Fördervorhaben: Uferrenaturierung durch Wasserpflanzenetablierung im Lietzensee im Einklang mit dem Gartendenkmal

Vorarbeiten zur Sanierung des Lietzensees kommen voran

Im Rahmen des Fördervorhabens „Uferrenaturierung durch Wasserpflanzenetablierung im Lietzensee im Einklang mit dem Gartendenkmal“ sollen zur Herstellung des ökologischen Gleichgewichts im See Wasserpflanzen über ein neuartiges Verfahren eingesetzt werden. Zur aktuellen Pressemitteilung des Bezirksamtes vom 21.04.2022.

Projektkennziffer: 1352-R6-B

Laufzeit: 08.2021-12.2023

  • Denkmalgeschützte Uferbefestigung am Lietzensee

    Denkmalgeschützte Uferbefestigung am Lietzensee

  • Grosse Kaskade am Lietzensee

    Grosse Kaskade am Lietzensee

  • Blick von der Gartenwirtschaft Stella auf den Lietzensee

    Blick von der Gartenwirtschaft Stella auf den Lietzensee

  • Geplante Filterschicht bepflanzt

    Geplante Filterschicht bepflanzt

Veranlassung

Der im Berliner Ortsteil Charlottenburg liegende Lietzensee ist eine grüne Oase mitten in Berlin und bietet den Anwohnern und Gästen der Stadt ein Ort zur Ruhe und Erholung. Der gesamte weitläufige Lietzenseepark inkl. des Lietzensees steht als Gartendenkmal unter Denkmalschutz.

Der Lietzensee ist ein von Grundwasser gespeistes, relativ flaches Gewässer und besitzt eine 6,4 ha große Wasserfläche. Er wird optisch zweigeteilt durch den Fahrdamm der Neuen Kantstraße. Lediglich ein schmaler Wasserdurchlass verbindet den nördlichen und den südlichen Teil. Die Uferlinie des Lietzensees ist vollständig als befestigtes Ufer durch eine Konstruktion aus Eichenbohlen und -kanthölzern ausgebaut. Wasserdurchlässiges Trennvlies wurde uferseitig als Sperre an Bohlen befestigt. Aufgrund der Uferverbauung ist eine natürliche Uferzone mit ausgedehnten Pflanzenbeständen im Lietzensee nicht vorhanden.
Naturnahe Uferzonen haben vielfältige wichtige ökologische Funktionen und limnologische Bedeutung. Sie tragen sowohl zum Artenreichtum als auch zur Herstellung des ökologischen Gleichgewichts und zur natürlichen Zusammensetzung der Fischpopulation bei. Fische wie der Hecht benötigen zur Fortpflanzung sogenannte „Unterwasserweiden“, um ihren Laich geschützt abzulegen. Nicht nur Hechte, sondern auch verschiedene andere Kleinlebewesen, wie Libellen, Wasserkäfer, Schnecken, aber auch verschiedene Fischarten und Vögel, sind auf bewachsene Uferzonen angewiesen, die einen natürlichen Übergang vom Land ins Wasser darstellen. Darüber hinaus tragen naturnahe Uferzonen zu einer Verbesserung der Wasserqualität bei, indem sie dem See Nährstoffe entziehen und Sauerstoff an das Gewässer abgeben.

Die Wasserqualität im See ist darüber hinaus eng mit der Grundwasserqualität des Zustroms verbunden, da der Lietzensee ein vom Grundwasser gespeicherter See ist. Voruntersuchungen im Grundwasser zeigen z. T. hohe P-Konzentrationen im Sickerwasser und Grundwasser im Einzugsgebiet des Lietzensees. Darüber hinaus ist es bekannt, dass Kolmationsprozesse, die durch Ablagerung von feinen organischen Materialen (in diesem Fall Blaualgen) hervorgerufen werden, das Porenvolumen des Sohlsubstrates reduzieren und die Gewässersohle verfestigen. Diese Prozesse wirken sich auf die hydraulische Wechselwirkung zwischen See- und Grundwasserkörper und somit auch auf die Seewasserqualität aus.

Durch die fehlende Ufervegetation und das hohe Nährstoffangebot, vor allem an Phosphor, treten aktuell ganzjährig dominierende schädliche Blaualgen (Cyanobakterien) im Lietzensee auf, die bei Kontakt mit dem belasteten Wasser eine erhebliche gesundheitliche Gefahr für Mensch und Tier darstellen.

Ziele

Ziel des Fördervorhabens ist die Etablierung von Wasserpflanzen zur Wiederherstellung von naturnahen Lebensräumen, zur Schaffung von Fortpflanzungsmöglichkeiten für den Hecht sowie zur nachhaltigen und dauerhaften Herstellung des ökologischen Gleichgewichts im Lietzensee.

Methoden

Zur Verbesserung der Wasserqualität des Lietzensees wurde von Oktober bis Dezember 2020 eine erste Seesanierungsmaßnahme durchgeführt. Darauf aufbauend und begleitend zu den derzeitigen Arbeiten zur Wasserstandsregulierung sollen die Maßnahmen zur Uferrenaturierung im Rahmen des genannten Projektes umgesetzt werden. Da der Lietzensee ein Bestandteil des Gartendenkmals Lietzenseepark ist, müssen geplante Maßnahmen mit dem Denkmalschutz abgestimmt werden. So erfolgt die Uferrenaturierung, also die Wiederherstellung von naturnahen Lebensräumen, ausschließlich auf der Seeseite.

Die dazu notwendigen Maßnahmen enthalten mehrere Elemente:
  • Durchführung von hydrogeologischen Untersuchungen zur Ermittlung der Hydraulik und Nährstoffbilanz im Grundwasser, um die Maßnahmen zur naturnahen Gestaltung langfristig zu sichern
  • Einbringen von bepflanzten Filterboxen entlang der circa 2000 m langen seeseitigen Uferlinie
  • Aufbereitung von Nährstoffen aus Grund- und Seewasser über eine vertikale Durchströmung der Filterboxen
  • Durchführung von limnochemischen und planktologischen Wasseruntersuchungen, Erfassung von Wasserpflanzen und Fischbeständen vor und nach der Uferrenaturierung zur Bewertung des nachhaltigen Erfolgs der Uferrenaturierungsmaßnahme und der Übertragbarkeit der Maßnahme auf andere Seen

Die Ausschreibungen zu den vorbereitenden Maßnahmen sind abgeschlossen. Darauf aufbauend ist ab 2022 mit der Ausschreibung für die Anlagenprojektierung zu rechnen.

Förderhinweis

Das Vorhaben „Uferrenaturierung durch Wasserpflanzenetablierung im Lietzensee im Einklang mit dem Gartendenkmal“ (Projektlaufzeit: 08/2021 bis 12/2023) wird mit rund 2,3 Mio € im Berliner Programm für Nachhaltige Entwicklung (BENE) gefördert aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung und des Landes Berlin (Förderkennzeichen 1352-R6-B). Dieses Vorhaben wurde als Teil der Reaktion der Union auf die Covid-19-Pandemie finanziert.

Logo des EFRE mit Flagge der EU undText Europäische Union Europäischer Fonds für regionale Entwicklung sowie Logo der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Berlin mit Berliner Bär

Logo des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und Logo der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Berlin