HIER WOHNTE
MARGARETE MEYER
JG. 1881
DEPORTIERT 18.10.1941
LODZ / LITZMANNSTADT
ERMORDET 25.1.1942
Am 8. Juli 1881 kam in Hohensalza (Inowrocław/Kreis Posen) Margarete Meyer zur Welt. Sie selbst schrieb ihren Namen Margareta. Von ihren Eltern ist nur bekannt, dass der Vater Adolf Meyer ein Kaufmann war und ihre Mutter Sara hieß. Genaueres zu ihrem familiären Hintergrund wissen wir nicht.
Margarete machte eine Gesangsausbildung und galt in Berlin als Konzertsängerin. Offenbar hatte sie auch als Gesangslehrerin einen staatlichen Abschluss gemacht. Es ist jedoch nicht bekannt, in welchem Rahmen Margarete als Konzertsängerin oder Gesangslehrerin tätig war.
In den 1920er-Jahren zog sie als Untermieterin zu der Putzmacherin Ella Norden in die Motzstraße 76. Im selben Haushalt lebte bis zu ihrem Tod auch Ellas Mutter Helene Norden. Die drei Frauen verband eine tiefe, über ein Mietverhältnis weit hinausgehende Freundschaft. Als Helene Norden in den frühen Morgenstunden des 7. März 1928 starb, war Margarete Meyer an ihrer Seite. Sie bezeichnete Ellas Mutter als eine „geliebte mütterliche Freundin“.
Ella Norden gab 1932 ihren „Putzmacher – Salon“ in der Motzstraße auf und beide Frauen zogen in eine repräsentative Wohnung in der Beletage an den Ludwigkirchplatz, Pariser Straße 45. Margarete war weiterhin als Untermieterin von Ella Norden gemeldet.
1941 begannen die ersten Massendeportationen der jüdischen Bevölkerung. In erster Linie wurden die Berliner Jüdinnen und Juden verschleppt, die in großen Wohnungen lebten. Es sollte Wohnraum für NS–Funktionäre und Bombengeschädigte geschaffen werden.
Margarete Meyer und Ella Norden, die so viele Jahre ihres Lebens miteinander verbracht hatten, wurden zusammen am 18. Oktober 1941 aus ihrer gemeinsamen Wohnung geholt.
Vom Bahnhof Grunewald aus fuhr der erste Deportationszug mit 1.000 Berliner Jüdinnen und Juden in das Ghetto Łódż, von den Nazis in Litzmannstadt umbenannt. Damals war das Ghetto schon mit 160.000 Menschen überfüllt, die neu hinzukommenden Menschen fanden eine unvorstellbare Enge vor. Mehrere Personen teilten sich ein Zimmer, auf jeden kamen nur 3 qm Wohnraum zum Leben, ohne fließendes Wasser, keine Kanalisation. Die menschenunwürdigen Verhältnisse waren darauf angelegt, die Insassen durch Hunger, Krankheit und Überarbeitung zu zerstören.
Margarete und Ella wurden zusammen in einer der primitiven Unterkünfte in der Alexanderhofstraße 17, Wohnung 1 a, untergebracht.
Margarete Meyer, auch bei der Aufnahme im Ghetto noch als „Konzertsängerin“ bezeichnet, überlebte den Hunger, die grassierenden Krankheiten und die katastrophalen hygienischen Verhältnisse nur um drei Monate. Sie starb am 25. Januar 1942.
Am 15. Februar, also nur 3 Wochen später, starb auch ihre Freundin Ella Norden an Auszehrung.
Recherche und Text: Karin Sievert, Stolperstein Initiative Charlottenburg – Wilmersdorf
Quellen:
Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945
Berliner Adressbücher – Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Gottwald/Schulle „Die Judendeportationen aus dem Deutschen Reich 1941 – 1945“
Loose: „Berliner Juden im Getto Litzmannstadt 1941 – 1944
Yad Vashem – Opferdatenbank
Arolsen Archives
Mapping the Lives
Landesarchiv Berlin, Personenstandsunterlagen über Ancestry