Auszug - Vorstellung der Studie Korruptionsbekämpfung in den Berliner Bezirken BE: Herr Bäumel (Transparency International Deutschland)
Herr
Neuhaus macht den Vorschlag, die Tagesordnung wie folgt zu ändern: Unter
TOP 1 - Aktuelle Themen - wird der ehemalige TOP 3.1 (nun 1.1) behandelt.
Zusätzlich wird unter TOP 1.2 das von Herrn Spallek angemeldete Thema –
Umsetzung im Haushaltsjahr 2008 Kapitel 4610 Titel 893 31, 893 39 und 341 92
behandelt. Die
nachfolgenden Tagesordnungspunkt verschieben sich entsprechend. Herr
Neuhaus begrüßt Herrn Bäumel von Transparency International Deutschland. Herr
Bäumel bedankt sich ganz herzlich für die Einladung. Er selbst ist im Vorstand
von Transparency International. Transparency International ist eine
internationale Organisation, eine nicht Regierungsorganisation, die unabhängig,
überparteilich und ehrenamtlich arbeitet. Die Organisation bekommt keine
finanziellen Zuschüsse von staatlicher Seite oder sonst wo her. Es handelt sich
also um eine Untersuchung, wo es keine Interessenbeeinflussung gibt. Er selbst
war während seiner beruflichen Tätigkeit Journalist und hat über 20 Jahre für
die ARD im In- und Ausland gearbeitet. Nach Ende seiner beruflichen Tätigkeit
hat er sich dann bei Transparency International engagiert. Die Untersuchung
basiert auf der Erkenntnis, dass man sich bei TI gesagt hat, wir leben zwar in
Berlin und haben hier unsere Geschäftsstellen, aber wir wissen eigentlich
nicht, wie Korruptionsprävention in Berlin wirklich funktioniert. Man hat sich
dann alle Gesetze, alle Richtlinien angesehen, war bei den Abgeordneten im
Abgeordnetenhaus, hat mit Regierungsvertretern gesprochen und hat dann
entschieden mal zu gucken, wie in den Bezirken Korruptionsprävention betrieben
wird. Als Grundlage dafür wurde die Richtlinie zur Korruptionsbekämpfung
genommen, die der Senat erlassen hat. Diese ist seit 1989 gültig und wurde im
vergangenen Jahr novelliert, aber nur minimal verändert. Diese Richtlinie ist
für Bezirke nicht verpflichtend, aber sie ist beispielhaft, was man tun kann.
Diese Richtlinie ist von der ressortübergreifenden Antikorruptionsarbeitsgruppe
des Senats erstellt worden. Das sind Mitglieder aus dem Justiz-, Innen- und dem
Finanzsenat, der Polizei, die Finanzdirektion (Steuer), andere Oberbehörden und
die Staatsanwaltschaft. Bei der Erstellung der Studie hat man auch die
Erkenntnisse aus anderen Bundesländern mit berücksichtigt, die bei der
Länderinnenministerkonferenz vorliegen. Auch der Hauptverband der Deutschen
Industrie und der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie wurde berücksichtigt.
