Sicherung des Kulturstandortes Uferhallen Berlin in Sicht - Grundlagen für eine Einigung erzielt

Pressemitteilung Nr. 336/2021 vom 15.09.2021

Der Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Soziales und Gesundheit, Ephraim Gothe, informiert:

Künstler*innen, Eigentümer und das Land Berlin wollen Uferhallen zu Leuchtturm-Projekt für Berlin machen. Die Uferhallen Berlin sind ein herausragender Kulturstandort mit überregionaler Bedeutung. Seit 2018 entwickeln die hier ansässigen Künstler*innen und kulturaffinen Gewerbetreibenden, die Grundstückeigentümer und die Stadt Berlin ein Konzept für die zukünftige Nutzung des Areals in Berlin-Wedding. Nun haben sich die Parteien auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt. Die Vereinbarung ermöglicht die langfristige Sicherung des Kulturstandorts und gewährleistet gleichzeitig die bauliche Weiterentwicklung des Areals.

Das Land Berlin wird auf dem Gelände der Uferhallen bauplanungsrechtlich ein Sondergebiet ausweisen, das kulturelle Nutzungen mit Ateliers und Ausstellungsflächen, Wohnen und Arbeiten miteinander vereinbart. Einen entsprechenden „Letter of lntent” (LOI) unterzeichnete das Land Berlin, vertreten durch das Bezirksamt Mitte, die Senatsverwaltung für Kultur und Europa und dem Landesdenkmalamt gemeinsam dem Eigentümer in Abstimmung mit dem Uferhallen e.V., der lnteressenvertretung der Künstler*innen und Mieter*innen vor Ort. Es ist eine gemeinsame Vereinbarung aller Beteiligten, die es so in Berlin wohl noch nie gab. Mit sofortiger Wirkung verlängert der Eigentümer die Mietverträge aller Künstler*innen auf dem Areal zunächst bis Ende 2023. Diese Verträge waren bisher mehrheitlich mit einem Kündigungsrecht einer Dreimonatsfrist versehen. Ab 2024 sollen die Atelierflächen auf dem Areal dann langfristig an die ansässigen Künstler*innen vermietet werden. Es gibt keine Kündigungen von Mietverträgen mit
Künstler*innen.

In der Einigung heißt es, dass die Atelierflächen im Bebauungsplanverfahren bis 31.12.2023 gemeinsam von Künstler*innen und Eigentümer festgelegt und geplant werden sollen, um Kunst, Wohnen und Arbeit langfristig zu verzahnen. Ziel ist es, ein lebendiges und offenes Quartier zu schaffen. Die Bezahlbarkeit der Atelierflächen soll über einen städtebaulichen Vertrag gesichert werden.

Die Einigung, die unter der Moderation von Baustadtrat Ephraim Gothe erzielt wurde, sichert die Weiterentwicklung der bisher kulturell genutzten Flächen durch den Uferhallen e.V. in einem Betreibermodell, das eine Langfristigkeit und Selbstverwaltung ermöglicht.
Die städtebauliche Entwicklung und Gestaltung des insgesamt ca. 20.000 qm großen Areals erfolgt insbesondere unter Berücksichtigung denkmalfachlicher Belange mit einem
Bebauungsplanverfahren. Die Einigung sieht außerdem vor, dass der Vorhabenträger eine erste Baulückenschließung und Wiederherstellungen des Denkmalbestands bereits vorgezogen vornehmen darf. Über das Bebauungsplanverfahren soll außerdem die Art der Nutzungen in einem Sondergebiet auf den Verein zugeschnitten werden.

