Stolpersteine Friedbergstraße 34

Hauseingang Friedbergstr. 34

Diese Stolpersteine wurden am 10.11.2013 verlegt.

Die Stolpersteine für Lane Grünebaum und Max Stern wurden am 24.3.2014 verlegt.

Der Stolperstein zum Gedenken an Josef Grünebaum wurde am 7.4.2016 verlegt.

Josef Grünebaum hat hier nicht gewohnt. Von seinen Berliner Adressen ist nur die Droysenstraße 18 bekannt. Da für seine zweite Ehefrau Lane Grünebaum, geb. Levy, in der Friedbergstraße 34, wo sie mit ihren Eltern und ihrer Schwester bis 1940 lebte, bereits ein Stolperstein lag, wurde zum Gedenken an Josef Grünebaum ebenfalls hier einer verlegt.

Stolperstein Gustav Lewy

HIER WOHNTE
GUSTAV LEWY
JG. 1867
VERHAFTET MAI 1942
SACHSENHAUSEN
ERMORDET 12.6.1942

Gustav Lewy wurde am 14. Februar 1867 in Dirschau, Regierungsbezirk Danzig, geboren. Mit seinen Eltern Louis und Rebecca Lewy zog er nach Berlin. Er arbeitete als Kaufmann. 1899 heiratete er Hulda Kallmann, die in Wronke in der Nähe von Posen am 7.Mai 1869 zur Welt kam. Am 11. Mai 1902 wurde ihre Tochter Tana geboren, am 6. August 1904 ihre Tochter Lane. Hulda Lewy übte keinen Beruf aus.

Von 1935 bis 1939 wohnte Gustav Lewy zusammen mit seiner Ehefrau und seinen Töchtern in der Friedbergstraße 34. Er war seit 1939 Rentner. Aufgrund des „Gesetzes über Mietverhältnisse mit Juden“ (30.4.1939) und vielleicht auch wegen finanzieller Probleme mussten sie die Wohnung in der Friedbergstraße aufgeben.1942 wurde Gustav Lewy und seine Tochter Tana gezwungen in das sog. „Judenhaus“ Droysenstr.18 einzuziehen. Über das weitere Schicksal von Hulda Lewy und Lane Lewy ist nichts bekannt.

Ende Mai/Anfang Juni 1942 wurde Gustav Lewy in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Er trug die Häftlingsnummer 0422826 und wurde in dem Häftlingsblock 39 gefangen gehalten. Seit 1941 wurden Juden nicht mehr in Konzentrationslager des sog. „Altreiches“ überführt, sondern nach Osteuropa deportiert. Eine mögliche Erklärung für die Verhaftung Gustav Lewys ist die „Geiselnahme“ von Juden am 28./29.5.1942 in Berlin als Reaktion auf den Anschlag der Widerstandsgruppe um Herbert Baum auf die Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies“. Da sich an dieser Widerstandsaktion auch Juden beteiligt hatten, wurden 500 Juden gefangen genommen, von denen viele sofort erschossen wurden. Wahrscheinlich gehörte Gustav Lewy zu den Opfern, die in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht wurden. (Diese Vorgänge sind im Einzelnen von der Forschung noch nicht ganz geklärt).

Gustav Lewy erkrankte aufgrund der Haftverhältnisse schwer und verstarb am 12. Juni 1942 im Konzentrationslager Sachsenhausen.

Verantwortlich für Recherche und Text: Evelyn Krause-Kerruth, Margit Haep-Lohmann

Stolperstein Tana Stern

HIER WOHNTE
TANA STERN
GEB. LEWY
JG. 1902
DEPORTIERT 19.2.1943
AUSCHWITZ
ERMORDET 10.3.1943

Tana Stern , die am 11. Mai 1902 als Tochter von Gustav und Hulda Lewy geboren wurde, verbrachte wahrscheinlich ihre Kindheit und Schulzeit in Berlin.

In den dreißiger Jahren lebte sie bei ihren Eltern in der Friedbergstraße 34. 1942 wurde sie mit ihrem Vater in das sog. „Judenhaus“ Droysenstr. 18 eingewiesen, wo sie auch nach dessen Verhaftung weiter wohnte.

Im Dezember 1942 heiratete sie den Kaufmann Salomon Siegbert Stern, geb. am 25.9.1901 in Forst/Lausitz.

Die Ehe zwischen Tana und Siegbert Stern wurde schon nach einem Monat wieder geschieden.

