Stolpersteine Pariser Straße 47

Hausansicht Pariser Str. 47

Hausansicht Pariser Str. 47

Die Stolpersteine für Heinz-Georg Traugott, Emil und Martha Berger, Marion, Martha und Sally Lewin, Franziska Panke, Lotte Schiller wurden am 22.6.2014 verlegt.

Der Stolperstein für Mara Markowska wurde am 6.10.2016 verlegt.

Stolperstein Heinz-Georg Traugott

Stolperstein Heinz-Georg Traugott

HIER WOHNTE
HEINZ-GEORG
TRAUGOTT
JG. 1901
DEPORTIERT 29.1.1943
AUSCHWITZ
ERMORDET 10.2.1943

Stolperstein Emil Berger

Stolperstein Emil Berger

HIER WOHNTE
EMIL BERGER
JG. 1876
DEPORTIERT 19.4.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Emil Berger wurde am 4. Januar 1876 in Wien geboren. Er heiratete Sofie Geller. Ihre Tochter Margarethe wurde am 18. Februar 1902 in Wien geboren. 1907 siedelte die Familie nach Berlin über und wohnte in Friedenau in der Wilhelmshöher Straße 29. Emil Berger eröffnete in Berlin eine Edelmetall- Ankaufstelle. Seine Frau Sofie starb am 8. März 1922.

Die Tochter Margarethe besuchte in Friedenau die Höhere Töchterschule von Prof. Lorenz. Von 1923 bis 1929 arbeitete sie als Konfektionsverkäuferin. Danach war sie als selbständige Vertreterin elektrischer Haushaltsartikel tätig. Am 30. August 1939 wanderte sie unter dem Druck der zunehmenden Rassendiskriminierung mit nur wenigen persönlichen Gegenständen und 10 Reichsmark im Gepäck nach England aus. 1940 heiratete sie dort ihren Cousin, der denselben Nachnamen trug. Sie arbeitete in England wieder in der Konfektionsbranche.

Nach dem Tod seiner Frau Sofie heiratete Emil Berger 1923 ein zweites Mal. Martha Lisser, geboren am 28. März 1899, brachte die vierjährige Tochter Ursula mit in die Ehe. Ursula war in Posen unehelich geboren. Mit der Heirat von Emil und Martha nahm auch Ursula den Nachnamen Berger an. In den späteren Erklärungen gegenüber dem Entschädigungsamt wurde zunächst von einer Adoption Ursulas ausgegangen. In den Akten fanden sich jedoch keinerlei Hinweise darauf. Ursula Berger erklärte 1958 „.. auch meine Schwester weiß wenig über meine Adoption, sie weiß aber, dass ich den Namen Ursula Berger im Jahre 1923-1924 erhalten habe, auf welche Weise wissen wir beide nicht.“

Emil Bergers Stieftochter Ursula verließ ebenso wie seine leibliche Tochter Margarethe Deutschland. Sie wanderte am 26. Mai 1939 nach England aus. Laut ärztlichem Gutachten von 1956 litt sie noch später psychisch derartig unter den erlittenen Verfolgungsmaßnahmen der Nazis, dass sie 100% erwerbsunfähig war.

Wo die Familie Berger bis 1936 lebte, ist nicht bekannt. In den Berliner Adressbüchern findet sich für die Jahre 1937 und 1938 unter der Adresse Pariser Straße 47 der Eintrag „Emil Berger, Vertreter“. Ab 1939 ist dieser Eintrag nicht mehr vorhanden. Danach müssen sie, wie viele andere Juden auch, die Wohnung zwangsweise aufgegeben haben. Von nun an lebten sie in der Emser Straße 25 unter ungeklärten Bedingungen. In der Deportationsliste war die Emser Straße 25 jedenfalls als letzte Adresse angegeben. Martha und Emil Berger wurden mit dem von den Nazi-Behörden so genannten „37. Osttransport“ am 19. April 1943 zusammen mit 686 anderen jüdischen Mitbürgern nach Auschwitz verschleppt und dort zu einem nicht bekannten Zeitpunkt ermordet.

Stolperstein Martha Berger

Stolperstein Martha Berger

HIER WOHNTE
MARTHA BERGER
GEB. LISSER
JG. 1909
DEPORTIERT 19.4.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Martha Berger, geborene Lisser wurde am 28. März 1899 in Hohensalza geboren. Irrtümlicherweise war zunächst ihr Geburtsjahr im Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus mit 1909 angegeben. Dementsprechend ist auch der Stolperstein mit dem falschen Geburtsjahr gefertigt.

