Herr BzStR Gothe teilt einleitend mit, dass Mitte große
Probleme bezüglich Aufgabenzuwachs hat. Die öffentlich gewidmeten Grünflächen
wachsen stetig seit 1990 im Bezirk. Gleichzeitig erhält Mitte qualitativ
hochwertige Flächen. Um diese Flächen zu pflegen, benötigt man objektiv einen
größeren Aufwand. Die Senatsverwaltung, die die Zuweisungen an den Bezirk
immer ausrechnet (je nach Pflegeklasse) schaut, ob Mitte auch diese
Pflegeleistungen überhaupt abarbeiten kann. Der Bezirk Mitte ist jetzt an dem
Punkt angelangt, wo es nachweisbar ist, dass er theoretisch nicht mehr in der
Lage ist, die vielen Pflegeminuten, die er nach der Zuweisung für die
verschiedenen Grünanlagen erbringen müsste, mit dem Personal noch abarbeiten
kann.
Herr Katerbau stellt anhand einer Powerpoint-Präsentation das Projekt der
Grünflächenämter für die nächsten 20 Jahre vor. Es geht um Fakten, deren
Entwicklung und Schlussfolgerungen aus Sicht des Fachbereichs Grünflächen.
Aufgrund des zu wenigen Personals wird das SGA die Pflege und die
Verantwortung für die ordnungsgemäße Verkehrssicherheit der Freianlagen und
Straßenbäume nicht mehr gewährleisten können.
Die Folgen dieser Entwicklung wären, wenn keine Gegenmaßnahmen getroffen
werden:
·
die Zahl der Haftungsschäden nimmt zu (z. B. durch
Schadensersatzleistungen);
·
die Zufriedenheit der Bürger/innen sinkt;
·
dramatischer Anstieg der Unterhaltungskosten durch
fehlendes Personal und Sachmittel bei gleichzeitig wachsendem Nutzungsdruck;
·
erhebliche Nutzungseinschränkungen der Freianlagen
durch Kompetenz- und Präsenzverlust;
·
Verschlechterung des Stadt- und Landschaftsbildes;
·
Verlust von Attraktivität für Investoren, Besucher,
Einwohner;
·
Rückgang der Investitionen, Steuern und der
Kaufkraft.
Das System gerät in Schieflage. Der Eigentümer der
Freianlagen, Straßenbäume im Bezirk Mitte, vertreten durch den Fachbereich
Grünanlagen, muss entscheiden, ob das bisherige Freiflächenangebot mit seinen
vorhandenen herausragenden Qualitäten erhalten, gefördert oder verringert
werden soll.
Der Vorsitzende, Herr Jaath, fragt, ob die Zahlen der
Senatsfinanzverwaltung bekannt seien.
Herr BV Hortig (CDU) meint, dass Mittel aus der
Grünflächenunterhaltung in den allgemeinen Haushalt gegangen sind. Man hatte
festgestellt, dass nicht alle Mittel bei der Gründunterhaltung angekommen
sind. Weiterhin möchte er wissen, ob im Jahre 2015 jeder Mitarbeiter für
60.000 qm im Jahr zuständig sei. Er ist der Meinung, dass man das bewältigen
könnte. Er bittet, die Zahlen in eine Relation zu sehen.
Herr BzStR Gothe teilt zu den dargestellten 1 Mio. € mit, dass das nur das
Geld sei, welches das Straßen- und Grünflächenamt nicht ausgeben kann, weil
so viele Stellen nicht nachbesetzt werden können. Das Geld, welches man für
die Stellen theoretisch hat, darf aber nicht ausgegeben werden, weil die
Personen nicht vorhanden sind. Das Geld verbleibt im Bezirkshaushalt. Man
kann andere Dinge finanzieren.
Weiterhin teilt Herr Gothe bezüglich der Zuweisung mit: Das BA muss das
Personal und auch die Unterhaltungstitel finanzieren. Der Unterhaltungstitel
ist für 2010 ein wenig gestiegen im Vergleich zum letzten Jahr, von 1,5 Mio.
€ auf 1,62 Mio. €. Schaut man sich die Personalaufwendungen an, dann verbleiben
noch 2 Mio. €, die auf eine sehr komplizierte Art und Weise über die
Mechanismen der Umrechnungen innerhalb des Bezirksamtes in andere Dinge
hinein fließen und andere Dinge subventionieren.
Herr Katerbau teilt anschließend zu den Quadratmetern folgendes mit: Es
wurden die 27.000 Straßenbäume und mehrere 100.000 Grünanlagenbäume nicht
berücksichtigt. Jeder Baum in Berlin muss 2 Mal im Jahr begangen und
dokumentiert werden und gerichtstauglich per Gutachten bearbeitet werden.
Jedes Spielgerät (Mitte hat über 1.000 Spielgeräte) muss wöchentlich
begutachtet, dokumentiert und gerichtstauglich bearbeitet werden. Da Mitte
eine Intensivnutzung bei Spielgeräten hat, muss der Bezirk enorme
Aufwendungen vornehmen, um sich Reparaturen zu leisten. Zieht man das alles
ab, dann kommt keine Fläche zusammen, sondern diese Flächen sind von der
Logistik her bei dem Straßenverkehr, der in Mitte vorhanden ist, auf viele
tausend Einzelflächen verteilt. Hier sind keine Abzüge für Urlaubs- und
Krankheitszeiten bei. Berechnet man das alles zusammen, dann kommt man auf
völlig andere Daten.
