129. Kiezspaziergang am 8.9.2012

Vom Ernst-Reuter-Platz zum Kurfürstendamm

Klaus-Dieter Gröhler, 8.9.2012, Foto: KHMM

Klaus-Dieter Gröhler, 8.9.2012, Foto: KHMM

Bezirksstadtrat Klaus-Dieter Gröhler

Treffpunkt: U-Bahnhof Ernst-Reuter-Platz, Ausgang Hardenbergstraße Ecke Bismarckstraße
ca. 3,7 km

Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 129. Kiezspaziergang. Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann ist zum Partnerschaftsbesuch in Linz. Mein Name ist Klaus-Dieter Gröhler, und ich bin Bezirksstadtrat für Bürgerdienste, Weiterbildung, Kultur, Hochbau und Immobilien.

Kartenskizze

Kartenskizze

Als Kulturstadtrat will ich Ihnen an ausgewählten Beispielen zeigen, wie viel Raum für Kunst und Kultur die City West rund um die Universität der Künste zu bieten hatte und hat.
Wir werden über das TU-Gelände, die Straße des 17. Juni und die Fasanenstraße den Kurfürstendamm erreichen.
Bevor wir beginnen, möchte ich Ihnen den Treffpunkt für den nächsten Kiezspaziergang mitteilen. Wie immer wird er wieder am zweiten Samstag des Monats stattfinden, also am 13. Oktober ab 14.00 Uhr, dann wieder mit Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann. Ziel wird die Mierendorff-Insel sein, also das Gebiet rund um den Mierendorffplatz, das von der Spree, vom Westhafenkanal und vom Charlottenburger Verbindungskanal umflossen wird. Anlass ist ein Jubiläum: Vor 100 Jahren wurde der Mierendorffplatz vom Charlottenburger Gartendirektor Erwin Barth angelegt.
Start ist am Samstag, dem 13. Oktober, um 14.00 Uhr am S- und U-Bahnhof Jungfernheide. Das erste Ziel wird die Gustav-Adolf-Kirche sein, in der von der Inselkunstgruppe Mierendorffplatz eine InselKunst-Ausstellung gezeigt wird. Dann wird es im großen Bogen an der Spree entlang zum Haus am Mierendorffplatz gehen, wo die 100-Jahre-Mierendorffplatz-Ausstellung zu besichtigen sein wird.

Am Ernst-Reuter-Platz, 8.9.2012, Foto: KHMM

Am Ernst-Reuter-Platz, 8.9.2012, Foto: KHMM

Ernst-Reuter-Platz
Aus der früheren Straßenkreuzung “Am Knie” wurde 1953 der Ernst-Reuter-Platz, benannt kurz nach dem Tod des ersten Regierenden Bürgermeisters von West-Berlin.
Der Platz wurde nach Planungen des Architekten Bernhard Hermkes Ende der 50er Jahre angelegt und ist ein typisches Beispiel für die städtebaulichen Vorstellungen von der autogerechten Stadt, wie sie von den 1950er bis zu den 1970er Jahren vorherrschte.
Der Platz wurde mit 180 Metern Durchmesser zum größten Rundplatz Berlins. Zuletzt wurde 1960 die Mittelinsel mit Wasserspielen und Hauptfontäne durch Werner Düttmann gestaltet. Zur Mittelinsel führt ein Fußgängertunnel.
Am 30. November 2011 fand die erste Standortkonferenz “Ernst-Reuter-Platz” statt, an der sich auch Edzard Reuter, der Sohn von Ernst Reuter, beteiligte.
Der Platz soll lebendiger werden, nicht nur für Autos. Allerdings sind Veränderungen nicht einfach, weil sowohl der Platz selbst wie auch alle ihn umgebenden Gebäude als herausragende Beispiele der Nachkriegsmoderne unter Denkmalschutz stehen. Studenten haben schon erste Ideen für den Platz entwickelt wie zum Beispiel Ampeln im Kreisverkehr, damit Fußgänger den Platz überqueren können. Am Ende soll der Ernst-Reuter-Platz als Zentrum des Campus Charlottenburg erlebt werden können.

Ernst-Reuter-Pl. 2: OrangeLab im CB-Haus
Das Haus am Ernst-Reuter-Platz Nr.2 wurde 1960/61 von Rolf Gutbrod und Hermann Kiess für IBM erbaut. Heute residiert hier die Kommunikationsagentur CB.e. mit ihrem OrangeLab, das vom 10. bis zum 16. September eine Architekturwoche veranstaltet. Hier treffen Wirtschaft und Kunst in einem kreativen Zentrum zusammen, um neue Ideen für die Vermarktung von Produkten zu entwickeln.
Ernst-Reuter-Pl. 3-5: Schweinske
Im Juni 2005 eröffnete Birger Butenschön aus Hamburg sein Berliner Schweinske-Lokal, nachdem die Kette in Hamburg großen Erfolg hatte. Hier in Berlin gibt es nicht nur preiswertes Essen in einem familienfreundlichen Lokal, sondern auch seit 2006 in jedem Jahr an Heiligabend ein kostenloses Weihnachtsmenü und anschließend Geschenke für jeweils 100 Bedürftige Menschen mit Kindern. Dafür wurde der Geschäftsführer Birger Butenschön im letzten Jahr mit der Bürgermedaille des Bezirks ausgezeichnet. In diesem Jahr hat er am 5. August ein großes Kinderfest veranstaltet, bei dem Kinder kostenlos Essen und Trinken und viele Geschenke bekamen.