Siegbert Stern hatte in den dreißiger Jahren ein kleines Geschäft für die Herstellung und den Verkauf von Damengürteln am Hausvogteiplatz besessen. Siegbert und Tana Stern mussten – wie alle noch arbeitsfähigen Juden – Zwangsarbeit leisten. Tana Stern arbeitete bei der Firma Elektrolux, die seit 1939 Rüstungsgüter für die Luftwaffe herstellte, Siegbert Stern in einer Schuhfabrik. Er wurde bei der sog. „Fabrikaktion“ am 28.02.1943 verhaftet und am 3.3.1943 nach Auschwitz deportiert. Dort wurde Siegbert Stern am 3. April 1943 ermordet.

Ab Januar 1943 wohnte Tana Stern bei der Familie Bamberger in der Barbarossastr. 60 in Schöneberg, in einer sog. „Judenwohnung“. Tana Stern und Erna Bamberger hatten sich als Zwangsarbeiterinnen bei Elektrolux kennen gelernt. Seit Anfang November 1942 stand fest, dass alle jüdischen Arbeiter und Arbeiterinnen in der Rüstungsindustrie, die bis dahin relativ „geschützt“ waren, in nächster Zeit in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert werden sollten.

Tana Stern wurde am 14. Februar 1943 verhaftet und bis zu ihrer Deportation am 19. Februar 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau in dem Sammellager Große Hamburger Straße festgehalten.

Tana Stern wurde am 10. März in Auschwitz-Birkenau ermordet.

Verantwortlich für Recherche und Text: Evelyn Krause-Kerruth, Margit Haep-Lohmann

Stolperstein Max Stern

HIER WOHNTE
MAX STERN
JG. 1884
VERHAFTET JAN.1939
SACHSENHAUSEN
TOT AN HAFTFOLGEN
30.9.1939

Max Stern wurde am 3. Juni 1879 im Kreis Strehlen in Schlesien geboren. Mit seiner Familie zog er in seiner Kindheit nach Berlin.

Nach dem Besuch des Berliner Gymnasiums „Zum Grauen Kloster“ absolvierte er in Frankfurt/M. eine kaufmännische Lehre. Nach Abschluss der Lehre ging er in die Schweiz, wo seine Familie inzwischen lebte. Er gründete mit seinem Bruder einen Postkarten- und Kunstblättervertrieb. Später betrieben die Brüder, wieder in Berlin zurück, ein Kunsthandelsgeschäft.

Im ersten Weltkrieg leistete Max Stern Kriegsdienst. Nach dem Krieg eröffnete er ein photographisches Geschäft in der Rosenthaler Straße in Berlin-Mitte.
Am 14. Mai 1919 heiratete Max Stern Elisabeth Hannemann, die nicht-jüdischer Herkunft war, und das Ehepaar zog in eine 4-Zimmer-Wohnung in der Friedbergstraße 34. Die Ehe blieb kinderlos.
In den zwanziger Jahren arbeitete Max Stern als Organisator und Vertreter in der Schreibmaschinenabteilung der AEG. 1933 wurde er entlassen und das Ehepaar musste seinen Lebensunterhalt durch den Vertrieb von Büroartikeln und Untervermietung bestreiten.
Nach der Pogromnacht 1938 wurde Max Stern auf der Straße angegriffen, misshandelt und in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Im Januar 1939 wurde er schwer krank entlassen und litt seitdem ständig unter starken Schmerzen.
Als der Hauseigentümer, ein Oberregierungsrat, drohte, die Wohnung wegen „Rassenschande“ zu kündigen, reichte das Ehepaar die Scheidung ein, um die Wohnung halten zu können. Auch nach der Scheidung vom 21.2.1939 lebte das Ehepaar weiter in der Friedbergstraße 34 zusammen. Nach der erneuten Androhung einer Kündigung wurde Max Stern in das Jüdische Krankenhaus eingeliefert. Ab dem Sommer lebte er bei einer jüdischen Familie am Kaiserdamm, wo ihn seine Ehefrau betreute und versorgte. Eine Rückkehr in die Friedbergstraße war geplant.

Am 30. September 1939 brach Max Stern auf der Straße zusammen und starb auf dem Transport in ein Krankenhaus. Sein Tod war die Folge der Misshandlungen im Konzentrationslager.
Max Stern wurde am 8. Oktober auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee beerdigt.

