8. Charlottenburg-Wilmersdorfer Ehrenamtspreis

Martina Schmiedhofer, Bezirksstadträtin für Soziales, Gesundheit, Umwelt und Verkehr im Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, hat am Freitag, dem 14.09.2007, bei der Veranstaltung „Tag des Ehrenamtes“ auf dem Karl-August-Platz den 8. Charlottenburg-Wilmersdorfer Ehrenamtspreis verliehen. Sie freute sich über das vielfältige bezirkliche Engagement, das mit dem Charlottenburg-Wilmersdorfer Ehrenamtspreis mit insgesamt 4.000.- Euro Preisgeld gewürdigt und unterstützt werden konnte.

Gemäß dem Votum der Jury erhielt den ersten Preis die Malteser Suppenküche. Mit dem zweiten Preis wurde die Bezirksgruppe Charlottenburg-Wilmersdorf der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft e.V. ausgezeichnet. Den dritten Preis erhielten der Verein Leben mit Tieren e.V. für seinen Tierbesuchsdienst und das Team des Oxfam-Shops am Kurfürstendamm 146. Die Anerkennungspreise gingen zu gleichen Teilen an Barbara Marewski, Gisela Brendler, Sven-Patrick Barthel und Eckhard Biederbick. Alle Preisträger wurden für besonders gemeinwohlorientiertes, freiwilliges Engagement ausgezeichnet.

Erster Preis
Der erste Preis in Höhe von 1.200 Euro geht an die Malteser Suppenküche. Damit wird das herausragende Engagement für Obdachlose gewürdigt. Seit 5 Jahren organisieren Ehrenamtliche die Suppenküche der Malteser. Wochentags pünktlich um 12.30 Uhr essen täglich manchmal mehr als 70 Obdachlose in der Suppenküche. Jeden Mittwoch gibt es eine ärztliche Beratung, auch wenn die meisten Obdachlosen schon lange keine Krankenversicherung mehr haben. Sorgen der Obdachlosen werden von den ehrenamtlichen Mitarbeitern gehört und Hilfesuchende werden an die zuständigen Fachberatungsstellen weitergeleitet.

Zweiter Preis
Mit dem zweiten Preis in Höhe von 800,- Euro wird die Bezirksgruppe der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft e.V. (DLRG) für ihr vielfältiges, langjähriges Wirken im Bezirk geehrt. Seit 1952 bemüht sich die DLRG, besonders vorbildliche und gemeinnützige Leistungen zu erbringen, die den Tod durch Ertrinken vermeiden helfen. 1.500 Mitglieder machen Charlottenburg-Wilmersdorf zum größten Bereich der DLRG in Berlin. Rund 200 aktive Mitglieder leisten jährlich 12.000 Dienststunden in den Rettungsstationen Stößensee und Teufelssee. In 200 Einsätzen pro Jahr konnte Bürgerinnen und Bürgern in Notsituationen geholfen werden. Regelmäßige Betreuung erfahren Segelregatten und Schulschwimmen. Die Schwimmausbildung von Erwachsenen, insbesondere Migrantinnen, und die Kinderschwimmausbildung sind besonders relevante Tätigkeitsbereiche, da insbesondere die Altersgruppe der Kinder tragischerweise signifikant in den Statistiken der Ertrinkungsunfälle vertreten ist. Mehr als 250 Prüfungsabnahmen von Rettungsschwimmern, Kooperationen mit im Bezirk ansässigen Schulen in Form von Erste-Hilfe-Kursen, Beaufsichtigungen, Gestaltung von Rettungsschwimm-Aktionstagen, Betrieb eines in Berlin führenden Ausbildungsbereiches, umfangreiche Jugendarbeit, Aufklärung der Bevölkerung bei Informationsveranstaltungen, Einsatz in besonderen Gefahren- und Katastrophensituationen sind Zeichen des Engagements im Bezirk.