Es handelt sich also um eine Richtlinie, die erprobt ist, die von Fachleuten
erarbeitet wurde und die man nicht einfach beiseite schieben kann und sagt, wir
wissen es besser. Herr Bäumel erwähnt dies hier ausdrücklich, da man in Mitte
eine ähnliche Erfahrung machen musste. Darum betont er die Bedeutung dieser
Richtlinie. Die Richtlinie setzt zunächst auf Prävention, weil ausgedrückt
wird, dass Mitarbeiter quasi eine Hilfe erfahren, dass damit eine
Rechtssicherheit geschaffen wird. Auch Sicherheit im Umgang mit den täglichen
Aufgaben. Und sie schafft Selbstbewusstsein bei den Mitarbeitern, weil sie
souverän mit dem Bürger umgehen können und brauchen kein Obrigkeitsgehabe vor sich
hertragen. Aber auch institutionelle Voraussetzungen werden in der Richtlinie
beschrieben, um Prävention richtig zu verankern, Kontrolle auszuüben und um sie
wirksam zu machen. In der Richtlinie gibt es dann eine ganze Reihe von
allgemeinen Grundlagen, die allerdings nicht abgefragt wurden. Diese
allgemeinen Grundlagen bedeuten z.B. eine Geschenkverordnung, die für ganz
Berlin und die Bezirke gilt. Diese Geschenkverordnung gilt auch für die
Bezirksverordneten. Das ist eine Sondersituation gegenüber anderen
Gemeinderäten. Die BVV-Mitglieder sind alle verpflichtet und das bedeutet, dass
sie wie Amtsträger behandelt werden. Bisher haben die Staatsanwaltschaften da
nie nachgefragt oder es war ihnen egal. Wenn es aber mal die Situation geben
sollte, dass ein Staatsanwalt da näher hinschaut, dann wird er auch sehen, wie
das Verhalten der Bezirksverordneten ist. Das ist sonst in den Gemeinderäten
anders. Hier aber gilt die Verpflichtung. Weiterhin gibt es eine
Sponsoringrichtlinie, sollte es eine Sponsoringliste geben, die gibt es jedoch
meistens nicht. Einen Gefährdungsatlas. Das Vier-Augen-Prinzip ist ganz
wichtig. Personalrotation alle fünf Jahre. Sollten also Leute an gefährdeten
Punkten sitzen, wo sie viel mit Außenkontakten und mit viel Geld und Vergaben zu
tun haben, die sollten diese, wenn es möglich ist, alle fünf Jahre ersetzt
werden. Das kann man aus Statistiken des Bundeskriminalamtes erkennen, dass
dort, je länger die Leute an einer Position sind, die Korruptionsrate um so
höher ist. Dann gibt es institutionelle Einrichtungen, die in dieser Richtlinie
vorgeschlagen werden. Das sind z.B. ein Antikorruptionsbeauftragter, ein
Antikorruptionsarbeitskreis, eine zentrale Vergabestelle, die Einrichtung von
zentralen Prüfgruppen und die Bestellung eines externen Ombudsmannes.
Transparency International hat noch die jährliche Veröffentlichung in der BVV
und im Internet hinzugefügt, sowie einen jährlichen Sponsoringbericht. Zum
Sponsoringbericht muss man sagen, dass es diesen nur in ein paar Bezirken gibt,
die eine solche Vorlage umgesetzt haben. In Mitte ist es nicht der Fall. Der
Senat und das Abgeordnetenhaus werden eine Richtlinie erlassen. Inwieweit die
dann auch für die Bezirke gültig ist, kann noch nicht gesagt werden. Es wurde
also eine Untersuchung durchgeführt, die keinen wissenschaftlichen Anspruch
erhebt. Man hat gesagt, es soll mit den Antikorruptionsbeauftragten in den
einzelnen Bezirken gesprochen werden. Es hat mit allen zwölf
Antikorruptionsbeauftragten ein Gespräch stattgefunden, das in der Regel zwischen
1 ½ und 2 Stunden dauerte. Von allen Beauftragten wurde man sehr ordentlich,
sehr freundlich und sehr informativ behandelt. Die Ergebnisse dieser
Untersuchung wurden dann zusammengefasst. Herr Bäumel möchte hier im einzelnen
darüber informieren, wie diese Gespräche, orientiert am Bezirk Mitte,
stattgefunden haben. Im April vorigen Jahres wurde mit dem Rechtsamtsleiter
Herrn Völkner, der hier auch der Antikorruptionsbeauftragt ist, ein Gespräch
geführt. Herr Völkner ist mittlerweile pensioniert. Herr Völkner hatte in
diesem Gespräch mitgeteilt, dass er der Antikorruptionsbeauftragte ist und auch
ein Antikorruptionsarbeitskreis existiert. Den Antikorruptionskreis haben
jeweils die Leiter der Serviceeinheiten Finanzen, Personal, Steuerungsdienst
und Herr Völkner selbst gebildet. Dann kam der erste Schock für TI, als man
nach Prüfgruppen gefragt hatte. Prüfgruppen sollte es in jedem Bezirk geben.
Das ist eine zentrale institutionelle Forderung der Richtlinie. Und so eine
Prüfgruppe hat es nicht gegeben und gibt es nach wie vor noch nicht in Mitte.
