Drucksache - 0872/4
Die BVV hat in ihrer Sitzung am 16.10.2014 beschlossen:
Das Bezirksamt wird aufgefordert, einmal im Jahr ein Projekt „Bücher und Spiele in die Flüchtlingsunterkünfte“ zu initiieren und zu begleiten, nachdem geprüft wurde, welcher Bedarf in den Flüchtlingsunterkünften besteht. Dazu sollen die Bürgerinnen und Bürger unseres Bezirks gebeten werden, Bücher und Spiele für unsere Flüchtlingsunterkünfte zu spenden, insbesondere die Anwohner-/innen und die umliegenden Schulen sind anzusprechen.
Das Bezirksamt wird gebeten, dies durch Aushänge und Veröffentlichungen zu unterstützen. Die bezirklichen Bibliotheken sollen dazu ermutigt werden, die Bewohnerinnen und Bewohner der Flüchtlingsunterkünfte einzuladen, um ihnen die Möglichkeit zu zeigen, wie sie die Bezirksbibliotheken nutzen können.
Der BVV ist bis zum 31.01.2015 zu berichten.
Judith Stückler Bezirksverordnetenvorsteherin
Hierzu wird Folgendes berichtet:
Es ist davon auszugehen, dass die Mehrheit der Flüchtlinge die deutsche Sprache nicht oder nicht sehr gut beherrscht. Benötigt werden daher Bücher in einfacher Sprache, Bücher zum Erwerb der deutschen Sprache, Bilderbücher bzw. einfache Kinderbücher. Spiele können oft sprachunabhängig genutzt werden.
Sachspenden in nennenswertem Umfang erhalten lediglich die Heinrich-Schulz-Bibliothek und die Dietrich-Bonhoeffer-Bibliothek. Ca. 90% hiervon sind belletristische Werke unterschiedlicher Qualität (inhaltlich, physikalischer Zustand). Es werden nahezu ausschließlich Bücher in deutscher Sprache gespendet, selten auch Taschenbücher in englischer Sprache. In äußerst geringem Umfang werden zumeist ältere Sachbücher (überwiegend Biographien, Bildbände, Zeitgeschichte) und veraltete Schulbücher abgegeben. Kinderliteratur und Spiele erhält die Bibliothek nur in Einzelfällen.
Ein Teil der Sachspenden wird in den Bestand der Bibliothek aufgenommen und damit allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung gestellt. Dies betrifft allerdings nahezu ausschließlich den Bereich der Belletristik. Hier werden teilweise auch durch die Nutzung verschlissene Ausgaben durch Spenden in neuwertigem Zustand ersetzt. Die übrigen Sachspenden werden auf Basaren des Freundeskreises der
Bibliotheken gegen Geldspenden abgegeben. Die dadurch erzielten Einnahmen sind ein unverzichtbarer Bestandteil der finanziellen Ausstattung der Bibliothek, die seit Jahren mit einer finanziellen Unterausstattung aus regulären Haushaltsgeldern leben muss und berlinweit am Ende der Skala der Medienetats steht. Die Einnahmen ermöglichen den Ersatz gestohlener oder wegen Verschleiß ausgesonderter Medien.
Makulierte Medien sind nicht geeignet, da sie physikalisch verschlissen oder inhaltlich veraltet sind.
Daher lässt sich weder durch laufende Sachspenden noch aus makulierten Titeln ein sinnvolles Angebot für Flüchtlinge zusammenstellen. Eine Abgabe würde zudem eine personelle Belastung für die Bibliothek bedeuten (Auswahl, Organisation und Transport etc.), sowie eine Verschlechterung des Medienangebots für alle Bürgerinnen und Bürger erzeugen.
Sinnvoller erscheint es, den Flüchtlingen die Nutzung der Bibliotheken direkt nahe zu bringen. Räume und Vor-Ort-Angebote stehen für jeden Menschen offen (auch ohne Erstellung eines Benutzerausweises). Die Leiterinnen und Leiter der berliner Stadtbibliotheken haben auf ihrer Sitzung am 26.6.15 beschlossen, entgegen den geltenden Benutzungsbedingungen für Öffentliche Bibliotheken (die zwingend eine gültige Meldeanschrift in Deutschland voraussetzen) den Flüchtlingen einen erleichterten Zugang zu ermöglichen.
Dies geschieht dadurch, dass zunächst die Ausstellung eines Benutzungsausweises kostenfrei und auf 3 Monate begrenzt (aber jeweils um 3 Monate verlängerbar) erfolgt. Die Ausleihe ist auf 10 Medieneinheiten limitiert, die Leihfrist kann 2x verlängert werden, ggf. entstehende Mahnkosten werden nicht erhoben. Damit ist ein unkomplizierter Zugang möglich.
Weitere Handlungsmöglichkeiten sieht der Fachbereich Bibliotheken angesichts der bekannten personellen und finanziellen Engpässe leider nicht.
Auch die Abteilung Soziales und Gesundheit hat derzeit keine personellen Kapazitäten, um aktiv eine Koordination für ein solches Medien-Projekt zu übernehmen. Nach erfolgter personeller Verstärkung für den Bereich der Flüchtlingsarbeit könnte die Idee aber erneut besprochen werden. Sie sagt jedoch zu, Aufrufe, Aushänge und Veröffentlichungen im Rahmen der vorhandenen Netzwerke und Verteilerstrukturen weiterzugeben.
Das Bezirksamt bittet, den Beschluss damit als erledigt zu betrachten.
Reinhard Naumann Dagmar König Bezirksbürgermeister Bezirksstadträtin
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