109 Kiezspaziergang am 8.1.2011
Vom Bahnhof Zoo zur Staatsoper im Schiller Theater
Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen
Treffpunkt: Vor dem Bahnhof Zoo unter der großen Uhr an der
Hardenbergstraße
Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 109. Kiezspaziergang. Nach dem
Waldspaziergang unter widrigen Wetterbedingungen im Dezember
wollen wir im Neuen Jahr schauen, was sich hier in der
City-West rund um den Bahnhof Zoo Neues tut. Genaueres werden
wir darüber im Amerika Haus erfahren, in dem inzwischen das
Regionalmanagement City West untergebracht ist. Der Leiter,
Joachim Wolf, wird uns seine Agentur vorstellen und auch etwas
zum Jubiläumsjahr 125 Jahre Kurfürstendamm erzählen, das von
dem Regionalmanagement mit vorbereitet wird. Vom Amerika Haus
werden wir zur Kantstraße, am Theater des Westens vorbei zum
Savignyplatz, durch die Grolmanstraße, Goethestraße und
Schlüterstraße zur Staatsoper im Schiller-Theater
gehen.
Schließlich gehört die Staatsoper jetzt für einige Jahre zu
Charlottenburg-Wilmersdorf – und das Schiller-Theater ist als
traditionsreiche Charlottenburger Bühne unbedingt einen Besuch
wert. Der Pressesprecher der Staatsoper, Johannes Ehmann ist
schon bei uns. Vielen Dank schon einmal vorweg für die
freundlichen Einladung. Wir wollen versuchen, gegen 15.15 Uhr
anzukommen, damit wir genügend Zeit haben.
Bevor wir starten möchte ich Ihnen den Treffpunkt für den
nächsten Kiezspaziergang mitteilen. Wie Sie wissen finden die
Kiezspaziergänge immer am zweiten Samstag eines Monats ab
14.00 Uhr statt. Das wollen wir auch im neuen Jahr –
zumindest bis zur Wahl im September so beibehalten. Der
Treffpunkt ist also am Sonnabend, dem 12. Februar, um 14.00 Uhr
auf dem Adenauerplatz, und wir wollen eines der großen
Bauprojekte am Kurfürstendamm besichtigen, und zwar das Haus
Cumberland. Lange diente es wegen seiner prächtigen Räume nur
als Filmkulisse. Jetzt wird es umgebaut. Wir werden einige der
historischen Räume besichtigen können, und im Kaisersaal
werden uns die Investoren selbst ihr Projekt vorstellen.
City West
Der Mittelpunkt der westlichen City Berlins rund um den Bahnhof
Zoo wird mehr und mehr beherrscht von Baustellen, und wir sind
froh, dass endlich etwas geschieht. Aus den Plänen für ein
riesiges Aussichtsrad auf dem Gelände des früheren
Wirtschaftshofes des Zoologischen Gartens wird zwar wohl
nichts, aber die City West ist dabei, ihr Gesicht zu ändern.
Zoofenster
Am auffälligsten ist das neue Hochhaus am sogenannten
Zoofenster. Seit 1991 gab es dafür immer wieder neue
Investoren und Planungen. Schließlich erwarb im November 2007
ein Investor aus Dubai das Grundstück. Anfang Juli 2008 war
Baubeginn und am 22. Oktober des letzten Jahres konnte schon
das Richtfest für das 118 Meter hohe Gebäude mit 32 Etagen
gefeiert werden. Kernstück des Hochhauses wird das Hotel
Waldorf Astoria der Hilton Gruppe sein. Wir freuen uns
darauf.
Kurz nach dem Richtfest, am 27. Oktober verletzte sich ein
30jähriger Extremsportler lebensgefährlich bei einem
illegalen nächtlichen Sprung mit einem Fallschirm vom Dach des
Zoofensters. Er prallte gegen das gegenüberliegende
Hutmacherhaus und stürzte aus der Höhe der sechsten Etage auf
den Gehweg.