Es gibt auch keine anlass- und auch keine nichanlassbezogenen Prüfungen oder
zumindest war das bis vor kurzem so. Auf die Nachfrage, was Herr Völkner
unternimmt, wenn er etwas hört, wurde geantwortet, dass man diese Vorgänge
sofort an die Staatsanwaltschaft abgibt. Der Bezirk würde nur etwas
verschütten. Das Ergebnis eines solchen Verfahrens ist, dass natürlich nichts
dabei herauskommt, weil die Staatsanwälte, die Korruptionsaufklärung betreiben
bzw. in solchen Sachen ermitteln, das sind in Berlin fünf Staatsanwälte und
drei Abteilungen des Landeskriminalamtes, natürlich unheimlich viel Arbeit
haben. Und wenn da ein vager Hinweis aus dem Bezirksamt kommt, dann geht das
meistens unter, weil die Staatsanwälte ohnehin genug zu tun haben. Es gibt in
Mitte keine Vorermittlungen, nichts, absolut nichts. Und das ist in keinem
anderen Bezirk so. In allen anderen Bezirke gibt es, auch wenn sie nicht alle
eine Prüfgruppe haben, dann aber zumindest anlassbezogene Prüfungen. Das fand
TI schon hinreichend, um nachzufragen, wie dann Innenrevision stattfindet. Man
hat dann erfahren, dass der Senat verordnet hat, dass eine Innenrevision für
die Abteilung Jugend und für die Abteilung Soziales vorgeschrieben ist. In
allen vier anderen Abteilungen ist es aber freiwillig. Herr Bäumel hat dann im
Internet gefunden, dass es noch eine Innenrevision in der Abteilung Gebäude-
und Dienstleistungsmanagement gibt. Ob es für die Bauabteilung eine
Innenrevision gibt, ist Herrn Bäumel nicht bekannt. Herr Völkner konnte diese
Frage damals nicht beantworten. Er wusste es einfach nicht. Das war natürlich
auch ein Indiz dafür, dass er das nicht ganz ernst genommen hat. Auf jeden Fall
müsste es in der Bauabteilung noch eine Innenrevision geben. Aber auch in den
anderen Abteilungen muss eine Prüfung stattfinden. Das gibt es in jedem
Unternehmen. Der Bezirk Mitte hat eine zentrale Vergabestelle, was besonders
wichtig ist, weil damit Planungsausschreibungen, Vergabe-, Bauleitungs- und
Abrechnungsfunktionen getrennt werden können. Bei freien Vergaben liegt dies
alles beim Bauleiter. Der hat dann alles in der Hand. Der Bezirk Spandau hat
für Berlin und die Korruptionsprävention insofern eine besondere Bedeutung,
weil er, als der Bezirk ebenfalls einen großen Korruptionsskandal hatte,
dagegen etwas unternehmen wollte. Der dortige
Rechtsamtsleiter/Antikorruptionsbeauftragte hat ein Modell entwickelt und
dieses der Verwaltungsakademie in Speier bei einem Wettbewerb zur
Korruptionsprävention angeboten. Unter 90 Mitbewerbern hat er schließlich am
besten abgeschnitten. Die schriftlich eingereichten Maßnahmen wurden auch vor
Ort geprüft. Weiterhin gibt es in Spandau eine Begrenzung der freihändigen
Vergabesummen. Bei allen Rahmenverträgen pro Firma und Jahr dürfen es nicht
mehr als 25.000 € sein. Es gibt immer diesen Balanceakt bei der Politik, dass
die sagen, wir wollen die Vergaben an Unternehmen vergeben, die direkt im
Bezirk sind. Da haben die Spandauer jedoch gesagt, dass es nicht sein kann,
dass wir quasi ein Hoflieferantentum haben, weil die immer teurer sind. Es
wurde u.a. festgestellt, dass bei der Feuersozietät eine Einsparung von 70 %
bei der Feuergebäudeversicherung erreicht werden konnte. Das bedeutet, dass
man, wenn solche Instrumente konsequent durchgeführt werden, tatsächlich
richtig Geld sparen kann. Weiterhin hat Spandau ein elektronisches
Vergaberegister. Dort kann man sehen, wer wann welche Aufträge erhalten hat.
Bei Herrn Völkner wurde weiter nachgefragt, ob es einen Gefährdungsatlas gibt.
