Vorab informiert der Vorsitzende, Herr Allendorf, dass
sie Ausschussmitglieder zu diesem TOP Unterlagen in Form einer Tabelle
erhalten haben.
Herr BzStR von Dassel bemerkt, dass das Bezirksamt Mitte
einige Kürzungen vorschlagen musste. Die Projekte, bei denen Kürzungen
vorgeschlagen wurden, haben gute Arbeit geleistet. Das Geld wurde sinnvoll
ausgegeben. Niemand im Bezirksamt und im Ausschuss bezweifelt die Ausgaben.
Herr von Dassel betont aber, wenn das BA in einer anderen Situation wäre,
hätte das BA diese Kürzungen nicht vorgeschlagen. Er bittet um Nachsicht,
dass die Tabelle verkürzt dargestellt wurde und nie eine Abwertung der
einzelnen Produkte, welche Einrichtungen weniger oder gar keine Mittel mehr
erhalten sollen, darstelle. Allen sei die Situation bewusst. Jeder einzelne Euro, den das Bezirksamt wegnehmen
muss, aufgrund der Haushaltslage, tut dem Bezirksamt sehr weh.
Im Vorfeld wurde im Ausschuss über Zuwendungen gesprochen.
Herr von Dassel wies darauf hin, dass das BA zu der schwierigen Haushaltslage
des Bezirks noch Probleme mit den Produkten an sich hat. Die Produkte im
Zuwendungsbereich sind größtenteils medianbudgetiert. Das BA muss zusätzlich
zu den vorzunehmenden Kürzungen insgesamt auch noch die Verluste in der
Kosten- und Leistungsrechnung ausgleichen.
Herr von Dassel betont, dass bei den verteilten Unterlagen
dies dargestellt wurde. An einem Beispiel der Schuldnerberatung teilt
er mit, dass das BA insgesamt für das Jahr 2010 fast 100 Tsd. € weniger
zugewiesen bekommen hat, als im Jahre 2008 ausgegeben werden konnte. Das
stellt das BA vor neue zusätzliche Herausforderungen.
Weiterhin teilt Herr von Dassel mit, das auf einer
weiteren Seite unterteilt wurde, was sich hinter den einzelnen Produkten
verbirgt und gibt Erläuterungen dazu.
Der Vorsitzende, Herr Allendorf, schlägt vor, jede
einzelne Einrichtung aufzurufen und ggf. darüber zu diskutieren. Dem wird so
zugestimmt.
Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) meint, das die
Vorschlagsliste des Bezirksamtes in der Vergangenheit erst einmal in der AG
Förderformel vorgearbeitet wurde. Das Ergebnis der AG Förderformel ging dann
an den Ausschuss, der darüber diskutierte. Sie fragt, wie man jetzt damit
umgeht.
Herr BV Böttrich (Grüne) meint, dass die vorgelegten
Zahlen und Fakten heute schwer zu verarbeiten seien. Er hätte es besser
gefunden, das Material etwas früher zu erhalten.
Frau BV Dr. Reuter (DieLinke) hat das so verstanden, dass
das Bezirksamt erst einmal einen Vorschlag gegeben hat und dass dazu heute
Fragen gestellt werden können. Eine Entscheidung oder Abstimmung
herbeizuführen, hat sie nicht so verstanden. Das sei der AG Förderformel
vorbehalten. Auch muss eine Rücksprache in den Fraktionen möglich sein.
Der Vorsitzende, Herr Allendorf, stimmt dem zu.
Herr BzStR von Dassel ist mit dem Verfahren einverstanden.
Er bemerkt, dass im Haushaltsplan unter Zuwendungen eine Summe
enthalten sei. Man muss wissen, was sich hinter dieser Größenordung 1,24 Mio.
€ verbirgt, die im Haushaltsplanentwurf steht und die untersetzt werden soll.
Selbstverständlich wird dann die AG Förderformel bestimmen, wie die 1,24 Mio.
€ verteilt werden.
Weiterhin bemerkt er, dass Ausführlichkeit gewünscht wurde und dass ihm das
erst am 3.9.2009 übermittelt wurde.
