Drucksache - 1232/3
Die BVV hat in ihrer Sitzung vom 09.07.2009 beschlossen:
Das Bezirksamt wird beauftragt, die Bürgerinnen und Bürger des Bezirks für das Thema "Homophobie"- Gewalt gegen Schwule und Lesben, Transsexuelle und Intersexuelle zu sensibilisieren. Weiterhin soll das Bezirksamt sicherstellen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in adäquater Form zu den Themen Diversity (Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung oder Identität, Behinderung, ethnische Zugehörigkeit, Religion und Weltanschauung, soziale Herkunft), Antidiskriminierung und Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt verpflichtend weitergebildet werden. Besonders für die Jugendhilfe und Schule verantwortlichen Schlüsselpersonen sollen informiert und zu diesen Themen geschult werden.
Dies soll unter anderem durch folgende Maßnahmen erreicht werden: - Hinweise auf der Homepage des Bezirksamtes; - Unterstützung und Initiierung von Projekten, die das Ziel haben, die Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Lebensformen zu fördern; - Erstellen einer Pressemitteilung, die auf den Internationalen Tag gegen Homophobie (17. Mai) hinweist; - Hissen der Regenbogenflagge; - Die jährlich stattfindende Werkstatt "Homophobie und schwulenfeindliche Gewalt im öffentlichen Raum" auch in unserem Bezirk abhalten; - Öffentlich wirksame Aktionen durchführen, z.B. die Plakataktion "Project every kiss" oder die Ausstellung "Zeugnisse schwulenfeindlicher Gewalt"; - Verpflichtende Schulung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Zusammenarbeit mit freien Trägern und Trainer/-innen, die über Erfahrung und nachgewiesene Expertise in diesem Bereich verfügen.
Hierzu nimmt das Bezirksamt wie folgt Stellung:
Das Bezirksamt ist bereits derzeit umfassend bemüht, umfangreiche Aktivitäten gegen Homophobie durchzuführen und diese auch noch weiter auszubauen.
Zu den Zwischenständen teilt die Abteilung Wirtschaft, Ordnungsangelegenheiten und Weiterbildung mit:
„Die VHS City West bearbeitet in den Integrationskursen die Thematik der kulturellen Differenz. Dabei werden ausdrücklich am Beispiel der Homosexualität die unterschiedlichen gesellschaftlichen Reaktions- und Umgangsformen thematisiert. Ebenso bietet der Kurs „Eigene Kultur und kulturelle Fremdheit“ zum Erwerb interkultureller Kompetenz eine Auseinandersetzung mit der Thematik.
Die Medienbestände der Stadtbibliothek Charlottenburg-Wilmersdorf spiegeln gesellschaftliche Fragen und Themen wider und dienen der Information und Aufklärung. Medien zu gleichgeschlechtlichen Beziehungen und Lebensformen finden sich in allen Bereichen unseres Angebots – vom Bilderbuch bis hin zum Selbsthilfebuch für Betroffene.
Zusätzlich wurden in den vergangenen Jahren entsprechende Anlässen (Christopher Street Day) in Ausstellungen besonders präsentiert. Eine weitere Berücksichtigung als Thema einer Buchbesprechung im Internet (Kalendertipp) ist vorgesehen.
Für Ende des Jahres 2009 ist im Vorraum der Bibliothek die Aufstellung der Klangskulptur „Durch die Blume“ des Künstlers Christian W. Flind geplant. In diesem Kunstwerk sind Tondokumente integriert, die – vorzugsweise dokumentarisch – das Thema Homophobie reflektieren.“
Auch die Abteilung Schule, Jugend und Sport berichtet von vielfachen Aktivitäten:
° „Öffentlich wirksame Aktionen zur Akzeptanz von Lesben und Schwulen und gegen Homophobie wurden in der Vergangenheit und auch in Zukunft durchgeführt und aktiv unterstützt,
zum Beispiel - breite Verteilung der Plakataktion ‚Protect every kiss’ in Schulen, Jugendeinrichtungen und Dienststellen des Jugendamtes, - Durchführung der ‚1. Respect Gaymes’ im Stadion Wilmersdorf (2007) - Eröffnung der Ausstellung ‚Zeugnisse schwulenfeindlicher Gewalt’ im Rathaus Wilmersdorf (2008).
° In der sehr wichtigen außerschulischen Jugend- und Bildungsarbeit wird sowohl in den Jugendeinrichtungen in öffentlicher als auch freier Trägerschaft im Sinne eines akzeptierenden Ansatzes von gleichgeschlechtlichen Lebensweisen gearbeitet, insbesondere in der geschlechtsdifferenzierten Mädchen- und Jungenarbeit auch in Kooperation mit der Lesben- sowie der Schwulenberatung und im gemeinsamen Projekt des Schulträgers und des Jugendamtes in Grundschulen ‚Mädchen sind anders, Jungen auch!’. “
Die Abteilung Soziales, Gesundheit, Umwelt und Verkehr gibt folgenden Zwischenbericht ab:
„Die Arbeit der Abteilung Soziales, Gesundheit, Umwelt und Verkehr ist traditionell auf Toleranz und gegen soziale, kulturelle oder sexuelle Ausgrenzung ausgelegt. Der Umgang mit Bürgerinnen und Bürgern basiert auf dem Gleichbehandlungsgrundsatz. Es wird nicht nach Herkunft, Stand, Geschlecht oder sexueller Orientierung unterschieden.
