Auszug - Kulturelle Bildung durch lokalgeschichtliche Austellungen des (Heimat)Museums in der Villa Oppenheim  

 
 
39. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin
TOP: Ö 8.3
Gremium: Bezirksverordnetenversammlung Beschlussart: beantwortet
Datum: Do, 18.02.2010 Status: öffentlich
Zeit: 16:30 - 22:00 Anlass: ordentliche Sitzung
1625/3 Kulturelle Bildung durch lokalgeschichtliche Ausstellungen des (Heimat)Museums in der Villa Oppenheim
   
 
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion Bündnis 90/Die Grünen 
Verfasser:Ludwig/Dr.Hess 
Drucksache-Art:Große AnfrageGroße Anfrage
 
Beschluss

Zur Beantwortung Frau BzBm’in Thiemen:

 

Zur Beantwortung Frau BzBm’in Thiemen:

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich beantworte die Große Anfrage für das Bezirksamt wie folgt:

 

Zu 1.

In dieser Frage ist nicht näher ausgeführt, welche Form der Identifikation gemeint ist und ich habe meine Zweifel, ob ich mit der anfragenden Fraktion bei dem Wort „Identifikation“ dasselbe betrachte. Sofern Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit dem Bezirk und seiner Geschichte gemeint ist, lautet die Antwort wie folgt:

 

Das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf wird auch in der Villa Oppenheim die erfolgreiche Serie seiner Ausstellungen zur Bezirksgeschichte fortsetzen. Dafür liegen teilweise bereits umfangreiche Vorarbeiten vor. So wird als eine der ersten Sonderausstellungen am neuen Standort die Geschichte der Wilmersdorfer Straße zur Darstellung gelangen. Ergänzend zu Sonderausstellungen u. a. mit topographischem Bezug, zu Persönlichkeiten und Einrichtungen, die den Bezirk geprägt haben, im jüdischen Leben im Bezirk oder zu geschichtlichen Epochen werden Themenstellungen behandelt werden, die Probleme der unmittelbaren Gegenwart aufgreifen. Dazu gehören u. a. Ausstellungen, die den Stichworten Stadtraumerfahrungen, soziale Situationen oder Lebensmodelle zuzuordnen sind.

 

Sofern in der Frage mit dem Begriff „Identifikation“ die Identifikation mit der Arbeit des Museums selbst gemeint ist, lautet die Antwort wie folgt:

 

Zur Förderung der Identifikation der Besucherinnen und Besucher mit dem Museum wird die erfolgreiche, umfangreiche Programmgestaltung mit Sonderausstellungen und Veranstaltungen zur langen Nacht der Museen, zum Tag des offenen Denkmals usw. fortgesetzt. Für einen Teil dieser Veranstaltungen wird auch der malerisch gelegene Vorplatz genutzt werden.

Zur Förderung der Identifikation der Besucherinnen und Besucher mit dem Museum wird insbesondere die Arbeitsform des Mitmachmuseums fortgesetzt und intensiviert. Dies erfordert auch der neue weniger allgemein zugängliche Standort. Die Zusammenarbeit mit interessierten ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürgern und mit Kindern und Jugendlichen wird insbesondere bei der Erstellung der zukünftigen Dauerausstellung, die eigentlich eine sich ständig durch Ergänzungen wandelnde Schau sein wird, in der Villa Oppenheim gesucht werden. Diese wird in Themen, gebundenen Ausstellungsmodulen, Aspekte der Bezirksgeschichte zur Darstellung bringen. Im Falle der Zusammenarbeit der Bürgerinnen und Bürgern wird die schwerpunktmäßig in der Erstellung von Videos und Powerpointpräsentationen zu Einzelthemen erfolgen, die in den Ausstellungsräumen und im Archiv abrufbar sind.  Vorbereitende Arbeiten, d. h. das Erlernen der technischen Fähigkeiten, sollen teilweise in der Kooperation mit der Volkshochschule City West erfolgen. Kinder und Jugendliche sollen mit der Erstellung einzelner Ausstellungsmodule beauftragt werden, die Einzelthemen inszenatorisch darbieten.

 

Grundsätzlich sollen alle Ergebnisse solcher Zusammenarbeit an Präsentationstagen oder bei Museumsfesten der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Das Museum wird versuchen Praktikanten und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Fremdenführerinnen und Fremdenführer in die Dauerausstellung anzustellen, die das Gespräch mit den Besucherinnen und Besuchern suchen sollen. Darüber hinaus wird das Museum einen Freundeskreis gründen, der sich gesonderten Aufgaben in der Vermittlung regionalgeschichtlichen Wissens und bei der Ausgestaltung des Programmangebotes widmen soll. Mit diesem Programm, mit der Sonderschau des Kunstbesitzes der Stadt Charlottenburg, die erwachsen- und kindgerecht kommentiert und präsentiert werden wird und mit dem Museumscafé wird ein Angebot unterbreitet, da eine Identifikation mit dem neuen kulturellen Zuhause und Zentrum des Bezirks gewährleisten soll.