Zoobogen
Von hier bis zum Aquarium an der Budapester Straße erstreckt
sich das Bauensemble des Zoobogens oder Zentrums am Zoo, wie es
auch genannt wurde. Es entstand in den Jahren 1955-57 nach
Plänen der Architekten Paul Schwebes und Hans Schoszberger mit
Büro- und Ausstellungsflächen für die
Damenoberbekleidungsindustrie und dem Zoo-Palast als
Uraufführungskino für die Berlinale. Es besteht aus dem
Bikini-Haus gegenüber der Gedächtniskirche, dem Hutmacher
Haus hier am Hardenbergplatz, dem Zoo-Palast und einem
Parkhaus. Die “Blaue Kugel”, aus der die Talkshow
Sabine Christiansen gesendet wurde, wurde im letzten Jahr
abgebaut.
Die Bayerische Bau- und Immobilien Gruppe als Eigentümerin
will jetzt das gesamte Ensemble umbauen, restaurieren und
modernisieren. Insgesamt sollen dafür 300 Millionen Euro
investiert werden. Dabei soll der Zoo-Palast mit dem großen
Saal erhalten bleiben und durch ein Multiplex-Kino ergänzt
werden.
Hardenbergplatz
Der Hardenbergplatz wurde 1958 nach dem preußischen Staatsmann
und Reformpolitiker Karl August Fürst von Hardenberg benannt.
Hinter dem von der BVG genutzten
Eingangsgebäude erinnert eine Büste an ihn. Der Platz wird
grundlegend umgestaltet werden. Unter dem Platz soll eine
privat finanzierte Tiefgarage errichtet werden.
Bahnhof Zoologischer Garten
Der Bahnhof Zoo wurde 1878-82 von Ernst Dircksen errichtet und
1882 zunächst für den Stadtbahnverkehr, bereits zwei Jahre
später,1884, auch für den Fernverkehr geöffnet. Am 5.5.1886
fuhr von hier aus die erste Dampfstraßenbahn über den
Kurfürstendamm. Bereits 1902 wurde der von Alfred Grenander
gebaute U-Bahnhof eröffnet. 1934-41 wurde der Bahnhof durch
Fritz Hane neu gestaltet. Der Fernbahnteil erhielt eine große
Halle und vier Gleise.
1954-57 wurden die heute 16 Meter hohe Fernbahnhalle und die
niedrigere S-Bahn-Halle verglast und der terrassenförmige
Restaurantvorbau errichtet, in dem 1957 die
“Bahnhofs-Terrassen” eröffnet wurden. 1959-61
baute Bruno Grimmek unter der U2 den querenden Bahnsteig für
die neue Linie U9. 1976 erschien unter dem Titel “Wir
Kinder vom Bahnhof Zoo” ein aufwühlender Bericht von
Christiane F. über das Drogenmilieu, das sich am Bahnhof Zoo
konzentrierte.
1985-89 wurde der Bahnhof restauriert und ausgebaut. Die
Bahnsteige wurden speziell für ICEs
verlängert. Während der Teilung der Stadt war der Bahnhof Zoo
– in der Zuständigkeit der Deutschen Reichsbahn –
über lange Zeit der einzige Fernbahnhof West-Berlins.
Er ist bis heute der bedeutendste Bahnhof in der westlichen
City und der größte Nahverkehrsknotenpunkt Berlins. Hier
treffen Fern-, S- und U-Bahn und viele Buslinien zusammen. Im
Nah- und Fernverkehr täglich durchschnittlich je 400 an- und
abfahrende Züge, 600 Halte der S-Bahnen und 120.000 Reisende
insgesamt.
Der Beschluss der Deutschen Bahn AG unter Bahnchef Hartmut
Mehdorn, mit Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs am 28.5.2006
den Fernbahnhof Zoologischer Garten zu schließen, löste
heftige Proteste bei Geschäftsleuten, Bewohnern und beim
Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf aus. Eine von Pfarrerin
Dr. Helga Frisch angeführte Bürgerinitiative sammelte bis
Oktober 2006 140.000 Unterschriften für den Erhalt bzw. die
Wiedereröffnung des Fernbahnhofs Zoo. Es gab eine Reihe von
Protestaktionen und Protestdemonstrationen. Bahnexperten
erstellten Gutachten, in den nachgewiesen wurde, dass die
Nachteile der Schließung des Fernbahnhofs bei weitem
überwiegen. Bahnchef Mehdorn ließ sich von alledem nicht
beeindrucken. Leider hat bisher auch sein Nachfolger Rüdiger
Grube auf unsere Appelle nur ablehnend reagiert. Derzeit hat
die Bahn zwar ganz andere Probleme, aber wir werden nicht
locker lassen und sind überzeugt, dass am Bahnhof Zoo auch
wieder ICEs halten werden.