Ernst-Reuter-Pl. 7: Telefunken-Hochhaus (Telekom)
Das 22stöckige, 80 Meter hohe Haus am Ernst-Reuter-Platz Nr.7 wurde 1958-60 von Paul Schwebes und Hans Schoszberger als erstes Berliner Gebäude mit mehr als 20 Stockwerken gebaut. Bekannt wurde es als Telefunken-Hochhaus bzw. als “Haus der Elektrizität”. Später wurde das Haus von der Technischen Universität Berlin übernommen. Inzwischen betreibt sie hier gemeinsam mit der Deutschen Telekom die Forschungseinrichtung T-Labs. Diese Telekom Innovation Laboratories sind der zentrale Forschungs- und Innovationsbereich der Deutschen Telekom. Hier werden neue Anwendungsbereiche für Handy- und Computertechnik erforscht, von denen wir noch gar nicht wissen, dass wir jemals auf die Idee kommen könnten, sie zu benützen. Aber kaum sind sie auf dem Markt, geht es nicht mehr ohne sie.

Ernst-Reuter-Pl. 8: Osram-Haus (Teles)
Das 9stöckige Bürohaus am Ernst-Reuter-Platz Nr. 8 wurde 1956/57 von Bernhard Hermkes für die Verwaltung der Osram GmbH errichtet. Heute leuchtet der Schriftzug Teles vom Dach. In dem Gebäude befand sich einst Osrams “Lichtmuseum”, in dem die Entwicklungsgeschichte der elektrischen Glühlampe dokumentiert wurde. Seit 2009 hat die Teles Group hier ihren Sitz. Sie wurde 1983 von Prof. Sigram Schindler als Teles GmbH gegründet. Schindler war an der TU bis 1998 Professor für Telekommunikation. 1997 wählte ihn das Manager Magazin zum High-Tech-Manager des Jahres. Die Firma Teles ist heute ein deutscher Konzern, der Infrastruktur-Systeme für Telekommunikationsnetze entwickelt und Internet-Dienste vermarktet. Dazu passt die Firma Gravis, die als Deutschlands größter Apple-Händler seit Anfang 2007 in dem zweistöckigen Nebengebäude ihr Berliner Hauptgeschäft betreibt, den sogenannten Apple-Flagship-Store.

Ernst-Reuter-Pl. 9-10: SRH-Hochschule
Das Büro- und Geschäftshaus der Firma Pepper daneben am Ernst-Reuter-Platz 9-10 wurde 1963 von Sobotka & Müller gebaut. Darin ist seit 2002 die SRH Hochschule Berlin untergebracht, eine private, staatlich anerkannte Fachhochschule im Hochschulverbund der “Stiftung Rehabilitation Heidelberg”. Hier werden staatlich anerkannte Bachelor-Studiengänge der Fachrichtungen “Wirtschaft – Business Administration” und “Informations- und Kommunikationsmanagement” angeboten, die jeweils nach drei Jahren mit einem Bachelor of Arts (B.A.) abschließen. Der Wirtschaftsstudiengang kann sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache, der Masterstudiengang nur in englischer Sprache studiert werden.

Straße des 17. Juni 152: Architekturgebäude der TU
Das Architekturgebäude der Technischen Universität wurde 1963-68 von Bernhard Hermkes gebaut, der dazugehörige Flachbau von Hans Scharoun. Das Gebäude wurde von 1991 bis 93 asbestsaniert, und die Fassade wurde vollständig erneuert.
Davor wurde 1963 die Skulptur “Flamme” von Bernhard Heiliger aufgestellt. Sie ist dem Andenken Ernst Reuters gewidmet.

Marchstraße
Die Marchstraße wurde bereits 1863 benannt nach dem Keramiker und Tonwarenfabrikanten Ernst March, der von 1798 bis 1847 lebte. Er war Keramiker und Töpfermeister und gründete 1836 auf dem Gelände zwischen der heutigen Marchstraße, der Straße des 17. Juni und dem Landwehrkanal, dem sogenannten ‘Thiergartenfeld’ die Tonwarenfabrik Ernst March und Söhne. Wir werden jetzt mitten in dieses Gelände der ehemaligen Tonwarenfabrik hineingehen.

Villa Bell, 6.9.2012, Foto: KHMM

Villa Bell, 6.9.2012, Foto: KHMM

TU-Campus hinter dem Architektur-Gebäude, Villa Bell
Wir befinden uns hier auf dem Gelände der früheren Tonwarenfabrik Ernst March und Söhne. Der Keramiker und Töpfermeister Ernst March entwickelte seine Töpferei seit 1836 hier auf dem damaligen sogenannten ‘Thiergartenfeld’ zum bedeutendsten Unternehmen der keramischen Industrie auf dem europäischen Kontinent. Er wurde zum Tonwarenfabrikanten und produzierte alles, von Tonformen für die Zuckerindustrie, Hartsteingut-Gebrauchsgeschirr über Baukeramik, Wasserrohre, Schmuckfiguren, Garten-Vasen, Ziegeln und Mosaiksteine bis zur Technischen Keramik, besonders für die Chemische Industrie. Die Erzeugnisse der Tonwarenfabrik March sind als Terrakotten, als Ornamente, Pilasterkapitelle, Balustradenschmuck, Reliefs undsoweiter an vielen wichtigen Berliner öffentlichen Gebäuden bis heute gut erhalten: zum Beispiel am Roten Rathaus, am Martin Gropius Bau und an der Friedrich Werderschen Kirche.
Nach dem frühen Tod des Gründers 1847 führte seine Witwe Sophie March das Unternehmen bis zur Übergabe an die Söhne Paul und Emil weiter und wurde eine der bedeutendsten Unternehmerinnen des 19. Jahrhunderts – eine absolute Ausnahmeerscheinung in der ansonsten männerdominierten Industrie. Unter Pauls Sohn Albert fusionierte die Fabrik 1902 mit anderen Unternehmen der Branche zur “Vereinigten Tonwarenwerke AG”, 1904 wurden die Fabrikationsanlagen auf diesem Gelände aufgegeben, denn Charlottenburg hatte sich zur Großstadt gewandelt, rund um die Fabrik waren immer mehr Villen entstanden, und die Bewohner fühlten sich durch die Fabrik gestört. Einer von ihnen war Nobelpreisträger Theodor Mommsen, dessen Haus an der damas nach Sophie March benannten Sophienstraße lag.

