Auszug - Vorstellung der Pläne für das Kudamm-Karree durch den Investor  

 
 
4. Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung
TOP: Ö 3
Gremium: Ausschuss für Stadtentwicklung Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 01.03.2017 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 19:28 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: BVV-Saal
Ort: Otto-Suhr-Allee 100, 10585 Berlin
 
Wortprotokoll
Beschluss

Herr Schruoffeneger stellt zunächst die Ausgangslage der neuen Entwicklung um das seit Jahren diskutierte Kudamm-Karree dar. Zunächst stiegen mit Beginn der neuen Wahlperiode andere Akteure auf Landes- und Bezirksebene in die Gespräche ein. Als gute Kooperation durch die Landesebene ist die Einbeziehung des Bezirkes zu werten. Allerdings wurde der Letter of Intent durch den Bezirk nicht unterschrieben, da es nicht möglich war, die BVV vorab in die Entscheidung über einen Verzicht auf einen B-Plan einzubinden.

 

Das Wort erhalten Herr Kern von der Kleihues+Kleihues Gesellschaft von Architekten mbH sowie Herr Schaaf von der CELLS Property Investors GmbH per Videokonferenz. Der Ist-Zustand des Kudamm-Karrees wird zunächst über ein Luftbild visualisiert. Geprägt sei das Objekt laut Herrn Kern von einem dunklen Erdgeschossbereich, die Architektur insgesamt könne als nicht mehr für diesen repräsentativen Standort angemessen bezeichnet werden. Die Passage als ehemalige Kneipenstraße stehe faktisch leer. Die nunmehr vorliegenden Entwürfe sehen den Erhalt des Hochhauses und des Parkhauses vor. Neu gestaltet werde ein Platz mit offenem Zugang zum Kurfürstendamm, auch, um das Bürohochhaus besser sichtbar zu machen, und einem Theater-Pavillon, der das Theater von außen her inszenieren soll. Im künftigen Nutzungsmix sei die Story of Berlin mit einem langfristigem Mietvertag und dem Erhalt des Bunkers, eine Kindertagesstätte mit 140 Plätzen für die zu erwartenden 4 000 künftig an dem Standort Arbeitenden, ein Hotel, ein Warenhaus und Handelsflächen zum Kurfürstendamm hin, Gastronomie, Lebensmitteleinzelhandel, Fahrradparken für 1 000 Fahrräder, ein Bürohochhaus sowie die Spielbank Berlin vorgesehen. Die Anlieferung werde sich an den bereits bestehenden Wegen orientieren. Baulich dazu kämen Dachterrasse und Passagen. Erhöht würden die Baukörper an Lietzenburger Straße und Uhlandstraße. Wohnen, das in Entwürfen des alten Besitzers noch vorgesehen war, sich aber im Luxussegment ansiedeln sollte, spiele dagegen keine Rolle mehr. Die Einerseits seien die bestehenden Appartements nicht mehr nutzbar, andererseits ergäben sich für Wohnnutzungen Probleme in Bezug auf den Theaterbetrieb und den Anlieferverkehr.

 

Herr Schaaf zeigt sich glücklich darüber, dass eine Einigung mit Herrn Woelffer in dieser vom Investor geerbten Auseinandersetzung erreicht werden konnte. Vertraglich wurde sich im Wege des Vergleichs geeinigt und das Gerichtsverfahren konnte damit beendigt werden. Die Theater blieben bis zum 30. Juni 2018, die letzten Vorstellungen werden im Mai 2018 stattfinden. Der Mietvertrag für den neuen Spielort werde auf 20 Jahre mit einer Verlängerungsoption von zweimal fünf Jahren geschlossen, für den Theaterausbau stünden 3,5 Millionen Euro zur Verfügung. Letztlich wurde ein Memorandum of Understanding mit dem Senat und den Bühnen geschlossen, das eine Förderung aus Landesmitteln für die Theater in Höhe von 800 000 Euro pro Jahr beinhalte sowie die Bereitstellung einer Ausweichspielstätte während der Bauzeit, beispielsweise das Schiller-Theater. Das gesamte Projekt Kudamm-Karree bewege sich innerhalb des gültigen Bebauungsplans und im Rahmen möglicher Befreiungen, damit könne das Projekt schnellstmöglich umgesetzt werden. Insbesondere durch die Umnutzung der Parkdecks könne die Bruttogeschossfläche gegenüber dem Bestand von 64 000 Quadratmetern um rund 30 000 Quadratmeter erhöht werden. Dagegen würde ein Bebauungsplanverfahren das bisher Erreichte sprengen. Der Bauantrag sei für Mai 2017 vorgesehen mit dem Ziel, zum Jahresende hin die Genehmigungen zu erhalten. Abriss und Aushub würden 2018 und in der ersten Jahreshälfte 2019 stattfinden, die große Eröffnung aller Bauteile sei für Juni 2021 vorgesehen. Ein Auszug der Präsentation erhalten die Fraktionen.