Hardenbergstr. 22-24: Amerika Haus
Das Haus wurde 1956/57 von Bruno Grimmek für das Kultur- und
Informationszentrum des United States Information Service
(USIS) gebaut. Bei seiner Gründung
1946 ging es darum, den Berlinerinnen und Berlinern nach der
NS-Zeit in Veranstaltungen und Lehrerfortbildungen
Informationen zur westlichen Demokratie anzubieten. Ende der
60er und Anfang der 70er Jahre stand das Haus im Zentrum der
Studentenproteste. Das Haus mit dem Sternenbanner wurde für
viele Studenten zum Symbol der aus ihrer Sicht
imperialistischen USA. Hier fanden
viele Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg statt.
Mit dem Umzug der amerikanischen Botschaft von Bonn nach Berlin
wurde das Amerikahaus unmittelbarer Bestandteil der Botschaft
und dem Außenministerium unterstellt. Es stand unter strengem
Polizeischutz. Am 25.9.2006 wurde es geschlossen und an die
Stadt Berlin zurückgegeben. Über die Zukunft des Hauses ist
noch nicht endgültig entschieden. Jetzt wird es erst einmal
vorübergehend als Veranstaltungsort und Standort des Forums
City West und des Regionalmanagements City West gemeinsam mit
dem Bezirksamt und der AG City genutzt.
Ich freue mich, dass der Leiter des Regionalmanagements,
Joachim Wolf, heute extra für uns gekommen ist und uns sein
Haus und sein Büro vorstellt.
Hardenbergstr 31: Oberverwaltungsgericht
Das Gebäude gegenüber an der Ecke Jebensstraße wurde 1905-07
von Paul Kieschke und Eduard Fürstenau als
Königlich-Preußisches Oberverwaltungsgericht errichtet. Es
ist ein neobarocker Baukomplex um mehrere Innenhöfe. Die
Fassade wurde vor allem neben dem Balkon über dem Hauptportal
mit Figurenschmuck versehen, und die Sitzungssäle wurden
teilweise prunkvoll ausgestattet. Davon ist nur noch ein Teil
erhalten. Nach 1950 wurden viele Räume neu ausgestattet.
1953 wurde in dem Gebäude das Bundesverwaltungsgericht als
oberster Gerichtshof des Bundes für das Gebiet der allgemeinen
Verwaltungsgerichtsbarkeit eingerichtet. Die Wahl des
Standortes Berlin wurde als demonstratives Zeichen der
Bundespräsenz in Berlin verstanden. Im August 2002 zog das
Bundesverwaltungsgericht nach Leipzig um.
2003 übertrug der Bund das Gebäude dem Land Berlin, das hier
am 1.10.2004 das Oberverwaltungsgericht (OVG) Berlin ansiedelte, das dann mit dem
OVG Brandenburg vereinigt wurde. Seit
dem 1.7.2005 ist das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg
das gemeinsame Oberverwaltungsgericht der Länder Berlin und
Brandenburg und bildet die Spitze der
Verwaltungsgerichtsbarkeit dieser beiden Länder.
Kantstr. 155: KapHag-Hochhaus
1992-95 baute Josef Paul Kleihues das KapHag-Hochhaus, ein
elfgeschossiges 54 m hohes Bürohaus mit angegliedertem
fünfgeschossigen Trakt als Firmenzentrale der KapHag
Immobilien GmbH, die Büro- und Geschäftshäuser und
Gewerbezentren entwickelt und verwaltet. Es war einer der
ersten Büroneubauten der 90er Jahre in der City West. Das
große beweglich gelagerte Windsegel setzt ein markantes
Zeichen. Das Haus wurde 1994 mit dem Preis des Bundes Deutscher
Architekten ausgezeichnet.
