Auszug - Meinungsbild zum geplanten Umzug der Otto-Nagel-Galerie
Die
Vorsitzende begrüßt noch einmal offiziell die Ausschussmitglieder sowie die
anwesenden Gäste – Pressevertreter und bildende Künstler. Sie bittet die
Ausschussmitglieder um ihr Votum, da die Künstler sich zum geplanten Umzug der
ONG äußern möchten. Dem Antrag auf Rederecht wird stattgegeben. Damit wird der
TOP 4.1 vorgezogen. Herr Geiger würdigt vor allem die aus seiner Sicht
geradezu idealen Raum-Licht-Proportionen der Galerie in der Seestraße, die
Durchflutung mit Tageslicht, die Möglichkeit unkomplizierter Veränderungen der
Raumgröße durch Einstellung von Trennwänden, wodurch auch Gruppenausstellungen
möglich sind, und den besonderen Fußbodenbelag (Pflasterung), der den Gedanken
eines Eintretens „ohne Schwellenängste“ aufnimmt. Frau von der Linden unterstreicht das Statement ihres
Kollegen und ergänzt, dass die ONG zum einen bei den bildenden Künstlern weit
über den OT Wedding hinaus in Berlin zu einer anerkannten Galerie geworden ist
und sich zum anderen aber auch dem Kiez, den in Wedding ansässigen Künstlern
und Künstlerinnen verbunden fühlt. Angeführt wird u.a. die Ausstellung „Die Bank“,
in der Künstler und Laien zusammenwirkten. Sie zweifelt an, dass das Publikum,
welches die ONG inzwischen wieder gewinnen konnte, mit gleichem Engagement auch
Ausstellungen in dem räumlich gänzlich anders gearteten Rathenau-Saal, der auch
ein gänzlich anderes Ausstellungskonzept erfordern würde, besuchen wird.
Außerdem seien aus ihrer Sicht die Maße des Rathenau-Saales so, dass er für
einen Großteil bildender Künstler als Einzelausstellung kaum zu bewältigen
seinen. (Leider waren die Äußerungen beider Künstler auf dem
Band so gut wie nicht zu verstehen, da sie zu weit entfernt vom Mikrofon saßen,
so dass ich lediglich auf meine kurzen Notizen zurückgreifen konnte. C.H.) In Nachfragen an die Künstler widersprechen sie einer
„abseitigen Lage“ der ONG in der Seestraße und betonen, dass ein
kunstinteressiertes Publikum quer durch Berlin zu den Objekten seines
Interesses fahren würde. Was zähle, sei nicht in erster Linie eine Toplage an
einer Magistrale, sondern die besondere Qualität einer Ausstellung. Andererseits
wird von Frau von der Linden – allerdings ohne stichhaltige Begründung –
argumentiert, dass im Falle eines Umzugs der ONG in die Müllerstraße das
Publikum vom Leopoldplatz nicht zu vergleichen wäre mit dem in der Seestraße,
was zumindest mit der vorigen Aussage in einem gewissen Widerspruch steht. Eine weitere Nachfrage betrifft die Einschätzung der
Künstler zu den Lichtverhältnissen und Raummaßen am geplanten neuen Standort.
Betont wird in der Antwort, dass man gerade, durchgehende Hängewände benötige
in einer bestimmten Raumhöhe, und in dieser Beziehung seien die Proportionen in
der Seestraße geradezu ideal. Im Übrigen würde man die Raummaße für die
geplanten neuen Räume im Detail nicht kennen. Frau Hänisch ergänzt zu den Raummaßen, dass es in der
Seestraße ca. 42 lfm x 3,5 m Höhe sind, im Bürgeramt in der Müllerstraße ca. 35
lfm x 5 m Höhe. Herr Arndt ergänzt, dass im Rathenau-Saal bei einem
Umzug der ONG etwa 4 – 6 Ausstellungen pro Jahr stattfinden sollen, wobei der
Hauptstandort der ONG jedoch die Räume des ehemaligen Bürgeramtes sein sollen.