In einem Gefährdungsatlas steht drin, welche Positionen von der Aufgabe (viele
Außenkontakte, viel Geld) her, besonders gefährdet sind. Danach führt man dann
auch entsprechende Prüfungen durch. So etwas gibt es in Mitte nicht. Hat es
aber wohl früher mal gegeben. Herr Völkner äußerte, dass es sich um ein
pädagogisches Hilfsmittel handelt, das nichts bringt. Also wird es auch nicht
durchgeführt. Einen Ombudsmann wollte Herr Völkner auch nicht haben. Einen
Ombudsmann gibt es leider nur in Spandau. Dieser Ombudsmann hat einen
Rechtsanwalt, der nur von Fall zu Fall bezahlt wird und nicht dauerhaft
angestellt ist. Somit kostet er nicht allzu viel Geld. Ein weiteres
Gegenargument, was immer wieder gegen einen Ombudsmann vorgetragen wird, wären
Verleumdungen. Der Ombudsmann in Spandau übt seine Tätigkeit seit vier Jahren
aus und hat mitgeteilt, dass es bisher nicht eine einzige Verleumdungsklage
gab. Er selbst behält ca. 1/3 der Hinweise für sich, da er erkennen kann, dass
diese unlogisch sind und die Verwaltung sich nicht mit denen auseinandersetzen
muss. Das heißt, ca. 1/3 der Hinweise sind nicht an den
Antikorruptionsbeauftragen weiter gegangen. In Spandau hat es ca. vier bis fünf
Fälle im Jahr gegeben, wo der Antikorruptionsbeauftragte die BVV unterrichtet
und die Staatsanwaltschaft eingeschaltet hat. Nach Verurteilungen wurde von TI
nicht gefragt. Es war wichtiger zu erkennen, dass dieser Ombudsmann eine
wichtige Funktion und auch ein Ohr nach draußen hat. Im Bezirk Mitte hatte es
zwar Inhouse-Schulungen gegeben, diese wurden jedoch mit dem Argument wieder
eingestellt, dass es die Verwaltungsakademie gibt. Dort können die Mitglieder
der Verwaltung dann freiwillig hingehen. Das hält Herr Bäumel für eine Sicht,
die nicht sehr weit reichend ist. Nach dem Gespräch mit Herrn Völkner wurde ein
Gespräch mit Herrn Dr. Hanke geführt. Herrn Dr. Hanke wurden die Wünsche von TI
vorgetragen und er hat Prüfung zugesichert. Das war am 03.09.2007. Bisher hat
man nichts wieder von Herrn Dr. Hanke gehört. Die Kernfragen von Herrn Dr.
Hanke in dem Gespräch waren, was kostet das und was bringt es. In Berlin gibt
es bei den Bezirken zwei Möglichkeiten, Prüfgruppen einzurichten. Die Spandauer
machen es mit temporären Prüfgruppen. Es gibt den Antikorruptionsarbeitskreis,
in dem vorher besprochen wird, was geprüft werden soll. Dann setzt dieser aus
den verschiedenen Abteilungen für 14 Tage seine Prüfgruppe zusammen. Der große
Vorteil ist, dass es nichts kostet. In anderen Bezirken sind die
Prüfgruppenmitglieder fest angestellt. Die Erfahrung in Spandau zeigt, dass
durch die Prüfung nicht ein Klima der Angst entstanden ist, sondern
mittlerweile ist es so, dass Mitarbeiter im Zweifel beim
Rechtsamt/Antikorruptionsbeauftragten um eine Prüfung bitten. Das ist eine gute
Entwicklung. Transparency International ist dann an den ressortübergreifenden
Antikorruptionsarbeitskreis gegangen, hat die Studie auch an den Rat der
Bürgermeister und an die Justizsenatorin geschickt und konnte in der
Antikorruptionsarbeitsgruppe den Bericht vortragen. Dort hat es auch Stellungnahmen
von Seiten der Bezirke gegeben. Leider sind diese erst eingegangen, während die
Anhörung war, so dass das Ergebnis erst beim nächsten Vortrag dargelegt werden
konnte. Anschließend gab es eine Stellungnahme der
Antikorruptionsarbeitsgruppe. Herr Bäumel zitiert einen Satz aus der
Stellungnahme: „Die sachlichen Feststellungen blieben nach zuvor eröffneter
Anhörung der Bezirke und nach Auswertung ihrer Stellungnahmen im Wesentlichen
unbestritten.“ Damit ist die Untersuchung von Transparency International
gemeint. Das bedeutet, dass dieses Gremium tatsächlich hingeguckt und befunden