Atelier von Bruno Schmitz
Auch der bekannte Architekt Bruno Schmitz baute von 1904 bis 1906 hier an der Sohienstraße 11 sein Wohn- und Atelierhaus, in der bis zu seinem Tod 1916 lebte und arbeitete.
Berühmt wurde er durch die von ihm geschaffenen Denkmäler: das Kyffhäuserdenkmal in Thüringen, das Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck am Zusammenfluss von Rhein und Mosel in Koblenz, das Kaiser-Wilhlem-Denkmal an der Porta Westfalica und das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig.
Das Wohn- und Atelierhaus hatte vier Stockwerke. In den beiden oberen Etagen befanden sich ein großer Atelierraum, eine Bibliothek und drei Zeichensäle.
Das Haus erregte als Teil einer Reihe von Einfamilienhäusern in der Sophienstraße wegen seiner modernen Gestaltung mit Jugendstilelementen und seiner geschickten Raumausnutzung das Aufsehen der Architekturkritik.
Es wurde im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört und im Zuge von Neubauten für die TU abgerissen.

1950 wurde die Sophienstraße umbenannt in Bellstraße nach dem amerikanischen Erfinder Alexander Graham Bell. 1963 wurde die Straße entwidmet und in den TU-Campus einbezogen.
Die Villa Bell ist die einzig übriggebliebene vom damaligen Villenviertel. Sie besteht aus zwei aneinander gebauten Häusern. Die anderen Häuser an der ehemaligen Sophienstraße bzw. Bellstraße wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört und nach dem Krieg abgerissen. Die Villa Bell dient der TU heute als Kita, AStA-Büro und Café. Sie ist umgeben vom TU-Campus mit den Instituten für Architektur, Heizungs- und Klimatechnik, Luft- und Raumfahrt, Elektrotechnik, Nachrichtentechnik, Wasserbau und Wasserwirtschaft und Mathematik.

Gedenktafeln für Guardini und Slaby, 6.9.2012, Foto: KHMM

Gedenktafeln für Guardini und Slaby, 6.9.2012, Foto: KHMM

Straße des 17. Juni, Weg zwischen den Hausnummern 144 und 152: Gedenktafeln Romano Guardini und Adolf Slaby
Die beiden Berliner Gedenktafeln, Porzellantafeln der KPM, wurden hier, an der Rückseite des TU-Architektur-Gebäudes, am 7.Oktober 1988 enthüllt:
In dem hier vormals stehenden Hause
- Sophienstraße 4 -
wohnte der katholische Theologe und
Religionsphilosoph
ROMANO GUARDINI
17.2.1885- 1.10.1968
Professor für Religionsphilosophie und
christliche Weltanschauung in Berlin
Guardini gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der katholischen Weltanschauung des 20. Jahrhunderts.

In dem hier vormals stehenden Hause
- Sophienstraße 4 -
lebte von 1885 bis 1913 der Pionier der Funktechnik
ADOLF SLABY
18.4.1849 – 6.4.1913
erster Professor der Elektrotechnik an der
Technischen Hochschule Charlottenburg
Mitbegründer der Telefunken AG

1883 wurde Slaby Professor an der TH. Berühmt wurde er hier für seine perfekt vorgetragenen Veranstaltungen. Slaby fand, dass die theoretischen Vorlesungen unbedingt mit Praktika verbunden werden sollten, was ihm die großzügige Unterstützung der Industrie ermöglichte: 1884 gründet er mit einem Kollegen ein Elektrotechnisches Laboratorium. So wurde Berlin zur bedeutendsten Ausbildungsstätte für die noch junge Elektrotechnik. Schließlich beschäftigte er sich mit Fragen der Funkübertragung und machte sie populär.

Technische Universität Berlin
Der Blick auf die Technische Universität zeigt uns eine beeindruckende Mischung aus alt und neu. Der so genannte Erweiterungsbau gleich neben dem Hochhaus für Berg- und Hüttenwesen stammt ebenso aus dem 19. Jahrhundert wie die beiden erhalten gebliebenen Seitenflügel des Haupthauses.
Die TU ist aus verschiedenen Vorgängereinrichtungen hervorgegangen: 1770 gründete Friedrich II die Bergakademie, 1799 wurde die Bauakademie gegründet und 1821 die Gewerbeakademie. 1879 entstand schließlich durch die Verschmelzung von Bau- und Gewerbeakademie die Königlich Technische Hochschule. Sie wurde an die Peripherie der damals selbständigen Stadt Charlottenburg verlagert.
Seit 1878 wurde das Hochschulviertel zwischen der Hardenbergstraße und der heutigen Straße des 17. Juni (damals Berliner Straße) schrittweise aufgebaut und erweitert, seit 1958 auch nördlich der Straße des 17. Juni.
1950 eröffnet die Technische Hochschule eine Humanistische Fakultät und wurde damit zur Technischen Universität. Heute ist sie die größte TU Deutschlands mit rund 30.000 Studentinnen und Studenten.
Das monumentale Hauptgebäude von 1878 wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört. 1965 errichtete Kurt Dübbers die neue Hauptfront als aluminiumverkleideten zehngeschossigen Neubau mit einem vorgelagerten fensterlosen Auditorium Maximum.

Raumplastik, 6.9.2012, Foto: KHMM

Raumplastik, 6.9.2012, Foto: KHMM

Straße des 17. Juni 124: Raumplastik
Die Raumplastik von Friedrich Gräsel wurde 1970 vor dem Institut für Technische Chemie der Technischen Universität Berlin aufgestellt. Es ist ein 4,5 Meter hohes Ensemble aus drei roten, gleich großen hochgestellten Würfeln aus Eternitrohren. Die Skulptur erinnert an bauliche Installationen, aber auch an Pflanzen oder erhobene Fäuste. Sie ist ein Beispiel für eine Kunstrichtung, die mit Industrieprodukten arbeitet.

