Auszug - Vorstellung und Diskussion des Umbaukonzepts Kudamm Karree durch das Büro Chipperfield und den Investor Ballymore  

 
 
42. Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung
TOP: Ö 3
Gremium: Ausschuss für Stadtplanung Beschlussart: ohne Änderungen im Ausschuss beschlossen
Datum: Mo, 22.02.2010 Status: öffentlich
Zeit: 17:05 - 18:50 Anlass: außerordentliche Sitzung
 
Wortprotokoll
Beschluss

Der Architekt Sir David Chipperfield stellt sein Konzept für das KuDamm Karree in einer Präsentation dem Ausschuss und den anwesenden Gästen und der Presse vor in Englisch vor

Der Architekt Sir David Chipperfield stellt sein Konzept für das KuDamm Karree in einer Präsentation dem Ausschuss und den anwesenden Gästen und der Presse in Englisch vor. Dabei zeigt er zunächst die derzeitige Situation und die Probleme der Bestandsbebauung auf. Diese betreffen den Einzelhandel, das Hochhaus, den öffentlichen Raum, die Theater sowie die "Story of Berlin".

Abgeleitet aus unterschiedlichen stadträumlichen Bezügen stellt er eine Neukonzeption vor, die unter erheblichen Entlastungen der Oberfläche dem Hochhaus einen räumlich gefassten Platz zur Uhlandstraße vorlagert, der über eine nicht überdachte Passage an den Kurfürstendamm angeschlossen ist. Die das Hochhaus übergebende Neubebauung ist hinsichtlich de Höhenentwicklung homogen und wird über die Lietzenburger- und Uhlandstraße erschlossen.

Anhand historischer Pläne und Fotos weist er nach, dass die Theater in ihrer räumlichen und architektonischen Qualität bereits durch die Nachkriegsbebauung erheblich beeinträchtigt sind. Zur Wahrung einer funktionsfähigen Erschließung sowie einer wirtschaftlich tragfähigen Bebauung und Nutzung sind die Bestandstheater nicht zu erhalten. Für einen Ersatzstandort kommen Obergeschosse am Kurfürstendamm oder eine erdgeschossige Lage am neuen, vielleicht "Max-Reinhardt-Platz" genannten Platz in Betracht. Er empfiehlt die Lage am neuen Platz. Zusätzlich besteht die Option einer Präsenz des Theaters am Kurfürstendamm, z.B. durch eine Probebühne.

 

BV Schmitz-Grethlein spricht sich dafür aus, dass die Theatersicherung gewährleistet sein muss und dass für das KuDamm Karree dringend eine städtebauliche Aufwertung erfolgen muss. Die SPD-Fraktion kann sich nicht abschließend zu dem Entwurf positionieren, da noch interne Beratungen nötig sind.

 

Herr BV Dr. Hess als anwesender Gast regt an, dass sich der Betreiber der Theater am KuDamm Herr Woelffer zu dem Entwurf äußern soll.

 

Herr BV Dr. Lautsch erklärt für die CDU-Fraktion, dass der Entwurf tendenziell in die richtige Richtung weist. Zwar ist es nötig, städtebaulichen Mehrwert zu schaffen und für das KuDamm Karree ein wirtschaftliches Konzept zu erstellen, aber auch die Theater sollten am neuen Standort mit neuester Theatertechnik ausgestattet werden. Für den Entwurf ist noch Detailarbeit nötig.

 

Herr BV Dr. Lehman erklärt für die Fraktion B´90/Die Grünen, dass der Kulturstandort der Theaterbühnen erhalten bleiben soll, sieht jedoch, dass die Theater in der Bebauung am Kurfürstendamm wahrscheinlich weichen müssten. Er sieht keine Degradierung des Theaters am neuen Standort und spricht sich für eine Aufwertung der Uhlandstraße aus. Das Konzept ist für ihn interessant, auch weil es eine vernünftige Nutzungsmischung enthält und das Parkhaus verschwindet und eine reduzierte Anzahl an Stellplätzen im Untergrund angeboten werden sollen. Er fragt nach, ob dieses Konzept auch bei dem Investor Ballymore auf Zustimmung trifft und so umgesetzt würde.

 

Herr BV Tillinger äußert Skepsis und Sorge zu dem vorgestellten Entwurf eines Theaters in der Uhlandstraße. Er spricht sich für seine Fraktion Die Linke gegen den Entwurf des Architektenbüros Chipperfield aus.

 

Herr Martin Woelffer als Betreiber der beiden Theater am Kurfürstendamm meint, dass es vor der Komödie nie einen Vorplatz gegeben habe, so wie es im Entwurf vorgestellt wurde. Er weist auf die bestehende Vereinbarung zwischen ihm und dem Investor Ballymore hin, dass ein Theater in KuDamm-Lage erhalten bleiben soll. Städtebaulich findet er den vorgestellten Entwurf aber ansprechend. Eine Probebühne in isolierter Lage ist wirtschaftlich nicht zu betreiben.

 

Herr BV Heyne spricht sich für die FDP-Fraktion aus, das der Entwurf einen guten Weg darstellt, das Projekt KuDamm Karree weiterzuentwickeln und das sich der Kurfürstendamm wieder als umsatzstärkste Straße Berlins etablieren kann. Er weist auf den städtebaulichen Veränderungsdruck hin und spricht sich für einen Durchbruch des Blockes aus. Er findet die "Story of Berlin" einzigartig und erhaltenswert. Hier muss eine Lösung am derzeitigen Standort oder im Amerika-Haus für die FDP-Fraktion gefunden werden.

