Stolpersteine Johannisberger Straße 3

Hausansicht Johannisberger Str. 3

Diese Stolpersteine wurden am 18.10.2014 verlegt.

Stolperstein Hugo-Kurt Chotzen

HIER WOHNTE
HUGO-KURT
CHOTZEN
JG. 1915
DEPORTIERT 29.6.1943
THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ
1944 KAUFERING
ERMORDET 20.2.1945
DACHAU

Hugo-Kurt Chotzen wurde am 29. März 1915 in Berlin-Wilmersdorf geboren. Dort lebte er zusammen mit seinen Eltern und seinen drei Brüdern – Joseph, genannt Eppi, Erich und Ullrich – in der Johannisberger Straße 3. Seine Mutter Elsa und sein Vater Josef führten bis 1929 gemeinsam ein Wäschegeschäft. Danach arbeitete der Vater als Einkäufer einer Textilfirma. Um ihren Mann heiraten zu können, war die protestantische Elsa 1914 zum Judentum konvertiert. So waren christliche und jüdische Traditionen und Feiertage Bestandteil des Familienlebens der Chotzens.
Die vier Brüder wurden nach der NS-Rasse-Ideologie als sogenannte „Geltungsjuden “ klassifiziert. Da Elsa die jüdische Religion angenommen hatte, war die gesamte Familie Mitglied der Jüdischen Gemeinde. Mit Ausnahme der Mutter mussten alle Familienmitglieder ab September 1941 den Judenstern tragen – obwohl sie nicht besonders religiös waren.
In seiner Jugend begeisterte sich Hugo-Kurt Chotzen vor allem für den Sport: jeden Tag trainierte er auf dem Sportplatz des BSV 92. Er wollte Sportlehrer werden. Dieser Berufswunsch wurde ihm jedoch verwehrt: Im Zuge der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 musste Hugo-Kurt Chotzen den Sportverein verlassen. Zwar konnte er noch vor 1933 seine Schulausbildung beenden, jedoch wurden danach nur noch Lehramtskandidaten „arischer“ Abstammung zugelassen. So absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung in der Textilbranche. Im Jahre 1938 musste er seine Arbeit im Zuge der Arisierung der Firma, bei der er beschäftigt war, aufgeben und ab 1939 unterschiedliche Zwangsarbeiten, wie z.B. bei der Müllabfuhr, verrichten.
1937 lernte er Lisa Scheurenberg kennen. Das Paar heiratete im November 1941. Die Tatsache, dass Lisa nach den NS-Rassen-Gesetzen „Volljüdin“ war, sollte dem Ehepaar zum Verhängnis werden: Zwei Jahre später, am 29. Juni 1943, wurde Hugo-Kurt Chotzen zusammen mit seiner Frau Lisa, seinem Bruder Ullrich und dessen Frau Ruth nach Theresienstadt deportiert. Hugo-Kurts ältester Bruder Eppi, seine langjährige Freundin Bohumila Bytesnik (Bozska) und Mutter Elsa Chotzen schickten fast täglich ein Paket dorthin. Zeugnis dieser besonderen Hilfsaktion sind 369 Rückantwort-Postkarten aus Theresienstadt nach Berlin zwischen Sommer 1943 und Herbst 1944.
Am 29. September 1944 wurde Hugo-Kurt mit seinem Bruder Ullrich von Theresienstadt nach Auschwitz gebracht, um von dort wenige Tage später in das Dachauer Außenlager Landshut deportiert zu werden. Im Februar 1945 wurde Hugo-Kurt dort Opfer eines SS-Wachmanns, der ihn mit Faustschlägen und Fußtritten schwer misshandelte. An den schweren Verletzungen starb Hugo-Kurt Chotzen am 22. Februar 1945. Er ist keine 30 Jahre alt geworden.

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Biografische Zusammenstellung
Inga Jochimsen

Stolperstein Erich Chotzen

HIER WOHNTE
ERICH CHOTZEN
JG. 1917
DEPORTIERT 19.1.1942
RIGA
ERMORDET 26.3.1942

Erich Chotzen wurde am 28. Januar 1917 in Berlin-Wilmersdorf geboren. Dort lebte er zusammen mit seinen Eltern und seinen drei Brüdern – Joseph, genannt Eppi, Hugo-Kurt und Ullrich – in der Johannisberger Straße 3. Seine Mutter Elsa und sein Vater Josef führten bis 1929 gemeinsam ein Wäschegeschäft. Danach arbeitete der Vater als Einkäufer einer Textilfirma. Um ihren Mann heiraten zu können, war die protestantische Elsa 1914 zum Judentum konvertiert. So waren christliche und jüdische Traditionen und Feiertage Bestandteil des Familienlebens der Chotzens.

