Auszug - Kampagne zur Aufklärung über die Wirkung von Alkohol
Herr Neuhoff begrüßt Frau Jüngling, die Leiterin
der Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin, sowie Frau Schadt, in der
Fachstelle für Charlottenburg-Wilmersdorf
zuständige Mitarbeiterin. Frau Schadt gibt zunächst mit Hilfe von Powerpoint-Folien einen
Überblick zur Problematik des Alkoholmissbrauchs bei jungen Menschen (Anlage
1). Frau Jüngling hebt hervor, dass der Alkoholmissbrauch junger Menschen,
anders als häufig vermutet und geäußert, keine Folge sozialer Benachteiligung
sei. Kinder aus Familien, die Hartz-IV-Leistungen erhalten, seien hier nicht
überrepräsentiert. Eher finde man Strukturen von Gleichgültigkeit und
Vernachlässigung, die es in allen sozialen Schichten gebe. Herr Hambura berichtet von einem Test, der auf Initiative des Kinder-
und Jugendparlaments und eines Fernsehsenders durchgeführt wurde. Dabei zeigte
sich, dass Kinder und Jugendliche fast überall alkoholische Getränke kaufen
konnten. Nach seiner Auffassung könne man dem nur mit Geldbußen begegnen, wobei
diese für die Händler tatsächlich spürbar sein müssten. Frau Jüngling verspricht sich mehr von einer Strategie, das Problem
stärker in die Öffentlichkeit zu bringen und die Verantwortung Aller
einzufordern. Zunächst müsse die Indifferenz und Gedankenlosigkeit gegenüber
dem Alkoholkonsum an sich angegangen werden. Herr Wendt setzt ebenfalls vor allem auf soziale Kontrolle. Er fragt
nach, wer an dem in der Präsentation erwähnten “Runden Tisch” in
Tempelhof-Schöneberg teilnimmt. Frau Jüngling berichtet
hierzu, dass u.a. Teilnehmer/innen aus den Bereichen Jugend, Schule und
Gesundheit sowie vom Einzelhandels- und vom Gaststättenverband beteiligt sind. Frau Köthe hält
Abschreckungsmaßnahmen für wirkungslos. Man müsse auf pädagogischen Einfluss
durch die Stärkung der Persönlichkeit und das Aufzeigen von Alternativen
setzen. Kürzungen bei den Angeboten für Jugendliche seien deshalb mit
Sicherheit die falsche Strategie. Herr Hapke sieht eine
schizophrene gesellschaftliche Haltung gegenüber dem Alkoholgebrauch, der
einerseits als normal und ‚cool‘ dargestellt und andererseits
problematisiert werde. Er sieht einen wesentlichen Teil des Problems im
fehlenden Vorbild der Eltern. Herr Washofer hält es für
erforderlich, Präventionsmaßnahmen früher beginnen zu lassen. Im
Oberschulbereich sind nach seiner Auffassung die pädagogischen
Einflussmöglichkeiten durch Eltern, Lehrer und Sozialarbeiter/innen begrenzt. Frau Bittner möchte wissen,
ob der Alkoholmissbrauch durch Jugendliche in allen Ländern zunehme. Frau Jüngling erläutert, dass
Deutschland hier besonders betroffen sei und sich inzwischen europaweit an
dritter Stelle beim Pro-Kopf-Verbrauch befinde. Das Gleiche gelte für den
riskanten Alkoholgebrauch Jugendlicher. Herr Göpel fordert ein
offensiveres Herangehen an diese Problematik. Er regt an, als
Jugendhilfeausschuss die Initiative zu ergreifen mit dem Ziel, Leitsätze zur
Suchtprävention zu formulieren, die Akteur/innen u.a. aus den Bereichen Jugend,
Soziales und Gesundheit zu vernetzen und als Bezirk ein eindeutiges Profil zu
entwickeln. Herr Naumann berichtet, dass
das Bezirksamt die Zuständigkeiten im Jugendschutz neu geregelt hat:
Ordnungswidrigkeiten werden künftig ausschließlich im Ordnungsamt bearbeitet,
während das Jugendamt sich auf die präventiven Aufgaben konzentriert. Hierbei
müssten neue Prioritäten gesetzt werden. Herr Schneider aus dem Fachteam des
Jugendamtes werde deshalb zukünftig die Koordination des Jugendschutzes im
Jugendamt übernehmen, während die Mitarbeiter/innen der Jugendförderung in den
Regionalteams gemeinsam mit der Polizei für verdachtsunabhängige Kontrollen vor
Ort zuständig sind. Es gebe Übereinstimmung bei den Jugendstadträt/innen, dass
solche Kontrollmaßnahmen in Zukunft mindestens einmal monatlich stattfinden
sollen. Weitere Aktivitäten des Jugendhilfeausschusses würde er begrüßen, rät
allerdings von weiteren Kampagnen und Flyern ab, da es hieran nicht fehle.
Notwendig für eine gute Prävention sei vor allem eine ausreichende
Personalausstattung in Jugendfreizeiteinrichtungen, Schulen etc. Frau Klose erläutert, dass
der vorliegende Antrag weniger eine weitere Öffentlichkeitskampagne zum Ziel
habe als vielmehr die Schaffung einer gemeinsamen Arbeitsgrundlage der
zuständigen Behörden. Auch sie hält es für erforderlich, Präventionsangebote
früher, spätestens in der 5. Klasse einzusetzen. Herr Uda hält eine Abwendung
vom Alkohol erst dann für möglich, wenn ein größerer Leidensdruck entstanden
ist. Er rät, bei Präventionsangeboten vor allem auch trockene Alkoholiker/innen
einzusetzen. Er kritisiert die zahlreiche Werbung für Alkohol bei der
Fernsehübertragung von Sportereignissen. Herr Wuttig bittet, sich bis
zur nächsten Sitzung bereits Gedanken über die Zusammensetzung der von Herrn
Göpel angeregten Arbeitsgruppe zu machen. Frau Klose zieht für ihre
Fraktion den Antrag Drs.Nr. 0305/3 zurück. Er soll stattdessen als
Arbeitsmaterial für die weitere Beschäftigung mit dieser Thematik dienen. |
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