Drucksache - 2871/V  

 
 
Betreff: Vorsorgen statt Nachsehen – Raumbedarf sozialer Träger sichern
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion Bündnis 90/Die GrünenBezirksamt Mitte von Berlin
Verfasser:Neugebauer, Siewer, I.Bertermann und die übrigen Mitglieder der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen 
Drucksache-Art:AntragVorlage zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
BVV Mitte von Berlin Entscheidung
28.01.2021 
45. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin überwiesen   
Hauptausschuss Entscheidung
02.03.2021 
52. öffentliche Sitzung des Hauptausschusses vertagt   
25.03.2021 
53. öffentliche Sitzung des Hauptausschusses ohne Änderungen im Ausschuss beschlossen   
BVV Mitte von Berlin Entscheidung
22.04.2021 
48. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen   
BVV Mitte von Berlin Entscheidung
16.11.2023 
21. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin mit Abschlussbericht zur Kenntnis genommen   

Sachverhalt
Anlagen:
1. Antrag Bü´90/Grüne vom 19.01.2021
2. BE HA vom 25.03.2021
3. Beschluss vom 22.04.2021
4. VzK SB vom 09.11.2023
5. Anlage

Wir bitten zur Kenntnis zu nehmen:

 

(Text siehe Rückseite)


 

Bezirksamt Mitte von Berlin Datum: 10.08.2023

Soziales und Bürgerdienste Tel.: 33900

 

Bezirksverordnetenversammlung Drucksache Nr.: 2871/V

Mitte von Berlin

 

 

Vorlage - zur Kenntnisnahme - über

Vorsorgen statt Nachsehen Raumbedarf sozialer Träger sichern

Wir bitten zur Kenntnis zu nehmen:

Die Bezirksverordnetenversammlung hat in ihrer Sitzung am 22.04.2021 folgendes Ersuchen an das Bezirksamt beschlossen (Drucksache Nr.  2871/V):

 

Das Bezirksamt wird ersucht, bei den im Bezirk tätigen sozialen Trägern eine Umfrage vorzunehmen, um den Stand der Mietverträge zu erfassen, mit denen Räumlichkeiten angemietet wurden. Dabei soll erfragt werden, ob es sich um Verträge mit privaten Vermietern handelt und wie lange deren Laufzeit beträgt.

Ausgehend von den erhobenen Daten und sich dabei abzeichnenden Problemlagen (z. B. Verdrängung durch Mietsteigerungen oder Sanierungsmaßnahmen) soll der Bezirk in bezirkseigenen Gebäuden Räumlichkeiten eruieren, die verdrängungsbedrohten Einrichtungen eine Nutzung ermöglichen.

Darüber hinaus wird das Bezirksamt ersucht, sich bei landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften, Wohnungsbaugenossenschaften oder weiteren

gemeinwohlorientierten Vermieter:innen dafür einzusetzen, dass diese den von Verdrängung bedrohten sozialen Trägern Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Sollten hierfür finanzielle Mittel, z. B. zur Unterstützung von Umzugs- oder Einrichtungskosten erforderlich sein, wird das Bezirksamt ersucht, diesbezüglich beim Senat Unterstützung anzufordern, bzw. im Rahmen der eigenen Haushaltsmittel Möglichkeiten zur Unterstützung zu suchen.

So werden u.U. Engpässe vermieden und auch für den Bezirk Kosten gespart.

Und: „Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den schwächsten ihrer Glieder verfährt.“ (Gustav Heinemann)

 

Der BVV soll halbjährlich über die entsprechenden Aktivitäten berichtet werden.

 

Das Bezirksamt hat am 12.09.2023 beschlossen, der Bezirksverordnetenversammlung dazu Nachfolgendes als Schlussbericht zur Kenntnis zu bringen:

 

Die Abteilung Soziales und Bürgerdienste - Amt für Soziales - hat die Berichterstattung zur obigen Drucksache federführend übernommen und dazu Zuarbeiten aus den verschiedenen Abteilungen eingeholt.

Dem Bezirksamt ist bewusst, dass sich nicht nur der Berliner Wohnungsmarkt in einer prekären Situation befindet, sondern auch bezahlbare Gewerbeimmobilien schwierig zu finden sind.  Insbesondere Träger, die über längere Zeit genutzte Immobilien aufgeben müssen, sehen sich vor große finanzielle Herausforderungen gestellt. Insofern begrüßt das Bezirksamt die Intention, die hinter dem Ersuchen steht und kann diesem über eine stichprobenartige Abfrage nachkommen.

