Auszug - Frauentreff Olga, Notdienst für Suchtmittelgefährdete und –abhängige Berlin e. V., Frau Klose  

 
 
40. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gesundheit
TOP: Ö 1.1
Gremium: Gesundheit Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 27.01.2011 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 20:00 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll
Beschluss

Die Vorsitzende, Frau Stein, begrüßt Frau Klose

Die Vorsitzende, Frau Stein, begrüßt Frau Klose. Das Projekt wurde dem Ausschuss schon einmal vorgestellt.

 

Frau Klose dankt für die Einladung und teilt mit, dass dank des Einsatzes vom Bezirksamt Mitte, Frau Drobick, Gleichstellungsbeauftragte Mitte und BVV Mitte, die Sprachmittlerinnen im Rahmen der Fraueninfrastrukturstellen im Projekt Olga seit dem letzten Jahr umgesetzt werden. Nach den EU-Grenzöffnungen kamen Frauen aus osteuropäischen Ländern nach Deutschland. Man hat gesehen, mit kleinen Finanzierungen ist den  Problemen, die diese Frauen mitbrachten, wie gesundheitliche und sprachliche Probleme, kaum entgegen zu wirken. Auch sei Suchtproblematik bei den Frauen vorhanden. Deshalb hat sich der Träger passend verortet und  kooperiert mit Trägern der Suchthilfe. Anschließend verteilt sie Flyer vom Notdienst und von Olga.

Weiterhin teilt sie mit, dass im letzten Jahr das Projekt Sprachmittlerinnen begann. Zwei Sprachmittlerinnen (bulgarisch und ungarisch sprechend) teilen sich je ½ Stelle und eine Sozialarbeiterin (1/2 Stelle) konnten eingestellt werden. Auch konnten die Sprachmittlerinnen für tschechische und polnische Frauen weiter finanziert werden.

Man hat festgestellt, dass die Frauen, besonders aus Bulgarien, meist schlaf- und schmerzmittelabhängig sind. Auch haben diese Frauen eine Tendenz zum Glücksspiel.

Man sei derzeit dabei, eine Bestandsaufnahme zu machen, um sich auf das Thema Ausstieg zu konzentrieren. Man setzt sich mit den Frauen zusammen und erfragt, welche Ausbildung sie haben und ob man daraus Dinge initiieren kann. Die ungarischen Frauen haben schon sehr jung mit der Prostitution angefangen. Sie können sich aufgrund ihres jungen Alters keine andere Tätigkeit vorstellen, um auf das gleiche Geld zu kommen. Die Schwierigkeit besteht immer, wie man das Einkommen erreicht. Beide Bevölkerungsgruppen unterstützen in ihren Heimatländern die Kinder in der Schulbildung und im Studium.
Eine gute Anbindung besteht zu Olga. Den Frauen wird durch Flyer Informationen wie Notrufnr. vermittelt. Man weiß nicht, wie lange sie bleiben. Wichtig ist, dass die Frauen in der medizinischen Abteilung grundversorgt werden. Für Medikamente steht ein Jahresbudget von 353,85 € zur Verfügung. Zu Olga kommen jeden Abend ca. 40 bis 70 Frauen, die in der Einrichtung aber nur kurzzeitig verweilen.

 

Herr BV Rauskolb (CDU) fragt, ob der Name Olga eine Abkürzung sei. Frau Klose teilt mit, dass der Name Olga vor 23 Jahren entstanden sei und keine weitere Bedeutung habe.

 

Die Vorsitzende, Frau Stein, fragt, wie viele Nationalitäten Olga aufsuchen. Frau Klose  antwortet: Die Mehrzahl seien bulgarische und ungarische Frauen sowie polnische und tschechische Frauen.

 

Herr Rauskolb (CDU) möchte wissen, warum diese Nationalitäten so stark vertreten sind. Frau Klose kann die Frage nicht beantworten. Sie denkt, dass sich das in den Dörfern herumgesprochen hat.

 

Die Vorsitzende, Frau Stein, möchte etwas über die Zusammenarbeit zwischen dem Bezirksamt und Olga erfahren. Frau Klose teilt mit, dass die Zusammenarbeit sehr gut sei. Man werde beachtet, man werde besucht. Sie kann keine negativen Feststellungen machen.

