149. Kiezspaziergang am 10.5.2014
Vom Bahnhof Zoo zum Fest der Nationen auf dem Prager Platz
Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann
Treffpunkt: Am Bahnhof Zoo unter der großen Uhr an der
Hardenbergstraße
ca. 1,8 km
Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 149. Kiezspaziergang. Da wir an
diesem Mai-Wochenende unser Fest der Nationen auf dem Prager
Platz feiern, möchte ich Sie dorthin führen.
Der Weg führt uns von Charlottenburg nach Wilmersdorf über
die Joachimstaler Straße zum Joachimstaler Platz und am
ehemaligen Joachimsthalschen Gymnasium vorbei. Ich freue mich,
dass die Bürgermeisterin von Joachimsthal, Gerlinde Schneider,
meiner Einladung gefolgt ist und uns heute begleitet. Ich
heiße sie herzlich willkommen.
Sie wünscht sich, dass der Joachimstaler Platz bald das
“h” zurück erhält, das zu Joachimsthal gehört,
dem Ort in der Uckermark, nach dem das Gymnasium, die Straße
und der Platz einmal benannt worden sind.
Seit gestern feiern wir auf dem Prager Platz unser 29. Fest der
Nationen, heute noch bis 23 Uhr und morgen von 13 bis 22 Uhr.
In diesem Jahr ist China das Partnerland des Festes. Anlass ist
das 20. Jubiläums der Städtepartnerschaft Berlin-Peking und
unsere freundschaftliche Beziehung zum Innenstadtbezirk
Dongcheng von Peking. Deshalb gibt es beim Fest der Nationen
mit Unterstützung der chinesischen Botschaft einen
chinesischen Schwerpunkt – kulinarisch und
künstlerisch.
Bevor wir beginnen, möchte ich Ihnen den nächsten Treffpunkt
für unseren 150. Kiezspaziergang mitteilen. Es ist wie immer
der zweite Samstag des Monats, also der 14. Juni, um 14.00 Uhr.
Wir treffen uns auf dem Theodor-Heuss-Platz am blauen Obelisken
und werden von dort zur neuen BMW-Niederlassung am Kaiseradamm gehen –
und natürlich wird es zum Jubiläum eine Überraschung geben.
Wir sind hier mitten in der City-West und doch ganz am
östlichen Rand Charlottenburgs. Der Zoologische Garten gehört
zum Tiergarten, also zum Bezirk Mitte, aber die Randbebauung
samt Bikini Haus Hardenbergplatz und Bahnhof Zoo gehören zu
Charlottenburg-Wilmersdorf.
Unser Weg entspricht teilweise der Strecke, die Erich Kästners
Emil 1927 noch mit der Straßenbahn gefahren ist.
1927 kam Erich Kästner nach Berlin, und das war für ihn die
Erfüllung seiner Träume. Der junge Autor hatte seit 1919 in
Leipzig neben seinem Studium mit einer journalistischen
Karriere angefangen. Nach einem Besuch in Berlin am Neujahrstag
1927 schrieb er seiner Mutter:
“Es gruselte mich fast, wieder nach Leipzig zu müssen.
Aber was will man machen ? – Nun, es wird schon mal
klappen mit Berlin. Jedenfalls der einzige Boden in
Deutschland, wo was los ist! Paar Tage da drüben machen einen
herrlich mobil.”
Noch im gleichen Jahr gelang ihm der ersehnte Sprung nach
Berlin. Er mietete ein Zimmer in der Prager Straße 17, am
Prager Platz, wo er bis 1931 lebte.
1928 hatte er mit dem Kinderroman “Emil und die
Detektive” seinen ersten großen Erfolg. In einem kleinen
Vorwort schreibt er, dass er eigentlich einen Südseeroman
schreiben wollte, aber der Oberkellner Nietenführ aus seinem
Stammlokal habe ihm klar gemacht, dass man nur über Dinge
schreiben kann, die man kennt, und deshalb habe er sich einfach
in seiner Umgebung umgesehen.
Kästner stellte in seinem Emil als einer der ersten
Kinderbuchautoren die Großstadt positiv dar. Er zeigt die
Stadt der vielen Möglichkeiten, die Großstadtkinder mit ihrem
Sprachwitz und schnellen Verstand, ihrer ruppigen Herzlichkeit
und Hilfsbereitschaft.
Emil, der Junge vom Land, der seine Oma in Berlin besuchen
will, wurde unterwegs im Zugabteil bestohlen.
Er weiß, dass es nur der Herr mit dem steifen Hut gewesen sein
kann, der in seinem Abteil war, während er schlief. Deshalb
kann er nicht wie vorgesehen bis zum Bahnhof Friedrichstraße
fahren, wo seine Oma am Blumenkiosk wartet, sondern er steigt
am Bahnhof Zoo aus, um den Dieb zu verfolgen:
“Der Dieb ging langsam über die Straße, sah noch einmal
rückwärts und spazierte ziemlich beruhigt weiter. Dann kam
eine Straßenbahn, mit der Nummer 177, von links angefahren und
hielt. Der Mann überlegte einen Augenblick, stieg auf den
Vorderwagen und setzte sich an einen Fensterplatz.
Emil packte wieder seinen Koffer an, lief geduckt an der Tür
vorbei, die Halle entlang, fand eine andere Tür, rannte auf
die Straße und erreichte, von hinten her, den Anhängerwagen
gerade, als die Bahn losfuhr. Er warf den Koffer hinauf,
kletterte nach, schob ihn in eine Ecke, stellte sich davor und
atmete auf!”
Soweit Emils Ankunft und Abfahrt am Bahnhof Zoo.
Bahnhof Zoologischer Garten
Der Bahnhof wurde 1878-82 von Ernst Dircksen gebaut und
zunächst für den Stadtbahnverkehr, ab 1884 auch für den
Fernverkehr geöffnet. Kurz danach wurde der Ausbau des
Kurfürstendammes beendet, und schnell wurde der Bahnhof Zoo zu
einer Art Hauptbahnhof für die neue City im Berliner
Westen.
1934-41 wurde der Bahnhof durch Fritz Hane völlig neu
gestaltet. Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurden
1954-57 die Fernbahnhalle und die niedrigere S-Bahn-Halle
verglast und ein terrassenförmiger Restaurantvorbau errichtet.
1985-89 erfolgte eine aufwändige Restaurierung. Die Bahnsteige
wurden speziell für ICEs
verlängert. Während der Teilung der Stadt war Bahnhof Zoo in
der Zuständigkeit der Deutschen Reichsbahn lange Zeit der
einzige Fernbahnhof und damit wiederum der eigentlich
Hauptbahnhof West-Berlins.
Bahnhof Zoo wurde durch das Buch von Christiane F., das später
verfilmt wurde, auch zum Synonym für die Schattenseiten der
Großstadt, für die Drogen- und Obdachlosenszene. Aber in dem
Musical “Linie 1” des Grips-Theaters war der
Bahnhof Zoo auch das Symbol für die Sehnsüchte vieler
Jugendlicher nach den Freiheiten und Entfaltungsmöglichkeiten
der Großstadt.
Der Beschluss der Deutschen Bahn AG unter Bahnchef Hartmut
Mehdorn, mit Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs am 28.5.2006
den Fernbahnhof Zoologischer Garten zu schließen, löste
heftige Proteste bei Geschäftsleuten, Bewohnern und beim
Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf aus. Eine von Pfarrerin
Dr. Helga Frisch angeführte Bürgerinitiative sammelte bis
Oktober 2006 140.000 Unterschriften für den Erhalt bzw. die
Wiedereröffnung des Fernbahnhofs Zoo. Kurz nach dem Ende des
Fernverkehrshaltes schloss das Restaurant Terrassen am Zoo, das
täglich bis zu 600 Gäste hatte.