Hierzu erklären:

Verein Uferhallen e.V, Vorstand, vertreten durch Peter Dobroschke, Vorstand des Uferhallen e.V.: „Wir, als Vertreter der ansässigen Nutzer*innen und Mitglieder*innen des Uferhallen e.V., freuen uns, dass man sich mit der Unterzeichnung des LOI auf ein kooperatives Verfahren geeinigt hat, dessen Zweck der Erhalt des Kulturstandortes Uferhallen ist. Wir sehen dieses Ziel als erreicht an, wenn am Ende eine tatsächliche Langfristigkeit, Bezahlbarkeit und Selbstverwaltung der ansässigen Mieterschaft den Prozess abschließt. In den nächsten Monaten hoffen wir durch die Ausarbeitung des geplanten Generalmietvertrags mit der Uferhallen AG diesem Ziel einen deutlichen Schritt näher zu kommen. Dieser ist Grundlage für eine langfristige Sicherung des Kulturstandorts inklusive seines eigenständigen Charakters. Herzlichen Dank an alle politischen Verhandlungspartner für ihren Einsatz hierzu, vor allem dem Team aus dem Bezirksamt Mitte, dem Senat für Kultur, dem Landesamt für Denkmalschutz sowie dem Eigentümervertreter – aber auch an unsere externe Berater*innen sowie an die uns stadtweit unterstützenden Freund*innen der Uferhallen. Wir hoffen, dass dieses Projekt einen stabilen Weg aufzeigt, wie kulturelles Leben in einer sich immer stärker verdichtenden Stadt gesichert und auf eine lange Perspektive ausgebaut werden kann.“

Felix Fessard, Vorstand der UferHallen AG: „Wir sind froh, dass diese Einigung sowohl die langfristige Sicherung des Kulturstandorts Uferhallen gewährleistet als auch dessen bauliche Weiterentwicklung ermöglicht. Einen herzlichen Dank an Baustadtrat Ephraim Gothe, der diese Gespräche begleitet hat. Die Uferhallen sind ein Leuchtturmprojekt, weil sich Künstler*innen, Politik, Kulturverwaltung, Eigentümer, Architektur, Denkmalschutz und Stadtplanung einig sind, hier etwas schaffen zu wollen, was es so in Berlin noch nicht gibt.“

Der Senator für Kultur und Europa, Dr. Klaus Lederer: „Die Uferhallen mit ihrer derzeitigen Mischung aus künstlerischen und kulturellen Nutzungen zu erhalten, hat eine große Bedeutung für unsere Berliner Kulturlandschaft. Wichtige Kulturflächen langfristig mittels bezahlbarer Mieten für Bestandskünstler*innen über kooperative Planungsverfahren zu sichern, sollte m.E. in Berlin ‚Schule machen‘. Mir würden zumindest noch einige Kulturorte in Berlin einfallen, bei denen ich sehr gern ähnlich vorgehen würde, mir ähnliche Lösungen vorstellen kann.“

Landeskonservator Dr. Christoph Rauhut: „Der ehemalige Straßenbahnbetriebshof Gesundbrunnen ist ein verkehrsgeschichtlich bedeutsamer Standort Berlins und ein echter Identifikationsort. Mit der Vereinbarung soll die Sicherung und Etablierung der nachhaltigen Nutzung und eine denkmalverträgliche Herangehensweise im Umgang mit dem Bestand gelingen.“

Stadtrat Ephraim Gothe: „Ich bin dankbar dafür, dass nunmehr ein Interessenausgleich zwischen allen Beteiligten gefunden wurde und ein Bebauungsplanverfahren für die weitere Konkretisierung verabredet ist.“

Über die Uferhallen
Die Uferhallen sind ein denkmalgeschützter Gebäudekomplex in Berlin-Wedding (Uferstraße 8). Die erste Bebauung des Geländes als Transportbetriebshof erfolgte bereits 1873. Nach mehreren Um- und Zubauten erhielten die Uferhallen im Jahr 1931 ihre charakteristischen Klinkersteingebäude. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten die Berliner Verkehrsbetriebe bis 2007 die Uferhallen für die Instandhaltung ihrer Omnibusse. Auf dem Areal befinden sich zahlreiche kulturelle und künstlerische Einrichtungen wie Ateliers, Werkstätten, Studios, Konzert-, Veranstaltungs- und Proberäume. Seit 2017 ist die UferHallen AG Eigentümer des Areals.

Uferhallen e.V.
vorstand@uferhallen-ev.de
UferHallen AG
felix.fessard@uferhallen.de

Medienkontakt:
Bezirksamt Mitte, Bezirksstadtrat Ephraim Gothe, Tel.: (030) 9018-44600