Drucksache - 1457/5  

 
 
Betreff: Erläuternde Infotafel für Bronzeskulptur „Treblinka“
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion DIE LINKE 
Verfasser:Juckel/Schenker/Gronde-Brunner 
Drucksache-Art:AntragVorlage zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Beratung
20.02.2020 
41. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin      
Ausschuss für Weiterbildung und Kultur Beratung
09.06.2020 
41. Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Weiterbildung und Kultur Besucher möchten sich bitte per Mail im BV-Büro anmelden. vertagt   
11.08.2020 
42. Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Weiterbildung und Kultur - Besucher möchten sich bitte im BV-Büro anmelden mit Änderungen im Ausschuss beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Beratung
27.08.2020 
48. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen   

Sachverhalt
Anlagen:
Antrag
Beschlussempfehlung
Beschluss
Vorlage zur Kenntnisnahme

Beitritt:  Fraktion der SPD

               Fraktion B‘90/Grüne

 

 

Die BVV hat in ihrer Sitzung 27.08.2020 folgenden Beschluss gefasst:

 

Das Bezirksamt wird aufgefordert, die an der Bronzeskulptur „Treblinka“ des Bildhauers Vadim Sidur am Amtsgerichtsplatz 1986 eingelassene Mahntafel für die Opfer des Vernichtungslagers Treblinka auszutauschen. Der Text, der eine historische Einordnung von Treblinka ermöglichen wird, soll gemeinsam mit Expert*innen und Historiker*innen in der bezirklichen Gedenktafelkommission abgestimmt werden.

 

Das Bezirksamt teilt hierzu Folgendes mit:

 

Am 15. April 2021 fand in der Gedenktafelkommission eine Diskussion zur Kontextualisierung der Bronzeskulptur „Treblinka“ statt. Der FB Kultur/Museumsleitung hatte dazu zwei Expert*innen eingeladen. Als Expert*innen waren Prof. Stefanie Endlich, Universität der Künste, sowie Prof. Stephan Lehnstaedt, Touro College, eingeladen (Biografien unterstehend). Eine zuvor geplante Sitzung unter Beteiligung der Expert*innen am 12. November 2020 musste pandemiebedingt abgesagt werden.

Mit ihren Beiträgen konnten die beiden Expert*innen die Gedenktafelkommission davon überzeugen, dass eine Kontextualisierung der Skulptur wichtige erinnerungsgeschichtliche und didaktische Möglichkeiten eröffnet. Dabei stellte sich eine Änderung des Antrags, die am 11.08.2020 im Ausschuss für Weiterbildung und Kultur vorgenommen wurde und den Austausch der vorhandenen Bronzeplatte von 1986 vorsah, als nicht zielführend heraus. Zugleich erklärten sich beide Expert*innen bereit, den Prozess der Kontextualisierung in einem gemeinsamen Projekt mit dem Museum Charlottenburg-Wilmersdorf weiter zu gestalten, was von der Gedenktafelkommission einhellig begrüßt wurde.

Es ist demnach nicht beabsichtigt, die vorhandene Bronzeplatte in diesem Prozess zu entfernen, sowohl aufgrund inhaltlicher Überlegungen, als auch aus praktischen Gründen. In der Konsequenz wird der Fachbereich Kultur/Museumsleitung eine Kontextualisierung der Bronzeskulptur Treblinka konzipieren, dies jedoch auf Grundlage des Ausgangstextes des Antrags:

„Das Bezirksamt wird aufgefordert, an der Bronzeskulptur „Treblinka“ des Bildhauers Vadim Sidur am Amtsgerichtsplatz zusätzlich zu der 1986 eingelassenen Mahntafel für die Opfer eine Infotafel über das Vernichtungslager Treblinka zu errichten.“

Beide Expert*innen haben ihre Mitarbeit an einer Texterstellung für die Informationstafel zugesagt. Die Informationstafel wird die Dimensionen der in Treblinka verübten NS-Verbrechen nach dem aktuellen Forschungsstand berücksichtigen (Lehnstaedt) und ergänzend Informationen zur Entstehungsgeschichte der Skulptur im Kontext der Berliner Gedenklandschaft sowie dem künstlerischen Ansatz von Vadim Sidur und seiner Biografie (Endlich und Museum) vermitteln, um auch die Geschichte des Erinnerns selbst sichtbar zu machen.

Über die Informationstafel hinaus wurde die Idee einer digitalen Vertiefungsebene entwickelt, die im öffentlichen Raum über einen QR-Code aufgerufen werden kann. Dazu soll eine Projektgruppe mit Studierenden des M.A.-Studiengangs Holocaust Communication am Touro College im Rahmen eines Projektseminars gebildet werden, betreut von Herrn Lehnstaedt; eine beratende Position von Frau Endlich ist in diesem Projekt ebenfalls vorgesehen.

Stefanie Endlich ist Publizistin und Honorarprofessorin für Kunst im öffentlichen Raum an der Universität der Künste. Sie war über viele Jahre Kunst-am-Bau-Beauftragte des Berufsverbandes Bildender Künstler Berlin, hat zugleich zur Erinnerungskultur im öffentlichen Raum vertiefend geforscht und publiziert und war mit dieser Expertise vielfach gefragtes Mitglied in Jurys und beratenden Gremien. Gleichzeitig kennt sie auch die Praxis der Erinnerungskultur und hat Ausstellungen und Erinnerungsorte im öffentlichen Raum konzipiert und umgesetzt.

Stephan Lehnstaedt ist Historiker und hat unter anderem maßgebliche Forschung zur „Aktion Reinhardt“ unternommen. Er war mehrere Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in Warschau. Seit 2016 hält er die Professur für Holocaust-Studien und Jüdische Studien am Touro College Berlin. Mit seinen Studierenden hat er vielbeachtete Public History-Projekte umgesetzt. Vor dem Hintergrund seiner Forschung positioniert er sich in aktuellen Fragen der Erinnerung an nationalsozialistische Verbrechen in den besetzten Gebieten und im Verhältnis zu Polen und ist auch Mitglied in beratenden Gremien.

 

Das Bezirksamt bittet, den Beschluss als erledigt zu betrachten.

 

 

Reinhard Naumann Heike Schmitt-Schmelz

Bezirksbürgermeister Bezirksstadträtin

 

 

 

 

 

 
 

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