Aber trotz des bis heute nicht revidierten Beschlusses der
Deutschen Bahn ist der Bahnhof Zoo bis heute der bedeutendste
Bahnhof in der westlichen City und als Nahverkehrsknotenpunkt
wichtiger und frequentierter als der Hauptbahnhof. Hier treffen
viele Regionalzüge, mehrere S-Bahnlinien, zwei U-Bahn-Linien
und viele Buslinien zusammen. Es gibt täglich rund 400 an- und
abfahrende Züge, 600 Halte der S-Bahnen und rund 130.000
Reisende insgesamt.
Hardenbergplatz
Der Hardenbergplatz wurde 1887 wie die Hardenbergstraße nach
dem preußischen Staatskanzler Karl August Fürst von
Hardenberg benannt, der von 1750 bis 1822 lebte. Der Platz
wurde 1987 umgestaltet und mit sogenannten Torhäuschen bebaut,
in denen ein BVG-Schalter und
Verkaufsstellen untergebracht sind. Über eine Umgestaltung mit
Tiefgarage wird seit Jahren ohne Ergebnis diskutiert.
Zoofenster
Auf dem Gelände des sogenannten Zoofensters, diagonal
gegenüber dem Bahnhof, wurde von 2008 bis 2012 das 118 Meter
hohe, 32stöckige Hochhaus gebaut, in dem am 3. Januar 2013 das
Hotel Waldorf Astoria eröffnet wurde
Bayer Haus am Hardenbergplatz
Das Bayer-Hochhaus gegenüber dem Bahnhofsgebäude auf der
anderen Seite des Hardenbergplatzes entstand 1955-57 nach
Plänen der Architekten Paul Schwebes und Hans Schoszberger mit
Büro- und Ausstellungsflächen für die
Damenoberbekleidungsindustrie (DOB).
Das Haus ist Teil des sogenannten Zentrums am Zoo oder
Zoobogens, der den Zoologischen Garten als südliche
Randbebauung abschließt. Dazu gehören der Zoo-Palast das
Bikini-Haus gegenüber der Gedächtniskirche und das neue
25hours-Hotel.
Joachimstaler Str. 1-3: Aschinger-Haus
Die aus Schwaben stammenden Brüder August und Karl Aschinger
hatten 1892 in der Nähe des Spittelmarktes ihre erste
“Aschingers Bierquelle” eröffnet, eine
Stehbierhalle nach dem Prinzip “billig und
schnell”. Bald folgten Filialen, auch in der
Joachimstaler Straße gegenüber dem Bahnhof Zoo. Diese wurde
1943 bei einem Luftangriff zerstört, aber am 15. Februar 1950
wieder eröffnet. 1969 bis 1973 ließ die Firma Protos nach
Entwürfen des Architekten Dietrich Garski für 26 Mio DM das
neue Aschinger-Haus errichten. Wegen Zahlungsunfähigkeit der
Protos KG wurde das Haus 1976 zwangsversteigert.
Jetzt befindet sich das Gebäude im Besitz der IVG-Tochter Botag. Unter anderem befand sich
darin bis Ende 2010 das legendäre Restaurant Holst am
Zoo.
Heute gilt das Haus mit der düsteren Passage bis zur
Kantstraße als Schandfleck. Über Abriss und Neubau wird schon
lange gesprochen.
Joachimstaler Str. 4 Ecke Kantstr.:
Erotik-Museum
Das Erotik-Museum wurde 1995 in dem von Hans Mittag 1950 bis
1955 errichteten ehemaligen Bekleidungshaus Leineweber
eröffnet. Mit dem Beate Uhse Museum Berlin hat sich die
Firmengründerin Beate Rotermund einen Lebenstraum erfüllt.
Sie eröffnete es anlässlich ihres 50-jährigen
Firmenjubiläums. Es bietet einen sehr persönlichen Einblick
in das Leben von Beate Rotermund, die 1919 geboren wurde und
2001 starb.
Daneben werden auf der 2.000 Quadratmeter großen
Ausstellungsfläche die Themen Sexualität, Liebe und
Beziehungen in unterschiedliche Kulturkreise und Zeiten
dargestellt.
Kantstr. 163: Richard-Oswald-Lichtspiele
Erotik hat an dieser Ecke Tradition. Der 1880 in Wien geborene
Regisseur und Drehbuchautor Richard Oswald eröffnete an der
Kantstraße 163, also diagonal gegenüber dem heutigen
Erotik-Museum, neben dem heutigen City-Light-House nach dem
Ersten Weltkrieg im September 1919 im vormaligen
Prinzeß-Theater seine Richard-Oswald-Lichtspiele mit 800
Plätzen.
Sein zu Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 entstandener Film
„Das eiserne Kreuz“ war wegen pazifistischer Tendenzen
beschlagnahmt und verboten worden. Im Jahr 1916 gründete
Oswald daraufhin seine eigene Produktionsgesellschaft, die
Richard Oswald-Film GmbH, und schuf rund 100 Filme, die meisten
noch in der Stummfilmära. Er probierte sich in fast allen
Genres aus und entdeckte Lya de Putti, Anita Berber und Conrad
Veidt für den Film.
Oswald gilt als der Begründer des sogenannten Sitten- oder
Aufklärungsfilms. Unter Beteiligung des Sexualforschers Magnus
Hirschfeld und mit Unterstützung der “Deutschen
Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten”
widmete er sich gegen Ende des ersten Weltkrieges tabuisierten
Themen wie Schwangerschaftsabbruch, Homosexualität und
Verbreitung von Geschlechtskrankheiten, zum Beispiel 1916 bis
1918 in dem vierteiligen Film in „Es werde Licht!“ und 1919
in dem zweiteiligen Film „Prostitution“. 1919 entstand auch
der Film „Anders als die Andern“, in dem erstmals die
Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Liebe diskutiert wurde.
Der Film wurde 1921 von der Zensur verboten. Oswalds
Aufklärungsfilme wurden ebenso gelobt wie abgelehnt. Er wurde
einer der heftigst angefeindeten Regisseure des Weimarer Films,
nicht selten war die Kritik an ihm von antisemitischen
Ausfällen begleitet.
Aber Oswald blieb unermüdlich produktiv und drehte weiter
Unterhaltungsfilme, Abenteuerfilme und immer wieder auch Filme
über Berlin. In seinem Film „Kurfürstendamm“ stieg Conrad
Veidt als Teufel persönlich aus einem Schleusenloch gleich
neben der nächtlichen Gedächtniskirche und führte Berlin mit
einer Banknotenpresse durch die Versuchungen der
Inflationskatastrophe.
Richard Oswald schaffte auch den Sprung in die Ära des
Tonfilms. Sein letzter Film in Deutschland wurde 1933 „Ein
Lied geht um die Welt“ mit dem Tenor Joseph Schmidt. Beide,
Oswald und Schmidt, mussten unmittelbar nach der Uraufführung
am 9. Mai 1933 im Ufa-Palast am Zoo als Juden aus
Nazi-Deutschland fliehen. Oswald emigrierte über Österreich,
Frankreich, Holland und England schließlich im November 1938
in die USA. Er starb 1963 während
eines Besuchs in Düsseldorf.
Kantstr.1/ 166 am Breitscheidplatz: Baustelle Upper
West
Die Strabag Real Estate aus Köln hat das Grundstück mit dem
ehemaligen Schimmelpfenghaus an der Kantstraße 1 und
Kantstraße 166 am Breitscheidplatz gekauft. Sie hat das
Gebäude, das als Brückenhaus die Kantstraße abriegelte,
abreißen lassen und errichtet jetzt unmittelbar gegenüber dem
118 Meter hohen Waldorf-Astoria für 250 Millionen Euro ein
ebenfalls 118 Meter hohes “Upper West” mit 33
Etagen errichten, von denen 18 Etagen für ein Motel One mit
582 Zimmern vorgesehen sind. Die Pläne für das Hochhaus
entwickelte der Architekt Christoph Langhof bereits 1995. Es
soll im Sommer 2016 bezugsfertig sein.
