Kiezspaziergang am 10.11.2007

Vom Adenauerplatz zum Sophie-Charlotte-Gymnasium

Start am Adenauerplatz, Foto: KHMM

Start am Adenauerplatz, Foto: KHMM

Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen
am Samstag, dem 10.11.2007, ab 14.00
Treffpunkt: U-Bahn-Ausgang Adenauerplatz

Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 71. Kiezspaziergang.
Der November ist für uns immer auch ein Monat des Gedenkens. Neben dem Volkstrauertag und Totensonntag ist es vor allem der 9. November, der uns an die Pogromnacht des Jahres 1938 und damit an die nationalsozialistischen Verbrechen erinnert. Charlottenburg und Wilmersdorf waren in den 1920er Jahren die beiden Berliner Bezirke mit dem höchsten Anteil jüdischer Bevölkerung. In Charlottenburg wurden 1933 rund 27.000 jüdische Bürgerinnen und Bürger gezählt. Das entsprach knapp 8 Prozent der Bevölkerung des Bezirks. In Wilmersdorf waren es ebenfalls knapp 27.000, und das entsprach in diesem Bezirk sogar fast 14 Prozent der Bevölkerung.
Deshalb haben wir eine besondere Verantwortung und ein besonderes Interesse an dieser Erinnerung. Wie in jedem Jahr haben gestern wieder Schülerinnen und Schüler der Hugo-Gaudig-Schule und des Gottfried-Keller-Gymnasiums einen Schweigemarsch vom Rathenau-Gedenkstein zum Mahnmal am Bahnhof Grunewald organisiert, wo auch Innensenator Dr. Ehrhart Körting und der Zeitzeuge und Gemeindeälteste der jüdischen Gemeinde, Isaak Behar gesprochen haben.
Ebenfalls gestern haben wir im Rathaus Charlottenburg, in der 2. Etage eine Ausstellung mit Fotos von Irmela Schramm eröffnet. Sie dokumentiert Hass-Schmierereien, die wir als solche oft nicht bemerken, obwohl wir an vielen Orten in der Öffentlichkeit mit ihnen konfrontiert werden. Viele sind antisemitisch, rassistisch und ausländerfeindlich, manche zeigen nationalsozialistische Symbole und rufen zum Mord an Juden, Ausländern oder Linken auf. Irmela Schramm dokumentiert diese Schmierereien fotografisch und entfernt sie dann. Sie will nicht wegsehen und ist der Überzeugung: Wer nichts dagegen tut, macht sich mitschuldig. Die Ausstellung ist bis zum 14. Dezember bei uns im Rathaus Charlottenburg zu sehen: montags bis freitags von 7 bis 19 Uhr.
Auch bei unserem heutigen Kiezspaziergang soll die jüdische Geschichte unseres Bezirks im Mittelpunkt stehen. Wir werden in der Markgraf-Albrecht-Straße an die ehemalige große Synagoge “Friedenstempel” Halensee erinnern und in der Sybelstraße an die ehemalige jüdische Musikschule Holländer. Zum Schluss werden wir im Sophie-Charlotte-Gymnasium einiges hören über frühere jüdische Schülerinnen, von denen einige bekannt und prominent geworden sind. Das Gymnasium feiert in diesen Tagen sein 150jähriges Bestehen. Deshalb wird uns Schulleiter Schmerling sicher noch mehr aus der Geschichte seiner Schule erzählen. Und vielleicht sind wir auch froh, wenn wir uns in etwa eineinhalb Stunden im Schulgebäude ein wenig aufwärmen können.

Wie gewohnt will ich Ihnen aber zu Beginn den Treffpunkt für den nächsten Kiezspaziergang nennen. Im Dezember steht ja bekanntlich Weihnachten vor der Tür, und wir wollen den neuen Weihnachtsmarkt besuchen, den es in diesem Jahr zum ersten Mal am Schloss Charlottenburg gibt. Das heißt, wir wollen dort enden, damit jeder nach Lust und Laune entscheiden kann, ob er noch ein wenig über den neuen Weihnachtsmarkt bummeln möchte. Treffpunkt ist am Sonnabend, dem 8. Dezember, um 14.00 Uhr auf dem Sophie-Charlotte-Platz, am U-Bahnausgang, das heißt also am Kaiserdamm Ecke Schloßstraße. Und wir werden dann nicht direkt zum Schloss gehen, sondern uns ein wenig im Klausenerplatzkiez umsehen und kurz vor unserem Ziel noch die Weihnachtsausstellung in unserem Heimatmuseum an der Schloßstraße 69 besuchen.
Allen Interessenten des Kiezmenüs muss ich sagen, dass das Kiezmenü in diesem und im nächsten Monat ausfallen muss. Das nächste Kiezmenü gibt es dann am 30. Januar. Anmelden können Sie sich dafür ab Montag, dem 7. Januar 2008 in der Pressestelle. Sie finden alle Informationen im Internet unter www.kiezmenue.de. Die Manuskripte aller Kiezspaziergänge finden Sie unter www.kiezspaziergaenge.de .