 

Herr BzStR Dr. Hanke bemerkt, dass Prostitution nicht mehr illegal sei. Die Frauen könnten ein Gewerbe anmelden und damit seien sie steuerpflichtig, hätten gewisse Rechte und möglicherweise wäre das der Einstieg in eine eigene Wohnung, eigene Miete, Kontoeröffnung. Auch teilt er mit, dass das nicht für bulgarische und polnische Frauen zuträfe.

Frau Klose meint dazu, wenn man sich mit Ausstiegsorientierung auseinandersetzt, ist es wichtig, dass die Frauen sich legalisieren. Die Frauen wurden über Olga steuerlich angemeldet. Die Frauen werden begleitet und ihnen wird ein gesellschaftlicher Status ermöglicht. Hydra kümmert sich im Anschluss daran direkt um sie.
Weil Wohnungen teilweise von den Zuhältern zu überhöhten Preisen angeboten werden, möchte man hier über die Quartiersmanagements Hilfe anbieten.

 

Frau Klose teilt weiter mit, dass die bulgarischen Frauen teilweise als Kellnerinnen, Näherinnen, Verkäuferinnen oder Reinigungskräfte arbeiteten. Problem war das Einkommen. Im Frühjahr soll ein kleines hauswirtschaftliches Projekt entstehen, welches sich an alle Frauen richtet. Ihnen sollen hauswirtschaftliche Module beigebracht werden. Kleine Kurse können mit wenig Personalaufwand durchgeführt werden. Weiterhin teilt sie mit, dass es ein Kunstprojekt gibt, wo das Thema Ausstieg immer wieder eine sehr wichtige Rolle spielt.

Herr BzStR Dr. Hanke bezieht sich auf die Wohnsituation und bemerkt, dass festgestellt wurde, dass das häufig ein Anlass sei, Frauen in Abhängigkeit zu bringen. Er fragt, ob man darüber diskutiert habe, ob man gemeinwohlorientierte Wohnprojekte entwickeln könnte. Ökonomisch würden sich das schon rechnen. Frau Klose teilt mit, dass sich Olga noch nicht damit auseinander gesetzt habe. Ihr sei nur bekannt, dass die Fachgruppe Kurfürstenkiez von der Treberhilfe sich des Wohnens angenommen hatte. Die Treberhilfe wandelt sich derzeit in Gangway um. Frau Klose kann deshalb nicht mitteilen, wer sich damit auseinander setzt.

 

Herr Busse fragt, ob die Nähe zum Gesundheitsamt für Olga positiv zu sehen sei. Frau Klose meint, dass in der Kurmärkischen Straße sich auch eine Beratungsstelle für sexuelle Gesundheit befinde und dass Olga die Frauen dorthin weiter vermittele.

Herr Busse bemerkt, dass die Kurmärkische Straße eine Einrichtung des Bezirksamtes Mitte sei. Ob diese Einrichtung weiter betrieben werde, kann er nicht sagen, denn wenn die dort tätige Ärztin ausscheidet und kein(e) Nachfolger/in vorhanden sein wird, kann es passieren, dass diese Einrichtung aufgegeben wird. Er würde es gut finden, einen großen Standort zu haben, der immer erreichbar ist.

 

Die Vorsitzende, Frau Stein, bemerkt, wenn Veränderungen vorgesehen werden, sei es sinnvoll, gezielt diese Informationen an die Einrichtungen weiter zu geben.

 

Auf die Frage von Frau Stein, ob die Frauen mit Prostitutionserfahrung hierher kommen, antwortet Frau Klos mit Ja. Weiterhin möchte Frau Stein wissen, ob die Frauen über Organisationen nach Deutschland kommen oder ob sie mit unterschiedlichen Arbeitsangeboten gelockt werden. Frau Klose kann diese Frage nicht beantworten.

 

Die Vorsitzende, Frau Stein, dankt für die Vorstellung und für die Beantwortung der gestellten Fragen.

 

 


 

 
 

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