Am 9. Juli 1919 brachte Martha Lisser ihre Tochter Ursula zur Welt. Ursula wurde unehelich geboren. 1923 heiratete Martha den Witwer Emil Berger, der aus erster Ehe mit seiner Frau Sofie die elfjährige Tochter Margarethe hatte. Da auch Ursula den Nachnamen Berger erhielt, wurde zunächst angenommen, dass Emil Berger Ursula adoptiert hätte. Es fanden sich in den Unterlagen jedoch keinerlei Hinweise darauf, sodass in den späteren Entschädigungsanträgen nicht von einer Adoption ausgegangen wurde.

Wo die Familie Berger in Berlin wohnte, ist nicht bekannt. Die Adresse Pariser Straße 47 tauchte in den Berliner Adressbüchern von 1937 und 1938 auf. Da sowohl Ursula als auch Margarethe 1939 Nazideutschland verließen und nach England auswanderten, ist anzunehmen, dass die Pariser Straße die letzte gemeinsame Wohnung der Bergers war.

Ursula Berger verließ am 26.Mai 1939 Deutschland. Laut ärztlichem Gutachten von 1956 litt sie psychisch derartig unter den erlittenen Verfolgungsmaßnahmen der Nazis, dass sie 100% erwerbsunfähig war.
Margarethe, die in Berlin eine Fachausbildung zur Konfektionsverkäuferin gemacht hatte, arbeitete auch in England in der Konfektionsbranche. Sie war mit wenigen persönlichen Gegenständen und 10 Reichsmark im Gepäck ausgereist. 1940 heiratete sie ihren Cousin, der denselben Nachnamen trug.

Über das Schicksal der in Berlin zurückgebliebenen Eltern Emil und Martha Berger ist kaum etwas bekannt. Sie müssen 1939 ihre Wohnung in der Pariser Straße zwangsweise aufgegeben haben. Von nun an lebten sie in der Emser Straße 25 unter ungeklärten Bedingungen. Von ihrem Hausrat konnten sie wohl nichts mitnehmen, denn in einer Akte des Oberfinanzpräsidiums Berlin-Brandenburg zu Martha Berger findet sich im Juni 1943 der lapidare Vermerk des Gerichtsvollziehers: „Berger hat möbliert gewohnt und eigene Sachen nicht besessen. Versiegelt war nichts.“ Auch in dieser Akte wie auch in der Deportationsliste war die Emser Straße 25 als letzte Adresse Martha und Emil Bergers angegeben.

Martha und Emil Berger wurden am 19. April 1943 zusammen mit 686 anderen jüdischen Mitbürgern nach Auschwitz verschleppt und dort zu einem nicht bekannten Zeitpunkt ermordet.

Text: Karin Sievert
Quellen: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945, Berliner Adressbücher, Akten des Entschädigungsamtes Berlin, Statistik des Holocaust, Akten des Brandenburgischen Landeshauptarchivs

Stolperstein Sally Lewin

Stolperstein Sally Lewin

HIER WOHNTE
SALLY LEWIN
JG. 1888
DEPORTIERT 17.5.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Sally Lewin wurde am 18. Oktober 1888 in Gollup/Westpreußen, seine Ehefrau Martha Lewin am 29. März 1888 in Burdungen/Ostpreußen geboren.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges zogen sie von Danzig nach Berlin. Sally Lewin betrieb einen gutgehenden Tabakgroßhandel, in dem die Ehefrau Martha Lewin mitarbeitete. Nach 1933 ging es mit der Wirtschaftlichkeit des Geschäfts bergab, so dass Sally Lewin gezwungen war, es zu verkaufen. Er arbeitete danach in verschiedenen Stellungen.

Das Ehepaar Lewin hatte 3 Kinder: Jutta, geboren 1915, Herbert, geboren 1920 und Marion, geboren am 6. Juni 1926. Die Tochter Jutta war verheiratet mit Isaak Markowski, der vermutlich 1941 in einem KZ ermordet wurde. Jutta kam 1944 beim Aufstand im Warschauer Getto um. Das Ehepaar Markowski, das in keiner zugänglichen Datei auffindbar ist, hatte eine Tochter Mara Mathylda, geboren am 7. November 1938. Mara Markowska lebte bei den Großeltern und der Tante Marion in der Pariser Straße 47.

Der Sohn Herbert Lewin hatte das Bäckerhandwerk erlernt, emigrierte in die USA und lebte in San Franzisco. Die unverheiratete Tochter Marion wurde am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert.

Am 17. Mai 1943 wurden Sally und Martha Lewin zusammen mit der vierjährigen Enkeltochter Mara mit dem von den NS-Behörden so bezeichneten 38. Osttransport vom Bahnhof Grunewald mit 406 Menschen nach Auschwitz deportiert. Sie wurden alle umgebracht.

Zum Gedenken an die kleine Mara Markowska soll später ein Stolperstein verlegt werden.