Konrad Adenauer auf dem Adenauerplatz, Foto: KHMM

Konrad Adenauer auf dem Adenauerplatz, Foto: KHMM

Adenauerplatz
Die Beziehung zwischen Konrad Adenauer und Berlin war ja durchaus nicht ganz einfach. Am 26. April 1967, eine Woche nach Adenauers Tod, wurde der Kaiserdamm umbenannt in Adenauerdamm. Gegen diese Umbenennung aber gab es so heftige Proteste, dass sie bereits am 15. Januar 1968 wieder rückgängig gemacht wurde. Ersatzweise hat man dann, 5 Jahre später, am 21. Juni 1973 diesen Platz nach Adenauer benannt. Der Platz war neu entstanden durch einen Umbau der Straßenkreuzung. Die Wilmersdorfer Straße wurde verkürzt und verschwenkt, so dass sie nicht mehr direkt in den Kurfürstendamm einmündet, sondern in die Lewishamstraße.
Seit dem Frühjahr 2005 ist Konrad Adenauer auf seinem Platz am Kurfürstendamm auch selbst präsent. Dank einer Stiftung des bekannten Unternehmers Hans Wall konnten wir am 19.4.2005 die 1,85 m hohe Bronzestatue von Helga Tiemann enthüllen. Mit dabei war die CDU-Parteivorsitzende Angela Merkel, die damals noch nicht als Nachfolgerin Konrad Adenauers im Kanzleramt saß, außerdem der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Bernhard Vogel, die Adenauer-Tochter Libeth Werhahn-Adenauer und die Enkel Konrad, Karl und Bettina Adenauer.
Die Statue wurde von Helga Tiemann geschaffen. Sie zeigt einen dynamischen Adenauer mit wehendem Mantel und Hut in der Hand. Als Vorbild diente ein legendäres Foto vom 21.9.1949. Es zeigt Adenauer beim Verlassen des Sitzes der Hohen Kommission auf dem Petersberg in Königswinter bei Bonn.
Dabei hatte er bewusst die Anweisung missachtet, nicht auf den Teppich zu treten, auf dem die Vertreter der Besatzungsmächte standen. Er demonstrierte damit Selbstbewusstsein der neu entstehenden Bundesrepublik Deutschland.

Mete-Eksi-Gedenkstein auf dem Adenauerplatz, Foto: KHMM

Mete-Eksi-Gedenkstein auf dem Adenauerplatz, Foto: KHMM

Einige Meter hinter der Figur von Konrad Adenauer erinnert ein Gedenkstein aus rotem Granit an den Tod des damals 19jährigen Mete Eksi. Der Text auf dem Stein lautet:
METE EKSI GEB. 1972 STARB
AM 13. NOVEMBER 1991 AN DEN
SCHWEREN VERLETZUNGEN DIE ER
AN DIESEM ORT BEI EINER
GEWALTÄTIGEN AUSEINANDERSETZUNG
ZWISCHEN BERLINER JUGENDLICHEN
UNTERSCHIEDLICHER HERKUNFT ERLITT
GEGENSEITIGER RESPEKT UND DER WILLE
ZUR GEWALTFREIHEIT HÄTTEN SEIN
LEBEN SCHÜTZEN KÖNNEN
Mete Eksi selbst war gar nicht an der Auseinandersetzung beteiligt, sondern er wollte schlichtend eingreifen. Das wurde ihm zum Verhängnis.
1992 haben die GEW BERLIN und der Türkische Elternverein den Mete-Eksi-Fonds gegründet, um jährlich einen Preis an Kinder und Jugendliche zu vergeben, die sich in besonderem Maße für das friedliche Zusammenleben von Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft in Berlin bemüht haben.
Der Straßentunnel unter dem Kurfürstendamm wurde 1972 eröffnet. Im Rahmen der Untertunnelung des Kurfürstendammes wurde 1974 auch der Platz neu angelegt mit Pflasterung, Bäumen und Sitzbänken. Im Zentrum steht die Brunnenskulptur “Säule in der Brandung” aus Chromnickelstahl mit einem flachen Rundbecken aus Stein von Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghoff.

Der U-Bahnhof wurde 1978 eröffnet. Er ist angelegt als Kreuzungsbahnhof, denn die Kurfürstendammlinie sollte über den Bahnhof Uhlandstraße hinaus bis zum Henriettenplatz verlängert werden. Diese Planungen wurden bisher nicht wieder aufgegriffen.

An der Ecke Kurfürstendamm 70 / Lewishamstraße baute Helmut Jahn 1992 bis 1994 das schmalste Bürogebäude Berlins auf einem nur 2,5 Meter tiefen Grundstück mit einer Stahl-Glasfassade. Zur Vergrößerung der Grundfläche kragt das Gebäude ab der ersten Etage fünf Meter vor. – Die ungewöhnliche Grundstückssituation ergab sich aus dem Abriss eines Hauses im Zuge der Straßenverbreiterung und der Untertunnelung des Kurfürstendammes. Mieter sind vor allem Anwaltskanzleien.

Die Lewishamstraße hat ihren Namen seit 1972. Lewisham ist ein Stadtteil von London, mit dem Charlottenburg bereits 1968 partnerschaftliche Beziehungen aufgenommen hat. Heute pflegen wir diese und alle anderen früheren Partnerschaften im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf weiter.
Aktuelle Baupläne gibt es für das Haus zwischen Lewishamstraße und Wilmersdorfer Straße. Der wenig ansehnliche Baukomplex aus den 70er Jahren soll abgerissen und durch einen Neubau für drei Hotels ersetzt werden. Die Accor-Gruppe will hier ein Ibis-, ein Etap- und ein Suite-Hotel unterbringen. Viele Mieter haben von diesen Plänen erst vor einigen Tagen aus der Zeitung erfahren und wehren sich jetzt gegen die Abrisspläne. Allerdings gibt es noch keine Einigung mit dem Grundstückseigentümer, und alle Überlegungen sind bisher nur Planspiele. Im Bauausschuss unserer Bezirksverordnetenversammlung wurde das Projekt vorgestellt, und grundsätzlich gibt es bei uns keine Einwände dagegen, dass sich an dieser Stelle im Stadtbild etwas ändert. Die Hotels könnten auf diesen Teil der Wilmersdorfer Straße eine positive Wirkung haben.