 

Die von der Bezirksverordnetenversammlung angedachte Umfrage nach dem Stand der Mietverträge mit der Abfrage der Vertragspartner*innen und der Mietvertragslaufzeit soll bei den im Bezirk tätigen sozialen Trägern vorgenommen werden. Damit ist nicht genau definiert, welche Träger gemeint sind. Hierzu ist anzumerken, dass im Bezirk tätige Träger nicht unbedingt auch ihren Standort im Bezirk Mitte haben. Im Bezirk Mitte ansässige Träger sind nicht ausschließlich in Mitte tätig. Wenn davon ausgegangen wird, dass Träger gemeint sind, die ihren Standort im Bezirk Mitte haben, ist nicht gewährleistet, dass alle mit dem Bezirksamt Mitte zusammenarbeiten bzw. dem Bezirksamt Mitte bekannt sind. Da nicht sichergestellt werden kann, dass alle Träger im Bezirk erreicht werden, damit der Gleichbehandlungsgrundsatz gefährdet sein könnte und auch datenschutzrechtliche Bedenken im Raum stehen, wurden vom Amt für Soziales bekannte Träger angeschrieben, die auch Zuwendungen erhalten. Ein darüberhinausgehender personeller und zeitlicher Aufwand wäre andernfalls nicht leistbar.

 

Ein halbjährlicher Bericht ist nicht angestrebt. Dieser würde regelmäßige Neuabfragen, erneute Auswertungen und ein ständiges Nachhalten und Aufbereiten der Ergebnisse erforderlich machen, was bei den knappen Personalressourcen mit bestehenden Be- und Überlastungssituationen nicht zu bewältigen wäre. Den verdrängungsbedrohten Trägern sollen Räumlichkeiten in bezirkseigenen Gebäuden angeboten werden. Solche Räumlichkeiten stehen dem Bezirksamt angesichts der Aufgabe vieler Immobilien in der Vergangenheit und der damit bestehenden Raumnot für das eigene Personal nicht zur Verfügung. Mit der Abfrage könnten somit Hoffnungen geweckt werden, die das Bezirksamt nicht erfüllen kann. Überdies mangelt es an objektiven Kriterien, die zu der Entscheidung führen, welcher Träger „verdrängungsbedroht“ ist.

 

Träger, denen der Verlust ihres Standortes im Bezirk Mitte droht, können sich trotzdem jederzeit an das Bezirksamt wenden. Wie in der Vergangenheit auch, wird bei Bedarf Unterstützung beispielsweise durch Empfehlungs-/Befürwortungsschreiben, Appelle an die städtischen Wohnungsbaugesellschaften, Vermittlung von Kontakten u.a. zur BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH - und ggf. in finanzieller Hinsicht (insbesondere bei zuwendungsgeförderten Trägern) geleistet. Angesichts der Haushaltslage sind die Mittel jedoch begrenzt.

 

Alle Abteilungen wurden in das Ersuchen der obigen Drucksache einbezogen, sodass wie folgt berichtet werden kann:

 

Amt für Soziales:

Um dem Ersuchen der BVV nachkommen und einen Eindruck über die Situation der Träger hinsichtlich der mietvertraglichen Gegebenheiten aufzeigen zu können, hat das Amt für Soziales Mitte unter seinen Zuwendungsträgern eine entsprechende Abfrage vorgenommen, auch wenn das nur eine Stichprobe ergibt und nicht vollumfänglich den Vorgaben des Ersuchens entspricht.

 

Dabei sind folgende Angaben gemacht worden, wobei nicht alle zuwendungsgeförderten Träger geantwortet haben:

 

 

Träger

Objekt-Adresse

Vermieter

Laufzeit Mietvertrag

Eigentum

Deutscher Familienverband

Schuldner- und Insolvenzberatung Arminiusstr. 2-4                 10551 Berlin

private AG

Unbefristet, moderate Miete, aber in die Jahre gekommene Räumlichkeiten

nein

Paul Gerhardt Stift Soziales gGmbH

Zukunftshaus Wedding/MGH   llerstr- 56-58         13349 Berlin

Paul Gerhardt Stift

bis 31.12.2038

ja

Ev. Kirchengemeinde St. Marien-Friedrichswerder

Suppenküche in der St. Marienkirche, Karl Liebknechtstr. 8, 10178 Berlin

 

 

ja

Gemeinsam im Stadtteil e. V.

