Rede der Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen zum kurdischen Neujahrsfest "Newroz" am 23.3.2005, um 19.00 Uhr im Rathaus Charlottenburg, Festsaal

Rede der Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen

zum kurdischen Neujahrsfest "Newroz"

am 23.3.2005, um 19.00 Uhr im Rathaus Charlottenburg, Festsaal

Sehr geehrter Herr Dr. Faki!
Sehr geehrte Frau Tank!
Sehr geehrte Damen und Herren!

Herzlich willkommen im Rathaus Charlottenburg. Ich freue mich, dass Sie, die Vereinigung kurdischer Ärzte mit Ihren Gästen, zu uns gekommen sind, um Ihr 2617. Neujahrsfest mit uns gemeinsam zu feiern. Ich wünsche Ihnen ein gutes, glückliches, gesundes und friedliches Neues Jahr, und ich kann gut verstehen, dass Sie erst jetzt mit diesem Neuen Jahr beginnen. Denn in den letzten Wochen haben wir doch eher den Rest des alten erlebt: kalte Wintertage, warme Kleidung, gefrorene Seen, gefrorene Böden und Sehnsucht nach Wärme.

Ich finde es sehr einleuchtend, wenn der Jahresbeginn zusammen fällt mit dem Führjahrsbeginn, mit dem Erwachen der Natur und unseren eigenen Frühlingsgefühlen, mit denen wir jedes Jahr wieder staunen über das neue Grün, die Blumen, das Vogelzwitschern und die ersten warmen Tage in der Sonne.

Auch in diesem Jahr mischen sich wohl in die Frühlingsgefühle auch Sorgen und Ängste wegen der Situation im Irak. Ich hoffe, dass dort endlich die Chance für eine friedliche Entwicklung ergriffen werden kann. Dort kommt jetzt alles darauf an, dass alle Bevölkerungsgruppen gleichmäßig an den politischen Entscheidungsprozessen beteiligt werden, und das bezieht sich insbesondere auch auf die Kurden. Auch Deutschland beteiligt sich tatkräftig an der Gestaltung und Sicherung des Friedens, wenn auch nicht mit Soldaten. Wir können nur alle wünschen, dass wir nicht Recht behalten mit unseren Befürchtungen, sondern dass der Terror endlich aufhört und dass von einem demokratischen Irak aus eine demokratische und friedliche Entwicklung in den arabischen Ländern mit gefördert wird.

Auch für die Türkei gilt aus meiner Sicht: Der Wunsch nach einer Mitgliedschaft in der Europäischen Union kann nur erfüllt werden, wenn die Türkei eine friedliche und demokratische Weiterentwicklung in ihrem Land garantieren kann. Und dabei müssen wir erster Linie immer wieder kritisch nachfragen: Wie geht man in der Türkei mit den Minderheiten um, insbesondere mit den Kurden? Werden ihnen demokratische Mitbestimmungsrechte garantiert? Aus aktuellem Anlass stellt sich insbesondere auch die Frage: Wie geht die Türkei mit den Frauen um? Werden sie als gleichberechtigte Menschen im Staat anerkannt? Und wie dürfen sie öffentlich für ihre Rechte eintreten?

Der Wunsch nach Frieden steht immer an erster Stelle bei den guten Wünschen zum Neuen Jahr, und das wünsche ich Ihnen und uns allen.

Das gilt auch für das friedliche Zusammenleben in unserer Stadt und in unserem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Wir wollen unser diesjähriges großes Jubiläum “300 Jahre Charlottenburg” dafür nutzen, gemeinsam zu feiern, und ich lade Sie schon jetzt herzlich ein zu unserem großen Jubiläumsfest vom 17. bis 19. Juni vor dem Schloss Charlottenburg und in der Schloßstraße. Außerdem werden wir auch in diesem Jahr wieder ein Fest der Nationen feiern, und zwar vom 9. bis zum 11. September auf dem Prager Platz.

Es ist ein Fest der Völkerverständigung und des friedlichen Zusammenlebens vieler Nationen in unserer Stadt. Auch in diesem Jahr ist es zugleich ein Kiezfest für die Anwohnerinnen und Anwohner und ein internationales Fest für viele Gäste aus Berlin und anderswo. Es ist ein Fest vieler Nationen für ein Publikum aus vielen Nationen – schließlich leben in unserem Bezirk Menschen aus mehr als 100 Ländern.

Ich würde mich freuen, wenn Sie mit uns feiern würden, so wie wir heute mit Ihnen Newroz feiern.

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