Kurfürstendamm
Der Kurfürstendamm ist eine der wenigen Straßen, bei denen der Name den Zweck bezeichnet, den sie ursprünglich erfüllte. Bis 1880 war es ein Knüppeldamm durch teilweise sumpfiges Gelände, den der König und die Kurfürsten benutzten, um vom Berliner Stadtschloss zur Jagd in den Grunewald zu reiten.
Bereits 1542 war ja dort bereits das Jagdschloss Grunewald gebaut worden. Hier befand sich also ein Damm für die Kurfürsten. Viele Querstraßen des Kurfürstendammes im westlichen Teil in Halensee sind daher auch nach früheren Kurfürsten benannt: Albrecht Achilles, Hektor, Eisenzahn, Georg Wilhelm, Markgraf Albrecht, Cicero, Joachim Friedrich und Sigismund.
Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck regte 1871 den Ausbau des Kurfürstendammes zum Boulevard nach dem Vorbild der Champs Elysées an. Seit 1883 wurde die Straße ausgebaut, am 5.5.1886 mit der Dampfstraßenbahnlinie Zoo-Kurfürstendamm-Grunewald eröffnet. Dies war in gewisser Weise der Geburtstag des Kurfürstendammes als Boulevard, und in rasantem Tempo entwickelte sich der frühere Knüppeldamm. Innerhalb weniger Jahre wurde der Kurfürstendamm fast vollständig mit Mietshäusern bebaut. Sie waren reich mit Stuck verziert, an jeder Ecke mit prächtigen Türmen bekrönt und mit 10- und mehr Zimmer-Wohnungen ganz auf hochherrschaftlichen bürgerlichen Bedarf ausgerichtet.
Und der Kurfürstendamm wurde innerhalb weniger Jahre zum neuen Berliner Boulevard, obwohl er bis 1920 gar nicht in Berlin, sondern in der Großstadt Charlottenburg lag. Seit den 20er Jahren sprach man von der City-Filiale, weil viele berühmte Geschäfte, Cafés und Restaurants aus der alten City hier moderne Filialen eröffneten, und bald waren die Filialen beliebter als die Originale. Eine große Rolle spielten in den 20er Jahren die Kinos: In den großen Uraufführungskinos wie Marmorhaus, Gloria-Palast, Union-Palast, Capitol und Ufa-Palast am Zoo fanden glanzvolle Premieren statt. Spätestens in den 20er Jahren überflügelte die westliche City-Filiale die alte City. Thomas Wolfe nannte den Kurfürstendamm “das größte Caféhaus Europas”. Der Kurfürstendamm war die lebendigste, modernste, internationalste Straße Berlins geworden.
Das ist er bis heute geblieben, und sein Markenzeichen ist der schnelle Wandel, denn ein Boulevard muss immer up to date sein. Aber wir müssen doch auch aufpassen, dass der Kurfürstendamm seine Vielfalt behält.
Als reine Geschäftsstraße wird er seine Besonderheit verlieren. Nachdem eine Reihe von Kinos schließen mussten, sind auch die Theater unter Druck geraten. Noch immer kämpfen wir um den Erhalt der beiden Bühnen Komödie und Theater am Kurfürstendamm. Sie sind lebensnotwendig für den Boulevard denn entscheidend für den Erfolg von Deutschlands berühmtestem Boulevard war von Anfang an die Mischung: Kunst und Kommerz, Kultur und Gastronomie, Wohnen, Einkaufen, Amüsement, Sehen und Gesehen Werden.

Kurfürstendamm 71 Vera Schwarz
Hier wohnte die Sängerin Vera Schwarz. Sie wurde 1889 in Zagreb geboren und starb 1964 in Wien. Sie kam 1925 von der Wiener Staatsoper nach Berlin und hatte hier als Partnerin von Richard Tauber in Lehàrs Operette “Der Zarewitsch” ihren ersten großen internationalen Erfolg. Auch in der Operette “Das Land des Lächelns” sang sie in über 600 Aufführungen an seiner Seite und hieß nur noch “Die Königin des Metropol-Theaters”. In den dreißiger Jahren trat sie in den berühmten Operhäusern von Chicago, New York, San Francisco, London, München und Paris auf. 1938 emigrierte sie aus Wien in die USA. 1948 kehrte sie nach Österreich zurück und unterrichtete im Salzburger Mozarteum Gesang.

Kurfürstendamm 72 Stolperstein
Weil Charlottenburg und Wilmersdorf die beiden Berliner Bezirke mit dem höchsten Anteil jüdischer Bevölkerung waren, sind besonders viele Bürgerinnen und Bürger aus Charlottenburg-Wilmersdorf Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung geworden. An viele bedeutende Persönlichkeiten, die emigrieren mussten oder ermordet wurden, erinnern inzwischen Gedenktafeln, und es gibt eine Reihe von Gedenkorten und Mahnmalen, die uns mit einzelnen, besonders grausamen Kapiteln des Holocaust konfrontieren.
Eine ganz andere Form der Erinnerung sind die Stolpersteine. Sie sind nahezu unscheinbar, leicht zu übersehen, aber eben doch auf den Gehwegen sichtbar und sollen an Menschen erinnern, die Opfer geworden sind und die bisher vergessen waren, deren Namen nicht in den Geschichtsbüchern und nicht im Lexikon stehen.
Der 1947 in Berlin geborene Kölner Bildhauer Gunter Demnig hat 1996 in Köln die ersten Stolpersteine verlegt, 10 × 10 cm große aus Beton gegossene Steine mit eingelassener Messingtafel, in die der Künstler mit Hammer und Schlagbuchstaben “Hier wohnte”, Namen, Jahrgang und Stichworte zum weiteren Schicksal eines einzelnen Menschen einstanzt.
Die im Gehweg vor dem früheren Wohnort eingelassenen Stolpersteine sollen an die Opfer von Holocaust und Euthanasie in der Zeit des Nationalsozialismus erinnern.
Entscheidend ist dabei die persönliche Erinnerung an die Namen der Opfer. In unserem Bezirk wurden bisher mehr als 300 Stolpersteine verlegt. Ein Verzeichnis aller Stolpersteine finden Sie auf unserer Website im Internet unter www.charlottenburg-wilmersdorf.de und in unserer Bezirksbroschüre.
Wir werden bei unserem heutigen Spaziergang einigen Stolpersteinen begegnen. Sie werden feststellen, dass man nicht darüber stolpert, und sie gerade an solchen Herbsttagen, wenn das Laub auf den Gehwegen liegt, manchmal suchen und sich bücken muss, aber das ist auch die Absicht des Künstlers.