Herr Allendorf ruft anschließend jede einzelne Einrichtung
auf und bittet um Nachfragen.
Herr BzStR von Dassel teilt mit, dass bei der Caritas
Schuldnerberatung keinerlei Kürzungen vorzunehmen sind, aber bei der
Medianbudgetierung gibt es ein deutliches Zuweisungsdefizit. Das habe aber
nichts mit der Arbeit der Schuldnerberatungsstelle zu tun, sondern mit
Budgetierungstriks, die in anderen Bezirken durchgeführt wurden und die
inzwischen auch abgestellt sind. Mitte versucht, symbolisch (rd. 3 %) auch
bei den Schuldnerberatungen zu kürzen in der Hoffnung, dass es gemeinsam (mit
Akteure in der Schuldnerberatung und auch die politischen Vertreter) gelingen
wird wie in den Haushaltsjahren 2008/2009 auf Landesebene durchzusetzen, dass
die Schuldnerberatungen insgesamt in Berlin noch eine Sonderzuweisung
bekommen. Mit der Sonderzuweisung hätte das BA die Möglichkeit nicht nur das
Defizit aufzufangen, sondern vielleicht die Summe aufzustocken. Das
Bezirksamt hoff, dass die Zuweisung für 2011, die dann auf das korrigierte
Ergebnis von 2009 beruht, deutlich positiver sein wird und dem BA zumindest
für 2011 mehr finanziellen Spielraum gibt, so dass diese Kürzung nur für das
Jahr 2010 angebracht werden muss. Mitte möchte von der
Budgetierungsabhängigkeit, was die Zuwendungssumme anbelangt, wegkommen. Es
muss Mitte gelingen, Leistungsverträge abzuschließen, die das Risiko von
Budgetierungsverlusten, aber auch die Chancen von Budgetierungsgewinnen auf
die Träger verlagern und so insgesamt mehr Spielraum ermöglichen. Das BA hält
das für vertretbar und hofft, dass die Schuldnerberatung trotzdem ihre Arbeit
in der gleichen Qualität weiter fort setzt.
Herr Wahrmann von der Schuldnerberatung hat sich die
KLR-Zahlen angesehen. 2005 wurde ein Kontaktpreis von 85,10 € veranschlagt.
Man sei dann 2008 herunter gegangen auf 69,70 €. Zwischenzeitlich war die
Schuldnerberatung 2008 schon bei 65,78 €. Das lag daran, dass das Bezirksamt
Mitte versehendlich die Zahlen der Mitarbeiterin des BA mit hinein genommen
hatte.
Herr Wahrmann ist über den fehlenden Betrag von 100 Tsd. € überrascht. Die
Differenz zum Median sei 2,75 € für Mitte und bei ca. 12 Tsd. Kontakten kommt
die Schuldnerberatung maximal auf 36 Tsd. €. Herr Wahrmann weiß auch, dass es
andere Berechnungen gibt, aber 100 Tsd. € findet er schon erstaunlich. Zur
KLR meint er, dass er diese schon immer im Ausschuss kritisierte. Der Grund,
warum im letzten Jahr die Schuldnerberatung drüber lag war, dass plötzlich
ein Träger in Lichtenberg im JobCenter 4 Sprechstunden mit 4 Beratern enthalten
hatte und unendliche Kontakte in den Sprechstunden zählte. Er meint, dass das
mit der qualitativen Schuldnerberatung in der Masse so nichts zu tun habe. In
der Landesarbeitsgemeinschaft wurde das auch kritisiert. Der Bezirk muss nun
dafür bluten. Der Bezirk kann nichts dafür, dass solche Zahlen auftauchen.
Die Schuldnerberatung bemüht sich, dem Bezirk zu helfen, aber sie sind der
Spielball von Zahlen und die Schuldnerberatung kann ihre praktische Arbeit so
nicht mehr weiter machen.
Zu den vorgeschlagenen Kürzungen bemerkt Herr Wahrmann, dass er das moderat
sehe. Es könnte ganz anders aussehen. In den letzten Jahren erhielt die
Schuldnerberatung keine Erhöhung. Die Kosten in den Sachbereichen sind
überall gestiegen. Die Schuldnerberatung sei jetzt an seine Grenzen gestoßen.
