HIER WOHNTE
FELIX ISAACK
JG. 1877
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
26.3.1942
Felix Isaack wurde am 28. August 1877 in Neuruppin in Brandenburg geboren. Über seine Familie war nichts herauszufinden. Er zog nach Berlin, wo er in der Kurfürstenstraße 151 einen Nahrungs-und Genussmittelhandel eröffnete. Vor 1906 heiratete er die aus Oppeln (Opole) gebürtige Kaufmannstochter Rosalie Schleyer. Das Ehepaar bekam vier Kinder: Kurt (*1906), Käte (*1907), Alfred Joachim (*1908) und Johannes Leonhard (*1912). Alfred Joachim starb 1911 im Alter von zweieinhalb Jahren. Die Familie Isaack wohnte damals in der Danziger Straße in Pankow. Später zogen sie in die Prinzregentenstraße 88 in Wilmersdorf.
Felix Isaack nahm als Offizier am Ersten Weltkrieg teil und wurde mit dem Eisernen Kreuz erster Klasse ausgezeichnet. „Mein Vater war ein 150%er Deutscher”, erinnerte sich sein Sohn Johannes später. „Er war ein strenger, aber liebevoller Mann.”
Johannes und wohl auch sein Bruder Kurt besuchten das Werner-Siemens-Realgymnasium in Schöneberg. Nach einer Ausbildung bei einer Ausstattungsfirma studierte Johannes bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten an der Akademie der Künste, um Graphiker zu werden. Ab 1933 arbeitete er im Jüdischen Kulturbund als Bühnenmaler und Tischler. Er lebte damals noch bei den Eltern in der Prinzregentenstraße. Bei seiner Arbeit im jüdischen Theater lernte er die aus Westfalen stammende, drei Jahre ältere Kostümschneiderin Harriet Bondy kennen und lieben. Johannes und Harriet heirateten 1939.
Johannes’ großer Bruder Kurt organisierte für sich, seine Frau und seine drei Kinder sowie für Johannes und Harriet und deren verwitweten Vater die Emigration nach Shanghai und besorgte Tickets für acht Personen. Wahrscheinlich verließen sie Berlin Ende 1939. Johannes’ und Kurts Schwester Käte floh 1941 mit ihrem Ehemann, dem Lehrer Heinz Cohn, und ihrem dreijährigen Sohn Wolfgang in letzter Minute in die USA. Für Heinz Cohns Eltern, die im Holocaust ermordet wurden, sind in der Ritterstr. 56 in Kreuzberg Stolpersteine verlegt.
Felix Isaack und seine Frau weigerten sich, Deutschland zu verlassen. Felix lehnte die Emigration sogar vehement ab: „Er wollte von den Auswanderungsbemühungen seiner Kinder nichts wissen”, erzählte sein Sohn Johannes später, „und nannte uns sogar Verräter am Vaterland.”
Felix Isaack beging am 26. März 1942 Selbstmord. „In Shanghai im Jahre 1942 wurden wir von deutschen Freunden unterrichtet”, erzählte Johannes, „dass er, als zwei SS-Männer ihn und meine Mutter ins KZ abholen wollten, sich eine Revolverkugel durch seinen Kopf jagte.” Die Unterlagen des jüdischen Friedhofs Berlin-Weißensee, wo er beigesetzt wurde, verzeichnen dagegen als Todesursache „Selbstmord durch Barbitursäure” (d.h. Schlafmittelvergiftung). Felix Isaack aus Neuruppin, Träger des Eisernen Kreuzes erster Klasse, wurde mit 65 Jahre von den Nationalsozialisten in den Tod getrieben.
Vier Monate später, am 6. Juli 1942, deportierte man seine Witwe Rosalie ins Ghetto Theresienstadt. Am 25. August wurde sie von dort weiter ins Vernichtungslager Maly Trostinez bei Minsk verschleppt und wahrscheinlich gleich nach der Ankunft in einem Gaswagen ermordet. Rosalie Isaack geborene Schleyer wurde 66 Jahre alt.
Felix’ und Rosalies Sohn Kurt starb in den 1940er-Jahren in Shanghai; seine Witwe und seine drei Kinder zogen später in die USA. Auch Johannes und Käte blieben mit ihren Familien in den Vereinigten Staaten. Käte starb dort 2001, Johannes 2008.
Recherche und Text beider Biografien: Christine Wunnicke
Quellen: