Drucksache - 0251/3  

 
 
Betreff: Integration von Migranten
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:FDP-Fraktion 
Verfasser:Prof.Dr.Dittberner/Dr.Fest 
Drucksache-Art:Große AnfrageGroße Anfrage
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Beratung
15.03.2007 
Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin vertagt   
26.04.2007 
8. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin vertagt   

Sachverhalt
Anlage/n
Anlagen:
Schriftliche Beantwortung Große Anfrage FDP-Fraktion

Wir fragen das Bezirksamt:

Wir fragen das Bezirksamt:

 

1. Wie groß ist die Zahl der ausländischen Mitbürger  im Bezirk (absolut und prozentual zur Gesamtbevölkerung) unterteilt nach Nationalitäten und Altersgruppen?

 

2. Wie viele Ausländer sind in den letzten zehn Jahren im Bezirk eingebürgert worden und wie viele von diesen haben an der Einbürgerungsfeier teilgenommen?

 

3. Wie viele Schülerinnen und Schüler nicht deutscher Herkunftssprache besuchen im Schuljahr 2006/07 die Schulen im Bezirk, unterteilt nach Schularten und in Relation zur Gesamtschülerzahl?

 

4. Wie viele Ausländer sind im Bezirk arbeitslos gemeldet; wie viele davon Jugendliche und Langzeitarbeitslose?

 

5. Wie viele ausländische Mitbürger befinden sich im Rentenalter und wie viele von diesen leben in Seniorenheimen oder werden anderweitig sozial betreut?

 

 

Sehr geehrte Frau Bezirksverordnetenvorsteherin,

 

die Große Anfrage beantworte ich für das Bezirksamt  wie folgt:

 

1.      Wie groß ist die Zahl der ausländischen Mitbürger im Bezirk (absolut und prozentual zur Gesamtbevölkerung) unterteilt nach Nationalitäten und Altersgruppen?

 

Charlottenburg–Wilmersdorf gehört zu den Bezirken mit überdurchschnittlich hohem Anteil von Bürgerinnen und Bürgern mit ausländischen Pass. Am 31. Dezember 2006 waren 57807 nichtdeutsche Personen melderechtlich registriert, was einem Anteil von 18,7% an der Gesamtbevölkerung entspricht. Der Landesdurchschnittswert beträgt 14%.

 

Was die einzelnen Nationalitäten betrifft, liegt mir eine detaillierte Auflistung des Statistischen Landesamtes vom Jahresende 2005 vor. In meiner mündlichen Antwort möchte ich nur auf die Staaten bzw. Staatengruppierungen eingehen, die im Bezirk am stärksten vertreten sind.

 

Mehr als ein Viertel (27%) der ausländischen Bürgerinnen und Bürger kommen aus Staaten der europäischen Union, darunter vor allem aus Polen (4863), Italien (2389), Frankreich (2024), Großbritannien (1741) und Östereich (1534).

 

Je eine große Gruppe bilden auch die Bürgerinnen und Bürger aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion und ihren (europäischen) Nachfolgestaaten (5869 Personen) sowie aus dem ehemaligen Jugoslawien und seinen Nachfolgestaaten (5436 Personen). Weiterhin kommen 3299 Menschen aus arabischen Staaten[1]. Ebenso leben 2641 US-Amerikaner in Charlotten­burg-Wilmersdorf. Als Einzelnation ist die Türkei mit 7256 Staatsangehörigen am stärksten im Bezirk vertreten.In der Altersstruktur unterscheiden sich die deutsche und die ausländische Bevölkerung deutlich voneinander, z. B. beim Durchschnittsalter, das bei den Deutschen 46,3 Jahre, unter den Ausländerinnen und Ausländern hingegen nur 38,6 Jahre beträgt. Bei ihnen ist besonders die Altersgruppe der jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 35 Jahre sehr viel stärker repräsentiert mit 31,4% gegenüber nur 17,3% bei den Deutschen. Dage­gen sind Seniorinnen und Senioren im ausländischen Bevölkerungsteil eher unterrepräsen­tiert; ihr Anteil beträgt 9,1%; bei “Deutschsenioren” 22,4%.

 

Altersgruppe

ausländische Ein­wohner

je 100 ausländ. Einwohner

deutsche Einwoh­ner

je 100 deutsche Einwohner

unter 18 Jahre

5232

9,1

33506

13,3

18 bis unter 35 J.

18123

31,4

43440

17,3

35 bis unter 65 J.

29202

50,5

118325

47,0

65 J. und älter

5250

9,1

56343

22,4

insgesamt

57807

100

251614

100

 

 

2.      Wie viele Ausländer sind in den letzten zehn Jahren im Bezirk eingebürgert worden und wie viele von diesen haben an der Einbürgerungsfeier teilgenommen?

