Charlottenburg-Wilmersdorf - Der City-Bezirk des Berliner Westens

Am 1. Januar 2001 wurden die damaligen Berliner Bezirke Charlottenburg und Wilmersdorf verbunden zum neuen Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf mit rund 315.000 Einwohnern. Es ist der City-Bezirk des Berliner Westens mit dem Kurfürstendamm als pulsierendem Mittelpunkt. Aber der Bezirk hat viel mehr zu bieten von der Gedächtniskirche bis zum Teufelsberg, vom Havelstrand bis zur Technischen Universität, vom Olympiastadion bis zum Horst-Dohm-Eisstadion, vom Schloss Charlottenburg bis zum Volkspark Wilmersdorf, von der Deutschen Oper bis zur Schaubühne.

Das Dorf Lietzow wurde 1239 als Lucene erstmals erwähnt. Es erhielt eine besondere Bedeutung durch den Bau des Schlosses Lietzenburg seit 1695. Kurfürst Friedrich III, der spätere preußische König Friedrich I, schenkte seiner Gemahlin Sophie Charlotte die Gemeinde Lietzow und Umgebung zum Bau einer Sommerresidenz. Südlich des Schlosses entstand entlang der heutigen Schloßstraße eine kleine Ansiedlung von Hofbediensteten. Nach dem frühen Tod der Königin erhielten das Schloss und die Ansiedlung 1705 den Namen Charlottenburg. Der König verlieh der Ansiedlung ebenfalls im Jahr 1705 Stadtrechte. 1720 wurde das Dorf Lietzow nach Charlottenburg eingemeindet.

Seit 1878 entstand mit der Technischen Universität, der heutigen Universität der Künste in Charlottenburg, der Firma Siemens und anderen Unternehmen und Instituten ein bedeutendes wissenschaftliches und technisches Zentrum.

Am Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich mit dem Ausbau des Kurfürstendammes zum Großstadtboulevard in Charlottenburg und Wilmersdorf eine City, die sich schnell zur lebhaften Konkurrenz zur alten Berliner Stadtmitte Unter den Linden und an der Friedrichstraße mauserte. Die Mischung aus Kultur, Kommerz und Gastronomie bei einem gleichzeitig hohen Anteil großzügiger Wohnungen in den jungen Großstädten Charlottenburg und Wilmersdorf wurde innerhalb weniger Jahre zu einem der Hauptanziehungspunkte im damaligen Großraum Berlin. 1896 entstand das Theater des Westens, 1907 das Schiller Theater und das Kaufhaus des Westens, 1912 das Opernhaus, das im Zweiten Weltkrieg zerstört und an dessen Stelle 1961 die Deutsche Oper Berlin neu eröffnet wurde.

1920 wurde Groß-Berlin gebildet, Charlottenburg und Wilmesdorf wurden Berliner Bezirke. In den 20er Jahren erlebte “Berlin W” als westliche City Berlins rund um den Kurfürstendamm in Charlottenburg und Wilmersdorf als City-Filiale und international berühmte Flaniermeile ihren vorläufigen Höhepunkt: Moderne Kinos, Theater, Kabarettbühnen, Revuen, Tanzcafés und schicke Geschäfte lockten Touristen ebenso wie Berlinerinnen und Berliner in die westliche City. Wer das historische Berlin erleben wollte, ging zum Alexanderplatz und flanierte über die Linden zum Brandenburger Tor. Wer das moderne, quirlige, internationale Berlin am Puls der Zeit erleben wollte, der suchte es “rund um die Gedächtniskirche rum”; – wie eine der populären Revuen damals hieß. Für den amerikanischen Schriftsteller Thomas Wolfe war der Kurfürstendamm damals “das größte Caféhaus Europas”.

Aber die neuen Berliner Bezirke Charlottenburg und Wilmersdorf – das war nicht nur die westliche City. Dazu gehörten vornehme Villenkolonien wie Westend und Grunewald, ausgedehnte bürgerliche Wohngegenden, etwa in Schmargendorf, im Rheingauer Viertel rund um den Rüdesheimer Platz, in Eichkamp oder entlang der Heerstraße, aber auch moderne Wohnsiedlungen wie Siemensstadt. Dazu gehörten große Laubenkolonien und ein großer Teil des Grunewaldes – beliebtes Ausflugsziel für alle Berlinerinnen und Berliner.
Dazu gehörten das Messegelände mit dem 1926 eröffneten Funkturm, die 1921 als erste Autorennstrecke in Deutschland gebaute Avus und das für die Olympischen Spiele 1936 gebaute Olympiastadion.

Der Nationalsozialismus zerstörte vieles, vor allem durch die Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung. Charlottenburg und Wilmersdorf waren seit den 20er Jahren die beiden Bezirke mit dem höchsten Anteil jüdischer Bevölkerung. Viele Juden hatten als Unternehmer, Künstler, Intellektuelle, Schriftsteller und Mäzene einen großen Anteil an der internationalen Ausstrahlung des Berliner Westens. Nachdem die inneren Grundlagen dieser Erfolgsgeschichte zerstört waren, wurde im Zweiten Weltkrieg auch äußerlich sichtbar viel wertvolle Bausubstanz vernichtet. Als Mahnmal gegen den Krieg zeugt der Ruinenturm der Gedächtniskirche davon.

Weithin sichtbares Ergebnis der Trümmerbeseitigung nach dem Zweiten Weltkrieg ist der Teufelsberg, mit 115 Metern ebenso hoch wie die höchste natürliche Erbhebung Berlins, die Müggelberge in Köpenick. Neue Wohnanlagen wurden gebaut, 1958 das Le-Corbusier-Haus, 1960 die Paul-Hertz-Siedlung und 1982 die spektakuläre Stadtautobahnüberbauung an der Schlangenbader Straße.

Mit der Teilung der Stadt wurde die frühere City-Filiale zur neuen City West-Berlins, zum “Schaufenster des Westens”. Neue Wahrzeichen entstanden wie das Europa-Center und das Internationale Congress Centrum ICC.

Seit dem Fall der Mauer 1989 gibt es wieder einen Wettbewerb zwischen den Berliner Zentren, und die Vielfalt Berlins macht den Reiz der Stadt aus. Seit 1990 hat sich die City-West kontinuierlich modernisiert, und in Charlottenburg-Wilmersdorf sind bedeutende Neubauten entstanden – mit der Spreestadt zwischen Landwehrkanal und Spree sogar ein neues Stadtviertel, das an die Tradition des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandorts Charlottenburg anknüpft. Ab 2009 soll ein riesiges Aussichtsrad am Bahnhof Zoo zusätzlich Touristen anziehen.

Aber auch heute gilt: Wer die westliche City kennt, der kennt noch lange nicht den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Der hat noch viel mehr zu bieten – von der Waldbühne bis zur Bar jeder Vernunft, vom Grunewaldturm bis zum Museum Berggruen.