Drucksache - 1941/V
Wir bitten zur Kenntnis zu nehmen:
(Text siehe Rückseite)
Weiterbildung, Kultur, Umwelt, Natur, Straßen und Grünflächen 33500
Bezirksverordnetenversammlung Drucksache Nr.: 1941/ V Mitte von Berlin Vorlage -zur Kenntnisnahme- Letzte Wege sichtbar machen Wir bitten zur Kenntnis zu nehmen: Die Bezirksverordnetenversammlung hat in ihrer Sitzung am 20.06.2019 folgende Anregung an das Bezirksamt beschlossen (Drucksache Nr. 1941/ V) Das Bezirksamt wird ersucht, sich bei der Senatsverwaltung Kultur und Europa für die Erstellung eines Konzepts einzusetzen, das die Deportationsbahnhöfe als logistisches Vernichtungsnetz in einen sichtbaren Zusammenhang setzt und erkennbar macht. Bereits bestehende Erinnerungsorte sind zu beachten und zu integrieren, um die Wiedererkennbarkeit zu erleichtern. Dazu gehört auch die Sichtbarmachung des Weges von der ehemaligen Synagoge in der Levetzowstraße zum Güterbahnhof Moabit. Der Arbeitskreis Berliner Regionalmuseen ist zu beteiligen. Das Bezirksamt hat am 20.04.2021 beschlossen, der Bezirksverordnetenver-sammlung dazu Nachfolgendes als Zwischenbericht zur Kenntnis zu bringen: Für die Umsetzung eines Konzeptes zur Sichtbarmachung des logistischen Vernich-tungsnetzes im Berlin des deutschen Nationalsozialismus stellte das BA Mitte einen Antrag auf Finanzierung bei der Stiftung Deutschen Klassenlotterie. Da dem Antrag nicht gefolgt wurde, lobte das BA Mitte am 23. Juni 2020 einen nichtoffenen, einphasigen, anonymen Kunstwettbewerb (Ideenwettbewerb) mit vorgeschalteten, deutschlandweiten Bewerbungsverfahren gemäß den Richtlinien für Planungswett-bewerbe (RPW 2013), soweit anwendbar für Kunst im Stadtraum, aus. 119 Künstler*innen bewarben sich für eine Teilnahme an dem Kunstwettbewerb, davon waren 91 Bewerbungen gültig. Der Auslober wählte gemäß RPW 2013 die Wett-bewerbsteilnehmer*innen anhand eindeutiger, nichtdiskriminierender, angemessener und qualitativer Kriterien aus dem Kreis der Bewerbungen aus.
Bei der Auswahl wurden vom Auslober unabhängige, nicht dem Preisgericht angehörende Fachleute beratend einbezogen. Folgende neun Künstler*innen/ Künstler*innenkollektive wurden zur Teilnahme an dem nichtoffenen, einphasigen, anonymen Kunstwettbewerb „Letzte Wege“ eingeladen:
- Empfangshalle (Corbinian Böhm und Michael Gruber), München - Rolf Giegold, Berlin - Renate Herter, Berlin - Kunstprojekt REMEMBER (Sharon Paz, Jürgen Salzmann und Karl-Heinz Stenz), Berlin - Pia Lanzinger und Michael Hauffen, Berlin - realities:united (Jan Edler und Tim Edler), Berlin - Daniel Seiple, Berlin - Stih & Schnock (Prof. Renata Stih und Prof. Dr. Frieder Schnock) Berlin - Rahel Zaugg, Leipzig Im Zeitraum vom 07.08.2020 bis zum 30.10.2020 erarbeiteten die o.g. Künstler*innen einen Entwurf mit der Aufgabenstellung: (Auszug aus der Auslobung): „Mit dem Ideenwettbewerb Letzte Wege soll ein Konzept für die Berliner Gedenkkultur erarbeitet werden, das die historischen Standorte der Sammellager, Deportationsbahnhöfe sowie die dazwischenliegenden Wege im heutigen Bezirk Mitte exemplarisch in einen sichtbaren Zusammenhang setzt. Damit soll das logistische Vernichtungsnetz der Nationalsozialisten erkennbar gemacht werden. Grundvoraussetzung ist eine intensive Auseinandersetzung mit Fragen des Erinnerns und Gedenkens im Sinne einer zeitgenössischen Erinnerungskultur. Bereits bestehende Erinnerungsorte im Stadtraum, wie z.B. der Gedenkort Güterbahnhof Moabit, der Gedenkort Synagoge Levetzowstraße und das Mahnmal auf der Putlitzbrücke sind dabei zu beachten und die historischen Orte in Beziehung zu setzen. Darüber hinaus sind für die Entwicklung des Konzepts alle künstlerischen und wissenschaftlichen Disziplinen und interdisziplinären Ansätze möglich, insbesondere auch weniger traditionelle Kunstformen im Stadtraum wie beispielsweise Musik-, Klang-, Textinstallationen. Denkbar wäre auch eine Kombination mit ephemeren Kunstformen wie Tanz oder Performance oder auch ein vielschichtiges künstlerisch-kuratorisches Konzept, das Arbeiten verschiedener Künstler*innen konzeptuell aufeinander abstimmt und verknüpft. Da es nicht historisch belegt ist, wie die „Letzten Wege“ exakt verliefen, wird eine künstlerische Übersetzung im Stadtraum erwartet. Die Kommunikation mit der Stadtgesellschaft beim künstlerischen Prozess sollte mitberücksichtigt werden.