Straße des 17. Juni 135: Institut für Chemie
Von den Ende des 19. Jahrhunderts errichteten Gebäuden ist vor allem das ehemalige Chemische Laboratorium und heutige Institut für Chemie im Stil Florentiner Palazzi bemerkenswert. Es steht kurz vor dem Charlottenburger Tor an der Straße des 17. Juni Ecke Fasanenstraße.

Charlottenburger Tor
Ursprünglich befand sich an dieser Stelle ein von August Stüler 1857 erbautes Steuereinnahmehäuschen. Es wurde 1907 abgerissen. Das Tor wurde 1908 von Bernhard Schaede an der damaligen Charlottenburger Chaussee als Stadteingang und Pendant zum Brandenburger Tor erbaut. Es ist eine kolonnadenartige Toranlage mit überlebensgroßen Bronzestandbildern des Stadtgründers Friedrich I. mit Szepter und Hermelin sowie Sophie Charlottes mit dem Modell des Charlottenburger Schlosses von Heinrich Baucke.
1937 wurde das Tor im Zuge des Ausbaus der Ost-West-Verbindung zur nationalsozialistischen Via Triumphalis von ursprünglich 20 Metern auf 34 Meter auseinandergerückt.
Von Ende 2004 bis zum Frühjahr 2007 wurde das Tor durch die Stiftung Denkmalschutz Berlin aufwändig saniert und restauriert.
2005 gründete sich ein Freundeskreis für das Charlottenburger Tor, der 2007 im Keller des Tores ein Museum eröffnete, das auf Schautafeln über die Geschichte des Tores informiert. Auch der Aufstieg auf das mehr als 20 Meter hohe Plateau über 68 Stufen ist möglich.
Ebenfalls von der Stiftung Denkmalschutz Berlin wurden die beiden 20 Meter hohen Kandelaber auf der Charlottenburger Brücke gegenüber den Torflügeln mit den jeweils acht Bogenlampen wiederhergestellt und das steinerne Brückengeländer saniert. Die von Albert Speer entworfenen Leuchten wurden auf der Brücke entfernt.
Damit wurde die gesamte Charlottenburger Brücke weitgehend originalgetreu wiederhergestellt, wie man sie auf alten Postkarten bewundern kann.
Die Grenze zum Bezirk Mitte verläuft hier von der Fasanenstraße bis zur S-Bahn-Brücke südlich an der Straße des 17. Juni entlang. Der Tiergarten liegt also vollständig im Bezirk Mitte. Dazu gehört auch die Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffsbau, die 1975-76 von Ludwig Leo gebaut wurde. Die Bezirksgrenze bildet hier einen spitzen Winkel und verläuft weiter entlang der Müller-Breslau-Straße.

Müller-Breslau-Straße
Die Müller-Breslau-Straße wurde 1967 benannt nach dem Ingenieur Heinrich Müller-Breslau. Er wurde 1851 in Breslau geboren, kam 1888 als Professor an die Technische Hochschule in Charlottenburg und wurde später ihr Rektor. Er starb 1925 in Berlin.

Fasanenstraße
Die Fasanenstraße verläuft von der Müller-Breslau-Straße bis zum Hohenzollerndamm und erhielt ihren Namen bereits 1867. König Friedrich II ließ hier 1755 einen königlichen Fasanerie-Garten mit Gehege anlegen. Dieser musste 1841 dem Zoologischen Garten Platz machen und wurde nach Potsdam verlegt.

Musikhochschule, 8.9.2012, Foto: KHMM

Musikhochschule, 8.9.2012, Foto: KHMM

Fasanenstr. 1b: Musikhochschule
Die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst wurde 1898-1902 von Kayser & Großheim gebaut. Die Flügelbauten wurden im Krieg zerstört. Heute ist die Hochschule Teil der Universität der Künste.

Fasanenstr. 88: Volkswagen-Universitätsbibliothek
Die gemeinsame Bibliothek von TU und UDK, wurde 2004 eröffnet. Architekten waren Lothar Jeromin und Walter A. Noebel. Auf 5 Etagen mit etwa 30.000 qm können 3 Millionen Medien untergebracht werden. Bund und TU bezahlten jeweils 25 Mio EUR, VW 5 Mio EUR.
Zum Angebot gehören rund 2,7 Mio Bücher und Zeitschriften, multimediale und digitale Medien sowie der umfangreichste und historisch bedeutsamste Bestand an Notendrucken unter den deutschen Musikhochschulbibliotheken. In den Lesesälen stehen 650 Plätze mit besten Voraussetzungen für die elektronische Recherche zur Verfügung.

Energie-Plus-Haus, 8.9.2012, Foto: KHMM

Energie-Plus-Haus, 8.9.2012, Foto: KHMM

Fasanenstr. 87: Bundesamt, Energie-Plus-Haus
1876 errichtete Gustav Voigtel auf diesem Gelände die Königliche Artillerie- und Ingenieurschule. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg bei Luftangriffen schwer beschädigt. 1954-56 baute Hermann Fulge hier das Verwaltungsgebäude der Sondervermögens- und Bauverwaltung des Senators für Finanzen. 1974 wurde davor die mehrteilige Skulptur Stadtzeichen von Otto Herbert Hajek aufgestellt. 1998 zog das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung ein.
2011 wurde auf dem Gelände ein Energie-Plus-Haus gebaut. Es ist ein Prototyp mit 130 qm Wohnfläche. Es wurde am 7.12.2011 von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesbauminister Peter Ramsauer eröffnet. Eine vierköpfige Test-Familie wohn für ein Jahr in dem Haus und wird von der Fraunhofer-Gesellschaft wissenschaftlich begleitet. Das Haus soll doppelt so viel Energie erzeugen wie es verbraucht.
Mit dem überschüssigen Strom sollen Elektroautos vor der Tür betankt werden. Gebaut wurde das Haus von dem Stuttgarter Ingenieurbüro Werner Sobek, das einen Wettbewerb des Bundesbauministeriums gewonnen hatte. Alle Außenwände wurden mit Fotovoltaik-Modulen ausgestattet, die Wärmedämmung ist hocheffizient, alle Elektrogeräte wurden nach ihrer Sparsamkeit ausgewählt.