Kantstraße Ecke Joachimstaler Straße: City Light
House
1945 eröffnete hier in einem Gründerzeit-Altbau an der
Kantstraße Ecke Joachimstaler Straße die legendäre
“Ski-Hütte” Das Sportgeschäft war 1924 an der
Jüdenstraße in Berlin-Mitte gegründet worden. Das Haus wurde
2002 abgerissen. Das City Light House, ein Büro- und
Geschäftshaus von Oliver Collignon und Florian Fischötter,
wurde Ende 2003 fertig gestellt. Mit seiner verglasten Fassade
leuchtet das Haus nachts von innen.
Kantstraße
Die Kantstraße ist ein chinesisches Zentrum in Berlin. Die
bereits seit den 1920er Jahren hier häufig anzutreffenden
Chinesen verleiteten die Berliner Presse zu der Vermutung, dass
Kant die Gäste aus Fernost an ihre Heimatstadt Kanton erinnern
könnte und es sie deshalb hierher zog. Das ist allerdings eher
unwahrscheinlich.
Allerdings ist Immanuel Kant in China ein sehr bekannter
Philosoph, fast so bekannt wie Konfuzius, der bereits lange vor
Kant den kategorischen Imperativ formuliert hat. Er lautet
bekanntlich sinngemäß: “Was du nicht willst, das man
dir tu, das füg’ auch keinem andern zu!”
Eher ist die Nähe der Technischen Universität ein Grund für
die hohe Präsenz chinesischer Geschäfte und Restaurants in
der Kantstraße. Denn bis heute zieht es vor allem chinesische
Studenten nach Berlin, und viele sind an der Technischen
Universität am Ernst-Reuter-Platz immatrikuliert. Lange Zeit
waren es überwiegend Männer, aber seit Mitte der 1980er Jahre
nahm der Anteil der Chinesinnen in Berlin kontinuierlich
zu.
Viele chinesische Prominente aus Politik und Kultur haben in
Berlin Station gemacht. Darunter war in den 1920er Jahren auch
der spätere chinesische Ministerpräsident Zhou Enlai, der an
der TU studierte.
Kantstr. 155: KapHag-Hochhaus
Das elfgeschossige 54 m hohe KapHag-Hochhaus mit angegliedertem
fünfgeschossigen Trakt wurde 1992-95 von Josef Paul Kleihues
als einer der ersten Büroneubauten der 1990er Jahre in der
City West errichtet. Ursprünglich war das Haus um ein Drittel
höher geplant, was aber am Einspruch des damaligen Bezirks
Charlottenburg scheiterte. Das große beweglich gelagerte
Windsegel vermittelt effektvoll den vorgesehenen Eindruck und
setzt ein markantes Wegzeichen. 1994 wurde der Neubau mit dem
Preis des Bundes Deutscher Architekten ausgezeichnet.
Das Gebäude ist die Firmenzentrale der KapHag Immobilien GmbH,
die Büro- und Geschäftshäuser und Gewerbezentren entwickelt
und verwaltet. Inzwischen gibt es wieder Pläne, das Gebäude
um sechs Etagen aufzustocken, um dann die ursprünglich
geplante Höhe von 72 Metern zu erreichen. Das Dachsegel soll
aber in jedem Fall erhalten bleiben.
Karstadt-Sport
Das mit einer Kuppel überdachte ehemalige Bilka-Kaufhaus wurde
in Berlin allgemein “Groschen-Moschee” genannt.
Inzwischen wurde es von Karstadt Sport übernommen.
Neues Kranzler-Eck
An der berühmten Kranzler-Ecke befand sich vor dem Ersten
Weltkrieg das berühmte und legendäre Café des Westens, das
von seinen Feinden abschätzig und von seinen Freunden
liebevoll “Café Größenwahn” genannt wurde.
1932 wurde an seiner Stelle das Café Kranzler als Filiale des
berühmten Café Kranzler Unter den Linden/Ecke
Friedrichstraße eröffnet. Es wurde im Krieg stark zerstört.
Seit 1958 prägte der Neubau von Hanns Dustmann die Ecke als
markanter flacher Bau mit Rotunde und rot-weiß gestreifter
Markise. Die Kranzlerecke wurde zum Wahrzeichen der City West
und West-Berlins insgesamt.
Nach dem Neubau wurde das Café Kranzler am 27. Dezember 2000
in der Rotunde über dem Bekleidungsgeschäft tagsüber als
Café, abends als Bar wiedereröffnet.
Das Quartier Neues Kranzler-Eck wurde 1998-2000 von Helmut
Jahn, dem berühmten Architekten aus Chicago, auf dem 20.000 qm
großen sogenannten Victoria-Areal gebaut. Dazu gehört nicht
nur das neue 16geschossige, 60 m hohe verglaste Hochhaus und
das Café Kranzler, sondern auch der Altbau der
Viktoria-Versicherung, die zweigeschossigen Ladenzeile an der
Joachimstaler Straße und das ehemalige
“bilka”-Kaufhaus, in dem heute Karstadt-Sport
residiert, außerdem die Passage von der Kantstraße zum
Kurfürstendamm. Im Zentrum des Quartiers sind zwei 22 m hohe
kegelförmige Volieren mit mehr als 100 Sittichen, Fasanen,
Enten. Blickfang ist die spitz zulaufende, weit in den
Straßenraum des Kurfürstendamms ragende 54 m hohe Kante mit
der Lichtinstallation “Lichtburg” von Yann
Kersalé.
Kurfürstendamm 230-233 Kaufhaus
Karstadt
Die berühmten, von Alfred Messel erbauten Wertheim-Kaufhäuser
in der Oranienburger und der Leipziger Straße wurden im
Zweiten Weltkrieg zerstört. Neubauten entstanden an der
Steglitzer Schloßstraße und hier am Kurfürstendamm an Stelle
der im Krieg beschädigten ursprünglichen Häuser, die in den
1960er Jahren abgerissen wurden. Werner Düttmann und Hans Soll
bauten 1971 in starkem Kontrast zur bestehenden Bebauung diesen
großen Komplex, der eigentlich nicht zur
Kurfürstendammarchitektur passte. 1983 wurde die Fassade mit
vorgesetztem, fünfteiligem Bogenfenster modernisiert.
Inzwischen ist Karstadt eingezogen.
Joachimstaler Platz
Die Strecke, die wir bisher gelaufen sind, ist Emil 1928 mit
der Straßenbahn Linie 177 gefahren. Er verfolgte den Herrn mit
dem steifen Hut, der sein Geld gestohlen hatte, aber er war
auch fasziniert von der Atmosphäre der Stadt:
“Diese Autos! Sie drängten sich hastig an der
Straßenbahn vorbei; hupten, quiekten, streckten rote Zeiger
links und rechts heraus, bogen um die Ecke; andere Autos
schoben sich nach. So ein Krach! Und die vielen Menschen auf
den Fußsteigen! Und von allen Seiten Straßenbahnen,
Fuhrwerke, zweistöckige Autobusse! Zeitungsverkäufer an allen
Ecken. Wunderbare Schaufenster mit Blumen, Früchten, Büchern,
goldenen Uhren, Kleidern und seidener Wäsche. Und hohe, hohe
Häuser. Das war also Berlin.”
Der Joachimstaler Platz erhielt 1936 seinen Namen, und zwar
nicht mit “th”, sondern nur mit “t”,
während die Joachimsthaler Straße seit 1887 richtigerweise
mit “th” geschrieben wurde, wie das
Joachimsthalsche Gymnasium, das wir gleich erreichen werden.