Stolperstein für Dr. Paul Kuttner, Foto: KHMM

Stolperstein für Dr. Paul Kuttner, Foto: KHMM

Hier wurde am 12.05.2006 ein Stolperstein für Dr. Paul Kuttner verlegt. Der Text lautet:
HIER WOHNTE
DR. PAUL KUTTNER
JG. 1878
DEPORTIERT 16.12.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET Oktober 1943

Waitzstraße
Die Waitzstraße wurde 1906 nach dem Berliner Historiker Georg Waitz benannt. Er wurde 1813 in Flensburg geboren und starb 1886 in Berlin. Gemeinsam mit dem Namensgeber der Nachbarstraße, Friedrich Christoph Dahlmann, hat er die “Quellenkunde zur deutschen Geschichte verfasst.
Dahlmannstraße
Die Dahlmannstraße wurde ebenfalls 1906 benannt, und zwar nach dem Historiker Friedrich Christoph Dahlmann, der 1775 in Wismar geboren wurde und 1860 in Bonn starb.

Kurfürstendamm 160
Das Restaurant Balthazar wurde Ende 2005 von dem Spitzenkoch Holger Zurbrüggen übernommen. Seither gilt es als eines der besten von Berlin. Er präsentiert hier asiatische und europäische Gourmet-Küche auf höchstem Niveau. Verbunden ist es mit dem Fünfsterne-Hotel Louisa’s Place. Und beides gehört natürlich unbedingt an den Kurfürstendamm.

Damaschkestraße
Die Damaschkestraße wurde 1950 benannt nach dem Sozialpolitiker und Pädagogen Adolf Wilhelm Ferdinand Damaschke (vorher hieß die Straße seit 1892 “Küstriner Straße”)

Am Lehniner Platz, Kurfürstendamm 76, Foto: KHMM

Am Lehniner Platz, Kurfürstendamm 76, Foto: KHMM

Kurfürstendamm 76, Malik-Verlag von Wieland Herzfelde
Am Kurfürstendamm Nr.76 residierte von 1917 bis 1924 der Malik-Verlag von Wieland Herzfelde, der hier eine Dachwohnung bewohnte. Er verlegte expressionistische und zunehmend pazifistische Literatur und Bildbände, darunter die berühmten bissigen Bilder von George Grosz und die Plakate von John Heartfield. Herzfelde, Grosz und Heartfield waren gemeinsam mit Else Lasker-Schüler Stammgäste im Café des Westens, das wegen der vielen Künstler, die dort regelmäßig einkehrten “Café Größenwahn” genannt wurde. Es befand sich übrigens genau dort am Kurfürstendamm Ecke Joachimstaler Straße, wo später das Café Kranzler aufmachte.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Herzfelde und setzte seine verlegerische Arbeit in Prag, London und New York fort. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er nach Deutschland zurück und starb 1989 in der DDR.

Die Hausnummern 77 bis 89 fehlen am Kurfürstendamm, die Deutsche Allgemeine Zeitung DAZ fragte schon am 9.5.1936: “Hat jemand zufällig dreizehn Häuser gesehen?” Wir können es uns nicht erklären. Stattdessen gibt es den Lehniner Platz.

Lehniner Platz
Der Lehniner Platz wurde 1893 benannt nach dem brandenburgischen Ort Lehnin, der durch das bereits 1180 gegründete Zisterzienserkloster berühmt wurde. Seit dem 12. Mai dieses Jahres gibt es hier auf dem Platz einen privaten Bauernmarkt mit 34 Händlern. Die Ware kommt direkt von Brandenburger Produzenten auf den Verkaufstisch. Der Markt ist regelmäßig samstags von 9 bis 15 Uhr geöffnet.
Kurfürstendamm Nr.153-156
Dieses Grundstück blieb als einziges am Kurfürstendamm noch bis in die 20er Jahre hinein unbebaut. Hier fanden am Anfang des 20. Jahrhunderts noch Flottenspiele statt, in einer Art Wasserzirkus mit Tribünen für 4.000 Besucher. 1905 wurden “Die letzten Tage von Pompeji” vorgeführt, 1908 Tennisplätze angelegt, im Winter eine Eisbahn, bis der Verleger Rudolf-Mosse das Gelände kaufte und 1927 von Erich Mendelsohn bebauen ließ. Die Mendelsohnschen Bauten wurden damals als sensationell empfunden. Hier entstand ein moderner Gebäudekomplex, der sich deutlich von den wilhelminischen Prachtbauten abhebt, die bis dahin am Kurfürstendamm entstanden waren. Mendelsohn schloss die vorhandene Baulücke im Grunde nicht, sondern er schuf eine Öffnung in der Reihe der geschlossenen wilhelminischen Fassaden. Wie “ein groß aufgesperrtes Maul” wirkte der Eingangsbereich, wie damals ein Kritiker meinte.
Die gesamte Anlage wurde in den 20er Jahren als revolutionär empfunden und von der Architekturkritik begeistert gefeiert. Mendelsohn baute das “Universum-Kino”, gegenüber das Kabarett der Komiker und einen Wohnkomplex entlang der Cicerostraße mit Tennisplätzen im hinteren Bereich.
Im Haus des KadeKo wurde das Café Leon eingerichtet. Es wurde zum Stammcafé von Erich Kästner, der 1931 von der Prager Straße hierher in die Roscherstraße gezogen war. Das KadeKo war eines der berühmtesten Kabaretts der 20er Jahre, in dem auch noch in den 30er Jahren gewagte Anspielungen gemacht wurden. Werner Finck zum Beispiel fragte noch im Jahr 1936 von der Bühne herunter den anwesenden Spitzel im Publikum: “Kommen Sie noch mit – oder muss ich mitkommen?”. In einem berühmten Sketch “Beim Schneider” interpretierte er den Hitlergruß als “Aufgehobene Rechte”. Seit dem 1.6.1945 spielte das Kabarett der Komiker im “Café Leon” ein Notprogramm. Im April 1948 eröffnete in seinen Räumen das “British Centre” mit Film-Club und Musik-Club.
Das “Universum-Kino” wurde nach 1945 zunächst als “Capitol”, später bis 1973 als “Studio” weiterbetrieben. In dem Bau residierte nach dem Krieg das Prominentenlokal Ricci. Nach Totalabriss und äußerlich originalgetreuem Wiederaufbau seit 1978 durch Jürgen Sawade wurde das Haus 1981 als Schaubühne am Lehniner Platz eröffnet. Sie ist nach wie vor eines der erfolgreichsten und international bekanntesten deutschen Theater überhaupt.

