Drucksache - 1382/3
Wir fragen das Bezirksamt:
Die Große Anfrage beantwortet das Bezirksamt schriftlich wie folgt:
Aus zwei Gründen ist es nicht möglich, die gewünschten Zahlen in der detaillierten und umfangreichen Form zu präsentieren, wie es von der Fraktion der Linken erbeten wird.
Zum einem werden im Bereich der Ausbildung, so die Auskunft des Statistischen Landesamtes Berlin-Brandenburg, keine bezirksspezifischen Zahlen erhoben. Es ist auch mehr als fraglich, ob auf die Bezirke herunter gebrochene Zahlen eine wirkliche Hilfestellung für Entscheidungen liefern würden.
Zum anderen werden die Angebote der Bildungsträger, also Ausbildungsverbünde oder Angebote ohne Einbindung eines Gewerbebetriebs, in der Statistik der dualen Ausbildung mitgezählt und nicht extra erfasst. Dagegen fehlen in der Fragestellung der Großen Anfrage zwei Teilbereiche im Berufsbildungssystem, die neben der dualen Ausbildung existieren: Das sind Angebote im Schulberufssystem, wie z. B. die Ausbildung im Bereich der Altenpflege, und die beruflichen und allgemein bildenden Bildungsangebote im Übergangssystem, die zwar nicht zu einem anerkannten Ausbildungsabschluss führen, dafür aber das Ziel haben, die Kompetenzen von Jugendlichen ohne Ausbildungszugang zu verbessern. Diese beiden Teilbereiche machen in Berlin immerhin fast 30 % der Angebote der Ausbildungsplätze aus.
Zu den einzelnen Fragen konnten aber folgende Zahlen ermittelt werden:
Zu 1.: Berlinweit gab es im Jahr 2008 im Bereich des dualen Systems 54 624 Auszubildende, die sich auf die verschiedenen Ausbildungsbereiche wie folgt verteilen: Industrie und Handel 31 818 Handwerk 15 019 Landwirtschaft 990 Hauswirtschaft 399 Freie Berufe 4 500 Öffentlicher Dienst 1 898
Im Jahr 2008 gab es 20 967 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge, damit ist ein Rückgang von 4,5 % zum Vorjahr zu verzeichnen. In Brandenburg ist sogar ein Rückgang von 9,7 % festzustellen.
Für den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf wurden uns von der Industrie- und Handelskammer folgende Zahlen genannt (Stand Juni 2009). Industrie und Handel 7477 Auszubildende, davon
Die Handwerkskammer hat für den Bezirk mit dem Stichtag 31.12.2008 im Bereich des Handwerks 1231 Auszubildende gezählt.
Zu 2.: Wenn zwei oder drei Betriebe sich einen Auszubildenden "teilen", spricht man von einer Verbundausbildung, für solche Kooperationen liegen dem Bezirksamt aber keine Zahlen vor. Bekannt sind aber die im Rahmen des Landesprogramms APP Ausbildungsplatzprogramm finanzierte Verbundausbildungsplätze, die in Zusammenarbeit mit Bildungsträgern durchgeführt werden.
2008 wurden hier insgesamt 197 Ausbildungsplätze in Charlottenburg-Wilmersdorf neu besetzt. Da jedes Jahr in etwa die gleiche Anzahl an Plätzen neu besetzt wird, kann man davon ausgehen, dass sich in Charlottenburg-Wilmersdorf knapp 600 Auszubildende in einer Verbundausbildung befinden. Die überbetrieblichen Ausbildungsanteile sind mit mindestens 50% - gemäß der APP-Förderbedingungen - in den Kooperationsbetrieben abzusichern.
Zu 3.: Eine Ausbildungsquote ist für die Bezirksverwaltung nicht festgelegt.
In Ausbildung befinden sich aktuell 136 Auszubildende in den Berufsbildern
Die durch den Ausbildungsabschluss jeweils freiwerdenden Ausbildungsplätze werden wiederbesetzt, so dass die Gesamtzahl an Ausbildungsplätzen stabil bleibt. Damit ergibt sich bezogen auf die Beschäftigtenzahl eine Ausbildungsquote von 5,7 %, bezogen auf die Anzahl der besetzten Stellen sogar eine Quote von 6,4 %.
Zu 4.: Im Land Berlin stehen neben der "klassischen" dualen Berufsausbildung und der Verbundausbildung verschiedene Angebote zum Erwerb eines Berufsabschlusses zur Verfügung. In diesen Programmen erfolgt die Ausbildung regelmäßig in einem eingeschränkten Spektrum von Berufsbildern und es handelt sich um berlinweite Angebote, so dass statistische Nutzungszahlen für Charlottenburg-Wilmersdorf in der Regel nicht bekannt sind.
Im Einzelnen gibt es folgende Angebote:
Dieser Dschungel von Abkürzungen und Angeboten ist selbst für Fachleute nur schwer zu durchforsten. Wie soll sich hier erst der Hilfe suchende Jugendliche zurechtfinden? Deswegen ist es dringend geboten, gerade im Bereich der Berufsvorbereitung für eine Übersicht zu sorgen, die in erster Linie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren an die Hand gegeben werden kann. Deswegen unterstützt das Bezirksamt das Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung mit dem Titel Regionales Übergangsmanagement Berlin, dass ein strategisches Konzept zur strukturellen Verbesserung der Kooperation der regionalen Akteure im Bereich Übergang Schule-Beruf für alle 12 Bezirke erarbeiten soll. Zudem ist geplant, das Thema Ausbildung in den Mittelpunkt der nächsten Mittelstandsgespräche zu stellen.
Zu 5.: Die von der Handwerkskammer genannten Zahlen für Charlottenburg-Wilmersdorf (vgl. Beantwortung der Frage 1.) liegen nach der Qualifikation der Auszubildenden unterteilt vor.
Davon: ohne Schulabschluss 69 Hauptschulabschluss 527 Realschulabschluss 487 Abitur bzw. Fachhochschulreife 146 Im Ausland erworbener Schulabschluss 2
Von den 197 gemeldeten Auszubildenden im Rahmen der Verbundausbildung sind 15,8% nichtdeutscher Herkunft und 35,7% haben keinen Mittleren Schulabschluss.
Für 2007 ergeben sich berlinweit im Bereich der Neuzugänge im Bereich des Berufsbildungssystems nach Anteil der allgemeinbildenden Schulabschlüsse folgende Zahlen:
Duales System: 4,7 % ohne Schulabschluss, 28,5 % Hauptschulabschluss Schulberufssystem: 16,3 % Hauptschulabschluss Übergangssystem: 27,6 % ohne Schulabschluss, 45,0 % Hauptschulabschluss
Betrachtet man schließlich die von der Arbeitsagentur für Arbeit gemeldete Anzahl der Bewerberinnen und Bewerber für Berufsausbildungsstellen in Charlottenburg-Wilmersdorf kommt man für den Stichtag September 2008 auf folgende Ergebnisse: Von den 1453 Personen sind 16,3 % Ausländerinnen und Ausländer. Ohne Hauptschulabschluss sind bei den deutschen Bewerberinnen und Bewerbern 3,5 %, bei den ausländischen 5,9 %, den Hauptschulabschluss haben in der deutschen Gruppe 30,3 %, in der ausländischen 41,8 %.
Marc Schulte Bezirksstadtrat
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