Hardenbergstr. Ecke Fasanenstraße: Konzertsaal
Der Konzertsaal der Universität der Künste wurde 1949-54 von Paul C. Baumgarten an Stelle des südlichen Flügels der ehemaligen Hochschule für Musik errichtet. Hier spielten die Philharmoniker unter Karajan bis zur Fertigstellung der Philharmonie 1963. 1971-75 wurde in der Fasanenstraße eine Studiobühne angebaut.
Auf dem Vorplatz wurde 1983 die Schwarze PVC-Skulptur von Hans Nagel aufgestellt. Nagel konnte die Aufstellung seines Werkes nicht mehr erleben. Er lebte von 1926 bis 1978. Die Plastik ist etwa 5 m lang, 5 m breit und 3 m hoch. Schwarze PVC-Röhren und -quader sind in drei Gruppen angeordnet und miteinander verbunden. Die gebündelten und sich windenden Röhren bilden links ein Tor.

Hardenbergstraße 33: Universität der Künste
Das Hauptgebäude der Universität der Künste wurde 1898-1902 von Kayser & von Großheim als neobarocker schlossartiger Bau um ursprünglich vier Innenhöfe errichtet. Im hinteren Teil gruppieren sich die Ateliers um einen großen Garten. Unmittelbar danach ab 1902 errichtete Ludwig Hoffmann Erweiterungsbauten für weitere Ateliers. Nach Kriegsschäden kam es bis in die 1970er Jahre zu teilweise vereinfachten Wiederaufbauten und Erweiterungsbauten.
Seit dem 1.11.2001 heißt die ehemalige Hochschule der Künste Universität der Künste UdK.

Steinplatz, 8.9.2012, Foto: KHMM

Steinplatz, 8.9.2012, Foto: KHMM

Steinplatz
Der Steinplatz ist seit 1885 ein kleiner Schmuckplatz gegenüber dem Hauptgebäude der Universität der Künste, benannt nach Heinrich Friedrich Karl Freiherrn vom und zum Stein. Der Platz wurde 1950 durch Joachim Kaiser neu gestaltet mit Gehölzrahmen und Blumenrabatten.

Steinplatz: Gedenksteine
1951 wurde rechts, an der nordwestlichen Platzecke, ein Gedenkstein für die Opfer des Stalinismus errichtet. Seither wurden und werden vom Bezirksamt an entsprechenden Gedenktagen Kränze zur Erinnerung an die Opfer der SED-Diktatur niedergelegt, also vor allem am 17. Juni und am 13. August, dem Tag des Mauerbaus vor 50 Jahren.
1953 errichtete der Bund der Verfolgten des Naziregimes in symmetrischer Anordnung zu diesem Gedenkstein links an der südöstlichen Ecke einen Gedenkstein für die Opfer des Nationalsozialismus. Er wurde gefügt aus Muschelkalkquader-Steinen der zerstörten Synagoge in der Fasanenstraße mit der Inschrift: “1933-1945 / Den Opfern des Nationalsozialismus”; darüber ein dem Dreieckszeichen der KZ-Häftlinge nachgebildetes Zeichen mit den stilisierten, wie Flammen wirkenden Buchstaben “KZ”. Es war das früheste West-Berliner Denkmal für NS-Opfer.

Steinplatz 3: Gedenktafel für Bernhard Weiß
Die Berliner Gedenktafel, eine Porzellantafel der KPM, für Bernhard Weiß am Haus Steinplatz 3 wurde am 11. Juli 2008 enthüllt. Sie enthält folgenden Text:
“In diesem Haus lebte bis zum März 1933
BERNHARD WEISS 30.7.1880 – 29.7.1951
Jurist, Polizeivizepräsident in Berlin von 1927 bis 1932
Als Jude und Demokrat vom NS-Regime verfolgt
mußte er nach der Erstürmung seiner Wohnung durch die SA
über Prag ins Londoner Exil fliehen
Kurz vor Wiedererlangung der ihm von den Nationalsozialisten
aberkannten deutschen Staatsbürgerschaft
starb Bernhard Weiß in London”
Der damals sehr beliebte Vize-Polizeipräsident “ViPoPrä” wurde vor allem vom Berliner Gauleiter der NSDAP, Joseph Goebbels systematisch als “Isidor Weiß” diffamiert und attakiert.

Steinplatz 4: Hotel am Steinplatz
Das Jugendstilgebäude wurde 1908 von August Endell gebaut, dem Architekten der Hackeschen Höfe. 1913 eröffnete Max Zellermayer hier das “Hotel am Steinplatz”. Es war ähnlich luxuriös wie das größere Adlon. Zu den Stammgästen zählten in den 1920er Jahren vor allem russische Adelige, die wegen der Oktoberrevolution aus ihrer Heimat geflohen waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wohnten hier Prominente wie Yehudi Menuhin, Romy Schneider und Günter Grass. In den 1970er Jahren wurde das Haus zum Seniorenheim, später stand es zehn Jahre lang leer und verfiel. Der Eigentümer, ein Geschäftsmann aus Eberswalde, lässt es jetzt von der Architektin Claudia Dressler restaurieren und modernisieren. Nach der Fertigstellung soll es als Fünf-Sterne-Hotel mit 85 Zimmern eröffnet werden, mit Spa im Dachgeschoss, einem Wintergarten im Innenhof und gehobener Gastronomie im Erdgeschoss.