Ursprünglich war das Haus um ein Drittel höher geplant, was
aber am Einspruch des Bezirkes Charlottenburg scheiterte.
Es gibt Pläne, das Gebäude um sechs Etagen aufzustocken und
dann die ursprünglich geplante Höhe von 72 Metern zu
erreichen. Das Dachsegel soll dabei erhalten bleiben.
Die Skulptur “Der gestürzte Krieger” wurde von
Markus Lüpertz geschaffen und 1995 von der Kap Hag für die
Berlinsche Galerie gestiftet und auf dem Kantdreieck
aufgestellt.
Kantstr. 12: Theater des Westens
Bernhard Sehring baute 1895-97 das Theater des Westens. Seine
Architektur ist eine Mischung verschiedenster Baustiele mit
altdeutschem Fachwerk, märkischer Backsteingotik und
Jugendstil. Seine Geschichte ist ebenso bunt wie sein
Äußeres: Es firmierte unter anderem unter den Namen
“Goethe-Theater” und “Große
Volksoper”. In einer Nische steht die Figurengruppe
“Berlin und Charlottenburg”. Natürlich werden
beide Städte von Frauen verkörpert.
Am 1.10.1896 wurde das Theater mit dem Märchenspiel
“1001 Nacht” von Holger Drachmann eröffnet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg startete hier bereits am 15.6.1945
die “Städtische Oper” mit “Fidelio”
den Opernbetrieb, zunächst bis 1947 unter dem Intendanten
Michael Bohnen, dann bis 1960 unter Heinz Tietjen und Carl
Ebert.
Nachdem 1961 die Oper als “Deutsche Oper Berlin” in
ihr neues Haus an der Bismarckstraße gezogen war, eröffnete
am 1.10.1961 Intendant Hans Wolffer das Theater des Westens als
Musical- und Operettentheater mit der deutschsprachigen
Erstaufführung von “My Fair Lady”. Das
Erfolgsstück wurde zwei Jahr en suite gespielt und machte die
Gattung Musical in Deutschland populär. In der Folge
gastierten Johannes Heesters in der “Lustigen
Witwe”, Zahrah Leander und Marika Rökk im “Land
des Lächelns”, Freddy Quinn in “Heimweh nach St.
Pauli” und Vico Torriani im “Weißen Rössl”.
Am 30.12.1978 wurde das Haus nach einem Konkurs unter der
Intendanz von Karl Vibach mit dem Musical “Cabaret”
wiedereröffnet. Im Herbst 1980 fand hier die deutsche
Erstaufführung des Musicals “A Chorus Line”
statt.
Von 1984 bis 1999 leitete der Tänzer, Sänger, Regisseur und
Choreograph Helmut Baumann das Haus. Er gab seinen Einstand als
Regisseur und Hauptdarsteller am 23.10.1985 mit “Ein
Käfig voller Narren”. Es wurde ein triumphaler Erfolg:
Zehn Jahre lang wurde das Stück immer wieder in den Spielplan
aufgenommen. 2002 verkaufte der Senat das Theater an den
privaten Musical-Konzern Stage Holding. Nach Umbauten war am
26.9.2003 die Premiere des Musicals “Les
Misérables”. Danach gab es “3 Musketiere”,
“Aida – Das Musical”, “Tanz der
Vampire”, “Elisabeth”, “Der Schuh des
Manitu” und seit dem 21. Oktober 2010 “We Will Rock
You” von Ben Elton über die Rockgruppe Queen.
Kantstr. 12a: Vaganten Bühne
Die 1949 von Horst Behrend als Wanderschauspielgruppe mit
christlich orientiertem Repertoire gegründete Vaganten Bühne
etablierte sich 1956 als Kellertheater in den ehemaligen
Kühlräumen des Delphi-Palastes. Im Spielplan sind
überwiegend zeitgenössische Stücke und Klassische Moderne.
Schüler und Studenten machen etwa die Hälfte des Publikums
aus. Seit 1979 leitet der Sohn des Theatergründers, Regisseur
Rainer Behrend, gemeinsam mit seinem Bruder Jens-Peter Behrend
das Theater.