hat, dass TI nicht irgend etwas erfunden hat und irgendwelche aus der Luft
gegriffenen Forderungen aufgestellt hat, die nicht begründet wären. Am Schluss
der Stellungnahme hat es noch einen sehr schönen Satz gegeben, den Bäumel
ebenfalls zitiert: „Hier kann unter Darlegung tatsächlicher und vermeintlicher
Schwachstellen nur der Appell stehen, bei der Bekämpfung der Korruption
gemeinsam an einem Strang zu ziehen und die Anstrengungen gegebenenfalls zu
erhöhen. Wer hier nicht mitzieht, sieht sich bei einem möglichen
Korruptionsskandal zu Recht in der öffentlichen Kritik. Als naheliegende
Handlungsempfehlung drängt sich daher nur folgerichtig auf, vorhandene
Standards zu prüfen und gegebenenfalls neu zu justieren.“ Das ist auch die
Bitte von Herrn Bäumel an die Mitglieder des Hauptausschusses/Mitglieder der
BVV. Sie sind das Kontrollorgan in Mitte und sollten die Verwaltung drängen
bzw. die Verwaltung unterstützen und mit dem Bürgermeister sprechen, dass sich
etwas ändert. Denn die Grundposition von vor ein paar Monaten, dass man in
Mitte selber alles besser weiß, ist nicht tragfähig. Herr
von Dassel bittet darum, dass das Bezirksamt ebenfalls ein Stellungnahme
abgibt. Anschließend kann man dann über die beiden Berichte diskutieren. Er
fragt nach, ob Herr Dr. Hanke zu heutigen Sitzung eingeladen wurde. Herr
Neuhaus teilt mit, dass Herr Dr. Hanke krankheitsbedingt nicht anwesend ist. Herr
Bäumel führt aus, dass er die Erwiederung/Eingabe des Bezirks auf die
Untersuchung von TI kennt. Darin wird gesagt, dass der Bezirk ein gut
funktionierendes System zur Vermeidung von Korruption und Untreue hat und dass
man den Vorschlägen nur bedingt folgen möchte. Die Richtlinie würden alle LuV- und
SE-Leiter kennen. Ebenso gibt es eine zentrale Vergabestelle. Weiterhin sei
Korruptionsvorbeugung eine Führungsaufgabe. Das hat TI auch nie bestritten
glaubt aber, dass man auch eine institutionelle Kontrollgruppe braucht. Das ist
die Erkenntnis aus anderen Verwaltungen und Großkonzernen. Herr
von Dassel wartet noch immer auf eine Stellungnahme des Bezirksamte. Herr
Fritsch führt aus, dass er zu diesem Thema noch nichts sagen kann, weil er den
Stand der Antikorruptionsarbeitsgruppe nicht kennt. Herr Völkner ist im
Ruhestand und Frau Geisler-Ortmann ist kommissarisch dafür berufen. Er möchte
trotzdem darauf hinweisen, dass es bei Jugend und Soziales eine Innenrevision
gibt. Eine Prüfgruppe gibt es allerdings nicht. Nach Kenntnis von Herrn Fritsch
gibt aber einen Gefärdungskataster, der allerdings angepasst werden müsste. Das
wurde im Bericht von Herrn Bäumel nicht ganz richtig dargestellt. Weiteres kann
er dazu nicht sagen. Frau
Geisler-Ortmann teilt mit, dass sie auf keinen Fall für das Bezirksamt sprechen
kann. Sie wollte sich hier den Bericht anhören, um überhaupt über den Sachstand
zu erfahren. Sie hat damals von Herrn Völkner, als er ausgeschieden ist,
ungefähr drei Kilo Altakten übernommen mit dem Halbsatz „da müsste mal etwas
bewegt werden“. Inzwischen hat sich Frau Geisler-Ortmann da einigermaßen
durchgearbeitet und hat z.B. auch einen Gefährdungsatlas gefunden. Sie muss
allerdings einräumen, dass der nicht angepasst wurde und den inzwischen
vorliegenden Strukturen hinterherhinkt. Aber da die Aufgaben im Wesentlichen
gleich geblieben sind, kann man ihn einfach überarbeiten. Aber das ist nicht
die einzige Baustelle, die Frau Geisler-Ortmann von Herrn Völkner übernommen
hat. Es gibt da noch einiges andere. Auch die Besetzung des Rechtsamtes ist zurzeit
etwas prekär. Es gibt auf jeden Fall noch einige andere Dinge, die mindestens
genau so wichtig sind. Frau Geisler-Ortmann möchte das Thema auf gar keinen
Fall verniedlichen und sieht, dass dort unbedingt etwas gemacht werden muss.