Nachdem Regisseur Peter Stein und viele bekannte Schauspielerinnen und Schauspieler die Schaubühne in den 80er Jahren verlassen haben ist seit 1987 Jürgen Schitthelm alleiniger Direktor und einziger Repräsentant des Gründungsensembles. Künstlerischer Leiter ist der junge Regisseur Thomas Ostermeier.

Die Skulptur auf dem Mittelstreifen wurde beim Einzug der Schaubühne 1980 hier aufgestellt Sie stammt von dem Bildhauer Bernhard Heiliger und heißt “Das Auge der Nemesis”. Die 4 × 4 × 2 m große Stahlskulptur antwortet auf das geschwungene Halbrund des Theaterbaus mit einer großen vertikalen Scheibe, die den Boden nur an einem Punkt berührt.
Der Name der Skulptur bezieht sich auf die griechische Göttin Nemesis. Sie ist die Göttin des gerechten Zorns und bestraft vor allem die menschliche Selbstüberschätzung also die Hybris. Zeus paarte sich mit Nemesis in der Gestalt eines Schwans, nachdem sie zunächst aus Scham und gerechtem Zorn vor seinen Nachstellungen geflüchtet war. Er zeugte mir ihr die Helena, um derentwillen schließlich der Trojanische Krieg geführt wurde. Sie sehen also: Viel Stoff für ein Theater.

Erich Kästner, der wie schon erwähnt nebenan in der Roscherstraße lebte und hier im Café Leon einen Stammplatz hatte, erlebte die Nacht vom 9. zum 10. November 1938 am Kurfürstendamm. Er hat darüber geschrieben:
“In jener Nacht fuhr ich, im Taxi auf dem Heimweg, den Tauentzien und Kurfürstendamm entlang. Auf beiden Straßenseiten standen Männer und schlugen mit Eisenstangen Schaufenster ein. Überall krachte und splitterte Glas. Es waren SS-Leute, in schwarzen Reithosen und hohen Stiefeln, aber in Ziviljacken und mit Hüten. Sie gingen gelassen und systematisch zu Werke. Jedem schienen vier, fünf Häuserfronten zugeteilt. Sie hoben die Stangen, schlugen mehrmals zu und rückten dann zum nächsten Schaufenster vor. Passanten waren nicht zu sehen. Erst später, hörte ich am folgenden Tag, seien Barfrauen, Nachtkellner und Straßenmädchen aufgetaucht und hätten die Auslagen geplündert.
Dreimal ließ ich das Taxi halten. Dreimal wollte ich aussteigen. Dreimal trat ein Kriminalbeamter hinter einem der Bäume hervor und forderte mich energisch auf, im Auto zu bleiben und weiterzufahren. Dreimal erklärte ich, dass ich doch wohl aussteigen könne, wann ich wolle, und das erst recht, wenn sich aller Öffentlichkeit, gelinde ausgedrückt, Ungebührliches ereigne. Dreimal hieß es barsch: ‘Kriminalpolizei’! Dreimal wurde die Wagentür zugeschlagen. Dreimal fuhren wir weiter. Als ich zum vierten Mal halten wollte, weigerte sich der Chauffeuer. ‘Es hat keinen Zweck’, sagte er ‘und außerdem ist es Widerstand gegen die Staatsgewalt!’ Er bremste erste vor meiner Wohnung.”
Kästner wohnte von 1931 bis 1944 hier um die Ecke in der Roscherstraße 16

Das Ortsschild Halensee zeigt an, wo wir uns befinden. Allerdings war Halensee nie ein eigenständiger Ort wie Schmargendorf oder Grunewald, sondern es war immer ein Teil von Wilmersdorf, benannt nach dem gleichnamigen See am Ende des Kurfürstendammes.

Kurfürstendamm 92 Fritz Goetz
Hier lebte der Journalist Fritz Goetz. Er arbeitete von 1904 bis 1933 beim Ullstein-Verlag in Berlin. Er war gleichzeitig Lokalchef der Vossischen Zeitung und Redakteur bei der Berliner Morgenpost.
1933 verschleppten die Nationalsozialisten Fritz Goetz in das Konzentrationslager Dachau bei München. Noch im gleichen Jahr konnte er nach Frankreich fliehen, von wo er 1938 nach Palästina emigrierte. 1957 starb er in Tel Aviv.

Nestorstraße
Die Nestorstraße wurde 1892 benannt nach Joachim I. Nestor, Kurfürst von Brandenburg. Er lebte von 1484 bis 1535.
In der Nestorstraße ist der Turm der Albertus-Magnus-Kirche zu sehen. Sie wurde 1962 von Alfons Leitl gebaut.

Das Kurfürstendamm-Center am Kurfürstendamm 142-147 mit dem Bauhaus-Markt an der Ecke wurde von 1971 bis 1973 gebaut. Wie das alte Kudamm-Eck und das Kudamm-Karree ist es eine der Bausünden der 70er Jahre, die man heute so nicht mehr bauen würde. Das Kurfürstendamm-Center war aber von den dreien das Unspektakulärste, und es passt sich noch relativ unauffällig in die Kurfürstendamm-Bebauung ein.
Gegenüber wohnt übrigens Klaus Wowereit, was meistens unschwer an den Sicherheitsbeamten zu erkennen ist, die sich im Bereich des Hauseinganges aufhalten.

Kurfürstendamm 94/95 Kurt Mühsam
Hier war von 1933 bis 1938 das Unternehmen “Paketfahrt des Westens” untergebracht. Es organisierte Umzüge nach Paris und Palästina.
In diesem Haus lebte auch der Publizist Dr. Kurt Mühsam. Er wurde 1882 in Graz als Sohn des Landesoberrabbiners Samuel Mühsam geboren und war ein Vetter des Dichters und Revolutionärs Erich Mühsam. Kurt Mühsam war Theater- und Kunstkritiker, Schriftsteller und Politiker. 1913 wurde er Direktor der National-Zeitung, 1920 Pressechef der Ufa und 1924 Chefredakteuer der “Lichtbildbühne” und Redakteur der “Berliner Zeitung am Mittag”. Er starb 1931 in Berlin.