Die vier Brüder wurden nach der NS-Rassen-Ideologie als sogenannte „Geltungsjuden“ klassifiziert. Da Elsa die jüdische Religion angenommen hatte, war die gesamte Familie Mitglied der Jüdischen Gemeinde. Mit Ausnahme der Mutter mussten alle Familienmitglieder ab September 1941 den Judenstern tragen – obwohl sie nicht besonders religiös waren.

Als Jugendlicher trieb Erich Chotzen leidenschaftlich Sport: zusammen mit seinen Brüdern verbrachte er jeden Tag auf dem Sportplatz des BSV 92. Er besuchte das Heinrich-von-Kleist-Gymnasium, das er nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 jedoch verlassen musste: Trotz seiner sehr guten Leistungen gab er auf Anraten des Schuldirektors und seiner Lehrer sein Abitur auf, da es Juden zu dieser Zeit bereits verwehrt wurde, ein Studium aufzunehmen. Ab 1939 musste Erich Chotzen, wie auch sein Vater und seine Brüder, Zwangsarbeit leisten.

Ende der 1930er Jahre lernte Erich die Jüdin Ilse Schwarz kennen. Beide heirateten am 7. November 1941. Es war eine religiöse Hochzeit in einer Synagoge. Nur zwei Monate später erhielt Erichs Schwiegermutter Käthe Schwarz die Aufforderung, sich zur Deportation bereit zu halten. Erich und Ilse meldeten sich freiwillig, um die Mutter zu begleiten. Am 19. Januar 1942 wurden die drei nach Riga deportiert, wo Erich am 25. März 1942 ermordet wurde. Er wurde 25 Jahre alt.

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Biografische Zusammenstellung
Inga Jochimsen

Stolperstein Ullrich Joachim Chotzen

HIER WOHNTE
ULLRICH JOACHIM
CHOTZEN
JG. 1920
DEPORTIERT 29.6.1943
THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ
1944 KAUFERING
ERMORDET 23.12.1944
DACHAU

Ullrich Chotzen wurde am 2. August 1920 in Berlin-Wilmersdorf geboren. Dort lebte er zusammen mit seinen Eltern und seinen drei älteren Brüdern – Joseph, genannt Eppi, Hugo-Kurt und Erich – in der Johannisberger Straße 3. Seine Mutter Elsa und sein Vater Josef führten bis 1929 gemeinsam ein Wäschegeschäft. Danach arbeitete der Vater als Einkäufer einer Textilfirma. Um ihren Mann heiraten zu können, war die protestantische Elsa 1914 zum Judentum konvertiert. So waren christliche und jüdische Traditionen und Feiertage Bestandteil des Familienlebens der Chotzens.

Die vier Brüder wurden nach der NS-Rassen-Ideologie als sogenannte „Geltungsjuden“ klassifiziert. Da Elsa die jüdische Religion angenommen hatte, war die gesamte Familie Mitglied der Jüdischen Gemeinde. Mit Ausnahme der Mutter mussten alle Familienmitglieder ab September 1941 den Judenstern tragen – obwohl sie nicht besonders religiös waren.

Als Jugendlicher verbrachte Ullrich seine Freizeit zusammen mit seinen Brüdern vor allem auf dem Sportplatz des BSV 92. Er besuchte das Heinrich-von-Kleist-Gymnasium, welches er nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 verlassen musste. So begann er eine Ausbildung in der Baugewerkschule, wurde allerdings nicht zur Prüfung zugelassen und war danach gezwungen, als ungelernter Arbeiter tätig zu sein. Ab 1939 musste Ullrich Chotzen, wie auch sein Vater und seine Brüder, Zwangsarbeit leisten.

Im November 1939 lernte Ullrich Chotzen Ruth Cohn kennen, sie heirateten am 1. Dezember 1941. Die Tatsache, dass Ruth nach den NS-Rassen-Gesetzen als „Volljüdin“ klassifiziert war, sollte dem Ehepaar zum Verhängnis werden: Am 29. Juni 1943 wurde er zusammen mit seiner Frau Ruth, seinem Bruder Hugo-Kurt Chotzen und dessen Frau Lisa nach Theresienstadt deportiert. Ullrichs ältester Bruder Eppi, seine langjährige Freundin Bohumila Bytesnik (Bozska) und Mutter Elsa Chotzen schickten fast täglich ein Paket dorthin. Zeugnis dieser besonderen Hilfsaktion sind 369 Rückantwort-Postkarten aus Theresienstadt nach Berlin zwischen Sommer 1943 und Herbst 1944.