 

Das Wort erhält Herr Woelffer von der Theater am Kurfürstendamm Hans Wölffer GmbH & Co. KG. Diese werde Bauherr des neuen Theaters sein und dazu einen Theaterarchitekten beauftragen. Ziel sei, es Geist und Seele der bisherigen Theater mitzunehmen. Aus unternehmerischer Sicht sei jedoch auch festzustellen, dass der Theaterausbau mit fünf Millionen Euro zu veranschlagen sei. Das Ergebnis der mit dem Senat und dem Investor geführten Verhandlungen biete aber auch eine Riesenchance für den Standort, auch wenn die Aufgabe der alten Theater weiterhin wehtue.

 

Die Sicherung des Kulturstandortes begrüßt Herr Heyne, auch wenn der Senat dazu sein Füllhorn öffnen müsse. Auch die Freistellung des Hochhauses und die Schaffung des zentralen Platzes seien städtebaulich richtig. Frau Göllner bewertet die vorgestellten Planungen positiv, hält aber einen Bebauungsplan für das Mittel der Wahl zu deren Realisierung und Sicherung der einzelnen Maßnahmen. Sowohl die Theatersicherung als auch die Platzschaffung und die Wegerechte würden über einen städtebaulichen Vertrag gesichert, auch eine Baulast sei möglich, so Herr Latour, Leiter des Stadtentwicklungsamtes. Dagegen könne der Bau einer Kindertagesstätte nur dann vom Investor gefordert werden, falls Wohnungen entstünden. Der erste Bauabschnitt, das Parkhaus in der Uhlandstraße, sei bereits genehmigt. Konkretes zum zweiten Bauabschnitt wurde bisher vor dem Hintergrund der Verhandlungen zum Kulturstandort nicht besprochen. Die prinzipielle Logik von mehr Dichte für mehr Qualität im Entwurf wurde bestätigt, zu beachten seien ferner Nachbarschaftsrechte in Bezug auf die geplante eingehauste Anlieferungssituation und die Hochhauskrone. Den Erhalt eines Theaters hätte Frau Klose lieber gesehen. Der Wunsch bleibe daher, soviel wie möglich aus den bestehenden Theatern an den neuen Standort zu übernehmen, da diese von ihrer Atmosphäre lebten. Frau Wieland hält es für notwendig, den Erhalt des Kulturstandortes langfristig und nicht nur mittels Mietvertrag abzusichern. Auch sei es am Kurfürstendamm wichtig, ausgewogene Nutzungen zu schaffen. An den Investor richtet Herr Fenske den Appell, die gesamten Ausbaukosten des Theaters zu übernehmen, da die Miete dafür für 30 Jahre garantiert sei. Herr Gusy weist darauf hin, dass der Investor von dem vom Staat subventionierten Boulevardtheater profitieren werde. Bezüglich des Platzes sei es zu befürchten, dass er nicht funktionieren werde. Der Boulevard selbst lebe von einer Durchmischung, dazu gehöre auch das Wohnen, insgesamt sei zu überlegen, wie damit umzugehen sei. Frau Klose bedankt sich bei den Gästen. Über das weitere Vorgehen solle in der kommenden Ausschusssitzung beraten werden.


 

 
 

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