Stolpersteine Prinzregentenstraße 88

Hausansicht Prinzregentenstr. 88

Die Stolpersteine für Rosalie und Felix Isaack wurden am 19. Mai 2015 verlegt.

Der Stolperstein für Adolf Blumberg wurde am 7. September 2017 auf Wunsch und mit einer Spende von Florence Moehl (Berlin) verlegt.

Stolperstein für Rosalie Isaack

HIER WOHNTE
ROSALIE ISAACK
GEB. SCHLEYER
JG. 1876
DEPORTIERT 16.7.1942
THERESIENSTADT
1942 MALY TROSTINEC
ERMORDET

Rosalie Isaack geborene Schleyer, die man Rosa rief, kam am 22. Mai 1876 im schlesischen Oppeln (heute Opole in Polen) als Tochter des Getreidehändlers Salomon „Salo” Schleyer und dessen Ehefrau Bianka geborene Sontag zur Welt. Sie hatte mindestens zehn Geschwister, von denen mehrere gleich nach der Geburt oder im Kindesalter starben. Rosalies zwei Jahre älterer Bruder Haim wurde Arzt.

Vor 1906 heiratete sie in Berlin den Neuruppiner Kaufmann Felix Isaack. Er betrieb in der Kurfürstenstraße 151 einen Nahrungs- und Genussmittelhandel. Das Ehepaar wohnte zunächst in der Danziger Straße in Pankow und zog später in die Prinzregentenstraße 88 in Wilmersdorf. Sie bekamen vier Kinder: Kurt (*1906), Käthe (*1907), Alfred Joachim (*1908) und Johannes Leonhard (*1912). Alfred Joachim starb 1911 im Alter von zweieinhalb Jahren.

Rosalies Mann Felix nahm als Offizier am Ersten Weltkrieg teil und wurde mit dem Eisernen Kreuz erster Klasse ausgezeichnet. Laut seinem Sohn Johannes war er „ein strenger aber liebevoller Mann.”

Die Söhne der Isaacks besuchten das Werner-Siemens-Realgymnasium in Schöneberg. Johannes machte danach eine Ausbildung bei einer Ausstattungsfirma und studierte dann bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten an der Akademie der schönen Künste, um Graphiker zu werden. Ab 1933 arbeitete er im Jüdischen Kulturbund als Bühnenmaler und Tischler. Er lebte damals noch bei den Eltern in der Prinzregentenstraße. Bei seiner Arbeit im jüdischen Theater lernte er die aus Westfalen stammende, drei Jahre ältere Kostümschneiderin Harriet Bondy kennen und lieben. Johannes und Harriet heirateten 1939.

Johannes’ großer Bruder Kurt organisierte für sich, seine Frau und seine drei Kinder sowie für Johannes und Harriet und deren verwitweten Vater die Emigration nach Shanghai und besorgte Tickets für acht Personen. Wahrscheinlich verließen sie Berlin Ende 1939. Johannes’ und Kurts Schwester Käte floh 1941 mit ihrem Ehemann, dem Lehrer Heinz Cohn, und ihrem dreijährigen Sohn Wolfgang in letzter Minute in die USA. Für Heinz Cohns Eltern, die im Holocaust ermordet wurden, sind in der Ritterstr. 56 in Kreuzberg Stolpersteine verlegt.

Rosalie und Felix Isaack weigerten sich, Deutschland zu verlassen. Laut ihrem Sohn Johannes betrachtete Rosalies Mann, der sehr patriotisch war, die Emigration sogar als eine Art Vaterlandsverrat. Am 26. März 1942 beging er Selbstmord. Rosalie blieb alleine in der Prinzregentenstraße 88 zurück.

Vier Monate nach dem Tod ihres Mannes, am 6. Juli 1942, wurde Rosalie Isaack ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Am 25. August verschleppte man sie von dort ins Vernichtungslager Maly Trostinez bei Minsk und ermordete sie wahrscheinlich gleich nach der Ankunft in einem Gaswagen. Rosalie Isaack geborene Schleyer wurde 66 Jahre alt.
Ihr großer Bruder, der Arzt Dr. Haim Schleyer, überlebte den Holocaust. Er starb 1954 in Israel.

Stolperstein für Felix Isaack

HIER WOHNTE
FELIX ISAACK
JG. 1877
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
26.3.1942

Felix Isaack wurde am 28. August 1877 in Neuruppin in Brandenburg geboren. Über seine Familie war nichts herauszufinden. Er zog nach Berlin, wo er in der Kurfürstenstraße 151 einen Nahrungs-und Genussmittelhandel eröffnete. Vor 1906 heiratete er die aus Oppeln (Opole) gebürtige Kaufmannstochter Rosalie Schleyer. Das Ehepaar bekam vier Kinder: Kurt (*1906), Käte (*1907), Alfred Joachim (*1908) und Johannes Leonhard (*1912). Alfred Joachim starb 1911 im Alter von zweieinhalb Jahren. Die Familie Isaack wohnte damals in der Danziger Straße in Pankow. Später zogen sie in die Prinzregentenstraße 88 in Wilmersdorf.

Felix Isaack nahm als Offizier am Ersten Weltkrieg teil und wurde mit dem Eisernen Kreuz erster Klasse ausgezeichnet. „Mein Vater war ein 150%er Deutscher”, erinnerte sich sein Sohn Johannes später. „Er war ein strenger, aber liebevoller Mann.”