 

Frau BV Dr. Zöbl fragt nach, ob die Theaterfunktion dauerhaft gesichert ist und warum die "Story of Berlin" nicht im Untergeschoss verbleiben kann.

 

Herr BV Lobo fragt nach dem Profil der Passage sowie den Dimensionen des Stadtplatzes und ob für das Hochhaus eine Fassadenneugestaltung geplant ist.

 

Der Architekt Herr Chipperfield antwortet, dass das Hochhaus städtebaulich hervorgehoben wird. Die Passage wird ein Profil von 10 m besitzen und der Platz wird circa eine Größe von 30m x 80 m aufweisen. Für die "Story of Berlin" muss eine finanzierbare Lösung gefunden werden, unterirdische Handels- und Parkflächen verhindern die Möglichkeit eines Erhalts der "Story of Berlin" am Ort.

 

Herr Bock als Sprecher des Investors Ballymore möchte wieder einen lebendigen Ort und attraktive Handelsflächen schaffen. Er spricht sich dafür aus, das Theater wiederzubeleben. Für die "Story of Berlin" sieht er keinen Erhalt der jetzigen Flächen, da die Lage derzeitig zu zentral ist und der Bunker nicht mehr benötigt wird. Für eine bessere Zuwegung der Untergeschosse wird die Garage an der Uhlandstraße weggenommen und die Parkplätze im Untergrund angeboten. Für ihn sind beide Konzepte, entweder die temporäre Rückkehr der Ausstellung oder die Auslagerung an einen Ersatzstandort, vorstellbar.

 

Herr BV Lobo merkt an, dass Herr Woelffer sich nicht zum Standort Uhlandstraße der Theater geäußert hat, sondern dass nur auf die Vereinbarung zum Standort Kurfürstenstraße hingewiesen wird.

 

Hr. Laur (Begründer der Initiative "Rettet die Kudamm-Bühnen") erinnert daran, dass sich im Vorfeld alle Fraktionen dafür eingesetzt hatten, für den Erhalt beider Theater zu kämpfen, denn die Uhlandstraße ist im Gegensatz zum Kurfürstendamm kein Boulevard. Für ihn gehören die beiden Theater an den KuDamm und er kann dem Entwurf von Architekt Chipperfield nicht zustimmen.

 

Frau Eichstädt-Bohlig (Mitglied des Abgeordnetenhaus, Fraktion B´90/Die Grünen) fragt nach, warum der Bezirk von den 2 Theatern abweicht, da es sich schließlich um zwei funktionierende denkmalwerte Theater handelt, die nunmehr dem Einzelhandel weichen sollen. Sie empfindet den Max-Reinhardt-Platz als Zynismus, da es städtebaulich keine Notwendigkeit für den Platz gibt und der Kurfürstendamm nicht unter einem Mangel an Einzelhandel leide.

 

Hr. Dr. Worbs (Bauhistoriker und Architekt) plädiert für den Erhalt beider Theater und erinnert an die ehemaligen BVV-Beschlüsse des Bezirkes.

 

Herr Jahnke (Mitglied des Abgeordnetenhaus, Fraktion SPD) spricht sich für den Erhalt beider Theater und das städtebauliche Hervorheben des Hochhauses aus.

 

Herr BV Verrycken spricht von einem deutlichen Unterschied zu den bisherigen Entwürfen und hält das vorliegende Konzept für diskussionswürdig.

 

Eine Vertreterin des RBB-Kulturradios fragt nach, von welchem Kompromiss mit Ballymore Herr Woelffer gesprochen hat und was es mit der Studiobühne auf sich hat.

 

Herr Woelffer antwortet, dass der Erhalt eines Theater am Kurfürstendamm Bestandteil des Kompromisses mit dem Investor ist. Eine Studiobühne ist mit zu hohen Subventionen belastet und rechnet sich wirtschaftlich nicht.

 

Herr Chipperfield weist den Vorwurf des Zynismus zurück und verweist auf seine inhaltlichen Ableitungen zum Thema.

 

Herr BV Schmitz-Grethlein äußert scharfe Kritik an den Einwendungen von Frau Eichstädt-Bohlig, da diese die letzten Diskussionen zum Thema nicht verfolgt hat und der Bezirk die politische Verantwortung inne hat. Da der Charakter der Theaterräume an sich erhalten bleiben wird, sieht er eine Möglichkeit der städtebaulichen Entwicklung, wenn die Räume verschoben werden können.

 

Herr BV Dr. Lautsch sieht, dass die städtebaulichen, kulturellen und wirtschaftlichen Zwänge gelöst werden müssen und bittet Frau Eichstädt-Bohlig, sich mit dem Entwurf zunächst differenziert auseinanderzusetzen.

 

Herr BV Dr. Lehmann schließt aufgrund der fortgeschrittenen Zeit die Diskussionsrunde und bittet auf der Grundlage des vorgestellten Entwurfs konstruktiv weiter zu diskutieren. Sollte dies nicht geschehen, bestünde die Gefahr, dass der Investor sich vom Projekt KuDamm-Karree zurückzieht bzw. verkauft und mit einem neuen Investor wieder neue Planungen starten würden, was nicht im Interesse der Beteiligten und ggf. schon gar nicht im Interesse des Theaterbetreibers wäre.

 

Der Antrag der FDP-Fraktion auf Änderung der Geschäftsordnung, die noch offenen Punkte der Tagesordnung auf die nächste Sitzung zu verschieben, wird angenommen.

 

 


 

 
 

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