Dritte Preise
Mit einem dritten Preis in Höhe von insgesamt 600,- Euro wird die Arbeit des Vereins Leben mit Tieren e.V. geehrt. Der 1988 in Berlin gegründete Verein organisiert auf gemeinnütziger Basis die Begegnung von Mensch und Tier in sozialen Einrichtungen, um auf diese Weise den Alltag in Heimen zu bereichern und Kindern den sicheren Umgang mit Tieren zu vermitteln.
In Wilmersdorf unterhält der Verein ein Tiergehege im Seniorenwohnheim Wilmersdorf in der Lentzeallee. Das Tierhaus wird tagsüber gern von den Heimbewohnern und ihren Besuchern aufgesucht. Der tägliche Gang zu den Tieren fördert die Mobilität. Das Tiergehege zieht auch junge Familien mit kleinen Kindern aus der Nachbarschaft an, die so leicht in Kontakt mit den Heimbewohnern kommen.
Seit 1994 hat der Verein einen regelmäßigen Besuchsdienst mit Hunden für interessierte Senioren- und Pflegeheime, darunter auch einige Heime aus Wilmersdorf, eingerichtet. Zur Zeit besuchen ca. 65 ehrenamtliche Helfer regelmäßig einmal in der Woche Heime in ihrer Wohnumgebung. Ein Forschungsprojekt des Psychologischen Institutes der FU hat die Wirkung des Hundebesuchsdienstes evaluiert und die positive Wirkung auf die Heimbewohner bestätigt.
Seit April 2002 besuchen besonders ausgebildete Hundehalter mit eigens dafür geprüften Tieren Kindereinrichtungen. Die Kinder können bei den Besuchen viel über das Verhalten von Hunden lernen und Sicherheit im Umgang erwerben. Nebenbei schult der angeleitete Kontakt zu den Tieren auch den Umgang untereinander.
Der Kaninchen- und Meerschweinchenbesuchsdienst erreicht vor allem die bettlägerigen Patienten in Pflegeeinrichtungen. Das Streicheln des warmen Fells wirkt beruhigend. Besonders beliebt sind die Kaninchenstunden, wenn einmal in der Woche Kinder aus der benachbarten Kindertagesstätte daran teilnehmen.

Einen weiteren dritten Preis in Höhe von 600,- Euro erhält das Verkaufsteam des Oxfam-Shops am Kurfürstendamm 146. Seit fast 5 Jahren arbeiten ungefähr 50 Ehrenamtliche im Oxfam Shop am Kurfürstendamm. Es sind Berufstätige, Rentnerinnen und Rentner, Hausfrauen und Hausmänner, Studentinnen und Studenten und Erwerbslose im Alter von 16 bis 85 Jahren verschiedener Nationalitäten und sozialer Herkunft. Durch ihre gemeinsame Arbeit haben sie dazu beigetragen, dass der Oxfam-Shop im Stadtbezirk Charlottenburg-Wilmersdorf und weit darüber hinaus bekannt und fest etabliert ist. Oxfam Shops machen Überflüssiges flüssig, d.h. gespendete Waren werden verkauft. Von dem Erlös aus einem verkauften Kaffeeservice kann beispielsweise eine Handpumpe zur Trinkwasserversorgung in einem äthiopischen Dorf finanziert werden. Der Shop ist „das Gesicht“ der Organisation Oxfam und ein wichtiger Baustein in Oxfams Kampagnen- und Öffentlichkeitsarbeit. In diesem Zusammenhang ist die Beteiligung des Shop-Teams an vielen öffentlichkeitswirksamen Aktionen besonders erwähnenswert: z.B. die Gestaltung von Modenschauen, Beteiligung an Oxfams Kampagnen „Waffen unter Kontrolle“, „Deine Stimme gegen Armut“, Ausschank von fair gehandelten Produkten bei Shop-Jubiläen.

Anerkennungspreise
Der 21-jährige Patric-Sven Barthel gibt Schülerinnen und Schülern der Helen-Keller-Schule ehrenamtlich zweimal pro Woche Tanz- und Schauspielunterricht. Der ehemalige Schüler der Helen-Keller-Schule hat seine Schule nicht vergessen und ist engagiertes Mitglied im Förderverein der Schule. Außerdem organisiert er regelmäßig das Sommerfest der Schule. Die dabei stattfindende Tombola stattet er dabei mit interessanten Preisen aus. Am 08.12.2007 wird eine von ihm organisierte Benefizvorstellung für die Helen-Keller-Schule stattfinden. Sein Motto ist: Kinder sind unsere Zukunft, deshalb müssen wir ihnen helfen. Für dieses Engagement erhält er einen Anerkennungspreis in Höhe von 200,— Euro.