Markgraf-Albrecht-Straße
Die Straße wurde 1908 benannt nach Albrecht I “Der Bär”, Markgraf von Brandenburg.

Gedenktafel für die Synagoge "Friedenstempel" Halensee, Foto: KHMM

Gedenktafel für die Synagoge "Friedenstempel" Halensee, Foto: KHMM

Markgraf-Albrecht-Str. 10-11
Hier wurde am 9. November 1988 eine Gedenktafel enthüllt, die an die früher hier stehende Synagoge erinnert. Sie ist auf der Bronzetafel als Relief abgebildet. Daneben enthält die Tafel folgenden Text:
An dieser Stelle stand einst die Synagoge
“Friedenstempel” erbaut von G. und C. Gause
1922-1923 eingeweiht am 9.September 1923
angezündet und zerstört von Nationalsozialisten
am 9.November 1938 “Der Tempel soll nicht
allein religiösen Zwecken dienen, sondern auch
eine Versammlungsstätte aller sein, die an der
Herbeiführung eines wirklichen Friedens
mitarbeiten wollen”.
Prof. Dr.S. Goldberg anläßlich der Einweihung

Die Synagoge bot Platz für 1450 Menschen und war damit eine der großen Berliner Vereinssynagogen. Sie war gestiftet worden von dem Besitzer des Lunaparks, Prof. Dr. jur. Salomon Goldberg. Er erwarb 1922 das als Acker ausgewiesene Grundstück. Es wurde eine Vereinssynagoge nach liberalem Ritus. 1929 wurde sie von der Berliner Jüdischen Gemeinde erworben. Sie wurde damit zur Gemeindesynagoge. Nach 1933 erlebte sie einen Aufschwung, weil immer mehr Juden, die von den Nationalsozialisten terrorisiert wurden, hier die Gemeinschaft suchten. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 brannte auch diese Synagoge.
Wie die Ruine der Synagoge in der Fasanenstraße wurde auch diese Ruine 1959 abgerissen und an ihrer Stelle das heutige Wohnhaus gebaut, ähnlich wie in der Prinzregentenstraße 69-70 und in der Franzensbader Str. 7-8.

Damaschkestraße
Die heutige Damschkestraße hieß seit 1892 “Küstriner Straße”. Sie wurde1950 benannt nach dem Sozialpolitiker und Pädagogen Adolf Wilhelm Ferdinand Damaschke. Er lebte von 1865 bis 1935 in Berlin und setzte sich als Publizist und Sozialpolitiker vor allem für eine Bodenbesitzreform ein.

Stolperstein, Damaschkestr. 22, Foto: KHMM

Stolperstein, Damaschkestr. 22, Foto: KHMM

Damaschkestr. 22
Hier wurde am 21.08.2006 ein Stolperstein verlegt für Siegmund Flatow. Er trägt folgenden Text:
HIER WOHNTE
SIEGMUND FLATOW
JG. 1884
DEPORTIERT 1942
AUSCHWITZ
ERMORDET
Siegmund Flatow floh nach Frankreich und war gefangen im Lager Gurs, bevor er an die Nationalsozialisten ausgeliefert wurde.

Droysenstraße
Die Droysenstraße wurde 1906 nach dem Historiker Johann Gustav Bernhard Droysen benannt. Er wurde 1808 in Treptow in Pommern geboren und starb 1884 in Berlin.

Sybelstsraße
Die Sybelstraße wurde 1904 nach dem Historiker Heinrich Karl Ludolf von Sybel benannt. Er wurde 1817 in Düsseldorf geboren und starb 1895 in Marburg. 1874 bis 1880 saß er für die Nationalliberalen im Preußischen Abgeordnetenhaus.

Schulgebäude, Sybelstr. 20-21, Foto: KHMM

Schulgebäude, Sybelstr. 20-21, Foto: KHMM

Sybelstr. 20-21 Pommern-Hauptschule und Goerdeler-Grundschule
Das Schulhaus wurde 1907-09 von Heinrich Seeling als 25. und 26. Gemeindedoppelschule erbaut. Es steht unter Denkmalschutz und wird nachts angestrahlt. Es ist ein asymmetrischer, stark gegliederter Bau mit einem imposantem Turm mit einer Aussichtsplattform. Das Gebäude hat einen L-förmigem Grundriss. Städtebaulich ist es auf die Roscherstraße ausgerichtet. Die Fassade ist mit Ziegeln und Muschelkalk gestaltet. Die Anlage wurde damals baulich getrennt für Jungen und Mädchen mit separaten Eingängen. Im rechten Bauteil befinden sich die gemeinsam genutzten Räume, die Turnhalle, Aula, Zeichensäle und ein Physikraum, erkennbar an den hohen Fenstern im ersten Obergeschoss. Nach glücklicherweise nur leichten Kriegsschäden wurde das Gebäude 1951-53 wieder instandgesetzt und 1982-84 in seiner ursprünglichen Gestalt wieder hergestellt.
Dieses Haus gehörte am Anfang des 20. Jahrhunderts zu den fortschrittlichsten Schulanlagen der damaligen Zeit.
Heute sind darin die Pommern-Hauptschule und die Goerdeler-Grundschule untergebracht.
Die Pommern-Hauptschule engagiert sich sehr stark im Netzwerk Hauptschule und beteiligt sich an dem bundesweiten Projekt “Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage”, was an dem Schild neben dem Eingang sichtbar ist. Die Schüler nehmen an Workshops zu den Themen Rassismus, Gewalt und Zivilcourage teil, und sie verpflichten sich zu entsprechendem Handeln. Projektpate ist der Fußballer Michael Preetz.
Alle 7. Klassen nehmen an einem Gewaltpräventionstag teil, der vom Präventionsbeauftragten der Berliner Polizei durchgeführt wird. Dort lernen die Schüler mit Konflikten umzugehen. Die Landeskommission Berlin gegen Gewalt hat die teilnehmenden Schüler einer solchen Präventionswoche mit einem 1. Preis ausgezeichnet. Das gleiche Projekt erreichte den 2. Platz beim Präventionspreis der Berliner Polizei.
In dem Gebäude befindet sich auch eine Abendschule, die der Pommern-Oberschule angegliedert worden ist. In dieser Einrichtung erwerben die Abendschüler den einfachen Hauptschulabschluss, der dem Abschluss der 9. Klasse entspricht. Die Kurse beginnen jeweils im Frühjahr und im Herbst.