Kantstr. 12a: Delphi Filmpalast am Zoo
Das Delphi wurde 1927/28 von Bernhard Sehring als Tanzlokal
“Delphi-Palais” errichtet. Nach starker
Kriegszerstörung gestaltete Walter Jonigkeit 1948/49 das Haus
zu einem Kino mit ca. 1200 Plätzen um und nannte es Delphi
Filmpalast am Zoo. Der 1907 geborene Walter Jonigkeit leitete
das Kino bis zu seinem Tod im Alter von 102 Jahren am
25.12.2009 gemeinsam mit seinen Partnern Georg Kloster und
Claus Boje.
1998 wurden die bei einer äußeren Grundrenovierung
ausgegrabenen Säulen und andere Stücke aus Zeit des
Tanzlokals von Bernhard Sehring wieder aufgestellt. Eine
kopfsteingepflasterte Auffahrt führt von der Fasanenstraße
zum Eingang des Kinos, der von zwei vorgestellten Granitsäulen
auf einem Podest eingerahmt ist. Neben den Säulen stehen
jeweils zwei Steinamphoren auf dem Rücken von liegenden
Sphinxen. Zur Kantstraße hin werben große handgemalte
Filmplakate für das Programm und direkt im Anbau hat man
Zugang zu dem Jazzkeller Quasimodo und dem gleichnamigen Café.
Von dem Theatergarten an der Kantstraße Ecke Fasanenstraße
betrat man ursprünglich das Theater des Westens über die
“Kaisertreppe”.
Kantstr. 17-20 (Ecke Uhlandstraße):
Stilwerk
Das Stilwerk wurde 1998/99 von den Architekten Novotny und
Mähner aus Mailand gebaut. Das Geschäftshaus enthält auf
20.000 Quadratmetern verschiedene Einrichtungs- und
Designergeschäfte von gehobenem Standard. Der Neubau wurde an
Stelle des ehemals hier befindlichen Hauptverwaltungsgebäudes
der Dresdner Bank errichtet. Die Tresoranlagen der Bank im
Untergeschoss mussten erhalten bleiben, weil die Laufzeit der
Schließfächer noch nicht abgelaufen war. Aus statischen
Gründen musste darüber das gläserne, abgerundete
Eingangsfoyer an einer Brückenkonstruktion auf zwei seitwärts
gebauten Säulen aufgehängt werden.
Kantstr. 152: Paris Bar
Das französisches Bistro “Paris Bar” wurde um 1950
von einem ehemaligen französischen Besatzungssoldaten
gegründet. Sie hat sich zum “Wohnzimmer”
zahlreicher prominenter Schauspieler und Künstler entwickelt.
Vor allem zur Berlinale und beim Theatertreffen ist sie
traditionell “zentraler” Künstlertreffpunkt. An
den Wänden gibt es eine dicht gehängte Sammlung von
Fotografien, Zeichnungen und Gemälden. 2001 eröffnete direkt
daneben eine Filiale, aus der inzwischen das Wiener Beisl
wurde. Ende November 2005 mussten die Betreiber Insolvenz
beantragen, weil sie den Forderungen des Finanzamts nicht
nachkommen konnten. Aber inzwischen sorgten Investoren für
finanzielle Stabilität. Vor einigen Wochen ließen die
Betreiber drei Mauerteile auf dem Mittelstreifen aufstellen.
Kantstr. 148: Schwarzes Café
Das Schwarze Café wurde 1977 im Zusammenhang mit dem im Januar
1978 an der TU veranstalteten Tunix-Kongress von Holger
Klotzbach eröffnet. Er war damals Mitglied der “3
Tornados” und später Gründer der “Bar jeder
Vernunft”. Das Café wurde zum legendären Treffpunkt der
Spontibewegung. Marianne Rosenberg hat eine wehmütige Ballade
mit dem Titel “Im Schwarzen Café” geschrieben und
auf ihrem Jazzalbum “I’m a Woman”
interpretiert.