Text: Monika Hein

Stolperstein Martha Lewin

Stolperstein Martha Lewin

HIER WOHNTE
MARTHA LEWIN
GEB. LEWIN
JG. 1888
DEPORTIERT 17.5.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Stolperstein Marion Lewin

Stolperstein Marion Lewin

HIER WOHNTE
MARION LEWIN
JG. 1926
DEPORTIERT 9.12.1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Stolperstein Franziska Panke

Stolperstein Franziska Panke

HIER WOHNTE
FRANZISKA PANKE
GEB. KOSSE
JG. 1892
DEPORTIERT 25.1.1942
RIGA
ERMORDET

Franziska Panke kam am 29. Januar 1892 in Berlin als Tochter des Kaufmanns Heinrich Kosse und seiner Ehefrau Minna geborene Neumann zur Welt. Sie hatte drei ältere Schwestern: Erna (geb. 1887; später verh. Gellert), Gertrud (geb. 1889) und Käthchen (geb. 1891; später verh. Israelsky). 1896 wurde der Bruder Max geboren und als jüngstes der sechs Kinder des Ehepaares Kosse die vierte Schwester Else (geb. 1898).

Am 21. März 1914 heiratete Franziska Kosse in Berlin den aus Magdeburg stammenden Felix Panke, der am 7. Februar 1882 in Berlin geboren wurde. Seine Mutter hatte sich – nachdem ein Sohn achtzehn Stunden nach der Geburt am 7. Oktober 1878 in Magdeburg gestorben war – in die Obhut einer Berliner Hebamme begeben, in deren Wohnung sie Felix zur Welt brachte. Er blieb das einzige Kind seiner Eltern Max und Rebecka (Rieke) Panke.

Das junge Ehepaar Franziska und Felix Panke zog zu Felix’ Familie nach Magdeburg, wo er 1915 ein Geschäft für Herren- und Knaben-Garderoben eröffnete. Nachdem Franziskas Eltern 1919 bzw. 1920 verstorben waren, zog sie mit ihrem Ehemann nach Berlin in die Maaßenstraße im Stadtteil Schöneberg. In der wohl kinderlosen Ehe scheint es Schwierigkeiten gegeben zu haben, denn Felix zog 1925 nach Magdeburg zurück, Franziska blieb vermutlich in Berlin. Im Dezember 1930 wurden Felix und Franziska Panke geschieden. Ob Franziska weiter in der Maaßenstraße in Schöneberg wohnte, war nicht zu klären.

Felix Panke wurde in Magdeburg nach der Pogromnacht am 10. November 1938 verhaftet und in das KZ Buchenwald verschleppt. Allerdings wurde er mit der Auflage, Deutschland so schnell wie möglich zu verlassen, bald wieder freigelassen. Eine Flucht gelang offenbar nicht, denn den Archiven war zu entnehmen, dass er am 7. Februar 1942 in Gestapo-Haft umkam.

Franziska Panke lebte zum Zeitpunkt der Volkszählung vom 17. Mai 1939 in Berlin in der Pariser Straße 47 bei Sally und Martha Lewin und deren Enkeltochter Marion, die nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden. Franziska musste sich in der von den Nationalsozialisten als „Sammellager” missbrauchten Synagoge in der Levetzowstraße7/8 im Stadtteil Moabit einfinden. Von dort wurde sie mit über 1000 jüdischen Berlinerinnen und Berlinern knapp 8 km durch die Stadt zum Güterbahnhof Grunewald getrieben und vom Gleis 17 mit dem sog. „10. Osttransport” am 25. Januar 1942 nach Riga deportiert. Da das Ghetto Riga damals schon geschlossen war, wurden fast alle mit diesem Zug Deportierten nach Ankunft auf dem Rigaer Vorortbahnhof Skirotava am 30. Januar 1942 in den Wäldern in der Umgebung erschossen.

Biografische Zusammenstellung: Gisela Morel-Tiemann

Quellen:
- Volkszählung v. 17.5.1939
- Berliner Gedenkbuch der FU
- Gedenkbuch des Bundesarchivs
- Deportationsliste https://www.statistik-des-holocaust.de/OT10-54.jpg Nr. 793
- Alfred Gottwald, Diana Schulle: Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945
– eine kommentierte Chronologie. marixverlag, Wiesbaden 2005
- Gedenkblatt für Felix Panke in Magdeburg (Autorin: Waltraut Zachhuber),
- Stolpersteine für Magdeburg / Landeshauptstadt Magdeburg – magdeburg.de

Stolperstein Lotte Schiller

HIER WOHNTE
LOTTE SCHILLER
JG. 1886
DEPORTIERT 5.9.1942
RIGA
ERMORDET 8.9.1942

Stolperstein Mara Markowska

HIER WOHNTE
MARA MARKOWSKA
JG. 1938
DEPORTIERT 17.5.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