Er weiß nicht, wie das umgesetzt werden soll. 5169,00 € hat die
Schuldnerberatung für die Präventionsarbeit für Schulen zusätzlich erhalten.
Eine Fortführung ist nun nicht mehr möglich. Er bemerkt weiterhin, dass das
Bezirksamt Mitte für die Schuldnerberatung Miete in Höhe von 4.200,00 €
bezahle. Er fragt sich hier, warum. Andere Bezirke haben das kleverer
gemacht. Er fragt, ob eine Möglich bestünde, diese Summe einzusparen.
Leistungsverträge gibt es in ganz Berlin bisher noch nicht.
Frau BV Dr. Reuter (Die Linke) meint, die Problematik sei
bei der KLR und bei der Budgetierung bei allen Produkten so. Es gibt eine
Arbeitsgruppe, die diese Produkte überprüft. Wenn es solche gravierenden
Unterschiede gibt, müsste die Arbeitsgruppe das erfahren. Sie bittet Herrn
von Dassel diese Problematik der Arbeitsgruppe zu übermitteln, dass es
bestimmte Prämissen geben muss, wie man zählt und dass alle Bezirke in der
gleichen Art und Weise zählen. Auch die Problematik Zahlung der Miete an das
JobCenter müsste auch gelöst werden.
Herr BzStR von Dassel bezieht sich auf die Miete und
meint, dass das JobCenter immer meinte, sie hätten zu wenig Räume und deshalb
müssten sie Miete nehmen. Klare Aussage des JobCenters war auch, wenn sie
diese Raumnot nicht mehr haben (ab 9.9.09 zieht das JobCenter mit seinem
Bereich U25 in die Lehrter Straße), wird das BA Mitte keine Miete mehr
zahlen. Seit Monaten wird auf die Internetseite gewartet. Er sei
zuversichtlich, dass spätestens ab 1.1.2010 keine Miete mehr für die Schuldnerberatung
im JobCenter gezahlt werden muss. Dieses Geld könnte dann für die präventive
Kinder- und Jugendarbeit genutzt werden.
Zur Produktmentorengruppe teilt er folgendes mit: Das Problem wurde erkannt
und gelöst. Folgen der verzerrten Rechnung hat das BA aber immer noch im Jahr
2008 zu tragen. In der Abweichung Transferkosten, KLR 2008 und Zuweisung 2010
kommt noch der Umstand zum Tragen, dass der Medianpreis nicht gleich
Zuweisungspreis sei. Dann gibt es noch eine Normierung, die allen völlig unverständlich
sei.
Herr Wahrmann ergänzt: In Reinickendorf gibt es so gut wie
keine Nebenkosten, aber Mitte habe erhebliche. Das sei unverständlich. Warum
wehren sich die Bezirke nicht dagegen.
Frau BD Westphal (CDU) meint, dass Kürzungen vorgenommen
werden und fragt, ob das Bezirksamt Mitte das SGB XII außer Kraft gesetzt
habe. Die Mitarbeiter/innen im Sozialamt haben ohnehin eine hohe
Arbeitsbelastung zu bewältigen. Sie fragt sich bei den vorgegebenen
Einsparungen im Personaltbereich, wie die Pflichtaufgaben erfüllt werden
sollen, zumal einige Pflichtaufgaben schon ausgelagert sind.
Herr BzStR von Dassel teilt mit, dass im Oktober 2009
ausführlich über den Haushalt gesprochen wird. Auch wird man über die
Personalkürzungen diskutieren. Es konnten zusätzliche Stellen bei den
Fallmanagern und bei der Grundsicherung geschaffen werden. Er betont, dass
die nichtgesetzlichen Pflichtaufgaben auf der Disposition stehen.
Herr Bogatsch-Grandke teilt mit, dass er in der
Produktmentorenkonferenz mitarbeitet. Die Zählweise der Bezirke (unabhängig
von der Schuldner- und Insolvenzberatung) sei Dauerthema. Mitte hat bei
verschiedenen Produkten Schwierigkeiten, eine zählweise hin zu bekommen, die
akzeptabel ist. Bei der Schuldner- und Insolvenzberatung war das ein Thema im
Jahre 2008 und 2009. Durch die Neugestaltung des Produktblattes und der
Zählweise hofft das BA Mitte, dass diese „Ausreißer“ nicht mehr stattfinden.