Savignyplatz 3: C. Adolph Eisenwaren
Das Geschäft für Eisen- und Haushaltswaren, Bühnenbedarf und
Schlüsseldienst wurde 1898 gegründet. Diese traditionelle
Eisenwarenhandlung mit der Originaleinrichtung aus der
Gründungszeit, einer raumhohen Schrankwand mit unzähligen
Schubladen zum Aufbewahren der Schrauben, Muttern, Krampen,
Dübel usw., usw. ist ein Paradies für jeden, der auch beim
Kauf nur einer einzelnen Schraube kompetent beraten werden
möchte.
Savignyplatz
Der Savignyplatz wurde 1887 nach dem Juristen Friedrich Karl
von Savigny benannt. Er wurde 1779 in Frankfurt am Main geboren
und starb 1861 in Berlin, wo er seit 1810 an der neuen
Universität lehrte. Von 1842 bis 1848 war er preußischer
Minister für Gesetzgebung. Der Platz wurde 1894/95 im Rahmen
der Bebauung auf beiden Seiten der Kantstraße angelegt als
typischer Schmuckplatz zur Durchlüftung und Auflockerung des
neuen Wohnviertels. 1926/27 gestaltete der Städtische
Gartenbaudirektor Erwin Barth den Platz neu mit Sitzlauben und
Staudenrabatten. In dieser Form wurde er nach zahlreichen
zwischenzeitlichen Veränderungen, für das Stadtjubiläum
Berlins 1987 wiederhergestellt.
Die zwei Bronzeskulpturen “Knabe mit Ziege” hat
August Kraus 1928 geschaffen. Sie wurden 1955 neu aufgestellt,
wobei nur eine Figur erhalten war, die andere ist ein Nachguss.
Die Skulpturen sind identisch und zeigen jeweils auf einem ein
Meter hohen Backsteinsockel einen nackten Knaben, der ein
störrische Ziege am Halbsband zerrt.
Der Savignyplatz ist ein bevorzugter Treffpunkt von Touristen,
Künstlern und Intellektuellen in den umliegenden Restaurants
und Cafés.
Savignyplatz 5: Gedenktafel für George
Grosz
Die Bronzetafel für George Grosz wurde bereits am 6.12.1977 an
dem Haus Savignyplatz 5 angebracht. Hier ist Grosz
pfeiferauchend bei der Arbeit mit den für seine Zeichnungen
typischen Figuren eingraviert. Die Tafel enthält folgenden
Text:
In diesem Hause starb
GEORGE GROSZ
Zeichner und Maler
1893 – 1959
George Grosz wurde 1893 als Georg Ehrenfried Groß in Berlin
geboren. Als Kriegsgegner wollte er seit seinen Erlebnissen im
Ersten Weltkrieg keinen deutschen Namen mehr tragen und nannte
sich deshalb 1916 George Grosz. Nach dem Krieg wurde er in den
1920er Jahren bekannt durch gesellschaftskritische Gemälde und
Zeichnungen, die sich durch zum Teil äußerst drastische und
provokative Darstellungen und häufig durch politische Aussagen
auszeichnen. Typische Motive sind die Großstadt und die
Klassengegensätze, die sich in ihr zeigen.
In seinen Karikaturen verspottet Grosz die herrschenden Kreise
der Weimarer Republik und kritisiert insbesondere Wirtschaft,
Politik, Militär und Kirche. Dabei kam er einige Male in
Konflikt mit der Justiz.
Von 1928 bis zu seiner Emigration 1933 lebte George Grosz in
der Trautenaustraße 12. Auch dort erinnert eine Gedenktafel an
ihn, auf der es unter anderem heißt: “Maler und
Graphiker. Bedeutender Satiriker, kämpfte gegen Militarismus,
Obrigkeitsstaat und Untertanenmentalität. Seine Bilder wurden
von den Nationalsozialisten als “entartete Kunst”
verboten. Emigration 1933, seit 1938 amerikanischer
Staatsbürger.”
1959 kehrte Grosz mit seiner Frau aus den USA nach Deutschland zurück, wo er wenig später
im Juli hier nach einem Treppensturz in Folge von Trunkenheit
starb. Sein Grab ist auf dem Friedhof Heerstraße.