Sie hat mit der Innenrevision Kontakt aufgenommen und man wird sich demnächst
zusammen setzen. Man ist fest entschlossen, diese Sache zu bewegen. Weiterhin
war Frau Geisler-Ortmann bei dem zuständigen Staatsanwalt, der in Berlin für
die Korruptionsbekämpfung zuständig ist. Er hat angeboten, einen Vortrag zu
halten. Es wird im Herbst eine Einladung an die LuV- und SE-Leiter und auch an
das Bezirksamt geben. Ihr ist nicht bekannt, wie groß das Interesse der BVV
ist, ebenfalls an dieser Vorstellung teilzunehmen. Es ist auf jeden Fall
möglich, die Einladung auch an die BVV zu richten. Das wird einer der nächsten
Schritte zu diesem Thema sein. Herr
von Dassel bittet darum, dass dieses Thema zur nächsten Hauptausschuss-Sitzung
erneut aufgerufen wird und dann vielleicht auch mit Anwesenheit des
Bezirksbürgermeisters. Er macht weiterhin den Vorschlag, auch die LeiterInnen
der Innenrevisionsgruppen einzuladen. Diesbezüglich fragt er nach, ob es denn
im Bauamt auch eine solche Innenrevision gibt. Weiterhin möchte er anmerken,
dass hier sehr deutlich wurde, dass es sich um ein sehr wichtiges Thema
handelt. Er bittet das Bezirksamt, sich das Protokoll bzw. das Tonband
anzuhören, damit es auf die sich daraus ergebenden Fragen auch auskunftsfähig
ist. Des weiteren bezieht sich Herr von Dassel auf die bewusste Tradition in
Mitte, dass man Aufträge nicht nach einer Ausschreibung vergibt, sondern immer
nach einem sehr begrenzten Interessenbekundungsverfahren. Das ist immer ein
zweischneidiges Schwert. Das gleiche Problem gibt es verstärkt im JobCenter
Mitte. Er hätte gerne von Herrn Bäumel eine Einschätzung, inwieweit in dem
Spannungsfeld zwischen, man kennt jemanden, der gute Arbeit macht und eine
Ausschreibung bringt unbekannte Ergebnisse, Informationen auch aus anderen
Bezirken dargelegt werden können. Herr
Bäumel führt aus, dass nicht genau nachgefragt wurde, wie die Vergabepraxis
ist. Aber was man so gehört hat, ist es immer ein schwieriges Abwägen, gerade
in solchen Bereichen, wo es bestimmte Träger gibt, die man schon lange kennt.
Er selbst würde es auch sehr interessant finden, wenn man auch aus den anderen
Bezirken erfährt, die das gleiche Problem haben, mit wem die Arbeiten und mit
welchen Kosten. Wenn es da eine Vergleichsstudie geben würde, hätte dies
sicherlich nur Vorteile. Herr
Biedermann möchte ergänzen, dass es in der Abteilung Stadtentwicklung keine
Innenrevision gibt. Möchte aber auch kritisch zum Bericht anmerken, das zum
Gebäude- und Dienstleistungsmanagement auch das Hochbauamt gehört, das den
größten Teil der baulichen Mittel im Bezirk umsetzt und somit auch der
Innenrevision der Abteilung Wirtschaft, Immobilien und Ordnungsamt unterliegt. Herr
Bertermann findet es bedauerlich, dass von Seiten des Bezirksamtes da wenig
Anmerkungen kommen. Die Studie liegt seit längerer Zeit vor und ist somit nicht
mehr ganz so neu. Er schlussfolgert aus den Aussagen von Herrn Fritsch, dass
dieses Thema scheinbar auch im Bezirksamt nicht größere Aufregung erzeugt hat
oder auf der Tagesordnung stand, um hier eine gemeinsame Stellungnahme des Bezirksamtes
abgeben zu können. Herr Bertmann hätte gerne gewusst, ob sich das Bezirksamt
zur nächsten Hautpausschuss-Sitzung in der Lage sieht, zu den hier gemachten
Schlussfolgerungen jeweils eine Stellungnahme abzugeben. Ansonsten würde Herr
Bertermann dies über eine Kleine Anfrage machen. Herr
Gothe teilt mit, dass es eine externe Vergabestelle für alle Leistungen gibt,
die nach außen vergeben werden. Diese Stelle ist bei GDM angesiedelt. So ist