Verantwortlich für Recherche und Text: Evelyn Krause-Kerruth, Margret Haep-Lohmann

Stolperstein Lane Grünbaum

HIER WOHNTE
LANE GRÜNEBAUM
GEB. LEWY
JG. 1904
DEPORTIERT 14.12.1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Lane Grünebaum wurde am 6. August 1904 als zweite Tochter von Gustav und Hulda Lewy in Berlin geboren. Ihre ältere Schwester Tana war am 11. Mai 1902 zur Welt gekommen. Wahrscheinlich verbrachten beide Schwestern ihre Kindheit und Jugend in Berlin. In den dreißiger Jahren lebte Lane Grünebaum mit ihren Eltern und ihrer Schwester in der Friedbergstraße 34. Welchen Beruf sie ausübte und wie lange sie in der Zeit der Entrechtung einer frei gewählten Tätigkeit nachgehen konnte, ist nicht bekannt.

Der Hauseigentümer, ein Oberregierungsrat, zwang 1940 auf der Basis des „Gesetzes über Mietverhältnisse mit Juden“ vom 30.4.1939 die Familie, die Wohnung zu verlassen. Spätestens ab 1942 lebte die Familie in der Droysenstraße 18, in einem sog. „Judenhaus“.

Wahrscheinlich lernte Lane Lewy in dieser Zeit Josef Grünebaum kennen und heiratete ihn. Josef Grünebaum (geb. am 21.10.1902) stammte aus Franken und lebte 1939 noch in Zwickau. In Berlin leistete er Zwangsarbeit bei einer Abbruchfirma. Auch er wohnte in der Droysenstraße 18.

Ab 1940 musste auch Lane Grünebaum bis zu ihrer Deportation 1942 Zwangsarbeit leisten.

Ihre Mutter Hulda Lewy starb am 18. Januar 1942. Der Vater Gustav Lewy wurde Ende Mai/Anfang Juni 1942 verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Aufgrund der Haftverhältnisse erkrankte er schwer und starb am 12.Juni 1942 in diesem Konzentrationslager.

Am 4. Dezember 1942 heiratete ihre Schwester Tana Lewy. Lane Grünebaum war ihre Trauzeugin. 10 Tage später, am 14. Dezember 1942, wurden Lane und Josef Grünebaum in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Der Tag ihrer Ermordung ist nicht bekannt.
Ihre Schwester Tana wurde am 10. März 1943 in Auschwitz-Birkenau ermordet.

Verantwortlich für Recherche und Text: Evelyn Krause-Kerruth, Margret Haep-Lohmann

Stolperstein Josef Grünebaum

JOSEF GRÜNEBAUM
JG. 1902
‘SCHUTZHAFT’ 1938
BUCHENWALD
DEPORTIERT 14.12.1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Josef Grünebaum wurde am 21. Oktober 1902 in Miltenberg in Franken geboren. Solange Josef Grünebaum einer frei gewählten Tätigkeit nachgehen konnte, war er Kaufmann wie sein Vater.

In den 1920-er Jahren heiratete er Selma Abraham. Im Oktober 1928 wurde der Sohn Günther Simon geboren. Die Familie lebte in Okriftel am Main. Josef Grünebaum arbeitete als Reisender und Angestellter im Geschäft seiner Schwiegermutter. Die Ehe wurde 1932 geschieden.

Josef Grünebaum verließ nach der Scheidung das Main-Gebiet und lebte in Berlin und Zwickau. Auch sein Sohn kam später nach Berlin, weil er aufgrund der zunehmenden antisemitischen Repressionen während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Okriftel nicht mehr die Schule besuchen konnte.

Nach der Reichspogromnacht 1938 wurde Josef Grünebaum von der Staatspolizei Zwickau verhaftet und am 13. November in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Am 13. Januar 1939 wurde er wieder entlassen. Ziel der Verhaftungen nach der Pogromnacht war es, die jüdische Bevölkerung zur Flucht zu treiben.

Sein Sohn konnte durch einen Kindertransport nach England der Verfolgung entkommen. Nach dem Krieg wanderte er in die USA aus und lebte in New Jersey.

Josef Grünebaum kehrte nach der Haftentlassung wahrscheinlich nach Berlin zurück, wo er Lane Levy, seine zweite Ehefrau, kennen lernte. Wir wissen nicht, wie und wo sie sich kennen lernten und wann sie heirateten. 1942 lebten beide in dem „Judenhaus“ Droysenstr. 18.

Ab dem 28. September 1941 musste Josef Grünebaum Zwangsarbeit in einer Zehlendorfer Abbruchfirma leisten. Am 4. Dezember 1942 nahmen Josef und Lane Grünebaum noch an der Trauung von Lanes Schwester Tana Levy teil.

Zehn Tage später, am 14. Dezember 1942, wurden Josef und Lane Grünebaum in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Der Tag der Ermordung ist nicht bekannt.

Text: Evelyn Krause-Kerruth