Bis in die 1980er Jahre blieb es bei dieser unterschiedlichen
Schreibweise von Straße und Platz. Dann wurde die Schreibweise
angeglichen, aber erstaunlicherweise nicht an die richtig
geschriebene Joachimsthaler Straße mit “th”,
sondern an den falsch geschriebenen Joachimstaler Platz mit
“t”. Seither haben wir eine einheitlich falsche
Schreibweise von Joachimstaler Straße und Joachimstaler Platz
ohne “h”. Ich habe großes Verständnis dafür,
dass die Bürgermeisterin von Joachimsthal, Gerlinde Schneider,
eine Korrektur wünscht, und das kann sie uns jetzt auch gleich
selbst sagen. Herzlich willkommen Frau Schneider!
Der Platz in seiner jetzigen Form mit Verkehrskanzel,
Telefonzellen, Kiosk und U-Bahn-Zugang geht auf die Anlage aus
den Jahren 1953-55 von Werner Klenke, Werner Düttmann und
Bruno Grimmek zurück. Die Verkehrskanzel sollte an die
berühmte Ampel am Potsdamer Platz von 1925 erinnern, sie
verlor wegen der starken Verkehrszunahme bereits in den 1960er
Jahren ihre Funktion. 2002 wurde der Platz nach einem
Wettbewerb nach den Plänen des vonGuido Hager neugestaltet.
Dabei wurde ein Parkplatz entfernt, der sich an der
Joachimstaler Straße befand. 2003 wurde als Geschenk des
Bauunternehmers Thomas Grothe die 27m hohe Skulptur
“Pendelobelisk” von Karl Schlamminger aufgestellt.
Kudamm Eck
An dieser Stelle befand sich in den 20er Jahren das berühmte
Wäschehaus Grünfeld, eine moderne Filiale des Stammhauses in
der Leipziger Straße. Die jüdischen Eigentümer mussten ihr
Haus im Zuge der sogenannten Arisierung 1938 einem
nichtjüdischen Deutschen verkaufen: Max Kühl führte das Haus
weiter. Es wurde im Krieg stark zerstört, die Ruine in den
1960er Jahren abgerissen. Der 1969-72 von Senatsbaudirektor
Werner Düttmann bereits unter der Bezeichnung Kudamm-Eck
errichteten Komplex wurde 1998 abgerissen und durch den neuen
Bau von Gerkan, Mark und Partner (gmp) ersetzt. Entstanden ist
ein 10-geschossiges, 45m hohes Geschäftshaus mit einem runden
Baukörper und einer 70 qm großen elektronischen Werbewand an
der Fassade zur Joachimstaler Straße. Im neuen Kudamm Eck sind
das Swissôtel und C&A eingezogen.
Oben an der Fassade wurde ein Skulpturenensemble von Markus
Lüpertz aufgestellt: “Das Urteil des Paris”. Die
drei Göttinnen sind an der Ecke Kurfürstendamm zu erkennen.
Paris hält sich etwas im Hintergrund an der Einmündung der
Augsburger Straße in die Joachimstaler.
Die Geschichte aus der griechischen Mytologie geht zurück auf
die Hochzeit des Peleus und der Thetis. Alle Götter waren zum
großen Fest eingeladen, außer Eris, der Göttin der
Zwietracht. Natürlich rächte sie sich, indem sie Zwietracht
säte. Sie warf einen goldenen Apfel mit der Aufschrift „Für
die Schönste“ unter die Hochzeitsgesellschaft. Es kam zum
Streit zwischen Aphrodite, Pallas Athene und Hera, wem dieser
Apfel gebühre. Daher stammt übrigens der Ausdruck
“Zankapfel”. Der kluge Zeus wusste, dass mit einer
Entscheidung in dieser Frage nichts zu gewinnen war. Er
forderte den jungen Paris, den Sohn des trojanischen Königs
Priamos auf, den Schiedsrichter zu spielen. Jede der Göttinnen
versuchte, ihn zu bestechen.
Hera versprach ihm Herrschaft über die Welt, Athene Weisheit
und Aphrodite die Liebe der schönsten Frau der Welt.
Natürlich entschied Paris sich für Aphrodite. Die schönste
Frau der Welt war allerdings Helena, und sie war bereits mit
Menelaos, dem König von Sparta, verheiratet. Der Raub der
Helena zur Erfüllung des Versprechens der Aphrodite war
schließlich der Auslöser für den Trojanischen Krieg.
Augsburger Str.41: Hotel Sofitel
1967 war an der Ecke Joachimstaler Straße und Augsburger
Straße C&A eröffnet worden. Die Polizei musste damals die
Massen abhalten, die das neue Bekleidungskaufhaus stürmen
wollten. Jetzt ist C&A aus der zweiten Reihe nach vorne an
den Kurfürstendamm gerückt.
Im Januar 2006 wurde an der Stelle des früheren
C&A-Kaufhauses das Hotel Concorde eröffnet, aus dem
inzwischen das Sofitel wurde.
Es wurde von dem Architekten Jan Kleihues, dem Sohn von Josef
Paul Kleihues, erbaut. Die als Brüstungsbänder unterhalb der
rahmenlosen eingelassenen Fenster verstärken die geschwungene
Form des Gebäudedreiecks. Während die 18stöckige abgerundete
Spitze mit ihren Vorsprüngen an die Hochhäuser der
amerikanischen 20er-Jahre-Moderne erinnert, schließen die
abgestaffelten Flanken am Ende fast nahtlos an die
traditionelle Berliner Blockrandbebauung an.
Joachimstaler Str. 10-12
Allianz-Hochhaus
Am heutigen Standort des Allianz-Hochhauses befand sich bis
1937 die Kakadu Bar. Das Ensemble für den
Allianz-Versicherungskonzern wurde 1953-55 von Alfred
Gunzenhauser und Paul Schwebes erbaut. Es besteht aus einem
14-geschossigem Hochhaus und einem 6-geschossigen Gebäude, das
in einen etwas höheren, schmalen Kopfbau am Kurfürstendamm
mündet. Sehenswert ist das Treppenhaus.
Eine Gedenktafel erinnert an Tschechische Zwangsarbeiter:
“ACHTZEHN TSCHECHISCHE JUGENDLICHE
STARBEN HIER
AM 23. NOVEMBER 1943
BEI EINEM
LUFTANGRIFF.
ALS ZWANGSARBEITER WAREN
SIE BEI
DER
TECHNISCHEN NOTHILFE IN BERLIN
EINGESETZT,
UM BOMBENSCHÄDEN ZU BESEITIGEN.”
Die Gedenktafel wurde initiiert von der Berliner
Geschichtswerkstatt. Insgesamt waren bei der Technischen
Nothilfe etwa 16.000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus
den besetzten Ländern eingesetzt.
Joachimstaler Str. 12: Stolperstein für Alice
Simon
Hier erinnert ein Stolperstein an die Charlottenburgerin Alice
Simon. Sie war eine von 86 jüdischen KZ-Häftlingen, die der
Anatom Prof. August Hirt in Auschwitz selektieren ließ, um in
seinem Institut an der Reichsuniversität Straßburg eine
Skelettsammlung „Fremdrassiger“ aufzubauen. Wie ihr
Ehemann, der Rechtsanwalt Dr. Herbert Simon, war Alice Simon
jüdischer Herkunft und evangelisch getauft. Herbert Simon
starb 1936; ihren Sohn und ihre Tochter schickte die Witwe nach
Großbritannien. Sie selbst blieb hier in dem Haus an der
Joachimstaler Straße 12 bei der blinden Schwiegermutter, die
1941 starb. Im Mai 1943 wurde sie nach Auschwitz und von dort
aus ins KZ Natzweiler-Struthof deportiert. Dort tötete man sie
wie die übrigen Selektierten im August 1943 mit Blausäure.
Joachimstaler Str. 13: Synagoge
1901 baute Siegfried Kuznitzky das Quergebäude im Hof für die
jüdische Loge B’nai B’rith (Bne Briss)
historisierend mit Stilelementen der Renaissance und des
Barock. 1925 wurde eine jüdische Volksschule eingerichtet.