zumindest gewährleistet, dass die Leute, die z.B. im Tiefbauamt oder
Grünflächenamt Bauleitung machen und im täglichen Kontakt mit Baufirmen
Maßnahmen umsetzen, auf keinen Fall identisch sind mit den Leuten, die in der
Vergabestelle dafür zuständig sind, die Angebote der Firmen zu prüfen und einen
Zuschlag erteilen. Das ist eine sehr wichtige Trennung. Herr Gothe wird das
Thema in seinem Straßen- und Grünfächenamt ansprechen und fragen, ob es dazu
schon Diskussionen oder Einschätzungen gibt. Er wird im nächsten Hauptausschuss
berichten bzw. über Herrn Fritsch berichten lassen. Frau
Hilse merkt an, dass das Interessenbekundungsverfahren zum Güterbahnhof Moabit
West und ähnliche Verfahren nicht über die Vergabestelle gelaufen sind. Herr
Gothe führt aus, dass das Interessenbekundungsverfahren für das besondere
Grundstück am Güterbahnhof Moabit im Rahmen des Projektes Stadtumbau West
gelaufen ist. Und da geht es nicht um die Vergabe einer Bauleistung, sondern um
die Ermittlung eines möglichen Nutzers dieses Gebäudes. Das hat nichts mit der
Umsetzung von Baumaßnahmen zu tun. Somit betrifft es auch nicht das Straßen-
und Grünflächenamt, sondern es wird vom LuV Planen und Genehmigen gemanagt und
ist insofern nicht mit Maßnahmen durch das Tiefbau- oder Straßen- und
Grünflächenamt zu vergleichen. Herr
von Dassel merkt an, dass sich die BVV bisher schwer getan hat, dieses Ansinnen
politisch durchzusetzen, dass die BVV über alle Aufträge im nachhinein
informiert wird, um die Adressaten des Geldes und die Aufträge im Überblick
beurteilen zu können. Er fragt bei Herrn Bäumel nach, ob es dies in anderen
Bezirken gibt oder ebenfalls ein schwarzes Feld ist. Weiterhin hätte er gerne
gewusst, ob der jährliche Bericht des Bezirksbürgermeister wirklich schon in
anderen Bezirken, außer Spandau, umgesetzt ist oder ob es sich nur um eine
Theorie handelt und in der bezirklichen Praxis noch nicht angekommen ist. Herr
Bäumel teilt mit, dass es dies konkret in Spandau und in Pankow gibt. Dort sind
diese Berichte auch öffentlich. Es gibt auch die Erfahrung, dass wenn ein
Bürgermeister vor der BVV öffentlich zur Korruptionsprävention etwas sagt, dass
man dann weiß, der steht auch dahinter. Aber es ist eben viel leichter nichts
zu sagen und sich nicht darum zu kümmern. Darum ist TI dafür, dass ein Bürgermeister
dazu Position bezieht. Betreffend der Vergaben kann Herr Bäumel leider nichts
ausführen. Es wurde nicht nachgefragt, ob die Bezirksverordnetenversammlungen
davon unterrichtet werden. Herr
Fritsch merkt an, dass er einen Bericht von Transparency International vom März
2008 vorzuliegen hat. Der Bericht an Herrn Dr. Hanke ist jedoch vom September
2007. Herr
Bäumel führt aus, dass der Bericht 2007 fertig war und Herrn Dr. Hanke im
September zugesandt wurde. Im Januar 2008 ist man dann mit diesem Bericht in
die Antikorruptionsarbeitsgruppe gegangen, wo es schon erste minimale
Korrekturen durch die Stellungnahmen der Bezirke gegeben hat. Diese wurden dann
von Herrn Bäumel eingearbeitet ehe man im März 2008 an die Presse gegangen ist. Herr
Fritsch bezieht sich auf die Schlussfolgerungen von Herrn Bäumel und merkt an,
dass es einen Antikorruptionsarbeitskreis beim Rechtsamt gegeben hat. Durch den
Weggang von Herrn Völkner hat es dort eine Veränderung gegeben, die Stelle ist
noch nicht besetzt und das Verfahren läuft noch. Das Thema der zentralen
Prüfgruppen ist aus der Sicht von Herrn Fritsch sinnvoll. Da besteht nur die
Frage, wie man das vernünftig ansiedelt. Immerhin gibt es drei Innenrevisionen.