Kinderfries an der Villa Herter, Uhlandstr. 6, 4.9.2012, Foto: KHMM

Kinderfries an der Villa Herter, Uhlandstr. 6, 4.9.2012, Foto: KHMM

Uhlandstr. 6: Atelier Ernst Herter
Als sich der 1846 in Berlin geborene Ernst Herter 1899 hier ein repräsentatives Wohngebäude mit rückwärtigem Atelierhaus erbauen ließ, war er ein berühmter und erfolgreicher Künstler. Er war Mitglied der Berliner Kunstakademie und lehrte als Professor in der nahe gelegenen Hochschule der Künste. Er hatte Denkmäler für Bismarck und Krupp geschaffen, Skulpturen am Roten Rathaus, das Gefallenendenkmal auf dem Spandauer Friedhof In den Kisseln, den Loreleybrunnen als Heinrich-Heine-Denkmal in New York und mehrere Aufträge für die österreichische Kaiserin Elisabeth (Sisi). Bis heute faszinierend ist auch seine Bronzeskulptur “Ein seltener Fang” im Viktoriapark in Kreuzberg am Fuß der Kreuzberg-Kaskade.
Rechts neben der Villa wohnte Wilhelm von Bode. Ernst Herter ließ sich sein Haus im italienischen Villenstil errichten. In der Zeitschrift “Berliner Architekturwelt” hieß es dazu:
“Um den Besitzer nach außen als Bildhauer zu charakterisieren, wurde das Hauptgewicht auf einen figürlichen Fries gelegt … Von Herter selbst modelliert und von R. Schirmer in Kunstsandstein ausgeführt, stellt er die Arbeit und die Erholung nach der Arbeit in Kunst und Wissenschaft dar.”
Im Garten hinter dem Haus befand sich ein unterkellertes Atelier. “Es ist mit einer Vorrichtung zum Versenken der Modelle versehen, wodurch die Arbeit an hohen Bildwerken, wie zum Beispiel Reitern, ohne Benutzung von Leitern ermöglicht wird.”
Herter blieb nicht lange in seiner Künstlervilla wohnen. Wegen Gehbeschwerden wurde ihm das vierstöckige Haus bald unbequem. 1913 verkaufte er es. Das Atelier vermietete er an seinen Schüler Gustav Schmidt-Cassel, der vor allem mit Skulpturen von Tänzern und Tänzerinnen bekannt wurde.
Die Villa Herter wurde 1959 zum Teil umgebaut, der wesentliche Eindruck eines um 1900 entstandenen Künstlerhauses blieb aber erhalten, etwa der Kinderfries an der Fassade. Das Atelier wurde allerdings abgebrochen und das Relief “Amazonenschlacht” im Foyer des Hauses eingemauert. Bei einer Restaurierung 1984/85 wurde es wieder freigelegt.

Kantstr. 17-20 (Ecke Uhlandstraße): Stilwerk
Das Stilwerk wurde 1998/99 von den Architekten Novotny und Mähner aus Mailand gebaut. Das Geschäftshaus enthält auf 20.000 Quadratmetern verschiedene Einrichtungs- und Designergeschäfte von gehobenem Standard. Der Neubau wurde an Stelle des Hauptverwaltungsgebäudes der Dresdner Bank errichtet. Die Tresoranlagen der Bank im Untergeschoss mussten erhalten bleiben, weil die Laufzeit der Schließfächer noch nicht abgelaufen war. Aus statischen Gründen musste darüber das gläserne, abgerundete Eingangsfoyer auf zwei seitwärts gebauten Säulen aufgehängt werden.

Kantstr. 155: KapHag-Hochhaus
1992-95 baute Josef Paul Kleihues das KapHag-Hochhaus, ein elfgeschossiges 54 m hohes Bürohaus als Firmenzentrale der KapHag Immobilien GmbH, die Büro- und Geschäftshäuser und Gewerbezentren entwickelt und verwaltet. Das große beweglich gelagerte Windsegel setzt ein markantes Zeichen. Das Haus wurde 1994 mit dem Preis des Bundes Deutscher Architekten ausgezeichnet. Im Keller wurde Ende 2006 der Cascade-Club eröffnet – mit einer rauschenden Wasserkaskade an der Fasanenstraße.

Kantstr. 159: Studienateliers für Malerei und Plastik
Der Bildhauer Arthur Lewin-Funcke, der bei Ernst Herter studiert hatte, lernte bei einem Aufenthalt in Paris 1900-1901 die freie Aktmalerei kennen und richtete nach seiner Rückkehr 1901 an der Kantstraße 159 zwischen S-Bahn und Joachimstaler Straße in einem Gartenhaus die privaten Studienateliers für Malerei und Plastik ein. Das rief allerdings die Polizei auf den Plan. Die “Berliner Illustrirte Zeitung” berichtete am 3. Mai 1903: “Im vergangenen Jahre hatte das Polizeiverbot gegen das Zusammenarbeiten von Künstlern und Künstlerinnen vor dem Aktmodell, das in den Studien-Ateliers geübt wurde, Aufsehen in der Berliner Künstlerwelt gemacht. Die Polizei holte ein Gutachten des Senats der Künste ein, das günstig lautete. Daraufhin wurde das Verbot zurückgezogen.”
Der Leiter der Schule, Arthur Lewin-Funcke, lehrte Modellieren und Anatomie am lebenden Modell. Die meisten anderen Lehrer gehörten der Berliner Secession an, darunter Lovis Corinth, Hans Baluschek und Ludwig Meidner. Die Steinbildhauerei wurde kurzfristig von Max Kruse gelehrt, der hier im Künstlerhaus St. Lukas wohnte und arbeitete. Die Studienateliers waren bis 1935 aktiv. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde an der Stelle ein Bilka-Kaufhaus errichtet.

Lotte-Lenya-Bogen
Der Lotte-Lenya-Bogen wurde 1999 nach der österreichischen Sängerin und Schauspielerin benannt. Sie kam Anfang der 1920er Jahre nach Berlin und lernte hier Kurt Weill kennen, den sie 1925 heiratete. 1928 spielte und sang sie in der Uraufführung der Dreigroschenoper die Seeräuber-Jenny, die über Jahrzehnte ihre Paraderolle blieb.

