Auszug - Entwicklungsperspektiven für das Haus Pangea: Wie können Wirksamkeiten und Sichtbarkeiten im Bezirk und im Sozialraum erhöht werden? - Diskussion mit den Initiativen vor Ort -  

 
 
4. Öffentliche Sitzung des Integrationsausschusses
TOP: Ö 3
Gremium: Integrationsausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 28.03.2012 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 19:30 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Haus Pangea, Trautenaustr. 5, 10717 Berlin
Ort: Trautenaustr. 5, 10717 Berlin
 
Wortprotokoll
Beschluss

Zur Einleitung informiert Frau Rouhani darüber, was „Pangea“ im Griechischen bedeutet: die „ganze Erde“ bzw. „eine Welt“. Als wissenschaftlicher Begriff bezeichnet Pangea den Urkontinent vor der Aufteilung der Erde in fünf Kontinente. 

     

Sie berichtet, dass das Bezirksamt aufgrund der BVV-Beschlüsse vom 08.03.2012 von dem Plan abgekommen ist, die Immobilie, in der sich das Haus Pangea befindet, im Rahmen der bezirklichen Sparmaßnahmen zu verkaufen. Vielmehr solle das Projekt erhalten und in Zukunft vom Bezirksamt intensiver als bisher unterstützt werden. Den Hintergrund für diese Entscheidung bildeten die Unterstützung der Weiterexistenz des Hauses durch die BVV–Mehrheit und die aktive Öffentlichkeitsarbeit der Mieter/innen für den Erhalt des Hauses durch das Aufzeigen der Sinnhaftigkeit und Verlässlichkeit ihrer integrativen Aktivitäten.

      Herr Naumann weist darauf hin, dass das mehrheitliche Votum der BVV für das Fortbestehen des Hauses Pangea als externer Einrichtung für das Bezirksamt nicht rechtlich bindend ist, es aktuell von ihm aber respektiert werden würde. Das letzte Wort in dieser Sache habe aber das Parlament, in dem am 01.04.2012 eine erste Anhörung zum Haushaltsplan stattfinden werde. Die endgültige Entscheidung über den Haushaltsplan falle Ende Juni.

 

      Anschließend berichten verschiedene Mieter/innen des Hauses Pangea über ihre  Aktivitäten. Der Vertreter des Bundes für Antidiskriminierungs – und Bildungsarbeit in der Bundesrepublik Deutschland e.V. (BDB e.V.), der auf ehrenamtlicher Basis Menschen mit Diskriminierungserfahrungen berät und interkulturelles Training in Berliner Polizeischulen durchführt, hebt in diesem Zusammenhang für seinen kleinen, ehrenamtlichen Verein die große Bedeutung der Kooperation mit anderen Vereinen und die gemeinsame Ressourcennutzung (z.B. Mitbenutzung Seminarräume eines großen Trägers) hervor.

      Herr Pasdar von IRTV Berlin Multikulti TV weist darauf hin, dass er in seiner Fernsehsendung (sonntags um 20.00 im Spreekanal in persischer und deutscher Sprache) seit Jahren Interviews mit Persönlichkeiten des Öffentlichen Lebens und Berichte über interkulturelle Aktivitäten im Bezirk und in Berlin sendet.

Herr Sorgec erinnert daran, dass das Bildungswerk Kreuzberg BWK im Haus Pangea in Kooperation mit dem bezirklichen JobCenter bereits ein erfolgreiches berufliches Reintegrationsprogramm für Ältere (Job Offensive 50+) durchgeführt hat.

Gegenwärtig betreibt das BWK ein Berufsvorbereitungsprojekt für Jugendliche im öffentlichen Cafe, was sich im Erdgeschoss des Hauses befindet. Das Cafe ist bei den Anwohner/innen und Mieter/innen sehr beliebt.

Herr Sorgec  kritisiert, dass der Beschluss zur Abwicklung des Hauses Pangea vom Bezirksamt ohne Anhörung und Einbeziehung der betroffenen Mieter/innen getroffen worden ist.  

      Frau Yevtushenko vom Integrationswerk Respekt e.V. sieht in den Aktivitäten ihres  Vereins ein Beispiel für „praktizierte Interkulturalität“. In den letzten Jahren haben sie für Personen mit und ohne Migrationshintergrund (1 /3 „ethnische“ Deutsche, 1/3 Osteuropäer/innen, 1/3 Migrant/innen aus anderen Regionen) Bildungs – und Berufsberatung angeboten und in Kooperation mit dem Bildungsträger BBQ Qualifizierungs – und Nachqualifizierungsmaßnahmen insbesondere im Bereich der interkulturellen Pädagogik durchgeführt. Ein weiteres wichtiges Arbeitsgebiet des Vereins ist die Unterstützung von MigrantInnen bei der Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen Bildungs- und Berufsabschlüsse, für die es seit kurzem neue gesetzliche Bestimmungen gibt. Auch Frau Yevtushenko hebt die intensive Kooperation mit anderen im Pangea – Haus ansässigen Vereinen hervor.