1935 begründete der Bildungsverein der Jüdischen
Reformgemeinde hier die Joseph-Lehmann-Schule, um den aus den
deutschen Schulen ausgeschlossenen jüdischen Kindern
Schulunterricht geben zu können. Der Betraum wurde nach 1945
wieder genutzt und 1955 renoviert. 1960 wurde der ehemalige
große Logensaal im Erdgeschoss als Synagoge nach orthodoxem
Ritus für 300 Personen eingerichtet. Im Souterrain wurde ein
rituelles Tauchbad eingebaut. Nach dem Bau der Mauer 1961
bezogen verschiedene Niederlassungen von jüdischen
Organisationen das Haus, darunter der jüdische Nationalfonds
und die Women’s International Zionist Organisation
WIZO.
Außerdem waren hier die Sozialabteilung, die Kultusverwaltung,
die Büros der Rabbiner und das Jugendzentrum der Jüdischen
Gemeinde untergebracht.
Im Erdgeschoss des Vorderhauses bietet die Literaturhandlung
eine Auswahl an historischen, kulturhistorischen, theologischen
und liturgischen Judaica in deutscher und englischer Sprache
an. Und bei Salomon Bagels können Sie traditionelle jüdische
Köstlichkeiten genießen.
Joachimstaler Straße 31-32: Hotel H10
Das Haus gegenüber wurde 1888 bis 1889 von Emil Bratring als
7. und 8. Gemeinde-Doppelschule für die Stadt Charlottenburg
erbaut. An dem restaurierten Altbau befindet sich bis heute
deutlich erkennbar das historische Stadtwappen Charlottenburgs.
Der Klinkerbau steht unter Denkmalschutz. Er wurde lange Zeit
von der Technischen Universität genutzt.
Schließlich ließ die Hotel-Gruppe H10 das Haus restaurieren,
fügte einen Neubau an und eröffnete in dem Gesamtkomplex im
März 2011 ein Hotel.
Joachimstaler Str. 20: Gedenktafel für Friedrich
Ebert
Am ehemaligen ÖTV-Haus erinnert eine
Gedenktafel an Friedrich Ebert:
“Hier im ehemaligen West-Sanatorium
starb am 28. Februar 1925
der Sozialdemokrat
Friedrich Ebert
(* 4. Februar 1871)
Der erste demokratisch gewählte
Reichspräsident der Weimarer Republik.”
In dem ehemaligen West-Sanatorium operierte der berühmte
Chirurg August Bier. Er geriet allerdings in die Kritik, als
nach seinen Eingriffen 1924 der Industrielle Fritz Stinnes und
1925 Reichspräsident Friedrich Ebert gestorben warn. Bereits
1917 starb hier auch Ferdinand Graf von Zeppelin.
Die alte Bronzetafel mit dem Relief Eberts, die früher an dem
Haus angebracht war, befindet sich jetzt im Archiv der
Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn.
Aus der ÖTV wurde die Gewerkschaft
Verdi, und diese ist 1995 an den Engeldamm in Mitte umgezogen,
das Haus hat sie verkauft. Nach langem Leerstand werden hier
jetzt Betten und Schlafsysteme verkauft.
Lietzenburger Straße
Bis zur Bezirksfusion 2001 war die Lietzenburger Straße die
Grenze zwischen Charlottenburg und Wilmersdorf. Sie wurde 1890
nach dem ursprünglichen Namen des Schlosses Charlottenburg
benannt. Der Name Lietzenburg wurde von dem Dorf Lietzow
abgeleitet, das 1720 nach Charlottenburg eingemeindet wurde.
Lietzenburger Str. 53: Volkswohl Bund
Versicherungen
1919 wurde der “Deutsche Volkswohl-Bund” in Berlin
gegründet. Nachdem der Berliner Verwaltungssitz im Zweiten
Weltkrieg zerstört worden war, errichtete die Versicherung
1951 für ihre Hauptverwaltung ein Gebäude in Dortmund. 1953
benannte sie sich um in “Volkswohl-Bund
Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit“. Eine Berliner
Filiale entstand 1955 an der Kant- Ecke Fasanenstraße. Sie zog
2006 um hierher in das neue Wohn- und Geschäftshaus an der
Lietzenburger Straße 53 Ecke Joachimstaler Straße. Der
moderne Stahl-Glas-Bau wurde von den Architekten Ursula Hütter
und Joachim Ramin entworfen. Ungewöhnlich für einen Neubau
sind drei Meter Geschosshöhe und Holzfenster.
Der Hauptsitz der Versicherung, die sich inzwischen
“Volkswohl Bund Versicherungen” nennt, befindet
sich noch immer in Dortmund.
Friedrich-Hollaender-Platz
Der Platz an der Ecke Lietzenburger und Joachimstaler Straße
in der Verlängerung der Rankestraße hieß seit 1901 bis 2011
Rankeplatz nach dem Historiker Franz Leopold von Ranke. Er
lebte von 1795 bis 1886 und gilt als der wichtigste Vertreter
des Historismus in der Geschichtswissenschaft.
2011 wurde der Platz neu gestaltet und nach dem Komponisten
Friedrich Hollaender umbenannt.
An der Cicerostraße 14 erinnert seit 2009 eine Berliner
Gedenktafel an Friedrich Hollaender, der von 1896 bis 1976
lebte. Seine Musik für den Film “Der blaue Engel”
machte Marlene Dietrich auch als Sängerin berühmt, vor allem
mit dem Stück “Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe
eingestellt.”
Von 1930 bis 1933 betrieb der erfolgreiche Komponist und
Schriftsteller, Regisseur und Theaterleiter, Kabarettist und
Schauspieler im Theater des Westens ein eigenes erfolgreiches
Kabarett, das “Tingel Tangel”.
Wegen seiner jüdischen Abstammung musste er 1933 aus
Deutschland fliehen. Er ging nach Hollywood, wo er die Musik
für über 130 Filme schrieb und viermal für den Oscar
nominiert wurde. 1955 kam er nach Deutschland zurück und lebte
in München, wo er Revuen für das Münchner Kabarett-Theater
“Die Kleine Freiheit” schrieb. 1960 erhielt er das
Bundesverdienstkreuz, 1966 das Filmband in Gold und 1972 den
Schwabinger Kunstpreis. 1976 starb er in München und wurde
dort auf dem Ostfriedhof beerdigt.
Schaperstraße
Die Schaperstraße wurde 1888 benannt nach dem Pädagogen Karl
Schaper. Er war von 1872 bis 1886 Direktor des
Joachimsthalschen Gymnasiums. Am Ende der Schaperstraße zweigt
vom Fasanenplatz die Meierottostraße ab, die ebenfalls nach
Johann Meierotto benannt wurde, der von 1775 bis 1780 Direktor
am Joachimsthalschen Gymnsium war.
Bundesallee
An der Schaperstraße endet die Joachimstalsche Straße und
beginnt die Bundesallee. Sie erhielt ihren Namen mit der
Eröffnung des Bundeshauses am 18. Juli 1950. Emil hatte sie
noch als Kaiserallee kennen gelernt. Er saß immer noch in der
Straßenbahnlinie 177.
“Und die Straßenbahn fuhr. Und sie hielt. Und sie fuhr
weiter. Emil las den Namen der schönen breiten Straße.
Kaiserallee hieß sie. Er fuhr und wußte nicht, wohin.
Im anderen Wagen saß ein Dieb. Und vielleicht saßen und
standen noch andere Diebe in der Bahn. Niemand kümmerte sich
um ihn. Ein fremder Herr hatte ihm zwar einen Fahrschein
geschenkt. Doch nun las er schon wieder Zeitung.
Die Stadt war so groß. Und Emil war so klein. Und kein Mensch
wollte wissen, warum er kein Geld hatte, und warum er nicht
wußte, wo er aussteigen sollte.
