Rathaus Tiergarten: Zeitzeugnisse der Jahre 1935-1955 gesucht

Pressemitteilung Nr. 131/2022 vom 28.04.2022

Die Bezirksstadträtin für Schule, Sport, Weiterbildung und Kultur, Stefanie Remlinger, informiert:

Das Rathaus Tiergarten, erbaut 1935 bis 1937, entstand als erster Neubau für eine Berliner Bezirksverwaltung unter den Nationalsozialisten. Auch von hier aus wurde die Verfolgung und Deportation der Berliner Jüdinnen und Juden mit organisiert. Teilzerstört im Zweiten Weltkrieg, wurde das Gebäude 1953 modernisiert.

Im Rahmen des Forschungsprojekts „Das Rathaus Tiergarten 1935-1955“ suchen Mitte Museum und Bezirksamt Mitte von Berlin nach Zeitzeugnissen. Besonders Fotografien, Tagebucheinträge, Memoiren, aber auch Zeichnungen und Malereien, welche das Rathaus oder dessen Umgebung in dieser Zeit thematisieren, sind gefragt. Ziel des Projektes ist es, Nachlässe zu erhalten und zu erforschen, wie das Rathaus – das Gebäude und die dortige Verwaltung – von der lokalen Bevölkerung während der NS-Zeit, in der „Zwischenzeit“ und ab 1949 wahrgenommen und akzeptiert wurde.

Das Bezirksamt Mitte setzt sich mit der Vergangenheit des Rathauses Tiergarten als NS-belastetes Gebäude aktiv auseinander. Am heutigen Donnerstag, 28.04.2022, wurde die Ausstellung „Das Rathaus Tiergarten als Täter- und Erinnerungsort“ im ehemaligen Bürgermeisterzimmer eröffnet. Im Vorzimmer werden von Nazis verfolgte Schriftsteller*innen aus Tiergarten vorgestellt. Im Bürgermeisterzimmer selbst, das mit Kronleuchter, viel Eichenholz und den Nussbaum-Schrankvitrinen Macht und Bedeutungsschwere suggeriert, wird unter anderem der in Moabit erfundene NS-Propaganda-Mythos des „Hitlerjungen Quex“ mit Gastgeschenken aus der israelischen Stadt Holon konfrontiert.

Stephan von Dassel ist der erste Bürgermeister in Mitte, der das geschichtlich belastete Bürgermeisterzimmer nicht als Dienstzimmer nutzen mochte. Kurz nach seinem Amtsantritt hat er daher 2017 den Umzug seines Stabes in andere Büros im Rathaus Tiergarten veranlasst und die historischen Räumlichkeiten dem Mitte Museum zur Vergangenheitsaufarbeitung zur Verfügung gestellt.

Medienkontakt:
Bezirksamt Mitte, Bezirksstadträtin Stefanie Remlinger, Tel.: (030) 9018-33500