Eine Garantie gibt es natürlich nicht. Die jetzt vorliegenden Zahlen für Juni
2009 sind nicht besonders aussagefähig, weil die Gelder in den Bezirken
unterschiedlich schnell fließen und die Produkte werden deshalb
unterschiedlich teurer. Am Jahresende wird zusammen gezählt. Herr
Bogatsch-Grandke wird dieses Thema im Oktober noch einmal ansprechen.
Herr Leinweber von der Schuldnerberatung des Deutschen
Familienverbandes schließt sich den Ausführungen von Herrn Wahrmann an. Er
meint, dass man sich das gesamte Verfahren ansehen sollte. In der
Schuldnerberatung werden Kontakte gezählt und nicht Klienten/innen. Hier sei
eine Bandbreite von Manipulationsmöglichkeiten gegeben, die man gar nicht
bewusst eingibt, sondern man sollte sie inhaltlich unterlegen.
Herr Nowak, Vertreter der AWO, berichtet zu den
Leistungsverträgen und bittet das Bezirksamt die entsprechenden Initiativen
zu forcieren. Der AWO-Kreisverband Mitte ist mit dieser Zielrichtung an die
Staatssekretärin für Finanzen herangetreten, um hier den Versuch zu
unternehmen, das BA und die Ausschussmitglieder für die Ziele zu gewinnen und
die AWO unterstützt.
Herr BzStR von Dassel gegründet, warum das Bezirksamt für
den „Warmen Otto“ Kürzungen angesetzt hat. Mitte hält daran fest, zwei
Einrichtungen im Bezirk zu halten. Er betont, dass man darauf schauen muss,
was ein Besuch in so einer Einrichtung kostet. Im Bereich Unter Druck e.V.
kostet der Besuch rd. die Hälfte wie im „Warmen Otto“. Es gibt
Qualitätsunterschiede. Der Stadtmission könnte es gelingen mit weniger
Zuwendung fast die gleiche Leistung auf einem niedrigerem Angebotsniveau,
aber die gleiche Menge an Obdachlosen zu betreuen, zu erbringen. Herr von
Dassel fügt hinzu, dass mit der Stadtmission Gespräche geführt wurden und es
wurde besprochen, wie man diese Kürzungen auffangen könnte. Man sei überein
gekommen, ein Projekt mit Mitteln des JobCenters zu initiieren. Es
könnten Mitarbeiter aus dem
„Warmen Otto“ verlagert werden. Herr von Dassel betont, dass diese Idee
forciert werden soll. Das JobCenter sei diesr Idee gegenüber offen. Das
Bezirksamt hält die Kürzung somit für vertretbar. Unter Druck e.V. wurde ein
wenig gestärkt, war bisher unterfinanziert.
Bei der großen Notübernachtung in der Lehrter Straße ist keine Kürzung
vorgesehen. Angesichts der dort steigenden Zahlen wurde das als elementarer
Beitrag zur Obdachlosenarbeit vom Bezirksamt Mitte gesehen.
Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) meint, dass das im
Stadtteil zu spüren sein wird. Der „Warme Otto“ zog aus der Bugenhagenstraße
in die Rostocker Straße. Sie spricht den sozialen Brennpunkt im Hutten- und
im Beusselkiez an. Hinzu kommt, dass in Moabit-West das Spätcafé geschlossen
wurde. Sie fragt, warum die Stadtmission dieses Problem nicht selbst regelt.
Weiterhin fragt sie, wie die Stadtmission die Reduzierung um 50.349,74 €
sehe.
Herr BV Pawlowski (FDP) erinnert an Diskussionen zusammen
mit dem „Warmen Otto“. Er bezieht sich auf das niederschwellige Angebot und
möchte wissen, welche Konsequenzen die Kürzungen konkret haben. Wie wirken
sie sich tatsächlich aus. Was kann der „Warme Otto“ tun, was er früher nicht
tat.