Künstlerhaus St. Lukas, 4.9.2012, Foto: KHMM

Künstlerhaus St. Lukas, 4.9.2012, Foto: KHMM

Fasanenstr. 13: Künstlerhaus St. Lukas
Der Architekt des Theaters des Westens, Bernhard Sehring, baute 1889/90 hier an der Fasanenstraße 13 das Künstlerhaus St. Lukas als Wohn- und Atelierhaus. Es gilt als herausragendes Beispiel für den Historismus der Jahrhundertwende. In dem romantischen Backsteinbau sollten Künstler zusammen leben und arbeiten.
Sehring schmückte das Haus mit Türmchen und Erkern, mit Skulpturen und Reliefs, richtete im Erdgeschoss Bildhauerateliers und unter dem Dach Malerwerkstätten ein. Auf einem Wandrelief im malerischen Brunnenhof sieht man ihn in Ritterrüstung mit dem Modell des Künstlerhauses in der Hand. Neben dem Eingangstor ist der Maler Tizian zu sehen.
Namensgeber ist der Heilige Lukas, Schutzpatron der Maler und Ärzte.
Zu den Künstlern, die seinerzeit hier einzogen, gehörte Sehring selbst, der Bildhauer Max Kruse und seine Frau Käthe Kruse, die als Puppenmacherin berühmt wurde, der Bildhauer Ludwig Manzel, der von 1912 bis 1918 Präsident der Kundakademie war, Ernst Barlach, Milly Steger und viele andere Künstlerinnen und Künstler.
Das Haus wurde 1987 restauriert und mit der Ferdinand-von-Quast-Medaille für vorbildliche denkmalgerechte Instandsetzung ausgezeichnet.
Jetzt residieren hier unter anderem die Galerie Springer und der Bildhauer Bernhard Lankers mit seinem Atelier.

Fasanenstr. 79/80 Jüdisches Gemeindehaus
1910-1912 baute Ehrenfried Hessel hier die große Synagoge der Jüdischen Gemeinde Charlottenburg als dreischiffigen Monumentalbau mit drei Kuppeln und Tonnengewölbe. Stilistisch orientierte sich das Haus an frühchristlich-byzantinischen Kirchenbauten. Die Synagoge bot 2.000 Menschen Platz. Sie wurde am 26.8.1912 eingeweiht. Es war die erste große Synagoge außerhalb des alten Berlins. Sie kündete vom Selbstbewusstsein des liberalen jüdischen Bürgertums: Nicht mehr versteckt im Hinterhof wie noch die wenige Jahre zuvor geweihte Synagoge in der Rykestraße, sondern als sichtbares Zeichen im Stadtbild. Von 1912 bis 1938 war Julius Galliner (1872-1949) Gemeinderabbiner.
In der Pogromnacht vom 9. November 1938 wurde die Synagoge angezündet und brannte aus. Weitere Zerstörungen folgten im Krieg.
1957/58 wurde die Ruine abgerissen. An ihrer Stelle bauten Dieter Knoblauch und Hans Heise 1958-60 das Jüdische Gemeindehaus. Es ist eine kreuzförmige Anlage mit einem Saalbau und einem langgestrecktem Verwaltungstrakt. Der Saalbau erinnert mit drei Oberlichtkuppeln an die zerstörte Synagoge. Das Portal vor der fensterlosen Saalwand enthält Reste der alten Portalbekrönung der Synagoge. Im Vorhof wurde 1987 ein Mahnmal von Richard Hess in Form einer stilisierten Torarolle aufgestellt. Im Innenhof trägt eine Gedenkwand die Namen von 22 Ghettos, Internierungs-, Konzentrations- und Vernichtungslagern, davor brennt eine Ewige Flamme.
Im Juli 2006 verlegte die Jüdische Gemeinde ihren Sitz vollständig in das Centrum Judaicum an der Oranienburger Straße im Bezirk Mitte. Das Gemeindehaus wurde zur Filiale.

Villa Ilse, 4.9.2012, Foto: KHMM

Villa Ilse, 4.9.2012, Foto: KHMM

Fasanenstr. 76-78: Villa Ilse
Leopold Ilse ließ 1872-1874 von H. Sobotto eine Villa im italienischen Villenstil mit zurückgesetztem zweitem Geschoss bauen. Wolf-Rüdiger Borchardt baute sie 1991-93 für das Bankhaus Löbbecke zu einem Kundenzentrum um und errichtete einige Meter südlich zwei neue, 7geschossige Gebäude, das “Steinhaus” und dahinter das gerundete “Glashaus”, das mit seinen Simsen und Balkonen an die Architektur der 1920er Jahre erinnert. Zwischen den beiden Neubauten und der Villa liegt eine kleine Piazza mit einem Brunnen. Die Künstlerin Mona Fux hat eine kleine gerundete und geschwungene Verbindungsbrücke zwischen dem Glashaus und der Villa geschaffen. In einem Turm auf dem Dach der Villa befindet sich ein kleines Glockenspiel. 2006 hat die Bankhaus Löbbecke AG ihren Hauptsitz in Berlin von der Fasanenstraße in die Behrenstraße 36, 10117 Berlin verlegt. Wie Sie sehen können, steht die Villa jetzt zum Verkauf.

