Auszug - Kulturelle Bildung durch lokalgeschichtliche Austellungen des (Heimat)Museums in der Villa Oppenheim
Zur Beantwortung Frau
BzBm’in Thiemen: Meine sehr geehrten Damen und
Herren, ich beantworte die Große Anfrage für das Bezirksamt wie folgt: Zu 1. In dieser Frage ist nicht
näher ausgeführt, welche Form der Identifikation gemeint ist und ich habe meine
Zweifel, ob ich mit der anfragenden Fraktion bei dem Wort
„Identifikation“ dasselbe betrachte. Sofern Identifikation der
Bürgerinnen und Bürger mit dem Bezirk und seiner Geschichte gemeint ist, lautet
die Antwort wie folgt: Das Museum
Charlottenburg-Wilmersdorf wird auch in der Villa Oppenheim die erfolgreiche
Serie seiner Ausstellungen zur Bezirksgeschichte fortsetzen. Dafür liegen
teilweise bereits umfangreiche Vorarbeiten vor. So wird als eine der ersten
Sonderausstellungen am neuen Standort die Geschichte der Wilmersdorfer Straße
zur Darstellung gelangen. Ergänzend zu Sonderausstellungen u. a. mit
topographischem Bezug, zu Persönlichkeiten und Einrichtungen, die den Bezirk
geprägt haben, im jüdischen Leben im Bezirk oder zu geschichtlichen Epochen
werden Themenstellungen behandelt werden, die Probleme der unmittelbaren Gegenwart
aufgreifen. Dazu gehören u. a. Ausstellungen, die den Stichworten Stadtraumerfahrungen,
soziale Situationen oder Lebensmodelle zuzuordnen sind. Sofern in der Frage mit dem
Begriff „Identifikation“ die Identifikation mit der Arbeit des Museums
selbst gemeint ist, lautet die Antwort wie folgt: Zur Förderung der
Identifikation der Besucherinnen und Besucher mit dem Museum wird die
erfolgreiche, umfangreiche Programmgestaltung mit Sonderausstellungen und
Veranstaltungen zur langen Nacht der Museen, zum Tag des offenen Denkmals usw.
fortgesetzt. Für einen Teil dieser Veranstaltungen wird auch der malerisch
gelegene Vorplatz genutzt werden. Zur Förderung der
Identifikation der Besucherinnen und Besucher mit dem Museum wird insbesondere
die Arbeitsform des Mitmachmuseums fortgesetzt und intensiviert. Dies erfordert
auch der neue weniger allgemein zugängliche Standort. Die Zusammenarbeit mit
interessierten ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürgern und mit Kindern
und Jugendlichen wird insbesondere bei der Erstellung der zukünftigen
Dauerausstellung, die eigentlich eine sich ständig durch Ergänzungen wandelnde
Schau sein wird, in der Villa Oppenheim gesucht werden. Diese wird in Themen,
gebundenen Ausstellungsmodulen, Aspekte der Bezirksgeschichte zur Darstellung bringen.
Im Falle der Zusammenarbeit der Bürgerinnen und Bürgern wird die
schwerpunktmäßig in der Erstellung von Videos und Powerpointpräsentationen zu
Einzelthemen erfolgen, die in den Ausstellungsräumen und im Archiv abrufbar
sind. Vorbereitende Arbeiten, d. h. das
Erlernen der technischen Fähigkeiten, sollen teilweise in der Kooperation mit
der Volkshochschule City West erfolgen. Kinder und Jugendliche sollen mit der
Erstellung einzelner Ausstellungsmodule beauftragt werden, die Einzelthemen
inszenatorisch darbieten. Grundsätzlich sollen alle
Ergebnisse solcher Zusammenarbeit an Präsentationstagen oder bei Museumsfesten
der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Das Museum wird versuchen Praktikanten
und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Fremdenführerinnen und
Fremdenführer in die Dauerausstellung anzustellen, die das Gespräch mit den
Besucherinnen und Besuchern suchen sollen. Darüber hinaus wird das Museum einen
Freundeskreis gründen, der sich gesonderten Aufgaben in der Vermittlung
regionalgeschichtlichen Wissens und bei der Ausgestaltung des Programmangebotes
widmen soll. Mit diesem Programm, mit der Sonderschau des Kunstbesitzes der
Stadt Charlottenburg, die erwachsen- und kindgerecht kommentiert und
präsentiert werden wird und mit dem Museumscafé wird ein Angebot unterbreitet,
da eine Identifikation mit dem neuen kulturellen Zuhause und Zentrum des Bezirks
gewährleisten soll. Zu 2. Kulturen und Traditionen der
Migrantinnen und Migranten werden, wie bisher auch, im Bereich von Sonderausstellungen,
Publikationen, Vorträgen und Führungen thematisiert und vorgestellt. Im Zentrum
des Museumsangebots zu diesem Themenbereich werden Ausstellungsprojekte stehen,
die im Zusammenhang von Kindern und Jugendlichen mit dem Museum,
Museumspädagogen, Künstlern, Künstlerinnen und Lehrkräften erarbeitet werden.