Seniorenarbeit stärken Sprengelstr. 15               13353 Berlin

Erbengemein-

schaft, Haus wird verkauft, höhere Mieten erwartet

3 Mietverträge:                    bis 30.09.2023                                  bis 30.11.2023                                       bis 31.03.2024

nein

Berliner Arbeitslosenzen-

trum evangelischer Kirchenkreise e. V.

BALZ                                   Beusselstr. 35                         10553 Berlin

Reformations-Campus e. V.

bis 31.12.2027, Verlängerung um weitere 5 Jahre möglich

nein

Unter Druck e.V.

Sozialkultureller Treffpunkt für wohnungslose Menschen

Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 e.G.

bis 30.09. (automatische Verlängerung, wenn nicht gekündigt), Staffelmiete ist seit Jahren ausgesetzt

nein

Volkssolidarität

Seniorenbetreuung in der Begegnungsstätte "Mehr Mitte", Torstr. 190,           10115 Berlin

WBM (Mieter Bezirksamt)

Verlängerung des Mietvertrages durch das BA Mitte um weitere 5 Jahre (bis 2027)

nein

Volkssolidarität

Nachbarschaftszentrum "Brunnentreff"                   Brunnenstr. 145            10115 Berlin

privater Vermieter

Unbefristet (moderate Erhöhung der Nettokaltmiete)

nein

Stadtteilverein Tiergarten e. V.

Nachbarschafts- und Seniorentreff, Lützowstr.27                      10785 Berlin

ume in der Stadtteilbibliothek Tiergarten Süd, besondere Vereinbarung

bis zur Eröffnung des Kiezzentrum Villa Lützow (mit Option auf Forthrung), mietfrei, aber  Erhöhung der Nebenkosten

Nein

 

 

Evangelische Gemeinde Tiergarten

Spätcafé Tiergarten, Heilandskirche St. Paulus St. Ansgar

 

Keine Antwort

 

Moabiter Ratschlag

Seniorenangebote im SprengelHaus,            Sprengelstr. 15,              13353 Berlin

privater Vermieter, Haus wird verkauft, höhere Miete erwartet, evtl. Kündigung

Unbefristeter Mietvertrag mit Kündigungsrecht 3 Monate zum Jahresende

nein

Moabiter Ratschlag

Treff am Ottopark          Ottostr. 5,                      10555 Berlin

EB HV für Deutsche Investment Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH

unbefristet

nein

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Darüber hinaus hat der Träger „Moabiter Ratschlag“ Angaben zu Projekten gemacht, die nicht vom Bezirk über Zuwendungen finanziert werden:

 

Moabiter Ratschlag

Treff Stephan-Kiez     Stendaler Str. 9         10559 Berlin

Arvantis Stiftung

unbefristet

nein

Moabiter Ratschlag

dchen Kultur-Treff Dünja, Jagowstr. 12                   10555 Berlin                                 

privater Vermieter

unbefristet

nein

Moabiter Ratschlag

Nachbarschaftshaus      Rostocker Str. 32 und 32b                                     10553 Berlin

Nutzungsvereinba-rung mit dem Land Berlin

 

nein

Moabiter Ratschlag

Otto Spielplatz                 Alt-Moabit 34                  10555 Berlin

Nutzungsvereinba-rung mit dem Land Berlin

 

nein

Moabiter Ratschlag

Schulgarten Moabit      Birkenstr. 5                       10559 Berlin

Nutzungsvereinba-rung mit dem Schulumwelt Zentrum

 

nein

Moabiter Ratschlag

JARA                                  Containersiedlung Otto-Braun-Str.

Pioniernutzung Haus der Statistik

jeweils jährlicher Vertrag

nein

 

Die Stichprobe des Amtes für Soziales ergibt mit Ausnahme des Sprengelhauses (Moabiter Ratschlag, Gemeinsam im Stadtteil e. V.) keine Hinweise auf das Vorliegen von sich abzeichnenden Problemlagen.