Die Abteilung hat sich in den vergangenen Jahren auch um die Anliegen von Bürgerinnen und Bürgern gleichgeschlechtlicher Lebensweise besonders bemüht und hat dabei eng mit Mann-O-Meter, der Schwulenberatung Berlin, Sub/way und anderen Organisationen gut zusammengearbeitet.
Im Focus stand verstärkt die Lebenssituationen älterer und alter Schwuler und Lesben. So unterstützt das Bezirksamt die Planung der Schwulenberatung, in einer Liegenschaft der Abteilung (Niebuhrstraße 59/60), die ‚Regenbogenvilla’, das europaweit erste generationenübergreifende Wohnprojekt für schwule Männer und deren Freunde einzurichten.
Der von der Abteilung im März 2004 unter dem Titel veranstaltete Fachtag ‚Gemeinsam oder einsam - Lesben und Schwule im Alter’ war sehr erfolgreich und hat sein Ziel, Akzeptanz für gleichgeschlechtliche Lebensweisen zu zeigen und zu fördern, voll erreicht. Diese Veranstaltung war zum Beispiel Ausgangspunkt für die Aufnahme eines Tanzkurses für homosexuelle aber auch heterosexuelle Seniorinnen und Senioren in den Veranstaltungskalender der Abteilung Soziales, Gesundheit, Umwelt und Verkehr. Mit der Unterstützung des Fachkongresses ‚Schwule Männer im Alter’ am 24. Oktober 2008 hat die Abteilung diesen Weg fortgesetzt und damit weiter zur Förderung von Akzeptanz und Toleranz in der Öffentlichkeit beigetragen.
Die Idee, die Werkstatt ‚Homophobie und schwulenfeindliche Gewalt’ auch in unserem Bezirk abzuhalten, begrüßen wir und können uns eine Beteiligung vorstellen.
Einen wertvollen sexualpädagogischen Beitrag für Charlottenburg-Wilmersdorfer und Spandauer Schülerinnen und Schüler ab der 6. Klasse leistet das Zentrum für sexuelle Gesundheit und Familienplanung unseres Gesundheitsamtes. Angeboten werden themenspezifische Workshops, die auch das Thema Homosexualität zum Inhalt haben. Dieses Angebot ist gut nachgefragt und steht jede Woche mittwochs für die Schulen zur Verfügung. Die Abteilung hilft mit der Genehmigung zum Aufhängen von Plakaten in ihren für die Bürgerinnen und Bürger zugänglichen Räumen, das Thema Homosexualität in die Öffentlichkeit zu tragen. Genannt sei hier die Plakataktion ‚Project every Kiss’, die mittels einer ansprechenden Plakatgestaltung positiv auf die Betrachterinnen und Betrachter wirkt und damit auch die Haltung vermittelt, die die Abteilung nach außen deutlich werden lassen möchte.
In der Abteilung Soziales, Gesundheit, Umwelt und Verkehr wird die Auffassung vertreten, dass es wichtig ist, sich mit der Homosexualität an sich geschlechterübergreifend auseinander zu setzen. Sie sieht in gezielten Informationsangeboten für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Möglichkeit, dies auch innerbetrieblich zu ermöglichen und zu fördern. Die Stärkung der Urteilsfähigkeit verhindert die Bildung von Vorurteilen und entzieht damit Diskriminierung in jeglicher Form den Boden.“
Die Abteilung Bauwesen ergänzt den Bericht mit folgenden Ausführungen:
„Die SE Hochbau und Immobilienverwaltung stellt selbstverständlich bei Bedarf und nach Verfügbarkeit Räumlichkeit und Ausstellungsflächen für die Durchführung von Projekten, Aktionen, Ausstellungen etc. zur Verfügung. Im Zeitraum November 2009 bis Mai 2010 ist geplant, in Rathaus Otto-Suhr-Allee die Klangskulptur ‚Durch die Blume’ aufzustellen. Darüber hinaus wird die Regenbogenfahne bereits seit Jahren zum CSD vor den Rathäusern Charlottenburg, Wilmersdorf und Schmargendorf gehisst.“
In der Abteilung der Bezirksbürgermeisterin wurde eine neue Internetseite zur Homophobie (vgl. Anhang) erarbeitet und inzwischen freigeschalten. Ferner wird auf die alljährliche Presseerklärung zum Internationalen Tag gegen Homophobie und ebenfalls auf das Hissen der Regenbogenfahne hingewiesen.
Die für die Fortbildung zuständige Abteilung Bürgerdienste, Ausbildungsförderung und Personal bereitet derzeit umfassende Angebote mit fachlich ausgewiesenen Dozentinnen und Dozenten vor.
Das Bezirksamt wird über den weiteren Vorgang berichten.
Thiemen Krüger Bezirksbürgermeisterin Bezirksstadtrat
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