Vier Millionen Menschen lebten in Berlin, und keiner
interessierte sich für Emil Tischbein. Niemand will von den
Sorgen des andern etwas wissen. Jeder hat mit seinen eigenen
Sorgen und Freuden genug zu tun. Und wenn man sagt: Das tut mir
aber wirklich leid, so meint man meistens gar nichts weiter
als: Mensch laß mich bloß in Ruhe!”
Bundesallee 1-12 Ehemaliges Joachimsthalsches
Gymnasium
Das klassizistische Gebäude im Stil der italienischen
Hochrenaissance wurde 1875-80 von Ludwig Giersberg und Heinrich
Strack für das bereits 1607 in Joachimsthal gegründete
Gymnasium gebaut. Das Schulhaus in Joachimsthal wurde im
Dreißigjährigen Krieg zerstört. Deshalb zog das Gymnasium
bereits 1636 nach Berlin um, und zwar zunächst in das Berliner
Stadtschloss und später an die Heiliggeiststraße. Heute
befindet sich dort das Marx-Engels-Forum. Das Joachimsthalsche
Gymnasium wurde zu einer der berühmtesten Elite-Schulen in
Deutschland und erhielt 1707 von Friedrich I. den Titel
“Königlich Joachimsthalsches Gymnasium”
verliehen.
1880 zog es aus der Berliner Stadtmitte hierher in die
Wilmersdorfer Vorstadtidylle auf ein riesiges Grundstück. Das
Hauptgebäude gilt als spätes Beispiel der
Schinkel-Schule.
Am Mittelrisalit stehen in zwei Nischen die Statuen von Plato
und Aristoteles, die der Grunewalder Bildhauer Max Klein
geschaffen hat. Zur Schule gehörte das gesamte Gelände hinter
dem Hauptgebäude zwischen Schaperstraße und Meierottostraße
bis zum Fasanenplatz mit Häusern für die Schüler und Lehrer,
Sportplätzen, Turn- und Schwimmhallen usw.. Der zur Eröffnung
des Gymnasiums anwesende Kaiser Wilhelm I. zeigte sich
überrascht über die luxuriöse Ausstattung. Er stellte fest,
dass die Bäder in seinem Schloss nicht so komfortabel waren
wie hier.
Aber das Joachimsthalsche Gymnasium zog schon 1912 wieder aus.
Es hatte sich wohl einerseits finanziell übernommen, aber
andererseits war auch sehr schnell aus der Wilmersdorfer
Vorstadtidylle die City West geworden, in der das Leben noch
mehr tobte als in der Berliner Mitte.
Das Joachimsthalsche Gymnasium zog nach Templin in der
Uckermark, wo es bis 1956 bestand. 2005 wurde die Schule in
Joachimsthal neu gegründet.
In diesem Gebäude wurde bis 1919 das
Joachim-Friedrich-Gymnasium untergebracht. Danach wurde es vom
Bezirksamt Wilmersdorf als “Stadthaus” genutzt. Im
Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, 1955 wiederhergestellt,
diente es in der Folge unterschiedlichen Zwecken, darunter als
Stern’sches Konservatorium und Musikinstrumentenmuseum,
heute befindet sich hier ein Teil des Fachbereichs Musik der
Universität der Künste. Für die Musikhochschule wurde 1995
die Aula zum Konzertsaal umgebaut.
Eine Gedenktafel erinnert an Ehemalige Schüler:
“Wir gedenken unserer Kommilitonen
am Königlichen Joachimsthalschen Gymnasium zu Berlin
Generalleutnant Paul von Hase
Regierungspräsident a.D. Ernst von Harnack
Staatssekretär a.D. Erwin Planck
die in christlicher Verantwortung und humanistischer
Tradition
Recht und Menschenwürde gegen die Tyrannei des NS-Staates
verteidigten
und ihren Widerstand gegen Unrecht und Barbarei
vor fünfzig Jahren mit dem Leben bezahlten.
Ihr Opfer öffnete Deutschland den Weg in eine bessere
Zukunft
und ist uns bleibende Verpflichtung.
Im April 1995 – Die Vereinigung Alter Joachimsthaler
e.V.”
Nr. 216-218 Bundeshaus
Das Haus gegenüber wurde 1893-95 als Verwaltungsgebäude für
die Königlich Preußische Artillerie-Prüfungs-Kommission an
der früheren Kaiserallee errichtet von Bernhardt &
Wieczorek. 1950-90 fungierte es unter der Bezeichnung
Bundeshaus als Sitz des Bevollmächtigten der Bundesregierung
in Berlin. Bis zum Umzug des Ministerium des Inneren von Bonn
nach Berlin befand sich hier außerdem eine Abteilung der
Berliner Außenstelle des Ministeriums. Das Haus wird nach wie
vor vom Innenministerium für diverse Bundeseinrichtungen
genutzt, unter anderem für das Bundesverwaltungsamt.
1990 wurde links neben dem Eingang eine Berliner Gedenktafel
für die Widerstandskämpfer Erich Hoepner und Henning von
Tresckow enthüllt, 1996 rechts neben dem Eingang eine weitere
Gedenktafel für das Bundeshaus und Konrad Adenauer.
Gedenktafel Hoepner/Tresckow:
“In diesem Gebäude, 1895 für die ehemalige
Königlich-Preußische Artillerie- Prüfungskommission erbaut,
arbeiteten während des 2.Weltkrieges die Offiziere des
Widerstandes:
Generaloberst ERICH HOEPNER 14.9.1886 – 8.8.1944
Generalmajor HENNING VON TRESCKOW
10.1.1901 – 21.7.1944”
Gedenktafel Bundehaus:
“Dieses Gebäude wurde 1895 errichtet
Nach Beseitigung von Kriegsschäden hat es Bundeskanzler
Konrad Adenauer am 17. April 1950 als
BUNDESHAUS BERLIN
wieder eröffnet
Bis zur Wiedervereinigung 1990 war hier der Sitz
des Bevollmächtigten der Bundesregierung in Berlin und
der
Berliner Vertretungen von Bundesministerien”
Gefallenendenkmal
Das stelenartige, 4m hohe Denkmal für die Gefallenen des
XXII. Reservekorps im I.Weltkrieg
wurde 1924 von Eberhard Encke aus Muschelkalk geschaffen. Die
abschließende Kugel trug ursprünglich eine Schwurhand.
Gerhart-Hauptmann-Anlage
Die kleine Gerhart-Hauptmann-Anlage auf dem ehemaligen
weitläufigen Gelände des Joachimthalschen Gymnasiums wurde
nach dem Zweiten Weltkrieg angelegt. Nach jahrelangen
Auseinandersetzungen zwischen Investoren, Parteien, den
Berliner Festspielen und einer Bürgerinitiative um die
Bebauung der Anlage wurden schließlich die Bebauungspläne
aufgegeben.
1966 wurde das Gerhart-Hauptmann-Denkmal enthüllt, eine
Granitstele mit einer Bronzebüste Hauptmanns von Fritz
Klimsch.
Die Inschrift auf der Bodenplatte lautet: “Der deutschen
Zwietracht mitten ins Herz”. In Hauptmanns Theaterstück
“Florian Geyer” über den Bauernaufstand von 1525
beendet der Titelheld eine Rede an die Aufständischen mit
diesem Satz. Wer den Satz bei Google eingibt, erlebt allerdings
eine böse Überraschung, denn leider wird er von
Rechtsextremisten missbraucht. Der ehemalige NPD-Vorsitzende Udo Voigt hat unter diesem Titel
ein Buch über seine NPD-Karriere
veröffentlicht. Gerhart Hauptmann kann sich leider nicht mehr
dagegen wehren.
Bar jeder Vernunft
Auf dem Parkdeck ist die Rückseite der Bar jeder Vernunft zu
sehen. Seit 1992 gibt es im Spiegelzelt jeden Abend Varieté,
Kabarett, Chansons, Musicals und Konzerte. Sie ist längst kein
Geheimtipp mehr, sondern eine der schönsten und Bühnen der
City West – immer wieder überraschend, anregend und auf
hohem Niveau unterhaltsam.
