Drucksache - 0107/5
Erhaltung und Förderung ehrenamtlicher Strukturen in Charlottenburg-Wilmersdorf
Die BVV hat in ihrer Sitzung am 23.03.2017 Folgendes beschlossen:
Das Bezirksamt wird gebeten ein Konzept zu entwickeln, um die im Bezirk Charlottenburg Wilmersdorf gewachsenen sehr guten ehrenamtlichen Strukturen für die Flüchtlingshilfe zu erhalten.
Der BVV ist bis zum 30.04.2017 zu berichten.
Das Bezirksamt teilt dazu mit:
Charlottenburg-Wilmersdorf kann seit 2015 auf ein beispielloses Engagement von Seiten der Zivilgesellschaft zur Bewältigung der Unterbringungs- und Integrationsbedürfnisse geflüchteter Menschen im Bezirk zurückblicken. Dazu zählt die Gründung vieler Willkommensinitiativen und -bündnisse in diversen Organisationsformen, aber auch die Bereitschaft von einzelnen Bürgerinnen und Bürgern des Bezirkes, sich in der Nachbarschaft einzubringen, Beziehungen zu neuzugewanderten Menschen aufzubauen und zur gelebten Vielfalt beizutragen.
Das Bezirksamt hat nach dem Anwachsen der Flüchtlingszahlen im Sommer 2015 früh auf die Mithilfe von Ehrenamtlichen bauen können, wenn es um die kurzfristig mitgeteilte Notunterbringung geflüchteter Menschen im Bezirk ging. Dementsprechend ist die Unterstützung beim Aufbau bzw. die Erhaltung ehrenamtlicher Strukturen seit spätestens Ende 2015 ein wichtiges Anliegen des Bezirksamtes:
(1) Seit Anfang 2016 finden im Bezirk regelmäßig Zukunftstage zum Thema „Gemeinsam Integration neu denken – Chancen sehen, geben & nutzen“ statt. Diese sind zum einen Vernetzungsangebote zwischen Ehren- und Hauptamtlichen, dienen aber auch dazu, konkrete Anliegen zu formulieren und umzuset-zen. Mittlerweile haben daneben noch acht kleinere Zukunftstische (mit ca. 20-30 Teilnehmenden) stattgefunden, die themenzentriert arbeiten und die großen Zukunftstage (mit mehr als 100 Teilnehmenden) ergänzen sollen. Diese berlinweit einzigartigen Angebote werden derzeit evaluiert, um sie den sich seit 2015 gewandelten Bedürfnissen anzupassen. Dazu zählt z.B. die wiederholt von Ehrenamtlichen geforderte verstärkte Einbindung von Geflüchteten, über die von Seiten des Integrationsbüros nachgedacht wird.
(2) Neben den Zukunftstagen und -tischen wurde außerdem ein monatlicher „Runder Tisch“ aller Flüchtlingsinitiativen etabliert, um die Kommunikation zwischen Bezirksamt und Ehrenamtlichen zu verstetigen. Der Runde Tisch hat sich lange Zeit als gutes Medium erwiesen, um gegenseitig auf Problemlagen hinzuweisen und Lösungen zu erarbeiten. In den letzten Monaten ist es jedoch zu einer Abnahme der Beteiligung von Initiativen gekommen. Daher wird auch hier von Seiten des Integrationsbüros eine Reform angestrebt, um das Format den aktuellen Bedürfnissen anzupassen. Es besteht von Seiten des Bezirksamtes der Wille, hier weiterhin Unterstützung und Gesprächskanäle zu bieten.
(3) Seit 2015 hat das Bezirksamt zudem viele ehrenamtliche Initiativen und Bündnisse finanziell unterstützt. Insbesondere geschah dies über die lokale „Partnerschaft für Demokratie“ (seit 2015) und den Integrationsfonds im Rahmen des „Masterplans Integration und Sicherheit“ (seit Mitte 2016). Die Projektförderungen hatten zwei Ziele: Zum einen, ehrenamtliche Strukturen zu verstetigen (Unterstützung von Vereinsgründungen, Einrichtung von IT-Lösungen etc.) und zum anderen, bezirksweite Ansätze und Lösungen zu ermöglichen (z. B. durch die konzertierte Förderung von mehreren Patenschaftsprojekten, um den Bezirk geographisch abzudecken). Als prominentestes Beispiel ist in diesem Jahr die Förderung der „Ulme 35“. Hier soll ein dauerhafter Begegnungsort zwischen Geflüchteten, Ehrenamtlichen und den Bürger*innen des Bezirkes entstehen.
