Rede der Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen zum Jahresendempfang 2009 von BAREX e.V. am 22.10.2009 im Steigenberger Hotel

Rede der Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen

Zum Jahresendempfang 2009 von BAREX e.V. am 22.10.2009

im Steigenberger Hotel, Los-Angeles-Platz 1

Sehr geehrter Herr Gündüz!
Sehr geehrte Damen und Herren!

Vielen Dank für die Einladung zu Ihrem Jahresendempfang. Ich habe mich sehr darüber gefreut und bin gerne gekommen.
Ich bin vor allem deshalb sehr gerne gekommen, weil hier einmal nicht geschimpft wird über den mangelnden Integrationswillen von Menschen mit Migrationshintergrund, sondern weil hier besonders gute Beispiele für gelungene Integration herausgestellt und geehrt werden. Ich finde es sehr bedauerlich, dass seit Wochen wieder einmal fast nur über Integrationsprobleme diskutiert wird, ausgelöst durch einige völlig abwegige Äußerungen des ehemaligen Berliner Finanzsenators und jetzigen Bundesbankvorstandes Thilo Sarrazin. Es gibt inzwischen so viele gute Beispiele für erfolgreiche Integrationsbemühungen, dass wir keinen Grund dazu haben, uns nur darüber zu beklagen, dass Integration nicht funktioniert und ansonsten die Hände in den Schoß zu legen. Im Gegenteil: Die Integration funktioniert in vielen Fällen, und wir können und müssen alles dafür tun, dass sie auch dort funktioniert, wo es bisher noch Probleme gibt.
Denn wir, die Deutschen, sind darauf angewiesen, dass die Kinder mit Migrationshintergrund bei uns erfolgreich die Schule besuchen, dass sie gut ausgebildet werden, dass sie ihre Chance ergreifen und in unserem Land arbeiten, Karriere machen, Steuern zahlen und vielleicht sogar ihrerseits Arbeitsplätze schaffen.
Wir wissen, dass Integration keine Selbstverständlichkeit ist, sondern dass wir verstärkt bessere Bildungsangebote machen müssen zum Lernen der Sprache und letztlich auch zur Entwicklung einer persönlichen Aufstiegsperspektive in unserer Gesellschaft.
Wir müssen aufpassen, dass wir Menschen mit Migrationshintergrund nicht immer und ausschließlich nur mit Problemen in Verbindung bringen. Der Eindruck darf sich nicht verfestigen, dass Menschen mit Migrationshintergrund nur Probleme mit sich bringen.
Dieser Eindruck wäre falsch. Dafür sind Sie als Vereinigung von überwiegend türkischstämmigen Berliner Arbeitgebern und Existenzgründern der beste Beweis. Mehr als 6.000 türkischstämmige Gewerbetreibende in Berlin schaffen Arbeits- und Ausbildungsplätze und tragen maßgeblich zur wirtschaftlichen Dynamik der Stadt bei.
Wir wissen: Berlin hat einen großen Teil seiner erfolgreichen Entwicklung den Ausländerinnen und Ausländern zu verdanken, die sich hier angesiedelt haben, die sich integriert haben, die unsere Stadt mit geprägt haben.
Wir müssen erreichen, dass alle Menschen in unserem Land sich mit ihrem jeweils unterschiedlichen kulturellen Hintergrund frei entfalten können, damit sie zum kulturellen Reichtum und zum Erfolg unseres Landes nach besten Kräften beitragen können.
Integration meint eben gerade nicht Assimilation. Es geht nicht um die Aufgabe der eigenen Kultur.
Im Gegenteil: Unsere deutsche Geschichte lehrt uns, dass wir kulturell und wissenschaftlich immer dann erfolgreich waren, wenn verschiedene Kulturen sich in unserem Land in der Mitte Europas getroffen haben, wenn sie sich vermischt und gegenseitig befruchtet haben.
So wollen wir auch heute zusammenleben, ohne zu verleugnen, dass wir unterschiedlich sind. Wir wollen eine pluralistische Gesellschaft, in der die verschiedenen Kulturen miteinander ins Gespräch kommen und im Gespräch bleiben.
Deshalb freue ich mich sehr darüber, dass Sie als türkischstämmige Unternehmerinnen und Unternehmer diese Kommunikation immer wieder anbieten und organisieren. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Vereinigung BAREX e.V. dabei weiterhin viel Erfolg.