Am 10. Dezember 2020 tagte das Preisgericht, dem Künstler*innen als Fach-preisrichter*innen sowie Vertreter*innen des Bezirksamts Mitte von Berlin, der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz sowie die Stiftung Topografie des Terrors als Sachpreisrichter*innen angehörten. Ein Vertreter des Vereins „Ihr Letzter Weg“ war als Sachverständiger eingeladen, die Vorsitzende des Ausschusses für Bildung und Kultur der BVV Mitte nahm als Gast ebenfalls an der Sitzung teil. Im Ergebnis sprach sich das Preisgericht einstimmig gegen eine Realisierungs-empfehlung aus, da alle Entwürfe der engeren Wahl in Hinblick auf eine Realisierungs-empfehlung weiterer intensiver Überarbeitung bedürfen. Mit einstimmigem Beschluss wurde die Preissumme von insgesamt 6.000,00 Euro zu gleichen Teilen an drei Entwürfe vergeben: - „Gemeinsame Wege – realities:united“ von Jan und Tim Edler GbR; - „#wirsinddasmahnmal“ von Rahel Zaugg; - „Letzte Wege – Einklang“ von Daniel Seiple in Zusammenarbeit mit Yotam Haber. Alle Wettbewerbsbeiträge sind bereits online zu sehen unter: https://www.berlin.de/kunst-und-kultur-mitte/geschichte/erinnerungskultur/gedenkorte/artikel.942080.php. Sie werden ab der 14.Kalenderwoche 2021 im MuseumsLab im ehemaligen Bürgermeisterzimmer des Rathaus Tiergarten, Mathilde-Jacob-Platz 1, 10551 Berlin ausgestellt. Unter dem gleichen Link sind ebenso nähere Informationen zu dem Wettbewerbsverfahren u.a. der Auslobung inklusive der Zusammensetzung des Preisgerichts, das Protokoll der Preisgerichtssitzung sowie eine Kurzbeschreibung der eingereichten Wettbewerbs-beiträge einzusehen. In einem nächsten Schritt muss im Hinblick auf ein Realisierungsverfahren die Finanzierung für die Umsetzung geklärt werden. Der Kostenumfang für die Umsetzung des Projekts beträgt insgesamt 500.000,00 Euro. Sofern eine Realisierung zeitnah erfolgen soll, sieht der mögliche Zeitplan folgende Schritte vor: - 03-12/2021: Vorbereitung des weiteren Verfahrens und Abstimmung mit u.a. SenKultEuropa, Verein Letzte Wege - 01-11/2022: Realisierungsverfahren mit den drei prämierten Künstler*innen unter Einbindung des Preisgerichts des bereits durchgeführten Kunstwettbewerbs - 01-11/2023: Realisierung des Siegerentwurfs Im Zusammenhang mit dem Vorhaben „Sichtbarmachung der Vernichtungslogistik im deutschen Nationalsozialismus“ entstand eine Publikation, die erstmalig die in Berlin-Mitte verorteten Schauplätze vorstellt, die in Verbindung mit den Deportationsbahn-höfen stehen und bereits existierende Erinnerungsorte berücksichtigt. Erschienen ist das Buch im Dezember 2020 beim Mitte Rand Verlag unter dem Titel „Systematik der Deportationen Orte und Erinnerungen. Berlin 1941-45“. Konzept und Umsetzung: Fachbereich Kunst, Kultur und Geschichte, Sachgebiet Erinnerungskultur und Geschichte; gefördert wurde dieses Buchprojekt aus dem Fonds für besondere touristische Projekte in den Bezirken (City Tax Tourismusförderung).
A) Rechtsgrundlage: § 13 i.V.m. § 36 BezVG
B) Auswirkungen auf den Haushaltsplan und die Finanzplanung
Titel: 54010 Dienstleistungen: Der Betrag in Höhe von 500.000,00 € (2022: 45.000,00 Euro; 2023: 455.000,00 Euro) wurde als Mehrbedarf zur Haushaltsplanaufstellung 2022/2023 angemel-det.
keine Berlin, den 20.04.2021 Bezirksbürgermeister von Dassel Bezirksstadträtin Weißler |
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