      Die Vertreterin von Engagement Global (früher DED), deren Organisation entwicklungspolitische Bildungsarbeit durchführt, hebt die für ihre Arbeit idealen räumlichen Bedingungen im Haus Pangea hervor. Von ihrer Organisation wurden 2011 über 700 Veranstaltungen durchgeführt, von denen 80 % aus Informationsveranstaltungen für Schulklassen bestanden. Die Organisation ist im Haus, im Bezirk und überbezirklich gut vernetzt. Intensive Kontakte bestehen insbesondere zu dem in Wilmersdorf ansässigen Weltladen A Janela (Fair Trade Kampagne) und dem ebenfalls im Haus Pangea angesiedelten Verein Soziale Organisation für Lateinamerika (SOL e.V.). Engagement Global habe im Rahmen seiner entwicklungspolitischen Bildungsarbeit mit 22 Schulen  in Charlottenburg – Wilmersdorf kooperiert, darunter auch mit Schulen im Kiez Trautenaustraße.

Die Vertreterinnen von SOL e.V.,  einem allein mit ehrenamtlicher Arbeit betriebenen Verein, der seit 10 Jahren durch den Verkauf von lateinamerikanischem Kunsthandwerk Rollstühle für  Behinderte aus Peru erwirbt, zeigen sich glücklich darüber, im Haus Pangea einen für ihre Arbeit sehr gut geeigneten Platz gefunden zu haben. Auch sie heben die Wichtigkeit der Kooperation mit anderen im Haus ansässigen Vereinen für ihre Arbeit hervor. 

Die Vertreterin des AWO – Jugendmigrationsdienstes stellt ihre Arbeit und die des ebenfalls im Haus Pangea ansässigen Jugendmigrationdienstes vor. Es findet eine kontinuierliche Kooperation mit dem bezirklichen JobCenter im Rahmen der AG Migration und des AG U25 statt. Auch mit den  im Haus Pangea ansässigen Migrantenvereinen bestehe eine intensive Zusammenarbeit. Ihrer Erfahrung nach sind gerade für Jugendliche kurze Wege oft sehr wichtig zur Lösung integrativer Probleme.

Herr Büttner, erster Vorsitzende des Förderverein Pangea – Haus e.V., berichtet, dass der vor ½ Jahr zur Vertretung der Interessen der Mieter/innen gegründete Förderverein gegenwärtig noch an der Anerkennung seiner Gemeinnützigkeit arbeitet. Er würde sich sehr darüber freuen, wenn auch Mitglieder des Integrationsausschusses das Haus Pangea durch ihre Mitgliedschaft im Förderverein unterstützen würden.    

In der anschließenden Diskussion geht es einmal um die Frage, wie das  Panorama der vielfältigen und intern gut vernetzten Aktivitäten der Mieter/innen des Pangea – Hauses nach außen besser bekannt gemacht, ihr „Beitrag zur Wertschöpfung“ im Bezirk verdeutlicht und die diesbezügliche Informationslücke im Bezirk beseitigt werden kann. Zum anderen machen die Ausschussmitglieder Vorschläge zur Förderung der Verankerung im Kiez und zur besseren Nutzung der Vernetzungspotentiale im Sozialraum 4 und im Gesamtbezirk. 

Frau Rouhani rät den im Pangea – Hauses aktiven Organisationen, Kontakt mit der  Jugendamtsleitung der Region 4 aufzunehmen und nach Kooperationsmöglichkeiten mit den Schulen im Kiez zu suchen. Das Potential für eine Vernetzung der integrativen Arbeit im Sozialraum 4 sei groß, weil 53 % der dort lebenden jungen Menschen und 55 % der Kinder unter 6 Jahren einen Migrationshintergrund hätten (bei einem  Migrantenanteil von insgesamt 34 %).

Als Reaktion auf eine diesbezügliche Kritik von Herrn Pinkawa (CDU) versprechen  die Vereinsvertreter/innen, in Zukunft einen intensiveren Kontakt zu den Bezirkspolitiker/innen  zu pflegen und den Fraktionen regelmäßig ihre Arbeitsberichte mit Statistiken über den Erfolg ihrer integrativen Aktivitäten zukommen zulassen, damit diese den Erfolg ihrer Arbeit besser einschätzen können.  

Frau Nagel und Herr Prejawa (Bündnis 90/Die Grünen) machen im Zusammenhang mit den Forderungen nach stärkerer Öffentlichkeitsarbeit, Kiezorientierung und bezirklicher Vernetzung allerdings auch auf einige Besonderheiten der Arbeit von (kleinen) Migrantenvereinen aufmerksam: Deren  Arbeit habe zumeist einen „stillen“, nach innen gerichteten Charakter und liege großenteils oder sogar ausschließlich in den Händen ehrenamtlicher Mitarbeiter/innen. Auch eine explizite Kiezorientierung sei bei Migrantenvereinen nicht notwendigerweise gegeben bzw. sinnvoll, weil sich ihr Klientel oft berlinweit rekrutiere. 

 

Trotz einiger Differenzen in Einzelfragen besteht unter den Ausschussmitgliedern  Konsens über die weitere Unterstützung des Hauses Pangea. Alle sind sich zudem einig, dass es für die Aktivitäten des Hauses Pangea förderlich wäre, den Vorschlag von Herrn Naumann aufzugreifen und einen Beirat analog zum Beirat des Unternehmerinnenzentrums (UCW) einzurichten, mit dem das UCW seit Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht hat.

 

Am Ende der Diskussion fasst Frau Rouhani die Ergebnisse so zusammen:

Das Haus-Pangea ist für den Bezirk „ein Schatz“. Die Gründung des Beirats ist eine gute Idee. Die Ausschussmitglieder sind bereit, das Haus Pangea auf seinem Weg in eine neue Etappe zu unterstützen. Die Verwaltung habe „eine Bringschuld“ in Bezug auf die Unterstützung des  Pangea – Hauses bei seiner Weiterentwicklung und Verankerung im Bezirk.


 

 
 

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