. Die Bundesregierung hat zur Stabilisierung der
Personalstruktur in den Arbeitsgemeinschaften 4.000 zusätzliche Stellen für das
Jahr 2007 im Haushalt der Bundesagentur für Arbeit genehmigt. Diese Stellen
kommen für das JobCenter Charlottenburg-Wilmersdorf nicht zum Tragen, weil die
aktuellen Befristungen bis zum 31.12.2007 abgeschlossen sind und damit
Entfristungen für das Jahr 2008 erforderlich werden. Hier sind bisher
bundesweit nur 750 Stellen hinzugekommen. Der Vorstand der Bundesagentur für
Arbeit hat mitgeteilt, dass im April vom Bundesministerium für Arbeit und
Soziales (BMAS) weitergehende Entscheidungen zur Zuteilung zusätzlicher
Ermächtigungen für das Jahr 2008 getroffen werden. Der Bundesminister für
Arbeit, Franz Müntefering, teilte dazu mit: “In welchem Umfang dies
möglich ist, hängt auch davon ab, wie viele Stellen aus dem SGB III –
Bereich in die Grundsicherung umgeschichtet werden können. Das werden wir gemeinsam
mit der Bundesagentur für Arbeit bei der Aufstellung des Haushalts 2008
entscheiden.” Dies könnte zusätzliche Möglichkeiten für eine Verlängerung
von Arbeitsverträgen schaffen. Eine konkrete Aussage zum Stellenanteil für das
JobCenter Charlottenburg-Wilmersdorf wurde aber bisher nicht getroffen. Auf der Ebene des Landes Berlin wird diese Problematik für
alle JobCenter im Abgeordnetenhaus, dem zuständigen Ausschuss für Arbeit, in
der Senatverwaltung, den Besprechungen der zuständigen Stadträte und der
Regionaldirektion intensiv diskutiert. Das Bezirksamt hat in der Sitzung des Rats der Bürgermeister
im März 2007 die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales
aufgefordert, tätig zu werden. Bisher liegen von dieser keine schriftlichen
Reaktionen vor. Die Sozialstadträtin hat die Gelegenheit genutzt, die
zuständige Verantwortliche der Regionaldirektion der Agentur für Arbeit am
Rande der Tagung “Arbeit statt Arbeitslosigkeit” am 26.03.2007 auf
die brennende Problematik hinzuweisen. Ebenso wurde das Thema auf der Sitzung
der Sozialstadträte für Soziales, zuletzt am 18.04.2007, besprochen. Von der
Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales konnte jedoch nur
mitgeteilt werden, dass seitens der Bundesregierung eine Arbeitsgruppe mit dem
Thema befasst sei. Zu 2: Welche Notfallpläne
wird das Bezirksamt zusammen mit der Trägervertretung und den Vertretern der
Arbeitsagenturen erstellen, um einem eventuell anstehenden Personalkollaps
entgegen zu wirken? Ein Notfallplan wurde bisher nicht erarbeitet, weil zunächst
feststehen muss, für wie viele Mitarbeiter im JobCenter Verträge entfristet
werden können. Soweit eine Entfristung nicht möglich ist, müssen neue
Mitarbeiter rekrutiert und qualifiziert werden. Da das JobCenter selbst keine
Mitarbeiter beschäftigt, sondern alle Mitarbeiter von den beteiligten
Arbeitgebern gestellt werden, kommt als Anstellungsträger das Land Berlin
genauso in Frage wie die Bundesagentur für Arbeit. Zu 3: Wie schätzt das Bezirksamt die Möglichkeit ein, das aus dem
Bundesministerium für Arbeit eine kurzfristige Entscheidung zur Entfristung der
Zeitverträge und die Weiterfinanzierung erfolgt? Das Bezirksamt hofft, dass die Bundesregierung sich in den
nächsten Wochen zu einer mindestens teilweise positiven Lösung durchringen
kann. Für eine Prognose haben wir leider zu wenig Informationen. Zu 4: Nutzt das Bezirksamt
kontinuierlich seine Möglichkeiten darauf hinzuweisen, dass die Mitarbeiterzahlen
in den JobCentern nach wie vor nicht ausreichen um eine qualifizierte Beratung
durchführen zu können? Im Vergleich der Berliner JobCenter hat das JobCenter
Charlottenburg-Wilmersdorf inzwischen einen günstigen Betreuungsschlüssel. Eine
höhere Personaldecke ist mit dem zugeteilten Verwaltungskostenbudget nicht
realisierbar. Dazu wären Umschichtungen von Geldern aus dem Eingliederungsbudget
erforderlich. Dies ist derzeit von der Trägervertretung nicht beabsichtigt. Martina Schmiedhofer Bezirksstadträtin |
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