Die Goerdeler-Grundschule beherbergt derzeit noch die Staatliche Europaschule Deutsch-Polnisch. Diese wird zum Schuljahr 2008/09 aus diesem Schulgebäude in die Katharina-Heinroth-Grundschule in die Münsterschen Straße 15-17 umziehen. Dort ist die Raumsituation günstiger, und nach der Grundschule der Übergang zur ebenfalls Deutsch-Polnischen Europa-Oberschule, der Robert-Jungk-Gesamtschule an der Sächsischen Straße näher gelegen.
Rechts am Eingang der Goerdeler-Grundschule befindet sich eine Tafel mit folgender Inschrift:
Carl Friedrich Goerdeler
deutscher Politiker, geboren am 31.7.1884,
Mitglied der Widerstandsbewegung
gegen das NS-Regime und beteiligt
am Attentat gegen Hitler am 20. Juli,
hingerichtet am 22.1.1945
in Berlin-Plötzensee

Roscherstraße
Die Roscherstraße wurde 1906 nach dem Nationalökonom Wilhelm Georg Friedrich Roscher benannt. Er wurde 1817 in Hannover geboren und starb 1894 in Leipzig.

Sybelstr. 18 Stolpersteine
Hier wurden am 30. Juli 2005 zwei Stolpersteine verlegt: Die 1884 geborene Margarethe Basch und ihre 1885 geborene Schwester Paula Engel wurden beide am 13.01.1942 nach Riga deportiert und dort ermordet.

Dahlmannstraße
Die Dahlmannstraße wurde 1906 nach dem Historiker Friedrich Christoph Dahlmann benannt. Er wurde 1785 in Wismar geboren und starb 1860 in Bonn.

Fußgängertunnel
Die Fußgängerunterführung unter der Lewishamstraße ist wohl eines der hässlichsten Bauwerke des Bezirks. Es riecht sehr unangenehm und ist eine Zumutung für alle, die hier die Straße überqueren wollen. Dieser Tunnel ein typisches Beispiel für die verfehlte Städtebaupolitik der 70er Jahre nach dem Leitbild der autogerechten Stadt und als solches ist er in seiner Hässlichkeit schon wieder interessant. Es ist wohl auch typisch, dass sich in einem städtebaulich so hässlich gestalteten Raum bevorzugt zweifelhaftes Gewerbe ansiedelt.
Die Lewishamstraße wurde damals autobahnartig ausgebaut. Sie durchschneidet die Sybelstraße und mündet ihrerseits in einen Tunnel unter dem Kurfürstendamm. Wer also der Sybelstraße folgen will, der muss durch diesen Tunnel, und unsere nächste Station ist das Haus an der Sybelstraße 9 mit einer neuen Gedenktafel. Deshalb bitte ich Sie jetzt, Ihre berechtige Abneigung zu überwinden und durch den Tunnel die Straße zu unterqueren.

Gedenktafel, Sybelstr. 9, Foto: KHMM

Gedenktafel, Sybelstr. 9, Foto: KHMM

Sybelstr. 9 Gedenktafel
Der Verein Aktives Museum e.V. hatte hier am 8. November 1992 in provisorischer Form eine Holztafel enthüllt. Nach der Sanierung des Hauses wurde sie durch eine dauerhafte Bronzetafel ersetzt und am 21. März dieses Jahres enthüllt. Die Tafel enthält folgenden Text:
Im Haus Sybelstraße 9 bestand von 1936 bis
1941 die Jüdische private Musikschule Hollaender.
Hier unterrichteten die jüdischen Lehrkräfte des
Stern’schen Konservatoriums Gustav Hollaender
nach dessen zwangsweiser Arisierung 1935. Ihre
Besitzer und Leiter
Kurt Hollaender (*1885) und
Susanne Landsberg (*1892)
geb. Hollaender
wurden, wie viele der hier Lehrenden, 1941/43
deportiert und ermordet.

Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V. 8.11.1992

Die Tafel erinnert an eine Musikschule, die aus dem ältesten Konservatorium Berlins entstand. Julius Stern hatte es 1850 gegründet. 1895 wurde es von Gustav Hollaender übernommen. Dessen Kinder Kurt und Susanne übernahmen es und führten es von 1936 bis 1941 als private Musikschule weiter.
Hinter dieser knappen Zusammenfassung einer rund 90jährigen Geschichte von 1850 bis 1941 verbirgt sich eine dramatische Entwicklung. Sie ist eines der vielen Beispiele für die tragische deutsch-jüdische Geschichte, mit der unzählige grausame menschliche Schicksale verbunden sind.
Nach dem Tod Julius Sterns 1883 führte seine Schwägerin Jenny Meyer das Konservatorium ein Jahrzehnt lang. 1894 erwarb der Komponist, Dirigent und Geiger Gustav Hollaender das Institut und leitete es bis zu seinem Tod 1915. Unter seiner Leitung erlebte das Konservatorium eine Blütezeit. Es kam ohne jegliche Subvention aus und wurde von mehr als tausend Schülerinnen und Schüler pro Jahr besucht, die aus aller Welt nach Berlin zum Musikstudium kamen. Das Konservatorium verdankte zwar seine Existenz privatem jüdischem Engagement, aber es stand allen offen, die sich musikalisch bilden wollten. Es war im besten Sinne universell, und es war eines der wertvollsten Aushängeschilder für Berlin und für ganz Deutschland.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 wurde das Konservatorium gleichgeschaltet. Die jüdischen Inhaber wurden faktisch enteignet. Ihnen wurde verboten, nichtjüdische Schülerinnen und Schüler zu unterrichten. Sie konnten hier noch für wenige Jahre die Jüdische Musikschule Hollaender betreiben. Schließlich wurden Kurt Hollaender und Susanne Landsberg-Hollaender deportiert und ermordet.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt das Städtische Konservatorium in West-Berlin den Namenszusatz “Ehemals Sternsches Konservatorium”. Heute ist das Julius-Stern-Institut für musikalische Nachwuchsförderung Teil der Universität der Künste.
Giesebrechtstraße
Die Giesebrechtstraße wurde 1904 nach dem Historiker Friedrich Wilhelm Benjamin von Giesebrecht benannt. Er wurde 1814 in Berlin geboren und starb 1889 in München.