Savignyplatz 7: Zwiebelfisch
Der Zwiebelfisch ist eine Berliner Kneipe, in der es warmes
Essen bis in den frühen Morgen gibt. Sie wurde als legendärer
Schriftstellertreff von Günter Grass in seinem Roman
Blechtrommel porträtiert.
Grolmanstraße
Diese Straße wurde 1874 nach dem preußischen General Georg
Grolman benannt. Er wurde 1777 in Berlin geboren und starb 1843
in Posen.
Schlüterstraße
Die Straße wurde 1879 nach dem Bildhauer und Baumeister
Andreas Schlüter benannt der 1659 in Danzig geboren wurde und
1714 in St. Petersburg starb.
Schlüterstr. 78: Gedenktafel für Gerhart
Hauptmann
Die Berliner Gedenktafel für Gerhart Hauptmann wurde am
20.10.1989 enthüllt.
In diesem Hause lebte von 1889 bis 1891 der Dramatiker
GERHART HAUPTMANN 15.11.1862 – 6.6.1946
Hier schrieb er das revolutionäre Drama
“Die Weber”, dessen Aufführung vom Berliner
Polizeipräsidenten verboten wurde.
Erhielt 1912 den Nobelpreis für Literatur
Der berühmte Schriftsteller wurde 1862 in Ober Salzbrunn in
Schlesien geboren. Nach seiner Heirat mit Marie Thienemann 1885
lebte das Paar zunächst 4 Jahre in Erkner. Dann zog Gerhart
Hauptmann hierher nach Charlottenburg. Nach weiteren
Zwischenstationen und Reisen zog er schließlich 1901 nach
Agnetendorf in Schlesien, wo er 1904 seine zweite Frau
Margarete Marschalk heiratete, mit der er bis zu seinem Tod
1946 im Haus Wiesenstein lebte.
Schillerstr. 30: OSZ
Körperpflege
2005 wurde an dieser Stelle das Mittelstufenzentrum abgerissen,
das 1975 hier eröffnet worden war und schließlich wegen
Asbestgefahr geschlossen werden musste. An seiner Stelle
entstand der Neubau für das Oberstufenzentrum Körperpflege,
das 2008 von der Pfalzburger Straße hierher umzog. Das
Oberstufenzentrum Körperpflege entstand aus der früheren
Berufsschule für Friseure.
Das erste Projekt der Jungen Staatsoper im Schillertheater hat
sie gemeinsam mit dem Oberstufenzentrum Körperpflege unter dem
Titel “Schnittstelle Figaro” realisiert.
Bismarckstr. 110: Schiller Theater
Zunächst möchte ich mich bei der Leiterin des Bereichs
Kommunikation, Andrea Kaiser, herzlich bedanken für die
freundlichen Begrüßung und für die Gastfreundschaft in ihrem
Haus. Und wenn ich sie richtig verstanden habe, dann fühlen
sich alle so wohl hier, dass sie gar nicht mehr weg
wollen.
Mit dem am 1. Januar 1907 mit Schillers “Räubern”
eröffneten Schiller Theater wollte der Charlottenburger
Magistrat kultur- und sozialpolitische Ziele gleichermaßen
erreichen. Bereits um 1900 wurde in der Charlottenburger
Stadtverordnetenversammlung über entsprechende Pläne
diskutiert. Da die Berliner Theater-Bühnen und das 1896
eröffnete Theater des Westens wegen der hohen Eintrittspreise
nur den begüterten Schichten zugänglich waren, wollte man in
Charlottenburg auch den Geringverdienern anspruchsvolle Kultur
nahe bringen.
Der Magistrat arbeitete mit der Berliner Schillertheater
Aktiengesellschaft zusammen, die bereits zwei gepachtete
Theater betrieb und durch ein besonderes Abonnementsystem die
Eintrittspreise niedrig halten und dennoch wirtschaftlich
arbeiten konnte. Die Aktiengesellschaft hatte sich in ihrer
Satzung auferlegt, den größeren Teil des Gewinns wieder in
das Unternehmen zu investieren und den Schauspielern soziale
Vergünstigungen zu gewähren, die sonst nicht üblich waren.