Herr Krull vom „Warmen Otto“ teilt mit, dass man sehr
überrascht war. Der „Warme Otto“ ist am schlimmsten von den Kürzungen
betroffen. Er meint, dass man Unter Druck e.V. nicht mit dem „Warmen Otto“
vergleichen kann. Unter Druck e.V. ist ein Selbsthilfeprojekt. In diesem
Projekt ist die Sozialarbeiterin dafür zuständig, um dort zu koordinieren und
zu schauen, dass das Selbsthilfeprojekt läuft. Es finden dort nur sehr
beschränkt Beratungen und Vermittlungen statt. Die Ehrenamtlichen können das
nicht leisten. Vor zwei Jahren wurden extra Projektmittel vom Bezirksamt zur
Verfügung gestellt, um eine Beratung dort möglich zu machen. Der „Warme Otto“
hat mehr Sozialarbeiter/innen, die Beratungsgespräche durchführen und über
100 Vermittlungen im Jahr. Herr Krull betont, dass das eine ganz andere
Qualität sei. Das schlägt sich auf die Kosten nieder. Anschließend bezieht er
sich auf die 50 Tsd. € und meint, dass bei den Bewirtschaftungskosten nichts
mehr zu streichen gehe. Hier steht nur noch die Miete und 5 Tsd. € für Beköstigung.
Mann kann nur noch mit der Hälfte des Personals arbeiten und darunter leidet
die Qualität. Auch werden sich die Öffnungszeiten verkürzen.
Frau BV Dr. Reuter (Die Linke) meint, dass Mitte eine
Anlaufelle für Obdachlose sei. Sie fragt, was andere Stadtbezirke bei der
Kältehilfe leisten. Halten sie bestimmte Einrichtungen offen. Wie sind die
Zahlungsmodalitäten. Weiterhin möchte Frau Dr. Reuter wissen, ob Mitte der
letzte Bezirk sei, der hier noch einen Posten offen hält. Müsste man hier
nicht die Überlegung anstellen, dass das eine städtische Aufgabe sei.
Herr BzStR von Dassel bezieht sich auf das Produktblatt zu
den anderen Bezirken und merkt an, dass das sehr unterschiedlich sei. Es gibt
Bezirke, die gar nichts leisten. Es gibt aber auch Bezirke, die genauso viel
zahlen wie Mitte.
Die Frauenübernachtung in der Tiekstraße wird aus Landesmitteln finanziert.
Herr Bogatsch-Grandtke verteilt den
Produktvergleichsbericht 2010 auf der Basis von 2008. Bei den obdachlosen
Treffpunkten ist zu erkennen, dass diverse Bezirke nichts mehr machen. Drei
Bezirke geben mehr aus für Treffpunkte als der Bezirk Mitte.
In den letzten Jahren wurde festgestellt, als die Zuwendungen vom Land Berlin
an die Bezirke abgeschichtet wurden (alle Bezirke hatten Einrichtungen), dass
sie sich von den Einrichtungen verabschieden. Die jeweiligen Sozialstadträte
konnten es erreichen, dass diese Gelder dort hin gegeben werden, wo sie
eingesetzt werden. Auch betont er, dass Mitte ein Anlaufpunkt für
Wohnungslose darstelle.
Herr BzStR von Dassel meint, dass die Budgetierung zur
Folge habe, dass ein Bezirk, der nichts mehr macht, zwei Jahre später auch
keine Mittel mehr erhält. Allerdings ist in dem Jahr nach der Schließung noch
eine Einnahme vorhanden, die dann für andere Zwecke eingesetzt werden kann.
Herr BV Pawlowski (FDP) erinnert, dass sich der Ausschuss
über die Betreuung von psychisch kranken Menschen beschäftigte. Mitte ist
sehr stark betroffen und muss aus seinem Haushaltsbudget die Betreuung
bezahlen. Es wurde angedeutet, dass das eine Frage des Zuwendungsmoduses wäre
und dass sich das ändern soll. Herr Pawlowski fragt, ob es möglich wäre, der
Senatsverwaltung nahe zu legen, dass sich auch im Bereich der
Obdachlosenbetreuung der Zuwendungsmodus ändert.
