Auszug - Gewalt im öffentlichen Nahverkehr - Prävention in Bezirk und Land  

 
 
4. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin
TOP: Ö 8.2
Gremium: Bezirksverordnetenversammlung Beschlussart: beantwortet
Datum: Do, 19.01.2012 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 22:10 Anlass: ordentliche Sitzung
0072/4 Gewalt im öffentlichen Nahverkehr - Prävention in Bezirk und Land
   
 
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:SPD-Fraktion 
Verfasser:Wuttig/Fortong 
Drucksache-Art:Große AnfrageGroße Anfrage
 
Beschluss


Zur Beantwortung Herr BzStR Schulte

 

Sehr geehrte Frau Vorsteherin, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Angela Fortong, die Große Anfrage beantworte ich im Namen des Bezirksamtes wie folgt:

 

Zu 1.

Ja, jetzt haben wir Zahlen, vorher hatten wir sie nicht.

Im Bereich Körperverletzung sind nach Angaben der Senatsinnenverwaltung die gemeldeten Vorfälle im öffentlichen Nahverkehr in Charlottenburg-Wilmersdorf um 7,3 % im Vergleich zum letzten Jahr auf (die Zahl hat mich dann doch überrascht) 355 gestiegen, im Bereich der Nötigung und Bedrohung ist ein Rückgang um zwei Fälle auf 51 festzustellen. 2010 wurden 94 Delikte in der Kategorie Raub erfasst, im Jahr 2011 gab es in diesem Bereich 82 Vorfälle, also einen Rückgang um 12,8 %. Die BVG teilt mit, dass es im Jahr 2011 in Charlottenburg-Wilmersdorf in ihrem Bereich 59 Angriffe auf das Personal gegeben hat, d. h. nur in unserem Bezirk 59 Angriffe (gegenüber 75 in 2009 und 65 in 2010). An Tätlichkeiten unter den Fahrgästen wurden 49 Vorfälle 2011 registriert (2009 waren es 43 und 2010; 27).

 

Zu 2.

Eine klare Tendenz ist angesichts der vorgestellten Zahlen nicht zu erkennen. Bei der Beurteilung von Vergleichszahlen ist immer zu beachten, dass eine erhöhte Anzahl an gemeldeten Gewaltvorfällen auch ein Zeichen für eine erhöhte Sensibilität für das Themenfeld Gewalt sein kann. So haben früher Schulen, und das weiß ich nun als ehemaliger Lehrer sehr genau, häufig auf Meldungen bei der Polizei verzichtet, um kein schlechtes Bild entstehen zu lassen. Insofern hat sich da auch ein sehr großer Bewusstseinswandel in den letzten Jahren bemerkbar macht, was aber auch zu steigenden Zahlen in bestimmten Bereichen geführt hat.

 

 

Zu 3.

Jeder Ansatz, das soziale Zusammenleben zu fördern und Konflikte geordnet und nach klaren Regeln zu lösen, stellt aus meiner Sicht eine Maßnahme der Gewaltprävention dar. So entfalten alle Angebote der Jugendarbeit auch eine präventive Wirkung gegen Gewalt.

 

Aus den Zulieferungen der Abteilungen Jugend und  Bürgerdienste und des Bezirksbürgermeisters seien folgende Punkte erwähnt:
 

·         Für die Bibliotheken erfolgen Anschaffungen von Medien,  die sich mit Gewalt als gesellschaftliches Problem auseinandersetzen.

·         Die Volkshochschule bietet Veranstaltungen zum Thema Selbstbehauptung und Selbstverteidigung, speziell für junge Mädchen und Frauen, an. Auch in den Elternkursen wird das Thema Gewalt behandelt.

·         Seit 2003 findet jährlich, von der Gleichstellungsbeauftragten organisiert, die Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ statt, die das Thema Häusliche Gewalt sichtbar machen will.

·         Das Jugendamt hat mit der Öffnung einer Sporthalle in den Abendstunden von 19 bis 24 Uhr im Rahmen des Angebots Sport gegen Gewalt gute Erfahrungen gesammelt.

·         Das Team der mobilen Jugendarbeit in Charlottenburg-Nord sucht gezielt Jugendliche auf, die durch Respektlosigkeit, verbale Aggressionen oder den Einsatz von körperlicher Gewalt auffallen, und spricht diese an.

·         Bei den Disco-Veranstaltungen in den Häusern der Jugend können gemeinsame und konsequente Schritte gegenüber Konflikten mit Einzelnen und auffälligen Gruppen koordiniert und größtenteils befriedigt werden.

·         Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bezirksamtes gibt es Fortbildungsangebote für das Themenfeld Gewalt.

  

Zu 4.

Auf Landesebene sei, und das hat Frau Fortong in der Einleitung schon gemacht, auf die seit 1994 bestehende Koordinierungsstelle hingewiesen, die inzwischen den Namen Landeskommission Berlin gegen Gewalt trägt. Dieses Gremium dient der Koordinierung der Aktivitäten der verschiedenen Verwaltungen. Sie führt seit 2000 den Berliner Präventionstag durch, auf dem auch jährlich der Berliner Präventionspreis verliehen wird. Sie informiert mit Broschüren und durch Veranstaltungen über Themen wie z.B. Intensivtäter, Gewalt von Jungen, Sexuelle Gewalt, Schuldistanz.

 

In diesem Zusammenhang seien auch der Landesplan gegen Rassismus und ethnische Diskriminierung und die Initiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt“ erwähnt.

Das bei der Senatsverwaltung für Bildung gebildete Team Gewaltprävention und Krisenintervention im Schulpsychologischen Dienst unterstützt Schulen bei der Vernetzung mit der Polizei, der Jugendhilfe und anderen Projektträgern der Gewaltprävention.

Besonders begrüßt das Bezirksamt die von der BVG ins Leben gerufene Kampagne „Deine Waffe gegen Gewalt“, die auf die insgesamt 549 Informations- und Notrufsäulen im U-Bahnbereich hinweist und bei Gewaltvorfällen dazu auffordert, diese Einrichtungen auch zu nutzen.

 

Deswegen zum Abschluss als aktive Präventionsmaßnahme die Hinweise der BVG:

Zögern Sie nicht! Je eher Sie handeln, desto schneller kann geholfen werden. Dabei gilt: Ruhe bewahren – Angst ist ein schlechter Ratgeber. Holen Sie Hilfe: Nutzen Sie die Sprechanlagen. Ziehen Sie die Notbremse. Stellen Sie sich als Zeuge zur Verfügung.

 

 

 
 

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