Auch der Bildungsauftrag des Unternehmens war genau definiert:
In Nachmittagsvorstellungen für Gemeindeschüler und an
Dichterabenden für alle sollte für die Kultur geworben
werden.
Das Projekt eines Theaters für “minderbemittelte
Schichten” war umstritten. Insbesondere die
Charlottenburger Haus- und Grundbesitzer wollten kein
besonderes soziales Image für ihre Stadt – das könnte sich
ja negativ auf die Grundstückspreise auswirken. Aber der
Begründer und Direktor der Schillertheater-Gesellschaft,
Raphael Löwenfeld, und Oberbürgermeister Kurt Schustehrus
kämpften erfolgreich für ihre Idee.
Schustehrus bilanzierte später stolz: “Das
Schillertheater ist eine der ersten Bildungsanstalten Berlins,
und dass Bildung etwas ist, was die Sozialpolitik zu fördern
bestrebt sein muss, wird niemand leugnen können.”
Die bauliche Gestaltung des Theaters entsprach den
demokratischen Vorstellungen seiner Gründer. Der Zuschauerraum
wurde einem antiken Amphitheater nachempfunden. Ränge gab es
zunächst nicht. Im Ersten Weltkrieg geriet das Theater in eine
wirtschaftliche Krise, die auch in den frühen 20er Jahren
nicht aus eigener Kraft bewältigt werden konnte. Deshalb wurde
das Theater von 1923 bis 1931 an die Generalverwaltung der
preußischen Staatstheater verpachtet.
Nach kurzen Intermezzos mit weiteren Pächtern wurde es
endgültig zum Staatstheater.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurden Ränge in den
Zuschauerraum eingebaut. Nach dem Umbau wurde das Haus 1938
unter der Intendanz von Heinrich George mit Schillers
“Kabale und Liebe” wieder eröffnet.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Theater zerstört. Heinz Völker
und Rudolf Grosse bauten unter Verwendung von Resten des
Vorgängerbaus ein neues Haus, das am 6. September 1951 mit
Schillers “Wilhelm Tell” als Staatstheater
eröffnet werden konnte. Unter dem Intendanten Boleslaw Barlog
wurde das Schillertheater zum wichtigsten Theater West-Berlins,
bis in den 70er Jahren die Schaubühne diese Rolle übernahm.
Das Schillertheater war auch das Haupthaus der 1951
gegründeten Staatlichen Schauspielbühnen Berlins, zu denen
das Schlosspark-Theater in Steglitz, die
Schiller-Theater-Werkstatt und die Spielstätte im Ballhaus
Rixdorf gehörten.
Nach der Wende wurde das Schillertheater als größte deutsche
Sprechbühne – nicht zuletzt aus symbolischen Gründen als
West-Berliner Opfer für den Aufbau Ost – 1993
geschlossen.
Die Schließung löste weit über Berlin hinaus Proteste und
Verbitterung aus. Sie wurde als Signal für den Abbau staatlich
subventionierter Kultur in Deutschland interpretiert. Danach
wurde das Haus bis zum Einzug der Staatsoper als
Gastspiel-Theater genützt.
Es wurde seit 2009 für die Staatsoper umgebaut und
hergerichtet, die am 19. September 2010 feierlich per Schiff
nach Charlottenburg umzog. Seither ist das Schiller-Theater
Ersatzstandort für die Staatsoper, deren Haus Unter den Linden
saniert wird, was knapp vier Jahre dauern soll.
Ich freue mich sehr, dass die Staatsoper diesen Standort nicht
nur als vorübergehendes Provisorium zum Überwintern begreift,
sondern im Gegenteil alle Chancen nutzen will, die es bietet
und sogar schon eine Reihe neuer Projekte darin gestartet hat,
darunter die Junge Staatsoper in der Schiller Theater
Werkstatt. Ich bedanke mich für die Einladung und bin gespannt
auf die Vorstellung des Hauses.
Ich freue mich sehr, dass uns jetzt Dramaturg Detlef Giese sein
Haus vorstellen wird. Vielen Dank dafür.