Giesebrechtstr. 4 Kino “Kurbel”
Das Kino wurde 1934 in das Mietshaus eingebaut. Der Kinosaal fasst 600 Zuschauer. 1945 nahm die Kurbel als eines der ersten Berliner Kinos seinen Betrieb nach dem Krieg wieder auf; in den 70ern wurde es für kurze Zeit als Sex-Kino, seit 1974 ist es ein Programmkino mit einem gehobenen Filmangebot. 2003 wurde es für kurze Zeit geschlossen. Dann versuchte ein Betreiber mit einem neuen Konzept und besonders günstigen Eintrittspreisen neue Zuschauer zu gewinnen. Seit Juni 2005 ist es wieder ein Premierenkino mit drei Sälen.

Hubert-von-Meyerinck-Platz
Der Platz wurde 1994 nach dem Filmschauspieler Hubert von Meyerinck benannt. Er lebte von 1896 bis 1971, wurde seit 1920 durch Stummfilmrollen und seit 1930 auch in unzähligen Tonfilmen bekannt. Er spielte stets Männer mit Allüren, die sich nur allzu oft als Hochstapler oder Schurken erwiesen. In späteren Jahren wurde er in Filmkomödien zur Idealbesetzung skurriler Amtspersonen, Adeliger und Generäle. Mit 250 Filmrollen gehört er zu den meistbeschäftigten deutschen Filmschauspielern. Am Ende seines Lebens outete er sich als homosexuell.

Giesebrechtstr. 19: Stolperstein
Der Stolperstein für Elisabeth Levysohn wurde am 11. Dezember 2006 verlegt. Er trägt den Text:
“HIER WOHNTE
Elisabeth Levysohn
JG. 1879
DEPORTIERT 14.09.1942
Theresienstadt
ERMORDET 17.05.1943”

Giesebrechtstr. 17 Gedenktafel: Paul von Hase
Die Gedenktafel für Paul von Hase wurde 1991 enthüllt:

“Hier wohnte Generalleutnant
Paul von Hase
24.7.1885-8.8.1944
Stadtkommandant von Berlin 1940-44
Am Umsturzversuch vom 20. Juli
führend beteiligt, dafür am 8. August 1944
in Berlin-Plötzensee hingerichtet.”
Paul von Hause lebte in diesem Haus während seiner Zeit als Stadtkommandant von Berlin von 1940 bis zu seiner Hinrichtung1944.
Seit 1938 war Generalmajor von Hase in die Verschwörungspläne des Offizierskorps eingeweiht. Am 20. Juli 1944 ließ von Hase das Regierungsviertel in Berlin abriegeln. Nach dem misslungenen Attentat und Umsturzversuch wurde er noch am Abend des 20. Juli verhaftet. In einem Prozess gegen einen Teil der Verschwörer wurde er am 8. August 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und in Berlin-Plötzensee noch am selben Tage durch Erhängen hingerichtet.
Die Hinrichtungsstätte im nationalsozialistischen Zuchthaus Plötzensee befand sich ebenfalls in Charlottenburg-Wilmersdorf. 1952 wurde dort eine Gedenkstätte eingerichtet.
Sie erinnert an die etwa 2.500 dort durch Fallbeil oder Strick hingerichteten Männer, Frauen und Jugendlichen, darunter zahlreiche Widerstandskämpfer – unter anderem die am Umsturzversuch des 20. Juli 1944 Beteiligten.

Sybelstraße
In diesem Teil der Sybelstraße haben die Häuser noch Vorgärten wie es um 1900 in vielen Straßen und insbesondere auch am Kurfürstendamm üblich war.

Sybelstr. 65 Stolpersteine
Hier wurden am 30. Juli 2005 zwei Stolpersteine verlegt: Der 1878 geborene Dr. Curt Ehrlich und die 1885 geborene Meta Ehrlich wurden beide am 3.2.1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Sybelstr. 2 Sophie-Charlotte-Gymnasium
Das Sophie-Charlotte-Gymnasium feiert ist 150 Jahre alt. Das Jubiläum wird zwar erst im nächsten Jahr gefeiert. Aber ich freue mich sehr, dass Herr Schmerling sich trotzdem schon heute die Zeit genommen hat und uns seine Schule selbst vorstellt.
Das Schulgebäude wurde 1913 bis 1918 nach Plänen von Walther Spickendorff für das damalige Fürstin-Bismarck-Lyzeum, also für ein Mädchengymnasium errichtet. Bis Ende der 1930er Jahre wurden alle jüdischen Schülerinnen von der Schule verwiesen. Über die ehemaligen Schülerinnen Inge Deutschkron, Ursula Mamlok und Eleonore Hertzberger haben Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums jetzt eine Filmdokumentation gedreht, die gestern Abend bei einer Soiree mit den drei Frauen erstmals vorgestellt und diskutiert wurde.
Inge Deutschkron und Ursula Mamlok (damals Ursula Mayer) haben durch glückliche Umstände Holocaust und Krieg überlebt. Ursula Mamlok lebte bis vor kurzem als berühmte Komponistin in New York. Inge Deutschkron überlebte mit ihrer Mutter die Verfolgungen in verschiedenen Verstecken in Berlin und wurde nach dem Krieg Journalistin in Bonn und Tel Aviv. Mit ihrer Autobiographie “Ich trug den gelben Stern” und dem daraus entwickelten Gripstheaterstück “Ab heute heißt du Sara” wurde sie in Deutschland bekannt. Eleonore Hertzberger (damals Eleonore Katz) verließ das Lyzeum schon 1935, weil sie sich in der zunehmend antisemitischen Umgebung nicht mehr wohl fühlte. Sie ging mit ihren Eltern in die Niederlande, wo sie ihren Ehemann Eddie Hertzberger kennen lernte. Im Krieg arbeiteten sie im Untergrund für die Exilregierung von Holland.