Herr BzStR von Dassel erklärte, dass es um die
entgeltfinanzierten Betreuungsleistungen gehe und dass dieses etwas anderes
sei, als der Zuwendungsbereich. Bei den entgeltfinanzierten
Betreuungsleistungen ging es darum, dass Mitte Buchungsverlierer ist, was
Mitte eigentlich nicht ist. Hier wird nicht gesagt, dass falsch gebucht wird
oder hier wird grundsätzlich zu Lasten des BA gebucht, denn die Menschen, die
in der Einrichtung sind, werden in der Einrichtung gezählt. Anders trifft es
bei den Demenz-WG´s zu. Hier hat das BA spezifisch höhere Kosten. Wenn man
einen höheren Anteil hat, leidet der Bezirk besonders darunter.
Herr BV Böttrich (Grüne) bemerkt, dass die Kürzungen einen
besonderen Einbruch im belasteten Kiez bedeute. Er regt an, dass alle noch
einmal darüber nachdenken sollen.
Zur Notübernachtung in der Lehrter Straße bemerkt er, dass dort aus anderen
Bezirken viele die Einrichtung aufsuchen. Die nicht mehr mobilen Menschen,
die in Spät- und Nachtcafés gingen, haben nun keine Möglichkeiten mehr. Den
bezirklichen wohnungslosen Menschen werden einige Chancen ausgeräumt. Sie
sind nicht mehr in der Lage, bis zur Lehrter Straße zu gehen.
Herr BV Rauskolb (CDU) sieht die Dinge etwas anders als
Herr Böttrich. Diejenigen, die im „Warmen Otto“ ständige Gäste sind, können
natürlich auch die Fahrgelegenheiten nutzen, um zur Kältehilfe in die Lehrter
Straße zu gelangen.
Er fragt, in wie weit dem Bezirk Mitte die in allen
Bezirken zugewiesenen Zuwendungsmittel für Obdachlosenbetreuung –
Kältehilfe – in den vergangenen 10 Jahren abgesenkt wurden. Wie haben sie
sich entwickelt. Herr BzStR von Dassel kann darauf nicht antworten.
Herr Markowski kennt das System der Nachtcafés. Er weiß,
dass Menschen, die die Nachtcafés aufsuchen, sehr unterschiedlich sind. Unter
den Gästen gibt es Vertreibung. Insofern ist es gut, dass es zwei
unterschiedliche Einrichtungen (Nachtcafé und Notübernachtung) gab. Zur
Lehrter Straße bemerkt er, dass es im letzten Jahr Berichte wegen Überfüllung
gab. Er betont, dass durch die Kürzungen mehr Menschen draußen übernachten
werden. Nachtcafés werden überwiegend von mobilen Menschen besucht.
Herr Winistädt von der Berliner Stadtmission erinnert an
die Ausschusssitzung in der Notübernachtung. Die Einrichtung wird täglich von
130 bis 150 Menschen aufgesucht. Die Notübernachtung hat für diesen Winter
vorgesorgt. Es wird ein erweitertes medizinisches Angebot geben. Im Nachtcafé
soll zusätzlich etwas unternommen werden, um den Menschen zu helfen. Er führt
an, dass Mitte noch ein anderes Problem habe, und zwar die illegalen
EU-Bürger und Migranten (ca. 30 bis 40 %). In der Notübernachtung wird
versucht, in diesem Winter das Personal hoch zu fahren, um hauptamtlich
beschäftigte Mitarbeiter dort zu haben und dass bestimmte Sachen besser
koordiniert werden können.
Zum „Warmen Otto“ bemerkt er, dass man die 50 Tsd. €, die wegfallen, nicht
irgendwo herholen kann. Die 50 Tsd. € werden dafür eingesetzt, um die
Mitarbeiter/innen nicht zu entlassen, auch wenn man 25 % weniger Zuwendung
erhält. Bisher konnte das Angebot aufrecht erhalten werden, aber mit weniger
Mitarbeitern/innen ist das nicht mehr möglich.
Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) erinnert an den Umzug in
die Rostocker Straße und meint, dass einige Fraktionen fragten, ob die
Berliner Stadtmission für den „Warmen Otto“ ein sogenanntes Betreuungskonzept
habe. Wenn nun gesagt wird, dass man mit den Leistungen herunter fahren muss,
bedeutet dass immer eine Leistungsverdichtung. Die Qualität und die Ansprache
für diese Menschen kann dann nicht mehr so sein, als wenn die Personaldecke
mit qualifizierten Kräften vorhanden ist.
Herr Winistädt sieht das nicht ganz so. Die Beratungen
werden qualitativ immer noch vorhanden sein. Für den Einzelnen wird
allerdings nicht mehr so viel Zeit aufgewendet werden können. Man wird
versuchen, die Gäste so zu beraten, wie es machbar ist.
Herr BzStR von Dassel meint, dass die vorgelegten Zahlen
aussagen, dass die Notübernachtungen außerhalb der Stadtmission (je kleiner
und je seltener sie sind) teurer sind. Damit muss man versuchen, um zu gehen.
Wenn man ein bestimmtes Budget an Zuwendungsmöglichkeiten hat, kostet die
Übernachtung für einen obdachlosen Menschen 6,00 € und einmal kostest sie
14,00 €, das heißt, Mitte bekommt doppelt so viel Plätze finanziert, wenn man
das in der einen Form durchführt – Stadtmission groß – als wenn man das in
viel kleineren und nicht in der gesamten Woche bespielbaren Organisationsform
tut.
Wie man im „Warmen Otto“ mit 50 Tsd. € weniger Mittel eine konzeptionelle
Arbeit leitstet, kann Herr von Dassel nicht beantworten. Mitte sei pauschal
davon ausgegangen, dort sind momentan 4 Stellen á 0,8. Mitte finanziert nur
noch 3 Stellen á 0,8 + 2,5 Tsd. € Sachkosten im Monat. Das Bezirksamt hat auf
die Frage, ob noch ein sinnvolles Konzept möglich sei mit Ja geantwortet. Die
Kürzung sei somit „vertretbar“.
Herr von Dassel teilt zum BALZ Arbeitslosenzentrum mit,
dass die Beratungen dort sehr teuer sind. Solange aber im JobCenter noch
nicht die 100%ige Rechtmäßigkeit hergestellt werden kann, dass es eine
Organisation außerhalb des JobCenters geben muss, die den Betroffenen Hilfe
anbietet, kann kein Geld zur Verfügung gestellt werden.
Zur Volkssolidarität Nachbarschaftszentrum meint er, dass die Einrichtung von
den Seniorenfreizeiteinrichtungen geführt werden könnte. Die Angebote sind
sehr positiv. Das BA hält es für sinnvoll, diese Einrichtung fortzuführen.
Zu „Evas´s Arche“ teilt er mit, dass das BA die große Gefahr sieht, dass die
Arbeit im wesentlichen dort nicht mehr geleistet werden kann. Die Finanzierung
reicht aus anderen Töpfen nicht aus, um die bisherigen Angebote weiter zu
führen. Das BA ist auch nicht in der Lage zu sagen, dass man die
Einzelberatung möchte, die deutlich teurer sei, als andere ähnlich gelagerte
Beratungen. Herr von Dassel hofft, dass die Mitarbeiter/innen eine
Ersatzfinanzquelle finden.
Frau Ziep von „Eva´s Arche“ findet es bedauerlich, dass
hier Kürzungen vorgenommen werden und dass jetzt das gleiche Szenario wie
2007 fortgesetzt wird. Sie deutete an, dass die soziale Arbeit dann nicht
mehr gegeben sei. Die Mittel wurden schon herunter gefahren. Auf
ehrenamtlicher Basis konnten Frauen gefunden werden, die die eine oder andere
Beratung durchführen, aber nicht mehr in dem Umfang wie sie vorher war. Frau
Ziep erinnert an eine Ausschusssitzung, in der die Ausschussmitglieder nicht
bereit waren, noch einmal über Genderbudgeting zu reden. Sie bittet die
Ausschussmitglieder noch einmal nachzudenken. Die meisten Gelder, die im
Bezirksamt Mitte verteilt werden, kommen Männern zugute und nicht Frauen.