 

Zu 2.

Kulturen und Traditionen der Migrantinnen und Migranten werden, wie bisher auch, im Bereich von Sonderausstellungen, Publikationen, Vorträgen und Führungen thematisiert und vorgestellt. Im Zentrum des Museumsangebots zu diesem Themenbereich werden Ausstellungsprojekte stehen, die im Zusammenhang von Kindern und Jugendlichen mit dem Museum, Museumspädagogen, Künstlern, Künstlerinnen und Lehrkräften erarbeitet werden. Zur Förderung des interkulturellen Dialogs werden dabei vorrangig Themen aus dem Alltag der Kinder und Jugendlichen behandelt, z. B. typisch deutsch, typisch türkisch, typisch russisch usw., Kirche, Moschee, Synagoge usw., Verwandte, Wahlverwandte, Superstars in der Sicht meiner Familie, wer spielt, wer spielte was, Arbeit, Sinn und Sorge. An aktuellen Problemstellungen anknüpfen sollen die Themenstellungen für Feldforschungen im eigenen Umfeld und in Institutionen geeignet sein und nicht nur den interkulturellen, sondern auch den intergenerativen Dialog fördern.

 

In der Bearbeitung solcher Themenstellungen, bei der Erstellung von Informationen via Text, Bild, Interview, Video usw. beim Suchen nach Exponaten und bei der Inszenierung werden Kinder und Jugendliche mit der Arbeit des Forschens, Sammelns und Präsentierens eines Museums vertraut gemacht. Das Museum unterstützt die Arbeit der Schülerinnen und Schüler bzw. Jugendlichen durch die Beratung bei der inhaltlichen Arbeit. Durch die Bereitstellung von Exponaten bzw. bei der Exponatensuche und durch museumspädagogisches bzw. künstlerisches Personal, das bei der Erstellung der Inszenierung behilflich ist. Wesentlicher Moment dieses Bildungsangebots ist die Präsentation der Ergebnisse im Rahmen einer Ausstellung bei einem Präsentationstag oder anderes, zu dem interessierte Öffentlichkeit und die Freunde und Familien der Projektteilnehmenden eingeladen werden. Die Darstellung dieses Bildungsangebots erfolgt über Infobriefe, die an die Schulen gerichtet werden, aber auch bei Lehrerkonferenzen und bei Lehrerinformationstagen in der Villa Oppenheim.

 

Zu 3.

Das Museum macht seinen Sammlungsbestand grundsätzlich jedem einzelnen Kind oder kleinen Gruppen von Kindern und Jugendlichen auf dieselbe Weise zugänglich, wie jedem einzelnen Erwachsenen oder kleinen Gruppen von Erwachsenen. Ausgehend von Fragestellungen, die von den Archivnutzenden formuliert werden, werden Konvolute von Archivarien, d. h. Fotos, Dokumente, Zeitungen, dreidimensionale Objekte usw. zusammengestellt, die von den Nutzerinnen und  Nutzern durchgesehen werden können. Diese Auswahl wird im Zuge der Recherche modifiziert und erweitert. Bei der Sichtung und Auswertung der Informationen werden die Archivnutzenden fachlich und fachwissenschaftlich vom Archivpersonal beraten. Einzelpersonen oder kleine Gruppen von Archivnutzenden werden ihre Recherchen direkt im Archiv im Dachgeschoss vornehmen können. Größer Gruppen wird das benötigte Archivmaterial in die für Versammlungen und Konferenzen vorbehaltenen Räumlichkeiten im zweiten Obergeschoss gebracht.

 

Zu Betreuung der Archivnutzer durch die Archivare gehört auch die Anregung zur bzw. Beratung bei der Niederlegung oder Veröffentlichung der Rechercheergebnisse. Dabei werden zugleich Hinweise auf Techniken für eine Niederlegung von Rechercheergebnissen für den privaten wie öffentlichen Zweck an Hand von Beispielen erläutert. Um zur Nachahmung anzuregen, werden gelungene Beispiele regionalgeschichtlicher Recherchen von Kinder und Jugendlichen, sofern die entsprechende Einwilligung ihrer Produzenten vorliegt, im Hause selbst ausgestellt.

Ich meine, dass mit meiner Beantwortung dieser Große Anfrage und aufgrund der vorangegangenen Diskussionen im Fachausschuss deutlich geworden ist, dass auch am neuen Standort des Museums die kulturelle Bildung für die gesamte Bevölkerung des Bezirks gewährleistet ist.

 

 
 

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