Fasanenstraße 19 Ecke Kurfürstendamm 27 Kempinski
1872 eröffnete Berthold Kempinski an der Friedrichstraße Ecke Taubenstraße eine Weinhandlung mit angeschlossener Probierstube. 1928 kam hier als Filiale ein Groß-Restaurant dazu. “Kempinski am Kurfürstendamm” war ein nobel ausgestattetes Speiserestaurant mit zivilen Preisen, in dem täglich 2000 Gäste bewirtet wurden. Berthold Kempinski hatte die Idee der halben Portionen zu halbem Preis, einer “Sozialisierung des Luxus”, die er in seinen zahlreichen Lokalen verwirklichte.
1937 wurden die jüdischen Besitzer enteignet und das Haus ging in sogenannten “arischen” Besitz über. Der populäre Name wurde nicht geändert.
Das heutige Hotel wurde 1951/52 von Paul Schwebes unter Beibehaltung der “runden Ecke”, die der historischen Bebauung entspricht, erbaut. Am 29.7.1952 wurde es als erstes neuerbautes Hotel in Berlin nach dem Krieg eröffnet.
Zu den prominenten Gästen gehören seitdem Sophia Loren, der Dalai Lama, Michael Gorbatschow, Mick Jagger und Fidel Castro.
1994 hat Fritz Teppich, ein Nachkomme der Familie Kempinski durchgesetzt, dass an dem Hotel eine Gedenktafel angebracht wurde. Die Messingtafel ist links neben dem Eingang zu sehen:
HIER STAND SEIT 1928 EIN KEMPINSKI-RESTAURANT.
ES WAR EIN WELTWEIT BEKANNTES SYMBOL
BERLINER GASTLICHKEIT.
WEIL DIE BESITZER JUDEN WAREN, WURDE DIESE
BERÜHMTE GASTSTÄTTE 1937 “ARISIERT”,
UNTER ZWANG VERKAUFT.
ANGEHÖRIGE DER FAMILIE KEMPINSKI WURDEN UMGEBRACHT, ANDERE KONNTEN FLIEHEN.
DAS 1952 ERÖFFNETE BRISTOL HOTEL KEMPINSKI
MÖCHTE, DASS DAS SCHICKSAL DER GRÜNDERFAMILIE
NICHT VERGESSEN WIRD

Kurfürstendamm 217 (Ecke Fasanenstraße): Ehem. Astor-Kino
Diagonal gegenüber dem Kempinski befand sich von 1921 bis 1928 die Nelson-Revue. Der überaus populäre Komponist und Theatermann Rudolf Nelson zeigte hier seine Revuen mit moderner Unterhaltungsmusik und geistvollen literarischen Texten von Walter Mehring, Kurt Tucholsky und anderen. 1926 trat hier Josephine Baker erstmals in Berlin auf. Nelson emigrierte 1933 über Zürich nach Amsterdam. Die Revue wurde von den Nationalsozialisten geschlossen und 1934 zum Astor-Kino umgebaut. Das Astor-Kino musste nach durchgehendem Kinobetrieb seit 1934 im Jahr 2002 wegen erhöhter Mietforderungen schließen. Seither befindet sich hier ein Modegeschäft.

Kurfürstendamm 215: Gedenktafeln für Max Herrmann-Neiße und Gerd Rosen
Neben dem Eingang zu dem Haus am Kurfürstendamm 215 befindet sich in fast 4 Metern Höhe eine Bronzetafel mit folgendem Text:
IN DIESEM HAUSE
WOHNTE
DER DICHTER
MAX HERRMANN-NEISSE
1886 NEISSE
1941 LONDON
1986 wurde am gleichen Haus eine weitere Bronzetafel enthüllt mit dem Text:
“1903 – 1961
GERD ROSEN
ARBEITETE IN DIESEM HAUSE
VON 1945 BIS 1961”
Der Buchhändler Gerd Rosen gründete hier gemeinsam mit Ilse-Margret Vogel unmittelbar nach dem Krieg die erste Nachkriegs-Galerie Deutschlands. Sie wurde am 9. August 1945 mit den Werken von Künstlern eröffnet, die kurz zuvor noch als “entartet” gegolten hatten, darunter auch Jeanne Mammen und Hannah Höch. Bis 1949 blieb die Galerie hier am Kurfürstendamm. Dann zog sie um in die Hardenbergstraße 7. Allerdings blieb hier ein Graphisches Kabinett erhalten. Bis 1962 war die Galerie Rosen in Berlin ein Inbegriff für die Kunst der Moderne, die Avantgarde des 20. Jahrhunderts.

Kurfürstendamm 29: Gedenktafel und Atelier Jeanne Mammen
Die Berliner Gedenktafel wurde am 11.3.1995 enthüllt:
Hier – im IV. Stock des Hinterhauses -
lebte und arbeitete in ihrem Atelier
von 1919 bis 1976 die Malerin und Grafikerin
JEANNE MAMMEN
21.11.1890-22.4.1976
Im Mittelpunkt ihres Schaffens standen die
realistischen Schilderungen aus dem Berliner
Großstadtleben der zwanziger Jahre
Jeanne Mammen wurde 1890 als jüngste Tochter einer wohlhabenden Fabrikantenfamilie in Berlin geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie in Paris, wo ihre Eltern sich 1895 niedergelassen hatten. Sie studierte Kunst in Paris, Brüssel und Rom. 1915 kam sie völlig mittellos nach Berlin und schlug sich als Graphikerin mit Gelegenheitsjobs durch.
Aber in den 20er Jahren wurden ihre gesellschaftskritischen Zeichnungen und Aquarelle anerkannt und brachten ihr Erfolg. Mit manchmal sarkastischem Humor porträtierte sie das Berliner Großstadtleben der 20er Jahre für satirische Zeitschriften. 1933 ging Jeanne Mammen in die innere Emigration, konnte kaum noch publizieren und wechselte von ihrem sozialkritischen Realismus zu einem kubistisch-expressionistischen Stil, der im Nationalsozialismus verpönt war. Nach dem Zweiten Weltkrieg experimentierte sie mit lyrischen Abstraktionen, Glanzpapier-Collagen und sogenannten numinosen Bildern.
In ihrem Atelier hier am Kurfürstendamm arbeitete die Einzelgängerin zurückgezogen fast 57 Jahre bis zum ihrem Tod am 22.4.1976. Das Atelier kann auch heute noch nach individueller Vereinbarung besichtigt werden. 1997 hat ihr die Berlinische Galerie eine umfassende Retrospektive gewidmet.