Am 29. September 1944 wurde Ullrich mit seinem Bruder Hugo-Kurt aus Theresienstadt nach Auschwitz gebracht, um von dort wenige Tage später in das Dachauer Außenlager Landshut deportiert zu werden. Am 3. Januar 1945 wurde Ullrich im Alter von 24 Jahren im bayerischen Landshut ermordet. Die genauen Todesumstände sind nicht bekannt.

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Biografische Zusammenstellung
Inga Jochimsen

Stolperstein Lieselotte Hanna Chotzen

HIER WOHNTE
LISELOTTE HANNA
CHOTZEN
GEB. SCHEURENBERG
JG. 1920
DEPORTIERT 29.6.1943
THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ
1944 BERGEN – BELSEN
ERMORDET

Lisa Chotzen wurde am 19. Dezember 1920 als einzige Tochter des jüdischen Ehepaars Paul und Luzie Scheurenberg in Berlin geboren. Sie wuchs mit ihrem jüngeren Bruder Klaus auf. 1934 begann sie eine Lehre bei der Schneiderin Bella Schornstein, die Korsetts und Miederwaren herstellte. Als sie dort nicht mehr arbeiten konnte, wurde sie Sprechstundenhilfe bei einem jüdischen Zahnarzt. 1936 nahmen die Nazis der Familie Scheurenberg ihre alte Wohnung wegen ihrer “Zugehörigkeit zur jüdischen Rasse”. Die Scheurenbergs mussten mit Hilfe der Jüdischen Gemeinde eine neue Wohnung im Berliner Scheunenviertel beziehen.

Zwischen 1937 und 1938 lernte Lisa Chotzen in der “Jüdischen Sportgemeinschaft” Hugo-Kurt Chotzen kennen, den sie im November 1941 heiratete. Zusammen mit ihrem Mann, dessen Bruder Ullrich Chotzen und seiner Frau Ruth wurde sie am 29. Juni 1943 nach Theresienstadt deportiert. Hugo-Kurts ältester Bruder Eppi, seine langjährige Freundin Bohumila Bytesnik (Bozska) und Mutter Elsa Chotzen schickten fast täglich ein Paket dorthin. Zeugnis dieser besonderen Hilfsaktion sind 369 Rückantwort-Postkarten aus Theresienstadt nach Berlin zwischen Sommer 1943 und Herbst 1944.

Mit einem der großen Transporte aus Theresienstadt gelangte Lisa am 9. Oktober 1944 nach Auschwitz, wo sie zufällig Ruth Chotzen wiedersah. Kurze Zeit nach dieser Begegnung wurde sie nach Bergen-Belsen deportiert, wo sie mit 24 Jahren umkam. Der genaue Zeitpunkt und die Umstände ihres Todes sind bis heute unbekannt. Ihr Bruder überlebte und schrieb ein Buch über seine Geschichte.

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Biografische Zusammenstellung
Inga Jochimsen

Stolperstein Ilse Chotzen

HIER WOHNTE
ILSE CHOTZEN
GEB. SCHWARZ
JG. 1923
DEPORTIERT 25.1.1942
RIGA
ERMORDET 1942

Ilse Chotzen wurde als jüngste Tochter des jüdischen Ehepaares Josef und Käthe Schwarz am 24. März 1923 in Berlin geboren. Ihrer älteren Schwester Ruth gelang es im Mai 1939, ein Permit nach England zu bekommen, wo sie als Hausangestellte arbeitete.

Als Ilses Vater Josef Schwarz im Jahr 1940 starb, schlossen sich Mutter und Tochter Schwarz noch enger zusammen. Ende der 1930er Jahre lernte Ilse Erich Chotzen kennen. Am 7. November 1941 heirateten beide in einer Berliner Synagoge.

Als am 19. Januar 1942 Käthe Schwarz in den “Osten” deportiert werden sollte, begleiteten Ilse und Erich sie freiwillig. Nachdem ihr Mann Erich am 25. März 1942 in Riga zu Tode kam, arbeitete Ilse in Wehrmachtsunterkünften außerhalb des Ghettos. Dort fand sie einen Soldaten, der ihre Briefe unter seiner Feldpostnummer an ihre Schwiegermutter Elsa Chotzen und Eppi, einem der Brüder ihres verstorbenen Ehemanns, nach Berlin schickte. Bis zum Jahresende 1942 konnte sie die Berliner informieren, danach verliert sich ihre Spur. Es ist bis heute unbekannt, wo und unter welchen Umständen ihr Leben endete. Sie wurde 20 oder 21 Jahre alt.

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Biografische Zusammenstellung
Inga Jochimsen