Start des Sommerprogramms 2019 mit Ausstellungseröffnung in der Klosterruine Berlin

Pressemitteilung Nr. 215/2019 vom 16.05.2019

Die Bezirksstadträtin für Weiterbildung, Kultur, Umwelt, Natur, Straßen und Grünflächen, Sabine Weißler, informiert:

Am Freitag, 24. Mai 2019, 15 – 20 Uhr eröffnet das diesjährige Sommerprogramm in der Ruine der Franziskaner Klosterkirche mit der Ausstellung »Playground – for accepting your mortality« der lettischen Künstlerin Katrīna Neiburga und des Künstlers Andris Eglītis.

Zur Eröffnung sprechen:
Dr. Ute Müller-Tischler, Leiterin der Klosterruine sowie des Fachbereichs Kunst, Kultur und Geschichte, Bezirksamt Mitte von Berlin
I.E. Inga Skujina, Botschafterin der Republik Lettland
Solvej Helweg Ovesen, Kuratorin der Ausstellung

Performance und DJ-Set von Linhards Kulless & Co

Für das Sommerprogramm der Berliner Klosterruine werden regelmäßig zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler eingeladen, den offenen Raum des aus dem Mittelalter stammenden Bauwerks zu gestalten. Jedes Jahr entstehen im zerstörten Kirchenschiff der Franziskanerkirche neue Ausstellungen mit Performance- und Konzertprogrammen. An der Schnittstelle von Geschichte und Gegenwart entwickelte sich in den letzten Jahren ein zeitgenössisches Kulturprogramm, das die Architektur und Nutzungsgeschichte des Baudenkmals mit der aktuellen Wirklichkeit Berlins aus stets spannungsvollen Perspektiven verbunden hat.

Im kuratorischen Fokus des diesjährigen Sommerprogramms steht der mittelalterliche Garten als Ort des Wandels und Transformation. Vor dem Hintergrund überlieferter Vorstellungen vom Garten Eden und alchemistischer Wissenschaften, dem uralten Wunsch menschliches Leben zu verlängern, setzt sich das diesjährige Ausstellungs- und Performanceprogramm der Klosterruine mit dem Mythos »Paradies« und Utopien vom Überleben auseinander.

Sowohl im wörtlichen als auch metaphorischen Sinne beschäftigen sich die eingeladenen Künstler*innen aus heutiger Sicht mit den Potenzialen des mittelalterlichen Gartens und beziehen die kursierenden Szenarien der Apokalypse und Heilsversprechen der Gegenwart ein. Inmitten einer sich rasant verändernden Stadtlandschaft wird die Klosterruine im Zentrum Berlins abermals ein kontemplativer Rückzugsort und futuristischer Denkraum.

Auf Einladung von Ute Müller-Tischler und Solvej Helweg Ovesen haben das Künstlerpaar Katrīna Neiburga und Andris Eglītis zusammen mit Janis Noviks einen Alchemisten- und Skulpturengarten zum Thema Unsterblichkeit geschaffen. In einer installativen Trainingslandschaft entstehen in situ alternative Fitnessräume und Ruheplätze zum Entspannen. Mit der Installation PLAYGROUND setzen die Künstler*innen aus Riga ihr Interesse an hybriden Außeninstallationen fort, in denen Ruinen, Skulpturen, Körper, Bühnen und Stadtlandschaft miteinander verschmelzen. Statt der allgemeinherrschenden Untergangsstimmung nachzuhängen, will PLAYGROUND den Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit eröffnen, aktiv zu einer Lebendigkeit zu finden, die einschließt, sich auch mit der Sterblichkeit und dem eigenen Ende zu versöhnen. Mit minimalen und analogen, Designs und Gartentableaus erstellen die Künstlerinnen und Künstler verschiedene Stationen und Bühnen, zu denen u.a. ein futuristischer Sarg, ein langsames Karussell, ein Farn-Garten, ein Hängenetz, eine aufgebockte Lauf-Kanzel und eine selbst gezimmerte Bar gehören.

Parallel zur Ausstellung erforscht das von der interdisziplinären Plattform Creamcake kuratierte Musikprogramm PARADISE FOUND das Potenzial von Gärten als Zufluchtsorte, in denen es um Pflege und Fürsorge geht. Gegen die Romantik eines verlangsamten Lebens in einer immer hektischeren Welt, untersuchen sie die unterschiedlichen Lautstärken und Geschwindigkeiten von Be- und Entschleunigung, Konzentration und Kontemplation, Lärm und Stille. Welche Faktoren beschleunigen die eigene Zeit- und Umweltwahrnehmung, Geschichte und Gegenwart? Wodurch wird ein Abstand geschaffen, der nicht nur eine räumliche, sondern auch psychosoziale Unterbrechung herstellen kann? Das sind Überlegungen, an die auch das Performance-Programm CRUISING THE END TIMES, kuratiert von Christopher Weickenmeier, versucht anzuknüpfen. Den Tod nicht als Ende zu begreifen, sondern als Ausgangspunkt zu betrachten. Inmitten des 6. Massenaussterbens und einer um sich greifenden Sorge um die Klimaveränderung zielt die dreiteilige Performanceserie darauf ab, nicht die ominöse Angst vor der bevorstehenden Apokalypse zu kultivieren, sondern sich kritisch mit der Gewalt und der Nutzlosigkeit existierender, anthropozentrischer Zukunftsentwürfe auseinanderzusetzen.

Auch die apokalyptischen Vorhersagen Thurneyssers und das Massensterben durch Pest und Reformation haben die Menschen überlebt.

Ein schändlich fewr/ da slang brennt /Fellt/wils Gott / und nimmt auch sein end. Doch bis dahin noch viel werden gestraft / —- Fried widt gemacht/ hat nicht lang bestand…”
Leonhard Thurneysser, 1571

Weitere Informationen zur Geschichte und den Ausstellungen der Klosterruine finden Sie unter: www.klosterruine.berlin

Gefördert aus Mitteln der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Fonds für Ausstellungsvergütungen, dem Bezirkskulturfonds, dem Musikfonds und von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien

Mit freundlicher Unterstützung von EKJU, Lettland 100, Pranamat ECO, Rettenmeier Holding AG, State Culture Capital Foundation, Yes We Can und Andrzej Raszyk

Ruine der Franziskaner Klosterkirche
Klosterstraße 73a, 10179 Berlin | www.klosterruine.berlin
Öffnungszeiten: Mai – Oktober, Mo – So, 10 – 18 Uhr | Eintritt frei
Die Ruine der Klosterkirche ist barrierefrei zugänglich. Gäste mit Kommunikations- bzw. Assistenzhilfebedarf melden diesen bitte unter (030) 9018 37462 oder per E-Mail an info@klosterruine.berlin an.

Medienkontakt: #kulturmitte
Bezirksamt Mitte, Fachbereich Kunst und Kultur: Evelyn Gregel, Tel. (030) 9081 37 461