Und diese in einer zentralen Prüfgruppe zusammen zu fassen, würde auf jeden
Fall die Unterstützung von Herr Fritsch finden. Zum jährlichen Bericht kann er
nichts sagen, aber dieser macht sicherlich auch einen Sinn. Weiterhin bezieht
er sich auf das Interessenbekundungsverfahren und möchte darauf hinweisen, dass
es sich dabei um ein Markterkundungsverfahren handelt, um herauszubekommen, ob
jemand eine Leistung, die bisher die öffentliche Hand erbracht hat, besser,
günstiger, schneller oder wie auch immer erbringen kann. In der
Landeshaushaltsordnung (LHO) steht ausdrücklich drin, es ersetzt kein
Vergabeverfahren. Es ist die Vorbereitung für ein Vergabeverfahren. Zum
Personalwechsel (Rotation) möchte Herr Fritsch anmerken, dass es sicherlich ein
hehres Ziel, aber in der Verwaltung leider nicht umsetzbar ist. Die Personalsituation
gibt dies einfach nicht mehr her. Mittlerweile fehlen in allen Bereichen die
Fachleute. Solange sich noch immer über 3.000 Menschen im ZEP befinden, wird es
ausgesprochen schwer sein, hier Fachkräfte von außen einstellen zu können. Eine
Sponsoringrichtlinie hält Herr Fritsch ebenfalls für richtig. Er weiß jedoch
nicht, ob es in Mitte eine gibt. In diesem Feld gibt es aber sicherlich noch
eine große Lücke zu füllen. Das Zuwendungsregister ist nach Auffassung von
Herrn Fritsch sogar schon eine Forderung von SenFin. Wer eine Zuwendung
bekommt, die 50.000 € beträgt, muss diese veröffentlichen. Herr Fritsch hält es
prinzipiell für wichtig, wenn alle Zuwendungen veröffentlich werden (welcher
Träger erhält was). Dazu müsste dann auch die entgeltfreie Vergabe von Räumen
und die betriebskostenfreie Überlassung von Räumen zählen. Noch besser wäre es,
wenn ein solches Zuwendungsregister über einen BVV-Beschluss erfolgen würde.
Herr Fritsch bezieht sich weiterhin auf die Zentralstelle zur Korruptionsbekämpfung
bei der Generalstaatsanwaltschaft, an die man sich auch anonym wenden kann, und
die auch relativ zügig auf solche Dinge reagieren. Deshalb hält er die Idee mit
einem eigenständigen Ombudsmann nicht für unbedingt notwendig. Auch der
Gefährdungsatlas muss angepasst und im Hauptausschuss vorgestellt werden. Herr
Fritsch wird dieses Thema mit in die nächste BA-Sitzung nehmen. Herr
Fritsch merkt abschließend an, dass es sich hier um den Kommentar eines
einzelnen Stadtrates auf die Schlussfolgerungen von Herrn Bäumel handelt, die
im Grunde richtig sind. Herr
Bäumel führt zum Ombudsmann aus, dass es in der Berliner Politik
(Abgeordnetenhaus) Überlegungen gibt, ob man zwischen dem Vorgesetzten und der
Staatsanwaltschaft nicht einen solchen Ombudsmann platzieren muss. Ob sich das
durchsetzt, kann er jedoch nicht sagen. Weiterhin stand ein elektronisches
Hinweisgebersystem zur Debatte, das z.B. vom Landeskriminalamt in Niedersachsen
betrieben wird. Dort kann man anonym über das Internet Hinweise geben. In Berlin
wollte man dies auch machen, jedoch nicht bei der Polizei, sondern es sollte
bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung angesiedelt werden. Das Ergebnis
war, dass sich der Datenschutzbeauftragte dagegen wehrt. Die Konsequenz daraus
ist, dass die Senatorin für Stadtentwicklung dieses Thema vorerst nicht weiter
betreibt. Herr
Neuhaus bedankt sich bei Herrn Bäumel für die Ausführungen. Er möchte
abschließend die Bitte festhalten, dass das Bezirksamt zu den
Schlussfolgerungen Stellung nimmt. Er wird den Bezirksbürgermeister
entsprechend anschreiben. Das Thema wird sicherlich erneut im Ausschuss
behandelt. |
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Legende
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