Herr BV Hortig (CDU) möchte nicht falsch verstanden
werden. Fakt sei, dass der Ausschuss vor dem Ergebnis einer mehrheitlich
politisch gewollten Personalentwicklung steht, getragen von den jeweils
regierenden Parteien. Er sieht gegenwärtig, angesichts der Haushaltslage,
keine Möglichkeit, diese Entwicklung abzubremsen bzw. umzudrehen es sei denn,
man müsste sich hier im Bezirksamt darüber unterhalten, an welcher Stelle die
Mittel an anderer Stelle abgezweigt werden sollen. Herr Hortig hat Probleme
damit, den Eltern einer Kita mitzuteilen, dass ihre Einrichtung geschlossen
wird, weil 3 Mitarbeiter/innen für die Grünpflege eingestellt werden müssen.
Diese Diskussion wird für alle beteiligten Personen nicht erfreulich werden.
Herr Hortig betont noch einmal, dass seine Fraktion diese Entwicklung im Präventionsrat
Alexanderplatz mit großer Sorge sieht. Nach der heute vorgestellten
Präsentation müsste das Bezirksamt sagen, woher die Mittel kommen sollen, um
diese Entwicklung zu verlangsamen. Was sei hier politisch gewollt. An welcher
Stelle sollen die Gelder umgeleitet werden. Was soll an anderer Stelle bei
den Ausgaben gekürzt werden, damit man die Masse hat, diese Entwicklung
abzubremsen.
Der Vorsitzende, Herr Jaath, bemerkt, dass das nicht so
einfach sei, was Herr Hortig vorgetragen hat. Man habe mit einem
komplizierten Zuweisungssystem zu tun. Man weiß, dass bestimmte Vorgaben
eingehalten wurden. Wenn man auf der einen Seite etwas wegnimmt, bekommt man
die Produkte auf der anderen Seite nicht. Dieses Problem besteht auch in
anderen Teilen des Haushalts. Das gesamte System an sich bereitet allen
Probleme, auch anderen Bezirken.
Herr BzStR Gothe meint, dass Herr Hortig auf das
Bezirksamt verweist, dass die Verantwortlichen das ausdiskutieren sollen. Er
denkt, dass die BVV und der Ausschuss, der eine politische Willensbildung
hat, mitwirken soll. Deshalb wollte er dem Ausschuss einen Überblick über den
Zustand des Straßen- und Grünflächenamt darstellen lassen, damit der
Ausschuss seine Argumente entsprechend schärfen kann. Weiterhin teilt Herr
Gothe mit, dass Mitte in einer Konkurrenzsituation mit den anderen 11
Bezirken stehe. Mitte kann in der Kosten- und Leistungsrechnung die besten
Werte vorweisen. Mitte muss sich nicht verstecken. Um so schwerer fällt es
auch dem Amt zu akzeptieren, dass immer mehr Personal eingespart werden muss,
obwohl man der beste Bezirk sei und obwohl man nach den Zuweisungen durch den
Senat auskömmlich finanziert sei.
Herr Katerbau ergänzt und meint, dass endlich einmal
dieses Defizit dargestellt werden konnte. Der Bezirk Mitte hat das besondere
Problem, man sieht es hier zuerst. Er arbeitete lange Zeit in
Treptow-Köpenick. Dort konnte man immer sagen, wir wälzen die Ressourcen um.
Die Bürger/innen wissen, man sei ein grüner extensiver Bezirk. Das geht in
Mitte nicht. Deshalb wird der Bezirk Mitte zuerst die Probleme damit haben.
Eine kleine Aussicht sei, dass die Daten, die Herr Katerbau vorgetragen hat,
von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Finanzen kommen, weil etwas
Gesamtheitliches dargestellt werden soll. Was daraus wird, weiß Herr Katerbau
nicht.
Herr BV Mahr (SPD) meint, dass die Bezirksverordneten über
den Haushalt entscheiden, der so aussieht, wie er jetzt ist. Seiner Meinung
nach, verwalte man nur noch den Mangel. Zur Präsentation meint er, dass das
so eintreten wird und eine Bankrotterklärung sei, die nicht auf Bezirksebene
liege, sondern sie liegt auch in der Länderebene. Der Bezirk erhält die Gelder
zugewiesen und er muss diese verwalten.
Herr BV Hortig (CDU) meint, dass die bezirkliche
Haushaltsproblematik inzwischen so kompliziert sei. Die Bezirkspolitiker sind
ohne Zuarbeit der Fachleute mehr oder weniger überfordert. Trotz der
Mangelverwaltung könnte man politisch entscheiden, wo man Schwerpunkte setzen
könnte.
Der Vorsitzende, Herr Jaath, dankt Herrn Katerbau für die
Ausführungen. Er regt an, die Präsentation allen zukommen zu lassen.
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