Eckhard Biederbick arbeitet seit 1996 ehrenamtlich als einer von 26 Emotionalen Begleitern bei der Berliner Aidshilfe. Funktion und Inhalt „emotionaler Begleitung“ ist es, Menschen mit HIV und Aids ihren oft schwierigen Lebensweg nicht allein gehen zu lassen. Oft sind sie die einzigen verlässlichen Menschen für HIV-positive Frauen und Männer, die durch ihre Erkrankung in die soziale Isolation geraten sind.
Seit 1997 besucht und begleitet Herr Biederbick einmal pro Woche einen Mann, dessen Partner 1996 verstarb. Der Mann war durch den Verlust und die eigene HIV-Infektion in Einsamkeit und Depression geraten. Einfühlsam und ruhig, ist Herr Biederbick für seinen Begleiteten der einzige Mensch, der ihm Verlässlichkeit, Akzeptanz, Wertschätzung und Kontinuität bietet. Er ist Freund, Zuhörer und gibt Mut und Lebenskraft. Seine Wertschätzung und Fähigkeit, das Andere, Fremde zu akzeptieren, erleben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Berliner Aidshilfe e.V. als großes Vorbild. Dieses Engagement wird ebenfalls mit 200,— Euro honoriert.

Eine Sehbehinderung ließ Frau Brendler 2001 eine berufliche und private Zäsur erfahren, die sie in Kontakt mit dem Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein gegr. 1874 e.V. brachte und mit dem Gedanken der Selbsthilfe vertraut machte, der auf einem ständigen Geben und Nehmen beruht.
Weil Sehbehinderte die kulturellen Angebote der Stadt nur eingeschränkt und in Begleitung nutzen können, und um den Kontakt untereinander zu stärken, entwickelte Frau Brendler ein attraktives Angebot aus monatlich ein bis zwei gut besuchten Veranstaltungen wie Lesungen, Diskussions- und Beratungsrunden. Bei geführten Stadterkundungen gibt Frau Brendler Hinweise, wie sich Blinde eigenständiger in ihrem Kiez sowie im Straßenverkehr orientieren können. Sie pflegt ein gut funktionierendes Netzwerk mit Einrichtungen des Bezirks. Dadurch werden Blinde selbstverständlich in die Veranstaltungen anderer integriert. In der Gartenarbeitsschule des Bezirks nehmen Blinde und Sehbehinderte am Sommerfest teil und treffen sich zum Adventsbasteln. Frau Brendler hat Kooperationen mit verschiedenen Schulen im Bezirk initiiert, um den Austausch der Generationen zu fördern. Schüler treten mit Konzerten und Theateraufführungen vor Sehbehinderten auf. Zuvor spricht sich Frau Brendler mit den betreuenden Pädagogen der Schulen genau ab, die wiederum ihre Schüler auf die Sehbehinderung der Zuschauer und Zuhörer vorbereiten und so Bühnenbild und Kostüme für ihr nichtsehendes Publikum beschreiben lassen. Für dieses Engagement wird Gisela Brendler mit einem Anerkennungspreis in Höhe von 200,— Euro ausgezeichnet.

Frau Marewski leitet seit 2001 ehrenamtlich einen Gymnastikkurs für Frauen, der dank der großen Nachfrage mittlerweile in drei Gruppen zu etwa je 10 Teilnehmerinnen im „Mieterclub“, Neue Christstraße 8, stattfindet. Die Frauen kommen aus der Türkei, dem Iran, aus Finnland, Mexiko, aber auch aus Deutschland. Die Kurse sind offen für jeden, es gibt keine Einschränkungen, Formalitäten oder Verpflichtungen. Die ehrenamtliche Tätigkeit von Frau Marewski ist in jeder Hinsicht vorbildlich, stellt sie doch eine Integrationsleistung auf der Grundlage der Freude und des gemeinsamen Erlebens dar. Mit dem Preisgeld könnte die Gruppe kleine Sportgeräte anschaffen oder auch gemeinsame Ausflüge veranstalten. Dieses besondere Engagement wird mit einem Anerkennungspreis in Höhe von insgesamt 200,- Euro gewürdigt.