Thema des Monats Februar 2009

Quartiersmanagement in Charlottenburg-Wilmersdorf notwenig?

Die Bezirksverordnetenversammlung diskutiert

Mierendorffplatz

Mierendorffplatz

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung fördert im Rahmen ihres Schwerpunktprogramms “Soziale Stadt” einzelne Quartiere, die besonderer Unterstützung bedürfen. In Charlottenburg-Wilmersdorf wurden solche Quartiere bisher nicht ausgewiesen. Im Rahmen eines bezirklichen Stadtteilmanagements kümmert sich das Bezirksamt gemeinsam mit Kooperationspartnern jedoch besonders um den Klausenerplatzkiez und den Mierendorffkiez.

SPD-Fraktion

Ein gut organisiertes und ausreichend finanziertes Quartiersmanagement (QM) würde unseren Bezirk bereichern, wie entsprechende Ergebnisse in Neukölln zeigen. Ein Quartiersverfahren rund um den Klausenerplatz hat sehr gute Ansätze entwickelt.
Unser politisches Ziel ist es daher, bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und im Bezirk dahingehend zu wirken, dass im Zuge der sozialen Stadtentwicklung rund um den Mierendorffplatz ebenfalls ein Quartiersmanagement eingerichtet wird. Denn die Vernetzung von bürgerschaftlichem Engagement und sozialen staatlichen Aufgaben zur Förderung von Bildung, Integration, Vorsorge und Arbeit sowie das gemeinsame Leben der Generationen im Kiez ist ein Gewinn für alle.
Annegret Hansen

CDU-Fraktion

Berlin hat – beginnend im Jahre 1999 – schon in acht Bezirken 33 ausgewiesene Gebiete des sogenannten Quartiermanagements in vier verschiedenen Interventionsstufen. Mit Hilfe einer Steuerungsperson, eines Büros und eines Fonds soll mit staatlichen Förderungsmitteln von der EU, dem Bund und dem Land Nachbarschafts(selbst-)hilfe gefördert werden, um ein Wohngebiet sozial (und wohl auch lokalwirtschaftlich) zu stabilisieren. Dabei sind die soziale Zusammensetzung der Bevölkerung, ihr Einkommen und ihre – auch städtebaulichen – Probleme entscheidende Bedarfskriterien. Hinsichtlich der knappen, befristeten Finanzmittel für ärmere Problemgebiete wundert es nicht, dass es stattdessen Stadtteilmanagement für die Gebiete um den Klausener- und den Mierendorffplatz seitens des Bezirks gibt. Entscheidend ist, die soziale Infrastruktur und Nachbarschaftsinitiativen verlässlich zu unterstützen. Notwendig ist, ein Quartiersmanagement gar nicht erst notwendig werden zu lassen.
Ralph Schöne

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

Quartiersmanagement in unserem Bezirk gibt es seit vielen Jahren. Anders als die finanziell hoch geförderten Projekte in Gebieten mit besonderem Entwicklungsbedarf wurde aus Sanierungsmitteln am Klausenerplatz mit Argus und dem Kiezbüro eine engagierte, lebendige Kiezkultur entwickelt. Seit fast zwei Jahren werden rund um den Mierendorffplatz zusammen mit der Dorfwerkstadt Aktivitäten der AnwohnerInnen unterstützt. Am Leon-Jessel-Platz und am Rüdesheimer Platz gibt es rührige Anwohnerinitiativen. Am „Stutti“ arbeiten Menschen seit Jahren, um einen lebenswerten Platz zu erhalten. Dringend muss das Engagement in Charlottenburg-Nord verstärkt werden. Dort müssen AnwohnerInnen, Wohnungsgesellschaften, Unternehmen und bezirkliche Einrichtungen zusammengebracht werden. Deshalb fordern wir Grünen, dass sich der Bezirk beim Senat hierfür um zusätzliche Mittel bewirbt.
Jürgen Hess

FDP-Fraktion

Leider ist in einigen Stadtteilen des Bezirks Quartiersmanagement notwendig. “Leider”, weil das die Folge des Versagens des Senats oder des Bezirksamtes an sich ist. Bei guter Stadtpolitik von Land und Bezirk bedürfte es keines Quartiermanagements etwa am Klausenerplatz. Der Stadtteil wäre sozial und wirtschaftlich gesund, Deutsche und Ausländer würden gut miteinander auskommen. Doch die Bürger können sich nicht allein helfen, weil die Politik versagt hat. Nun tut das Management so, als könne es die Lage verbessern. Wäre das so, würde das Quartiersmanagement sich im Erfolgsfalle langsam überflüssig machen. Dass das allerdings beispielsweise von der Linkspartei so gewünscht ist, kann bezweifelt werden. Und so muss man vermuten, manche wollen das Quartiersmanagement nur, um die Bürger auch vor Ort zu bevormunden. So etwas ist im Bezirk allerdings überhaupt nicht notwendig.
Jürgen Dittberner

Fraktion Die Linke

Quartiersmanagement neu gedacht
Ist ein Quartier, ein Kiez, ein Stadtteil zum sozialen Brennpunkt geworden – oder von einer solchen Entwicklung bedroht – dann, und nur dann, wird ein “Management” organisiert, um Akteure dieses Quartiers einzubinden, um bürgerschaftliches Engagement zu stärken oder zu organisieren, um dem Kiez die Möglichkeit zu geben, sich positiv zu entwickeln.
Dieses Verfahren ist nicht zu kritisieren, die Erfolge mancherorts sprechen dafür. Aber warum solange warten? Warum etwas nachträglich – und quasi extern – “managen”, statt rechtzeitig vorhandene Strukturen zu stärken? Stadtteilbezogene Kooperationen von Vereinen, Initiativen, Institutionen und nicht zuletzt auch engagierten Gewerbetreibenden lassen sich auch initiieren, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist.
Es wird darauf ankommen, über die notwendigen Rahmenbedingungen nachzudenken, eventuell Anregungen aufzunehmen oder zu geben, damit gesellschaftliche Partizipation sich vor Ort entwickelt. Dies wäre auch die erforderliche Basis für den Ausbau des Bürgerhaushalts.
Hans-Ulrich Riedel