Johannes und wohl auch sein Bruder Kurt besuchten das Werner-Siemens-Realgymnasium in Schöneberg. Nach einer Ausbildung bei einer Ausstattungsfirma studierte Johannes bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten an der Akademie der Künste, um Graphiker zu werden. Ab 1933 arbeitete er im Jüdischen Kulturbund als Bühnenmaler und Tischler. Er lebte damals noch bei den Eltern in der Prinzregentenstraße. Bei seiner Arbeit im jüdischen Theater lernte er die aus Westfalen stammende, drei Jahre ältere Kostümschneiderin Harriet Bondy kennen und lieben. Johannes und Harriet heirateten 1939.

Johannes’ großer Bruder Kurt organisierte für sich, seine Frau und seine drei Kinder sowie für Johannes und Harriet und deren verwitweten Vater die Emigration nach Shanghai und besorgte Tickets für acht Personen. Wahrscheinlich verließen sie Berlin Ende 1939. Johannes’ und Kurts Schwester Käte floh 1941 mit ihrem Ehemann, dem Lehrer Heinz Cohn, und ihrem dreijährigen Sohn Wolfgang in letzter Minute in die USA. Für Heinz Cohns Eltern, die im Holocaust ermordet wurden, sind in der Ritterstr. 56 in Kreuzberg Stolpersteine verlegt.

Felix Isaack und seine Frau weigerten sich, Deutschland zu verlassen. Felix lehnte die Emigration sogar vehement ab: „Er wollte von den Auswanderungsbemühungen seiner Kinder nichts wissen”, erzählte sein Sohn Johannes später, „und nannte uns sogar Verräter am Vaterland.”

Felix Isaack beging am 26. März 1942 Selbstmord. „In Shanghai im Jahre 1942 wurden wir von deutschen Freunden unterrichtet”, erzählte Johannes, „dass er, als zwei SS-Männer ihn und meine Mutter ins KZ abholen wollten, sich eine Revolverkugel durch seinen Kopf jagte.” Die Unterlagen des jüdischen Friedhofs Berlin-Weißensee, wo er beigesetzt wurde, verzeichnen dagegen als Todesursache „Selbstmord durch Barbitursäure” (d.h. Schlafmittelvergiftung). Felix Isaack aus Neuruppin, Träger des Eisernen Kreuzes erster Klasse, wurde mit 65 Jahre von den Nationalsozialisten in den Tod getrieben.

Vier Monate später, am 6. Juli 1942, deportierte man seine Witwe Rosalie ins Ghetto Theresienstadt. Am 25. August wurde sie von dort weiter ins Vernichtungslager Maly Trostinez bei Minsk verschleppt und wahrscheinlich gleich nach der Ankunft in einem Gaswagen ermordet. Rosalie Isaack geborene Schleyer wurde 66 Jahre alt.

Felix’ und Rosalies Sohn Kurt starb in den 1940er-Jahren in Shanghai; seine Witwe und seine drei Kinder zogen später in die USA. Auch Johannes und Käte blieben mit ihren Familien in den Vereinigten Staaten. Käte starb dort 2001, Johannes 2008.

Recherche und Text beider Biografien: Christine Wunnicke

Quellen:

Stolperstein Adolf Blumberg

HIER WOHNTE
ADOLF BLUMBERG
JG. 1861
DEPORTIERT 19.6.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 19.8.1942

Adolf Blumberg wurde am 19. Januar 1861 in Dessau/Sachsen-Anhalt geboren.
Er stammte aus einer alteingesessenen Dessauer Kaufmannsfamilie. Sein Vater Moritz, geboren 1821, gründete in der beginnenden Industrialisierung eine Firma für Roh- und Altstoffhandel. Seine Mutter war Henriette, geb. Neubürger, 1838-1910.

Adolf Blumberg ging als Kaufmann nach Berlin. Er heiratete 1889 Paula Joseph und bekam mit ihr zwei Töchter, Meta, geboren 1892, und Adele, geboren 1896. Seine Ehefrau Paula starb bereits im Juni 1913 in Berlin. Beide Töchter flohen mit ihren Familien vor der nationalsozialistischen Verfolgung nach Frankreich, wo sie die deutsche Besatzung im Untergrund überlebten. Es gelang ihnen aber
nicht, ihren Vater aus Deutschland herauszuholen. Die letzte Nachricht von ihm erhielten sie im Juni 1941 im Exil in Evian am Genfer See. Sein weiteres Schicksal konnten sie erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs erfahren:

Adolf Blumberg wurde 81-jährig am 19. Juni 1942 mit dem von den Nazis sogenannten 8. Alterstransport als Nr. I/9-508 in das KZ Theresienstadt deportiert – mit 50 weiteren Berliner Juden. Von diesen kamen 44 ums Leben.
Adolf Blumberg wurde am 19. August 1942 in Theresienstadt ermordet.

Auszug aus dem Tagesbefehl Nr. 199 vom 21. August 1942

Auszug aus dem Tagesbefehl Nr. 199 vom 21. August 1942

Text: Florence Springer Moehl.

Quellen:
  • Entschädigungsamt Berlin
  • Brandenburgisches Landeshauptarchiv
  • ITS (Internationaler Suchdienst) Bad Arolsen
  • Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland
  • www.statistik-des-holocaust.de
  • Jüdisches Museum Prag

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