Bundesallee 215: Shaolin-Tempel
2006 wurde der Shaolin-Tempel hier an der Bundesallee 215
eröffnet. Bereits im Juli 2001 war Deutschlands erster
Shaolin-Tempel am Kurfürstendamm 102 eröffnet worden. Aus
Platzgründen zog er im November 2004 in ein Fabrikgelände an
der Franklinstraße um, schließlich 2006 hierher an die
Bundesallee. Chinesische Mönche vermitteln zen-buddhistische
Denk- und Lebensweise und unterrichten Kung-Fu, Tai Chi und Qi
Gong. Der Begründer Reiner Deyhle wollte mit dem Tempel
budhistische Kultur nach Berlin bringen. Er folgt den Lehren
des Sharma, eines Nachfolgers Buddhas, der als Stifter des
Chan- oder Zen-Buddhismus gilt, der chinesische Kultur und
Buddhismus vereint.
Bundesallee, Mittelstreifen:
Metall-Skulptur
Die Metall-Skulptur wurde 1991 von Igael Tumarkin geschaffen
und hier aufgestellt. Sie trägt den Titel “Von der
Dicken Berta zur Roten Rosa”. Mit einiger Fantasie kann
man das Relief des Kopfes von Rosa Luxemburg erkennen. Die
“Dicke Berta” war eine besonders große Kanone, die
von der Deutschen Armee im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurde.
Mit der Skulptur will Igael Tumarkin auf den Zusammenhang von
Krieg und Revolution hinweisen, und er wollte Rosa Luxemburg
ein Denkmal setzen, die den Militarismus im Kaiserreich
bekämpfte.
Dieser Kreuzungsbereich wird inoffiziell oft
“Spichernplatz” genannt, und eine ganze Reihe von
Straßen in der Umgebung ist nach kriegerischen Ereignissen
benannt, darunter die Spichernstraße nach den Spicherer Höhen
in Lothringen, die 1870 von deutschen Truppen eingenommen
wurden. Insofern bezieht sich diese antimilitaristische
Skulptur auch unmittelbar auf ihre Umgebung.
Pariser Straße
Anfang der 1980er Jahren wurde hier die Einmündung der Pariser
Straße in die Bundesallee abgeschnitten und die Pariser
Straße mit einem Wohngebäude überbaut, so dass sie auch
optisch deutlich zur Sackgasse wurde. Sie ist ein typisches
Beispiel für die Aufhebung früherer Wege- und
Straßenführungen, wie sie von der Stadtplanung der 1970er und
80er Jahre häufig praktiziert wurde.
Bundesallee 210. Investitionsbank Berlin IBB
Horst Haseloff, Klaus Hendel und Wolfgang Hotzel bauten hier
1971-75 das Verwaltungsgebäude für die damalige
Wohnungsbau-Kreditanstalt WBK.
Entstanden ist ein 12-geschossiges Hochhaus parallel zur
Bundesallee. Es riegelt die ursprünglich hier einmündende
Regenburger Straße durch eine Überbauung ebenso ab wie wir es
eben bei der Pariser Straße gesehen haben.
Über die Wohnungsbau-Kreditanstalt wurde größtenteils der
soziale Wohnungsbau in Berlin finanziert; 1993 ging sie in der
Investitionsbank Berlin IBB auf, die
neben der Förderung von seniorengerechtem und
umweltfreundlichem Bauen auch Wirtschaftsförderung betreibt.
1996-98 wurde das Haus durch Stankovic + Bonnen zum Bankhaus
für die Investitionsbank umgebaut. Die dunkelbraune
Aluminiumfassade wurde durch eine grüne Granit- und
Glasverkleidung ersetzt.
Im Jahr 2000 wurde rechts neben dem Eingang die Skulptur
“Cerberus” von Ewerdt Hilgemann enthüllt. Was die
einen für eine zerknitterte Blechdose halten, ist für die
anderen ein besonders gelungenes Kunstwerk. Die sechs Meter
hohe implodierte Edelstahlskulptur entwarf der Künstler in
seiner Amsterdamer Werkstatt. Mit ihrem drei Millimeter dicken
Stahl wiegt sie annähernd 1,5 Tonnen. Inklusive Sockel kostete
sie 250.000 DM.
Der Künstler hat seine Skulptur “Cerberus”
getauft. In der griechischen Mythologie ist der
“Zerberus” ein dreiköpfiger, drachenschwänziger
Hund, der den Eingang zum Hades bewachte. Er erlaubte nur
Schatten, die Unterwelt zu betreten und ließ niemanden aus ihr
entkommen. Eine Ausnahme war Orpheus, dem es gelang, den
Zerberus mit seinem Leierspiel zu verzaubern.
Von 2007 bis 2012 befand sich an der Außenwand der
IBB eine weitere, 16 Meter hohe
Skulptur. Sie stammte von dem Künstler Peter Lenk und zeigte
eine Karriereleiter, an der sich drei Figuren mehr oder weniger
erfolgreich abmühen. Die Investitionsbank Berlin hat 60.000.-
EUR dafür ausgegeben, nachdem der
Vorstandsvorsitzende Prof. Dieter Puchta sich dafür eingesetzt
hatte. Die Urfassung der Karriereleiter steht in Konstanz, wo
sie der erste Auftraggeber, die Firma Siemens, auf einem
öffentlich nicht zugänglichen Firmengelände versteckt
hat.
In der Nacht zum 1.11.2012 ließ die IBB die Skulptur entfernen, “weil sie keine
gute Visitenkarte darstelle”. Der Künstler klagte
daraufhin auf Wiederherstellung des Werkes – bislang
erfolglos. Gerüchte darüber, das Kunstwerk sei abgebaut
worden, weil die oberste Figur auf der Leiter Ähnlichkeit mit
dem neuen IBB-Vorstand Ulrich Kissing
habe, wurden zurückgewiesen.
Hohenzollerndamm 208: Abwasserpumpwerk
Das ehemalige Abwasserpumpwerk Wilmersdorf wurde 1903-06 nach
den Entwürfen des Architekten Hermann Müller in Anlehnung an
die märkische Backsteingotik erbaut. Es ist Bestandteil der
1902 bis 1906 in Wilmersdorf realisierten Kanalisation und
entstand an der tiefsten Stelle ihres Einzugsgebietes. Von dem
ehemals ausgedehnten Werkkomplex ist lediglich die
Maschinenhalle erhalten. Unmittelbar daneben wurde der Neubau
eines Pumpwerkes als Stahl-Glas-Bau von Professor Ackermann
errichtet.
1999 wurde die alte Halle geschlossen. Nach der Umgestaltung zu
einem Mix aus Restaurant und Club wurde das Haus im Oktober
2001 unter dem Namen “Wasserwerk” neu eröffnet.
Bis zu 400 Gästen finden auf den 1015 Quadratmetern Platz. Das
Wasserwerk kann für Veranstaltungen gemietet werden.
Hohenzollerndamm 202-203: Kirche am
Hohenzollernplatz
Die evangelische Kirche am Hohenzollernplatz wurde 1930-33 von
Fritz Höger, dem Architekten des Chilehauses in Hamburg, als
dreischiffige Langhausbasilika erbaut. Wegen ihrer futuristisch
anmutenden Architektur und der Nachbarschaft des neugotischen
Wasserwerks wird sie auch “Kraftwerk Gottes”
genannt. Der rote Klinkerbau mit dem grünen Kupferdach ist ein
Hauptwerk des norddeutschen Backsteinexpressionismus und ein
herausragendes Beispiel expressionistischer Sakralarchitektur.
Bundesallee 206: Ehemaliges Jobcenter
Hier wurde 2005 das Jobcenter Charlottenburg-Wilmersdorf
eröffnet. Im Dezember 2013 ist es umgezogen an das Goslarer
Ufer 37.
Bundesallee 19: Gedenktafel für Julius
Bab
Die Berliner Gedenktafel, eine Porzellantafel der KPM, am Haus Bundesallee 19 wurde am 11. Mai 1989
enthüllt. Der Text lautet:
“Hier lebte von 1906 bis 1908
JULIUS BAB
11.12.1880 – 12.2.1955
Schriftsteller, Dramaturg und Theaterkritiker,
verfaßte zahlreiche Schriften über das deutsche
Theater.
Mitbegründer des “Jüdischen Kulturbundes”.
Emigrierte 1938 über Frankreich in die USA.”
Bundesallee 22: Kulturbüro der saudischen
Botschaft
Hier, in einem Bürogebäude aus den 1970er Jahren an der
Bundesallee 22, wurde 1988 das Jean-Monnet-Haus als
Europäisches Informationszentrum eröffnet. Es wurde von der
Deutschen Gesellschaft e.V. betrieben, einem Verein zur
Förderung politischer, sozialer und kultureller Beziehungen in
Europa mit den Arbeitsbereichen Politische Bildung, Kulturerbe,
Denkmalpflege. Im Sommer 2007 zog die Deutsche Gesellschaft
e.v. mit dem Europäischen Informationszentrum in das
Mosse-Palais in der Voßstr. 22 in Berlin-Mitte.
Inzwischen ist hier die Botschaft Saudi-Arabiens mit ihrem
Kulturbüro eingezogen. Die Fassade wurde erneuert und
insbesondere im Erdgeschoss durch Aluminiumelemente mit
arabischer Ornamentik betont.
Bundesallee Ecke Trautenaustraße
Hier begegnen wir Emil wieder, der endlich die Straßenbahn
verlässt:
“In der Trautenaustraße, Ecke Kaiserallee, verließ der
Mann im steifen Hut die Straßenbahn. Emil sah’s, nahm
Koffer und Blumenstrauß… und kletterte vom Wagen.
Der Dieb ging am Vorderwagen vorbei, überquerte die Gleise und
steuerte nach der anderen Seite der Straße. Dann fuhr die Bahn
weiter, gab den Blick frei, und Emil bemerkte, daß der Mann
zunächst unschlüssig stehenblieb und dann die Stufen zu einer
Cafe-Terrasse hinaufschritt.
Jetzt hieß es wieder einmal vorsichtig sein. Wie ein Detektiv,
der Flöhe fängt. Emil orientierte sich flink, entdeckte an
der Ecke einen Zeitungskiosk und lief, so rasch er konnte,
dahinter. Das Versteck war ausgezeichnet. Es lag zwischen Kiosk
und einer Litfaßsäule. Der Junge stellte sein Gepäck hin,
nahm die Mütze ab und witterte.
Der Mann hatte sich auf die Terrasse gesetzt, dicht ans
Geländer, rauchte eine Zigarette und schien seelenvergnügt.
Emil fand es abscheulich, daß ein Dieb überhaupt vergnügt
sein kann und daß der Gestohlene betrübt sein muß, und
wußte sich keinen Rat.
Was hatte es denn im Grunde für einen Sinn, daß er sich
hinter einem Zeitungskiosk verbarg, als wäre er selber der
Dieb und nicht der andere? Was hatte es für einen Zweck, daß
er wußte, der Mann säße im Cafe Josty an der Kaiserallee,
tränke helles Bier und rauchte Zigaretten? Wenn der Kerl jetzt
aufstand, konnte die Rennerei weitergehen. Blieb er aber, dann
konnte Emil hinter dem Kiosk stehen, bis er einen langen grauen
Bart kriegte. Es fehlte wirklich nur noch, daß ein Schupomann
angerückt kam und sagte: Mein Sohn, du machst dich
verdächtig. Los, folge mir mal unauffällig. Sonst muß ich
dir leider Handschellen anlegen.
Plötzlich hupte es dicht hinter Emil! Er sprang erschrocken zu
Seite, fuhr herum und sah einen Jungen stehen, der ihn
auslachte.
“Na Mensch, fall nur nicht gleich vom Stühlchen”,
sagte der Junge.
“ Wer hat denn eben hinter mir gehupt? “fragte
Emil. “Na Mensch, ich natürlich. Du bist wohl nicht aus
Wilmersdorf, wie? Sonst wüßtest du längst, daß ich
‘ne Hupe in der Hosentasche habe. Ich bin hier nämlich
bekannt wie ‘ne Mißgeburt.”
Klar, dass die beiden sich anfreunden, eine Menge Wilmersdorfer
Kinder zur Verstärkung holen, am Nikolsburger Platz erst mal
einen Schlachtplan entwerfen, den Dieb dann über den Prager
Platz und die Motzstraße bis zu seinem Hotel am
Nollendorfplatz verfolgen, dort die Nacht über bewachen und
schließlich anderntags auf dem Weg zur Bank stellen.
Prager Platz
Der Prager Platz wurde 1870 von Johann Anton Wilhelm von
Carstenn-Lichterfelde angelegt. Dieser Platz hieß zunächst
Halberstädter Platz, 1888 wurde er dann in Prager Platz
umbenannt. Er war in den 1920er Jahren ein kulturelles Zentrum
im Berliner Westen; gelegen in dem zu Wilmersdorf und
Schöneberg gehörenden Bayerischem Viertel, der sogenannten
“Jüdischen Schweiz”. Hier lebten viele jüdische
Bürger, Künstler und Intellektuelle. Bert Brecht traf sich in
der “Prager Diehle” mit russischen
Emigranten.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Platz und fast die gesamte
Randbebauung vollständig zerstört. 1986 wurde er in Anlehnung
an seine historische Form wieder neu gestaltet als ovaler
verkehrsberuhigter Platz mit fünf Straßeneinmündungen,
gepflasterter Fahrbahn, Mittelinsel mit Rasenfläche,
Randrabatten, Heckengrün hinter Sitzbänken und einem
Fontänenbrunnen in einer flachen Steinschale.
1987 wurde der Platz als Teil der Internationalen Bauaustellung
“IBA” zum besonderen
Stadtplanungs- und Architekturprojekt, das im Juni 2002 mit der
Eröffnung der “Prager Passage” abgeschlossen
wurde. Die neuen Gebäude am Prager Platz zeigen mit modernen
Formen das traditionelle architektonische Stilmittel der
Eckbekrönung zur Betonung der Kopfbauten an den
Straßeneinmündungen.
2007 wurde auf der linken Seite der Einmündung der
Trautenaustraße in den Prager Platz ein Rilke-Monument aus
Prag enthüllt. Die 3,30 Meter hohe Steinskulptur des
tschechischen Bilhauers Miroslav Vochta wurde von der Stadt
Prag gestiftet. Der Granit für das Monument wurde in dem
berühmten Steinbruch von Mrakotin auf der historischen Grenze
zwischen Böhmen und Mähren geschlagen. In den Stein sind
Zitate des in Prag geborenen Dichters Rainer Maria Rilke
eingraviert. Das Monument soll für die freundschaftliche
Nachbarschaft von Deutschen und Tschechen stehen.
Alljährlich feiern wir hier das traditionelle “Fest der
Nationen”, in diesem Jahr zum 29. Mal und zum ersten Mal
mit einem Partnerland, nämlich China. Wie bereits zu Beginn
erwähnt, ist der Anlass das 20. Jubiläum der
Städtepartnerschaft Berlin-Peking und unsere freundschaftliche
Beziehung zum Innenstadtbezirk Dongcheng von Peking. Deshalb
hat uns nicht nur die chinesische Botschaft unterstützt,
sondern auch das Chinesische Kulturzentrum Berlin. Der
chinesische Schwerpunkt ist künstlerisch mit einem
vielfältigen Bühnenprogramm zu erleben und kulinarisch an
vielen Ständen, wo es natürlich auch viel Information und
chinesische Handwerkskunst gibt.
Wir feiern heute noch bis 23 Uhr und morgen von 13 bis 22 Uhr.