 

Aus dem Geschäftsbereich der Bezirksbürgermeisterin wurde Folgendes zugearbeitet:

 

  • Fixpunkt e.V. in der Utrechter Straße

Die Schwierigkeit ist hier, dass die Klient*innen vom Leopoldplatz nicht in den Räumen beraten werden dürfen. Das Beschäftigungsprojekt darf jedoch dort betreut werden.

Rahmenbedingungen Mietvertrag:

31.03.24 erstmalige Kündigungsmöglichkeit Fixpunkt zum 31.12.24 (Option auf 3-jährige Verlängerung)

  • Der Beauftragte für Menschen mit Behinderungen hat trotz zweimaliger Versendung einer entsprechenden Abfrage über sein Netzwerk mit Trägern und Vereinen keine Rückmeldungen erhalten und schließt daraus, dass mit Stand 27.03.2023 kein Bedarf bei den bereits im Bezirk Mitte ansässigen Trägern zu bestehen scheint. Allerdings haben sich zwei Träger gemeldet, die noch Räumlichkeiten im Bezirk Mitte suchen. Näheres dazu kann der Anlage entnommen werden.
  • Der auch der Bezirksbürgermeisterin zugeordnete Bereich Bildung und Kunst nennt als in Frage kommenden Träger den Stadtteilverein Tiergarten e.V., Pohlstraße 91, 10785 Berlin, der in der Stadtteilbibliothek Tiergarten Süd untergebracht und bereits in der obigen Tabelle des Amtes für Soziales aufgeführt ist. Als weiterer Träger kommt auch „Lesewelt Berlin e.V.“ in Betracht, der unproblematisch Räumlichkeiten im Bildungs- und Kulturzentrum Turmstraße 75 (Einrichtung des Amtes für Weiterbildung und Kultur) nutzt.

 

 

Die Abteilungen Jugend, Familie und Gesundheit sowie Stadtentwicklung und Facility Management haben aus den eingangs genannten Gründen keine Abfrage durchgeführt.

 

Die Abteilung Ordnung, Umwelt, Natur, und Straßen und Gnflächen greift nicht auf soziale Träger zurück.

 

Der Geschäftsbereich Schule und Sport berichtet zur Drucksache, dass zwar in manchen Schulen freie Träger die Hortbetreuung der Schüler*innen übernehmen, diese aber keine Räumlichkeiten selbst anmieten. Insofern kann von dort kein Beitrag zum Beschluss geleistet werden.

Das Bezirksamt stellt fest, dem Ersuchen der BVV nicht vollumfänglich nachkommen zu können. Insbesondere betrifft das die Erhebung unter allen in Frage kommenden Trägern sowie die halbjährliche Berichterstattung. Die Stichprobe des Amtes für Soziales, fehlende Rückmeldungen verschiedener Träger, insbesondere aus dem Bereich des Beauftragten für Menschen mit Behinderungen, sowie Berichte der anderen Abteilungen lassen darauf schließen, dass derzeit keine Problemlagen und damit keine Bedarfe der Träger bestehen. Einzig hinsichtlich des Sprengelhauses scheint sich durch den angekündigten Verkauf der Immobilie eine Veränderung anzubahnen, wobei das Amt für Soziales noch keine konkreten Hinweise auf deren Auswirkungen hat. Die Altenhilfekoordinatorin hält engen Kontakt zu den Trägern, sodass bei Bedarf im Rahmen der Möglichkeiten Unterstützung geleistet werden kann. Wie ausgeführt sind die Möglichkeiten der Hilfe aber wegen fehlender Objekte begrenzt.

 

A)    Rechtsgrundlage:

§ 13 i.V. mit § 36 BezVG

B)    Auswirkungen auf den Haushaltsplan und die Finanzplanung

  1. Auswirkungen auf Einnahmen und Ausgaben:

keine

  1. Personalwirtschaftliche Auswirkungen:

Keine

C)    Auswirkungen auf den Klimaschutz

Die BA-Vorlage hat voraussichtlich keine Auswirkungen auf den Klimaschutz, da diese lediglich einen berichtenden Charakter besitzt.

Berlin, den   12.09 .2023

Bezirksstadtrat Spallek Bezirksbürgermeisterin Remlinger

 

 

 
 

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