Wenn man für „Eva´s Arche“ keine Mittel mehr zur Verfügung stellt, müsste man
schon darüber nachdenken, ob das noch mit sozialer Gerechtigkeit zu tun hat.
Sie regt an, gemeinsam zu schauen, ob es noch Möglichkeiten gibt.
Abschließend betont sie, dass die Senatsverwaltung nicht gewillt sei, die
Mittel, die der Bezirk streicht, zu übernehmen.
Frau BV Dr. Reuter (Die Linke) meint, dass sich der
Ausschuss sehr oft in den letzten Jahren mit „Eva´s Arche“ beschäftigte. Das
Projekt steht dem Ausschuss sehr nahe. Sie fragt das BA, ob dieses
Frauenprojekt erhalten werden könnte. Gibt es andere Varianten, um
Frauenarbeit in diesem Bereich zu halten. Herr BzStR von Dassel gibt Frau Dr.
Reuter recht, dass mit dieser Kürzung der Zuwendungsbereich noch mehr in
maskuline Schieflage gerät. Das Bezirksamt Mitte sieht sich nicht in der
Lage, dafür auf andere Weise finanziellen Ausgleich zu schaffen, so dass im
Zuwendungsbereich keine neuen Projekte aufgenommen werden, sondern die
vorhandenen Projekte sollen nach Möglichkeit erhalten bleiben. Herr von
Dassel betont, dass man immer wieder auf die Zahlen schauen muss. Für die
Zielgruppenberatung für „Eva´s Arche“ gibt der Bezirk 60 Tsd. € aus. Mitte
erhält aber nur 22 Tsd. €.
Frau Dr. Schulz hat den Eindruck, dass der Ausschuss und
Herr BzStR von Dassel nicht die richtigen Informationen erhalten haben. Die
Lebensberatung wird ausschließlich ehrenamtlich geleistet. Die Mittel des
Bezirksamtes werden für die Koordinierung von 14 ehemals langzeitarbeitslosen
Frauen eingesetzt. Diese Frauen, die nicht vermittelbar über viele Jahre
erschienen, konnten von den 50 Tsd. €, die das Bezirksamt zur Verfügung
stellte, in eine besondere soziale Arbeit vermittelt werden (kümmern sich um
Seniorinnen, kümmern sich um Frauen, die alleine sind, kümmern sich um Kinder
alleinerziehender Frauen).
Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) fragt, welche
Nationalitäten in „Eva´s Arche“ zur Beratung kommen.
Frau Ziep teilt mit, dass vornehmlich deutsche Frauen,
aber auch polnische Frauen und Frauen aus Mosambik in die Einrichtung kommen.
Frau Dr. Schulz bemerkt abschließend, dass schon vor 2
Jahren erhebliche Kürzungen vorgenommen wurden.
Der Vorsitzende, Herr Allendorf, betont, dass man auch
bedenken sollte, dass vor 2 Jahren der Ausschuss kämpfte, dass 50 Tsd. € für
„Eva´s Arche“ zur Verfügung gestellt werden konnten. Dass man dem Ausschuss
Nachlässigkeiten vorwirft, findet er nicht gut. Eine Anerkennung hat der
Ausschuss bisher nicht erhalten.
Die vorliegende Liste wird in der AG Förderformel weiter
diskutiert.
Herr BzStR von Dassel teilt abschließend mit, dass der
Otariclub am Gendarmenmarkt im letzten Jahr das Projekt „Mütter für Mütter“
gesponsert hat. Der Club ist wieder an das Bezirksamt heran getreten und
hatte gebeten, dass das BA Mitte ein Projekt vorschlagen möchte. Sie seien
bereit, zwischen 1 und 10 Tsd. € zur Verfügung zu stellen. In einigen
Bereichen, wo Zuwendungen gekürzt werden, könnte sich das BA Mitte
vorstellen, diese Gelder zu investieren z. B. in Nachtcafés oder in „Eva´s
Arche“.
Unterbrechung der Sitzung von
19.00 Uhr bis 19.10 Uhr
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