Zur Förderung des interkulturellen Dialogs werden dabei vorrangig Themen aus
dem Alltag der Kinder und Jugendlichen behandelt, z. B. typisch deutsch,
typisch türkisch, typisch russisch usw., Kirche, Moschee, Synagoge usw.,
Verwandte, Wahlverwandte, Superstars in der Sicht meiner Familie, wer spielt,
wer spielte was, Arbeit, Sinn und Sorge. An aktuellen Problemstellungen
anknüpfen sollen die Themenstellungen für Feldforschungen im eigenen Umfeld und
in Institutionen geeignet sein und nicht nur den interkulturellen, sondern auch
den intergenerativen Dialog fördern. In der Bearbeitung solcher
Themenstellungen, bei der Erstellung von Informationen via Text, Bild,
Interview, Video usw. beim Suchen nach Exponaten und bei der Inszenierung
werden Kinder und Jugendliche mit der Arbeit des Forschens, Sammelns und
Präsentierens eines Museums vertraut gemacht. Das Museum unterstützt die Arbeit
der Schülerinnen und Schüler bzw. Jugendlichen durch die Beratung bei der
inhaltlichen Arbeit. Durch die Bereitstellung von Exponaten bzw. bei der
Exponatensuche und durch museumspädagogisches bzw. künstlerisches Personal, das
bei der Erstellung der Inszenierung behilflich ist. Wesentlicher Moment dieses
Bildungsangebots ist die Präsentation der Ergebnisse im Rahmen einer Ausstellung
bei einem Präsentationstag oder anderes, zu dem interessierte Öffentlichkeit
und die Freunde und Familien der Projektteilnehmenden eingeladen werden. Die
Darstellung dieses Bildungsangebots erfolgt über Infobriefe, die an die Schulen
gerichtet werden, aber auch bei Lehrerkonferenzen und bei
Lehrerinformationstagen in der Villa Oppenheim. Zu 3. Das Museum macht seinen
Sammlungsbestand grundsätzlich jedem einzelnen Kind oder kleinen Gruppen von Kindern
und Jugendlichen auf dieselbe Weise zugänglich, wie jedem einzelnen Erwachsenen
oder kleinen Gruppen von Erwachsenen. Ausgehend von Fragestellungen, die von
den Archivnutzenden formuliert werden, werden Konvolute von Archivarien, d. h.
Fotos, Dokumente, Zeitungen, dreidimensionale Objekte usw. zusammengestellt,
die von den Nutzerinnen und Nutzern
durchgesehen werden können. Diese Auswahl wird im Zuge der Recherche
modifiziert und erweitert. Bei der Sichtung und Auswertung der Informationen
werden die Archivnutzenden fachlich und fachwissenschaftlich vom Archivpersonal
beraten. Einzelpersonen oder kleine Gruppen von Archivnutzenden werden ihre
Recherchen direkt im Archiv im Dachgeschoss vornehmen können. Größer Gruppen
wird das benötigte Archivmaterial in die für Versammlungen und Konferenzen
vorbehaltenen Räumlichkeiten im zweiten Obergeschoss gebracht. Zu Betreuung der Archivnutzer
durch die Archivare gehört auch die Anregung zur bzw. Beratung bei der
Niederlegung oder Veröffentlichung der Rechercheergebnisse. Dabei werden
zugleich Hinweise auf Techniken für eine Niederlegung von Rechercheergebnissen
für den privaten wie öffentlichen Zweck an Hand von Beispielen erläutert. Um
zur Nachahmung anzuregen, werden gelungene Beispiele regionalgeschichtlicher
Recherchen von Kinder und Jugendlichen, sofern die entsprechende Einwilligung
ihrer Produzenten vorliegt, im Hause selbst ausgestellt. Ich meine, dass mit meiner
Beantwortung dieser Große Anfrage und aufgrund der vorangegangenen Diskussionen
im Fachausschuss deutlich geworden ist, dass auch am neuen Standort des Museums
die kulturelle Bildung für die gesamte Bevölkerung des Bezirks gewährleistet
ist. |
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