 

Im Jahr 2003 wurden 1024, im Jahr 2004 wurden 1022; im Jahr 2005 1020 und im Jahr 2006 wurden 928 Ausländerinnen und Ausländer im Bezirk Charlottenburg–Wilmersdorf eingebürgert. Die Angabe der Anzahl der eingebürgerten Mitbürgerinnen und Mitbürger in den Jahren 1996-2002 ist ohne unverhältnismäßigen Verwaltungsaufwand nicht möglich.

 

Seit 2001 haben im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf bisher 17 Einbürgerungsfeiern stattgefunden, an denen insgesamt ca. 1100 neue Deutsche teilgenommen haben.

 

3.      Wie viele Schülerinnen und Schüler nicht deutscher Herkunftssprache besuchen im Schuljahr 2006/07 die Schulen im Bezirk, unterteilt nach Schularten und in Relation zur Gesamtschülerzahl?

 

Nach der offiziellen Schulstatistik der Senatsverwaltung für Bildung und Wissenschaft und Forschung stellen sich die Zahlen wie folgt dar:

 

Schulzweig

Schüler

Prozentualer Anteil

Grundschule

3.998

35,3

Hauptschule

480

53,3

Realschule

624

40,5

Gymnasium

1.455

18,0

Gesamtschule

931

29,1

Schulen mit sonderpädagogichen Förderschwerpunkten

 

 

-          Lernen

97

40,1

-          Geistige Entwicklung

109

40,5

-          Übrige Förderschwerpunkte

188

34,6

Insgesamt

7.882

30,2

4.      Wie viele Ausländer sind im Bezirk arbeitslos gemeldet, wie viele davon Ju­gendliche und Langzeitarbeitslose?

 

Fast ein Viertel aller im Bezirk registrierten Arbeitslosen hat keinen deutschen Pass. Aktuell werden von der Bundesagentur für Arbeit 5944 Ausländerinnen und Ausländer als beschäfti­gungslos gemeldet. Darunter befinden sich 394 Jugendliche unter 25 Jahren sowie 2658 Menschen, die länger als ein Jahr ohne Beschäftigung sind und so in die formale Kategorie des Langzeitarbeitslosen fallen.

 

Frage 5: Wie viele ausländische Mitbürger befinden sich im Rentenalter und wie viele von diesen leben in Seniorenheimen oder werden anderweitig sozial betreut?

 

Am Jahresende 2006 hatten in unserem Bezirk 5.250 Mitbürgerinnen und Mitbürger im Alter von 65 Jahren und älter einen ausländischen Pass.

 

Informationen darüber, wie viele davon in Seniorenwohnheimen leben, stehen uns nicht zur Verfügung, da diese Daten nicht erhoben werden.

 

Dennoch können Angaben zu den Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern gemacht wer­den, die eine nichtdeutsche Muttersprache haben. Dem Bericht ”Pflegeangebote in Berlin” der Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz zufolge, befanden sich 2003 in den vollstationären Pflegeeinrichtungen des Bezirks 63 Bewohnerinnen und Bewohner dieses Personenkreis. Dies entspricht einem Anteil von rund 2 % der belegten Heimplätze (3274 Heimplätze, davon 2938 belegt) und 1,2% der ausländischen Bevölkerung im Bezirk (absolut: 5250 > 65 Jahre). Zum Vergleich: Die Gruppe der > 65 jährigen Deutschen ist zu 5,1 % in vollstationären Einrichtungen des Bezirks untergebracht. Mit 2 % der nicht muttersprachlich Deutsch sprechenden Bürgerinnen und Bürger liegt der Bezirk über dem mit 1,1 % errechneten Landesdurchschnitt. Von der Senatsverwaltung wurde für die ehemaligen Westbezirke ein Durchschnitt von 1,4 % und für die ehemaligen Ost-Bezirke von 0,6 % ermittelt (von den Einzelbezirken wurden nur CW mit 1,9% und Mitte mit 2,3 % extra benannt).

 

Rund die Hälfte der Migrantinnen und Migranten in diesen Einrichtungen stammen aus der ehemaligen Sowjetunion.

 

Außerhalb von Heimen wird soziale Betreuung im Rahmen der Hauspflege durch ambulante Pflegedienste geleistet. Meine Abteilung unterstützt aktuell 332 ausländische Mitbürgrinnen und Mitbürger der hier in Rede stehenden Altersgruppe bei der Finanzierung der ambulanten Pflege. Bezogen auf die 5250 ausländischen Einwohner im Rentenalter entspricht dies einem Anteil von 6,3%.

 

M. Schmiedhofer

Bezirksstadträtin



[1] Das Statistische Landesamt (neu: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg) trifft eine Auswahl arabischer Staaten. Gemeint sind Staatsangehörige aus Ägypten, Algerien, Bahrain, Dschibuti, Irak, Jemen, Jordanien, Katar, Komoren, Kuwait, Libanon, Libyen, Marokko, Mauretanien, Oman, Saudi-Arabien, Somalia, Sudan, Syrien, Tunesien, den Vereinigten Arabische Emiraten sowie Einwohner mit ungeklärter Staatsangehörigkeit (fast ausschließlich Palestinenser).


 

 
 

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