Auszug - Bericht der Stadtmission - "Durchführung der Kältehilfe in 2008/2009" BE: Herr Winistädt (ca. 20 min.)  

 
 
28. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Soziales und Bürgerdienste
TOP: Ö 2.2
Gremium: Soziales und Bürgerdienste Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 09.06.2009 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 20:26 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll

Herr Winistädt dankt für die Einladung

Herr Winistädt dankt für die Einladung. Einleitend bemerkt er, dass der Ausschuss im letzten Jahr die Notübernachtung in der Lehrter Straße besuchte. In diesem Jahr haben einige Ausschussmitglieder einen Abend in der Notübernachtung mit gearbeitet. Anschließend verteilt er ein Papier und berichtet, dass die Notübernachtung bis 31.03. 2009 geöffnet war. 18677 Gäste konnte die Notunterkunft beherbergen. Im Vergleich zu 2007/2008 sind das 2869 Gäste mehr (Anstieg um 19 Personen pro Abend).
Die Notunterkunft ist in diesem Jahr an seine Grenzen gestoßen. Im Februar waren 171 Gäste und 170 Gäste im März anwesend. Mit diesen Zahlen war die Notunterkunft an seiner Kapazitätsgrenze gestoßen. Es wurden Zählungen an 6 Tagen durchgeführt. Der Ausländeranteil beträgt dabei zwischen 45 % und 50 %. Herr Winistädt betont, dass der Anteil an polnischen Gästen sehr hoch sei (20 % und 30 %). Die jetzt kommenden Migranten seien sehr herunter gekommen. Sie sind seit vielen Jahren in Deutschland und sie werden wahrscheinlich auch nicht mehr den Weg zurück gehen.

Jeden Abend werden mit den Gästen Gespräche geführt. Die Gäste sind aber morgens nicht mehr bereit, weitere Gespräche zu führen und Hilfen anzunehmen. Die Beratungen am Morgen werden mit den Sozialarbeitern durchgeführt. Wenn die Gäste gesundheitliche Probleme haben, fahren sie sie notfalls zu Ärzten oder in Krankenhäuser. Neben den 4 hauptamtlichen Mitarbeitern arbeiten 16 ehrenamtlich tätige Mitarbeiter ohne Entgelt. 30 ehrenamtlich Tätige erhielten im vergangenen Jahr eine Aufwandsentschädigung. Für 14 Berlinbesucher unter dem Motto: „Berlin bei Nacht“ konnte eine kostenlose Unterkunft mit Verpflegung zur Verfügung gestellt werden. Die Berlinbesucher arbeiten abends in der Notunterkunft mit. Parallel dazu arbeiteten in der Notunterkunft 260 ehrenamtlich tätige Personen. 

In diesem Jahr ist der Frauenanteil im Vergleich zu den letzten Jahren gestiegen. Im Schnitt waren es zwischen 6 bis 15 Frauen (2008 = 4 %; 2009 auf 9 % gestiegen). Im Schlafhaus (60 Plätze) konnte ein Zimmer mit 10 Plätzen von Frauen belegt werden.
Viele Gäste sind psychisch auffällig, haben starke Alkoholprobleme sowie haben Hautprobleme, Grippe, Erfrierungen. In diesem Winter wurden durchschnittlich 5 bis 7 Krankenwageneinsätze durchgeführt. Mehrmals gab es Sizidandrohungen. Der Kältebus hatte in der Woche aus den Krankenhäusern ca. 6 Personen in die Notübernachtung gebracht.

 

Weiterhin berichtet Herr Winistädt, dass durch die langen Weihnachtsfeiertage viele Suppenküchen geschlossen waren und es deshalb Probleme in der Notübernachtung gab. 60 Plätze werden vom Bezirksamt Mitte finanziert. Herr Winistädt hat dann mit dem Hotelfachgewerbe Kontakt aufgenommen und die Situation dargestellt. Einige Hotels (Steinberger, Hilten) haben dann über die Weihnachtsfeiertage die Notübernachtung mit Lebensmitteln kostenlos versorgt.

Herr Winistädt betont, dass 40 Menschen aus der Notübernachtung in weiterführende Maßnahmen gebracht werden konnten. Er dankt dem Bezirk Mitte, welches in einigen Fällen unkompliziert helfen konnte (Seniorenheim, Seniorenpflegeheim, eigene Wohnung, Übergangshaus).

 

Frau BV Fried (SPD) fragt, warum die Märzzahlen so hoch seien. Herr Winistädt kann darauf nicht antworten.

 

Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) fragt, wie die Notübernachtung ohne die Krankenstation damit umgeht und wie sie es bewältigt, wenn die Menschen, die zu den Krankenhäusern gebracht werden, wieder zurück kommen. Herr Winistädt teilt mit, dass diese Menschen morgens ins Übergangshaus gebracht werden. Dort befindet sich eine Ärztin. Danach wird geschaut, wohin man diese Menschen bringen könnte. Mit einer Pflegestation arbeitet die Notübernachtung auch zusammen.

Auf die Frage von Herrn BD Lötzer (Die Linke), warum die Zahlen in allen Monaten in der Notübernachtung so ansteigen teilt Herr Winistädt mit, dass die Zahl der wohnungslosen Menschen in Berlin zunimmt. In der Beratungsstelle in der Levetzowstraße werden täglich 6 bis 8 Erstberatungen durchgeführt. Auch meint er, dass der Winter in diesem Jahr extrem kalt war.

 

Frau BD Westphal (CDU) fragt, ob mehrere Fälle auftraten, dass Patienten aus dem Krankenhaus einfach entlassen wurden. Herr Winistädt stellt folgendes dar: Das Krankenhaus stellt fest, ob jemand krankenhausbehandlungsbedürftig ist oder nicht. Diese Menschen sind es nicht in diesem Sinne und deshalb werden sie aus dem Krankenhaus raus geschickt. Teilweise ist hier auch eine gewisse Abneigung vorhanden. Allerdings hat die Notübernachtung gute Erfahrungen gemacht mit dem Bundeswehrkrankenhaus. Das Bundeswehrkrankenhaus schickt diese Menschen nicht weg, sondern behält sie über Nacht. Das Bundeswehrkrankenhaus hat nicht so einen großen Kostendruck, wie die anderen Krankenhäuser.

 

Der Vorsitzende, Herr Allendorf, dankt Herrn Winistädt für seine Ausführungen und für die Beantwortung der gestellten Fragen.

 
 

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