Alle drei genannten Punkte dienen auch weiterhin der Unterstützung der Ehrenamtlichen. Das Bezirksamt hat die Aufgabe der Koordination des Ehrenamtes für Flüchtlinge und die damit verbundene Planstelle entsprechend den politischen Vorgaben zum Jahresbeginn aus der Abteilung Soziales in den Aufgabenbereich des Bezirksbürgermeisters und des Integrationsbeauftragten übertragen. Dadurch soll die Rolle des Bezirks in der Koordination des Ehrenamtes für Flüchtlinge gestärkt und ihre Einbindung in das neukonzipierte Büro des Integrationsbeauftragten vertieft werden. Die Überlegungen zu Konzept, Vision und Rolle des Integrationsbüros stehen so kurz nach der Konstituierung naturgemäß erst am Anfang. Das Bezirksamt wird dazu im Ausschuss für Integration und Migration laufend berichten.
In der Abteilung Soziales gibt es seit vielen Jahren eine etablierte Struktur für das Ehrenamt im Rahmen der Verwaltungsvorschriften für den ehrenamtlichen Dienst
(VV EaD). Diese Struktur besteht unverändert fort. Die Mitarbeiterin, die dieses Thema seit vielen Jahren sehr erfolgreich bearbeitet hat, Frau Gündel, scheidet Ende April aus Altersgründen aus. Nachfolger ist Herr Weise, der das Thema bürgerschaftliches Engagement in der Zukunft weiter bearbeiten wird. Eine lückenlose Aufgabenwahrnehmung und ein effektives Wissensmanagement ist sichergestellt. Für die Arbeit der Ehrenamtlichen in den Sozialkommissionen gibt es mit der Freiwilligenagentur, den Dankeschönfeiern, dem Seniorenprogramm, der Organisation der Tag des Ehrenamtes und den vielfältigen weiteren Aktivitäten ein gut funktionierendes Konzept zur Gewinnung und Begleitung von Ehrenamtlichen. Der BVV wurde unlängst die Liste von 390 Ehrenamtlichen vorgelegt. Neue Ehrenamtliche sind jederzeit herzlich willkommen und können leicht in die bestehenden Strukturen eingebunden werden. Dies gilt selbstverständlich auch für Ehrenamtliche, die aus der Flüchtlingsarbeit kommen. Spezielle Sozialkommissionen für die Flüchtlingsarbeit sind allerdings für die Zukunft nicht vorgesehen. Die Anleitung von Betreuung der Ehrenamtlichen in Flüchtlingseinrichtungen ist – entsprechend den vertraglichen Regelungen zwischen LAF und Unterkünften – als Aufgabe der Heimbetreiber festgeschrieben.
Dabei muss stets bedacht werden, dass ehrenamtliche Strukturen kein staatliches Handeln ersetzen sollten. Die Unterstützung Ehrenamtlicher von Seiten des Bezirksamtes erfolgt subsidiär (nur dort, wo die ehrenamtliche Selbstorganisation nicht zur Problemlösung in der Lage ist). Die Vielfalt des Engagements sollte nicht durch Vereinheitlichungsbestrebungen von Seiten des Bezirksamtes eingeschränkt werden. Dazu gehört auch die Akzeptanz vielfältiger und unverbindlicher Organisationsformen.
Es liegt in der Natur des ehrenamtlichen Engagements, dass es aufgrund von bestimmten gesellschaftlichen Nöten und Problemlagen entsteht. Insofern ist es aus Sicht des Bezirksamtes nicht als negativ zu beurteilen, wenn Ehrenamtliche ihr Engagement beenden, sobald der Problemdruck nachlässt. Das Bezirksamt wird jedoch u.a. mit den oben genannten Instrumenten alle Ehrenamtlichen, die aktiv sein möchten, weiterhin im nachhaltigen Strukturaufbau unterstützen.
Das Bezirksamt bittet, den Beschluss als erledigt zu betrachten.
Carsten Engelmann Stellv. Bezirksbürgermeister
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