Der Rathenau-Saal, in dem ja vor der Bezirksfusion auch Ausstellungen
stattgefunden haben, verfüge über ein variables Hängesystem, durch das die
Raumgröße flexibel geändert werden könne. Frau Dr. Hoff widerspricht der Auffassung von Frau
von der Linden, dass das Hängesystem im Rathenau-Saal ähnlich dem von
Messehallen sei und erinnert in dem Zusammenhang an große, gut gemachte und gut
ausgeleuchtete Einzelausstellungen unter dem damaligen Kulturamtsleiter Herrn
Hopf. Sie unterstreicht, dass Ausstellungen im Rathenau-Saal natürlich einen
ganz anderen Charakter hatten bzw. haben müssten als die, wie sie zur
Gegenwartskunst in der ONG in der Seestraße gezeigt werden. Frau Hänisch führt zusammenfassend und zum Ausgangspunkt
der Überlegungen der LuV-Leitung für einen geplanten Umzug aus: Die LuV-Leitung schätzt den Standort der ONG in der
Seestraße, er sei ein eingeführter Ausstellungsort. Gleichzeitig verfolge die
Arbeitsgruppe Bürodienstgebäude auch Interessen und Ziele, die aus der Sicht
der LuV-Leitung nicht gänzlich von der Hand zu weisen seien. Im Zuge der
Installierung des Jobcenters Mitte ist es zum Leerstand von Diensträumen in
Größenordnungen gekommen, so dass ein generelles Umzugsmanagement erarbeitet worden
sei, in dessen Ergebnis es zu erheblichen Kosteneinsparungen für den Bezirk
kommen soll. Der Auszug des Schul- und Sportamts aus der Seestraße ist durch
Personalzuwachs notwendig und auch gar nicht verhandelbar. Dieser Gesamtvorgang
ist der Auslöser für den Vorgang des geplanten Umzugs der ONG, und ein erster
Schritt war die Besichtigung beider Standorte durch den Ausschuss. Das
Umzugskonzept sieht vor, dass in die Seestraße 49 das Personalamt einziehen
soll. Das Personalamt habe sehr plausibel nachgewiesen, dass es größeren
Raumbedarf hat, d.h. die jetzigen Räumlichkeiten der ONG mit einbeziehen
möchte. Insofern ergibt sich die Situation des Abwägens von zwei Standorten für
die Galerie. Die LuV-Leitung sieht durchaus auch Vorteile für die
ONG, die sich aus dem Umzugsmanagement ergeben können. Ausgehend von den
Leitlinien Kultur, die der Ausschuss im Frühjahr 2003 beschlossen hat, verweist
sie darauf, dass es lt. Beschlusslage in den OT Wedding und Tiergarten
vordringlich darum gehen sollte, die Kulturvermittlung zu stärken. Nach
Auffassung der LuV-Leitung ist der Standort Müllerstraße für einen
unmittelbaren Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern von Wedding deutlich
besser geeignet als der jetzige in der Seestraße. Damit eingehen müsste
zweifelsohne ein konzeptionell etwas anderer Schwerpunkt, als er bisher für die
ONG verfolgt wurde. Sie selbst als Stadträtin mit Büro in der Turmstraße und
damit in unmittelbarer Nähe zur Galerie Nord fühle sich jedoch, nachdem die
Galerie Nord aus der etwas zurückgezogenen früheren Lage sozusagen an die
Straßenfront umgezogen war, durch ein deutlich gesteigertes Publikumsinteresse
in ihrer Auffassung bestätigt. Sie wünsche sich mit der ONG am Standort
Müllerstraße mit einer vergleichbar großen Fensterfront zur Straße wie in
Tiergarten auch eine vergleichbar große Anziehungskraft für die Bürgerinnen und
Bürger, und die im Herbst in den alten BVV-Saal einziehende Schillerbibliothek
gemeinsam mit der ONG am neuen Standort seien aus ihrer Sicht dazu angetan, ein
kultureller und künstlerischer Anziehungspunkt für den Kiez um den Leopoldplatz
zu werden. Verbunden damit wäre ja auch eine städtebauliche Aufwertung der
Müllerstraße durch Galerie und Bibliothek, denn die seit Jahren verhängten
Fenster des ehemaligen Bürgeramtes seien alles andere als ein Indiz für
Offenheit und Transparenz in einem Rathaus. Die Erwartungen, die sie mit dem Umzug der ONG in die
Müllerstraße verbinde, seien also nicht primär Abwägungen zwischen Raummaßen,
wie sie in den Statements der beiden bildenden Künstler zum Ausdruck gekommen
sind; sie wisse aber auch, dass man sich Räumlichkeiten erschließen könne, was
im Übrigen die ONG ja in der Vergangenheit auch bewiesen habe. Frau Dr. Stiller bittet um einen Kostenrahmen, der
die Gestaltungsspielräume der ONG am neuen Standort beschreibt. Gleichzeitig
wünscht sie sich, dass eine fachlich ausgewiesene Person, was sinnvollerweise
in diesem Falle die Galeristin sein sollte, darlegt, wie die Räume in der
Müllerstraße hergerichtet werden müssten, damit die Erwartungen, die Frau
Hänisch gerade geäußert hatte, zumindest von der baulichen Hülle her auch eine
Entsprechung bekommen. Auf Grundlage dieser Aussagen müsste bzw. könnte der
Ausschuss dann eine Empfehlung aussprechen. Frau Porzelt ergänzt, dass es hilfreich wäre, auch
einen Raumaufriss der Räumlichkeiten in der Müllerstraße zu erhalten. Frau Hänisch antwortet, dass die Kostenberechnungen
über das Gesamtprojekt gerade laufen. Sie werde sich jedoch darum bemühen, zur
nächsten Sitzung Ende August aussagefähige Angaben den Ausschussmitgliedern zur
Verfügung zu stellen. Herr Hübner fragt nach, ob bei einem ggf. ablehnenden
Votum des Ausschusses zu einem Umzug der ONG für das Personalamt alternative
Räumlichkeiten zur Verfügung stehen würden. Das wird von Frau Hänisch verneint, d.h. bei einem
ablehnenden Votum müsste zusätzlich nach alternativen Räumlichkeiten gesucht
werden. Die Ausschussvorsitzende bittet darum, mit den
Erfahrungen des heutigen Tages (Besichtigung der Räumlichkeiten und
Meinungsbild über Nachfragen) nach Ende der Sommerpause sich in den Fraktionen
zum Sachverhalt Umzug der ONG zu verständigen. Der TOP wird in der Sitzung am
30.8. erneut aufgerufen, wobei dann die erbetenen Unterlagen zur Verfügung
stehen sollten. Ein Votum des Ausschusses müsse dann zeitnah erfolgen. |
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